Am 17. August 1993 leitete die Polizei von Los Angeles eine Untersuchung gegen Michael Jackson ein, weil er angeblich einen 13-jährigen Jungen namens Jordan Chandler sexuell missbraucht hatte. Im ersten Abschnitt dieses Artikels gehen wir auf den Chandler Fall ein.
[Chronologische Auflistung der Ereignisse mit Links zu ausführlicheren Beiträgen und Quellenangaben siehe Die Chronologie der Anschuldigungen von 1993; Anm.d.Übers.]
Inhaltsverzeichnis hier ausklappen
- Lerne die Familie Chandler kennen
- Evan Chandler wendet sich gegen Michael Jackson
- Evan Chandler beginnt zu planen
- Jordan Chandler „gesteht“
- Evan Chandlers finanzielle Forderungen
- Die Anschuldigungen werden öffentlich
- Demütigung Jacksons
- Der Vergleich
- Die selektive Publicity-Schüchternheit der Chandlers
- Die Nachwirkungen
- Weiterführende Beiträge:
- Alle Beiträge zu den Vorwürfen:
Lerne die Familie Chandler kennen
[Ausführlichere Informationen und Quellenangaben siehe Michael Jacksons erste Ankläger: die Chandler Familie; Anm.d.Übers.]
Es gibt auch mehrere Berichte darüber, dass Evan Chandler jähzornig und ausfallend war. Zum Beispiel schlug Evan David Schwartz im September 1993, als sie im Büro ihres Zivilanwalts Larry Feldman ihre Klage gegen Jackson besprachen. Sogar Evans treuer Bruder Ray Chandler musste dies in einem Artikel, den er 2005 für seine Website schrieb, zugeben, obwohl er versuchte, es als „einmaligen Kampf“ in der Hitze eines Streits über das Geld aus dem Vergleich, das sie noch nicht einmal erhalten hatten, herunterzuspielen. (Details dazu später in diesem Artikel.) In einer Klage, die Schwartz später gegen Evan einreichte, erwähnte er weitere Vorfälle, bei denen Evan ihn angeblich körperlich angegriffen hatte, und in einer Aussage aus dem Jahr 1994 erwähnte June Chandler einen Vorfall, bei dem ein Streit zwischen Evan und seiner zweiten Frau Nathalie handgreiflich geworden war (in einigen Schriften wird für Nathalie das Pseudonym „Monique“ verwendet). Einer anderen Quelle zufolge verließ June Evan „wegen seines Temperaments“.
Mehr als ein Jahrzehnt später gipfelte Evans körperliche Gewalt in einem Angriff auf seinen Sohn Jordan. Laut Gerichtsdokumenten „schlug Evan Chandler [Jordan] am 6. Juli 2005 von hinten mit einem zwölfeinhalb Pfund schweren Gewicht auf den Kopf, besprühte seine Augen mit Pfefferspray und versuchte, ihn zu würgen”. Ein Richter stellte später fest, „dass das Gewicht schwere Körperverletzungen oder den Tod hätte verursachen können”. Am 5. August 2005 erwirkte Jordan eine einstweilige Verfügung gegen seinen Vater, sein Antrag auf endgültiges Kontaktverbot wurde jedoch abgelehnt. Dies war nicht das Ende der Rechtsstreitigkeiten zwischen Evan und Jordan Chandler. Am 24. Juli 2005 reichte Evan Chandler eine Klage gegen Jordan ein, bei der es um Jordans Treuhandfonds ging, in den das Geld aus dem Vergleich in diesem Fall eingezahlt wurde. Die Klage wurde 2007 abgewiesen.
Die Journalistin Diane Dimond (die in Ray Chandlers Buch „All That Glitters“1 als Evan Chandlers „engste Verbündete“ in den Medien bezeichnet wird) berichtete nach Evans Tod 2009, dass Evan an einer bipolaren Störung litt.
Evan Chandler wendet sich gegen Michael Jackson
[Ausführlichere Informationen und Quellenangaben siehe Evan Chandlers „Verdächtigungen“ gegen Michael Jackson; Anm.d.Übers.]
Das war die Familiendynamik, in die Jackson als neuer Freund hineingeriet. Im Februar 1993 lud er June, Jordan und Jordans jüngere Schwester zum ersten Mal zu einem Besuch seiner Neverland-Ranch ein. Von da an besuchte die Familie häufig Neverland, Jacksons Wohnung in Century City und begleitete ihn auf Reisen innerhalb und außerhalb der USA. Laut June Chandlers Aussage aus dem Jahr 2005 übernachtete Jackson auch ein paar Mal in ihrem Haus.
Jackson hatte Evan erst am 20. Mai 1993 kennengelernt. Das war das erste Mal, dass sie sich im Haus von June begegneten. Jackson lud Evan am nächsten Tag in seine Wohnung in Century City ein, und Evan lud den Star am 22. und 23. Mai ein, das Wochenende mit seiner Familie (seiner zweiten Frau und ihren beiden Kindern) und Jordan in seinem Haus zu verbringen. Dann lud Evan Jackson erneut ein, das Memorial-Day-Wochenende vom 28. bis 30. Mai bei ihnen zu verbringen.
Evan behauptete später, dass er zwischen dem 28. und 30. Mai den „Verdacht“ hatte, dass Jackson Jordan sexuell belästigte. Dieser angebliche Verdacht hielt ihn jedoch nicht davon ab, Jackson zum Schlafen in das Zimmer seines Sohnes zu bringen.
In Ray Chandlers Buch wird ein Grund für Evans „Verdacht“ genannt, nämlich die große Menge an Geschenken, die Jackson für Jordan kaufte und die – laut Evan – für Jordans Alter „unangemessen“ waren: Es handelte sich um Plastikarmee-Männer und anderes Spielzeug, das laut Evan für jüngere Kinder geeignet war.
Ein weiteres Anzeichen für sexuellen Missbrauch war laut Evan, dass Jackson und Jordan die Gesellschaft des anderen zu sehr genossen, zusammen spielten und Evan sich ausgegrenzt fühlte. „Michael und Jordie waren den ganzen Tag in ihrer eigenen kleinen Welt unterwegs, als ob Evan nicht existierte“ – schreibt Ray Chandler in seinem Buch. In dem Buch heißt es: „’Es hätte ein eindeutiges Zeichen sein müssen’, erinnerte sich Evan Wochen später, als Jordie an jenem Abend in engen schwarzen Hosen, weißen Socken, schwarzen Halbschuhen und einem schwarzen Filzhut ins Haus kam und Michael direkt hinter ihm in der gleichen Aufmachung hereinspazierte. Oder als sie nach dem Abendessen gemeinsam ins Wohnzimmer rannten und die Tür hinter sich schlossen, während ich allein an der Geschichtsarbeit arbeitete. Oder dass Michael Jordie nicht ein einziges Mal beim Namen nannte und ihn stattdessen mit liebevollen Spitznamen wie ‘Applehead’ und ‘Doo Doo Head’ bezeichnete.“ (Anmerkung: Jackson hat diese Namen vielen Leuten gegeben, auch seinen eigenen Kindern).
Inwiefern Spielzeug für jüngere Kinder, gemeinsames Spielen, Freude an der Gesellschaft des anderen, alberne Spitznamen und die Tatsache, dass Jordan sich genauso kleidet wie sein Lieblingspopstar, der zufällig auch sein Freund ist, ein Anzeichen für sexuellen Missbrauch oder eine sexuelle Beziehung ist, wird nie erklärt.
Laut Ray Chandlers Buch fragte Evan Jordan an jenem Wochenende, ob die Beziehung zwischen ihm und dem Star sexuell sei, woraufhin Jordan antwortete: „Das ist ekelhaft! Ich stehe nicht auf so etwas.“
Es ist klar, dass Evan begann, auf die Freundschaft zwischen Jackson und seinem Sohn eifersüchtig zu werden. An diesem Wochenende geschahen auch noch einige andere Dinge. Zum einen bat Evan Jackson, einen Anbau an sein Haus zu bauen, was Jackson ablehnte. Evan wollte auch, dass Jackson ihm bei seiner Karriere als Drehbuchautor hilft und ihn zu einem Partner in seiner Filmfirma machen, aber auch dazu war der Star nicht bereit. Zu diesem Zeitpunkt begann Evan plötzlich, sexuellen Missbrauch durch den Star zu vermuten.
Es gibt noch eine weitere bemerkenswerte Geschichte in dem Chandler-Buch über dieses Memorial-Day-Wochenende. Demnach klagte Jackson eines Morgens über schreckliche Kopfschmerzen. Bei dieser Gelegenheit betäubte Evan Jackson mit Hilfe seines Freundes Mark Torbiner, einem Anästhesisten. Evan behauptet, sie hätten dem Star Toradol gegeben, ein nicht-narkotisches Äquivalent zu Demerol. In dem Buch heißt es, dass der Star daraufhin betrunkenheitsähnliche Symptome zeigte: „Er verhielt sich seltsam, brabbelte unzusammenhängend und sprach undeutlich“. Nach einer Weile kam der Entertainer wieder zu sich und war in einem einigermaßen kohärenten, aber immer noch ungehemmten Zustand. Evan beschloss, die Situation auszunutzen und ihm Fragen über seine Sexualität zu stellen, ob er schwul sei. Jackson antwortete, er sei es nicht. Dem Buch zufolge fühlte sich Jackson nicht wohl und blieb den ganzen Tag im Bett – und trotz der späteren Behauptung, Evan habe den Verdacht, dass Jackson Jordan belästigt habe, ließ er den Entertainer im Schlafzimmer seiner beiden Söhne schlafen.
Es ist anzumerken, dass die Schauspielerin Carrie Fisher in ihrer Autobiografie „Shockaholic“ sowohl Evan Chandler als auch seinen Anästhesisten als zwei dieser zwielichtigen Hollywood-Ärzte beschrieb, die Medikamente missbrauchten. (Fisher war zu dieser Zeit Patientin von Evan Chandler.) Es bleibt also fraglich, ob sie Jackson an diesem Tag wirklich Toradol oder etwas anderes gegeben haben und welche Absicht sie damit verfolgten.
Evan Chandler beginnt zu planen
[Ausführlichere Informationen und Quellenangaben siehe Evan Chandlers „Verdächtigungen“ gegen Michael Jackson; Anm.d.Übers.]
Am Vatertag (20. Juni) weigerte sich Jordan, seinen Vater anzurufen, was Evan dazu veranlasste, June und Jordan zu drohen: „Ich will dir mal was sagen, June. Er ruft mich besser an, und zwar bald, sonst wird es euch allen leidtun. Ihr kennt mich doch. Ich habe genug!“
Außerdem hinterließ er am 7. Juli auf Junes Anrufbeantworter eine Drohbotschaft, in der er sagte: „June, spiele diese Nachricht unbedingt für Michael und Jordie ab. Ihr seid alle drei verantwortlich für das, was hier vor sich geht. Keiner ist eine neutrale Partei. Da Jordie sich wiederholt geweigert hat, meine Anrufe zu beantworten, wird dies mein letzter freiwilliger Versuch sein, zu kommunizieren. Ich werde diesen Freitag bei Ihnen zu Hause in San Lorenzo sein. 9. Juli, um 8:30 Uhr morgens. Glaubt mir, es gibt für euch nichts Wichtigeres zu tun, als an diesem Treffen teilzunehmen.“
Evan führte Jordans Weigerung, mit ihm zu reden, auf Jacksons Einfluss auf den Jungen zurück, als ob Evans Manie, Drohungen, Wutausbrüche und seltsame sexuelle Andeutungen und Fragen nicht ausreichen würden, um ein Kind zu entfremden.
Am 8. Juli 1993 zeichnete David Schwartz, June Chandlers damaliger Ehemann, drei Telefongespräche mit Evan Chandler auf, aus denen hervorgeht, dass Evan gegen Jackson intrigierte, noch bevor Jordan ihm angeblich den sexuellen Missbrauch „gestanden“ hatte.
Evan beauftragte einen Anwalt, Barry K. Rothman, den er auf den Tonbändern als den „fiesesten Hurensohn“ beschreibt, der „jeden in Sichtweite auf jede hinterhältige, böse, grausame Art und Weise zerstören wollte, die ihm möglich war“, der „so viele Leute wie möglich demütigen wollte“ und der „hungrig nach Publicity“ war. Noch einmal: Das war alles, bevor Jordan Evan angeblich den sexuellen Missbrauch „gestanden“ hat.
Aber war Evan Chandler nicht nur ein verzweifelter Vater, der seiner Ex-Frau und Jackson ein berechtigtes Anliegen mitteilen wollte, aber nicht gehört wurde, sodass er zu verzweifelten Maßnahmen greifen musste?
Wenn wir erörtern, wie Evan diese Anschuldigungen nutzt, um Geld zu verdienen, und wie er seine beiden anderen Kinder im Stich lässt, werdet ihr sehen, dass eine Darstellung von ihm als besorgter Elternteil nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte. Ferner würde Besorgnis allein nicht die ausgeklügelten Pläne erklären, Menschen (man beachte den Plural – offensichtlich spricht Evan nicht nur von Jackson) auf „jede hinterhältige, böse, grausame Art und Weise“ zu zerstören und zu demütigen, während sein Sohn selbst jegliches Fehlverhalten Jacksons abstreitet.
Anstatt sich um seinen Sohn zu sorgen, scheint es eher um Evans verletztes Ego zu gehen, wie es auf den Tonbändern zu hören ist, wenn Evan sagt: „Um die Wahrheit zu sagen, Dave, wäre es viel einfacher für mich und viel befriedigender, zu sehen, wie alle zerstört werden, so wie sie mich zerstört haben, aber es wäre viel einfacher.“ In diesem Gespräch nimmt Evan nicht nur Jackson, sondern auch June und sogar Jordan übel, was sie ihm – zumindest in Evans Augen – angetan haben.
Und was haben sie ihm angetan? Evan sagt auf dem Band: „Lass es mich so ausdrücken, Dave. Niemand auf dieser Welt durfte sich zwischen diese Familie aus June, mir und Jordy stellen. Das war das harte [Bandunregelmäßigkeit], sei das Gegenteil. Das ist böse.“
Auf dem Band geht Evan nicht näher auf seinen Plan ein, Jackson zu Fall zu bringen, aber dass es bereits einen Plan gibt (noch bevor Jordan ihm angeblich „gestanden“ hat), ist klar: „Wenn ich das durchziehe, gewinne ich im großen Stil. Ich kann auf keinen Fall verlieren. Ich habe das genau gecheckt.“
„Ich werde alles bekommen, was ich will, und sie werden total – für immer zerstört sein. Sie werden zerstört sein. June wird Jordy verlieren. Sie wird kein Recht haben, ihn jemals wiederzusehen.“ und „Michaels Karriere wird vorbei sein.“
An einer Stelle fragt Schwartz Evan ganz unverblümt, ob Evan einen Verdacht auf sexuelle Belästigung habe („Glaubst du, dass er ihn fickt?“), woraufhin Evan sagt, er habe keine Ahnung, und dann fortfährt, dass er von seinem Anwalt angewiesen wurde, niemandem etwas zu sagen, um es nicht zu „vermasseln“.
An anderer Stelle des Bandes spielt Evan auf eine „Beziehung“ zwischen Jordan und Jackson an: „Was ich dir sage, ist, dass Jordy und Michael sich benutzen. Sie hatten – sie werden – sie hatten ihre eigene Beziehung. Sie wollen es so ausleben, wie sie es ausleben wollen. Sie wollen nicht, dass ihnen jemand in die Quere kommt [Bandunregelmäßigkeit] – der geringste Widerstand, und das ist der Weg, den sie gehen.“
Warum hat er das gedacht? Weil sie nicht mit ihm reden wollten: „Es gibt keinen Grund, warum sie mich ausschließen sollten, es sei denn, sie möchten mich auf Abstand halten, damit sie bestimmte Dinge machen können, die ich nicht für gut halte.“
Evan beschwert sich dann darüber, dass Jackson ihn nicht mehr angerufen hat: „Es gab keinen Grund, warum er aufhören musste, mich anzurufen. Er hätte mich anrufen können. In der Tat, Dave, ich – du kannst Jordy fragen. Ich saß eines Tages im Zimmer und habe mit Michael gesprochen und ihm genau gesagt, was ich von dieser ganzen Beziehung will, was ich will [Tonbandstörung], okay, damit er nicht selbst herausfinden muss, was ich will. Und ich habe ihm unter anderem gesagt, dass wir immer miteinander reden können müssen. Das ist die Regel, okay, denn ich weiß, dass, sobald man aufhört zu reden, seltsame Dinge passieren und die Leute [Tonbandstörung] –
Dave Schwartz: „Die Fantasie gewinnt die Oberhand.“
Evan Chandler: „Die Fantasie wird dich einfach umbringen.“
Als Schwartz Evan bittet, mit ihm zu einem „Seelenklempner“ zu gehen, um darüber zu reden, lehnt Evan ab und sagt, dass „die Sache bereits in Gang gesetzt wurde“ und „es nicht mehr in meiner Hand liegt“. Das ergibt wenig Sinn, denn Evan hat die Fäden gezogen und hatte die Kontrolle über die Entstehung dieser Anschuldigungen. Was wurde bereits unaufhaltsam „in Gang gesetzt“ und warum, wenn sein Sohn selbst zu der Zeit unnachgiebig behauptete, dass er nicht belästigt worden war und Evan nur seine Fantasie hatte?
Evan wettert weiter gegen Jackson: „Michael Jackson – Michael Jacksons Karriere, Dave. Dieser Mann wird unvorstellbar gedemütigt werden. Du wirst es nicht glauben. Er wird nicht glauben, was mit ihm passieren wird. Das übersteigt seine schlimmsten Albträume. [Bandunregelmäßigkeiten] keine einzige Platte mehr verkaufen. Das ist sicher.“ Aber dann fügt er hinzu: „Es muss nicht passieren, wenn sie morgen auftauchen“.
Während des gesamten Gesprächs schimpft Evan über Jackson, June UND Jordan, wegen dem, was sie ihm angeblich angetan haben: „Weil June und Jordy und Michael mich gezwungen haben, es auf die Spitze zu treiben, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Wie erbärmlich, wie erbärmlich, dass sie das getan haben.“
„Es ist ihre Schuld. Alles ist ihre Schuld, hundertprozentig, und der Grund, warum es ihre Schuld ist [Tonbandfehler], versucht zu kommunizieren, und sie haben meine Versuche zu reden immer wieder vereitelt, indem sie mir sagten: „Fick dich selbst.“ Und wenn man das jemandem ständig antut, treibt man ihn dazu, etwas zu tun [Tonbandfehler]. Ich bin kein böser Mensch. Ich will das nicht tun.“
Evan versucht auch, Schwartz’ Eifersucht auf Jackson auszunutzen, um ihn auf seine Seite zu ziehen: „Was würde es dir, was würde es deiner Beziehung zu June schaden, wenn Michael nicht mehr da wäre? Was glaubst du, was sie tun würde, wenn er nicht mehr da wäre? Sie wird zu dir zurückkommen. Sie braucht dich nicht mehr. Sie will dich gar nicht mehr um sich haben.“
Später verrät Evan Schwartz seinen Plan: „Es gibt noch andere Leute, die auf meinen Anruf warten und die gewollt in bestimmten Positionen sein werden – [Bandfehler]. Ich habe sie dafür bezahlt. Sie machen ihren Job. Ich muss mich einfach an die Zeitvorgaben halten. Ich meine die festgelegte Zeit. Alles läuft nach einem bestimmten Plan, der nicht nur meiner ist. Es sind noch andere Leute beteiligt -“
Evan droht damit, den Plan in Gang zu setzen, wenn Jackson, June und Jordan nicht zum Treffen am 9. Juli erscheinen: „Aber wenn sie da sind, wird es viel besser sein, als wenn sie nicht da sind – ich meine, sie werden die Chance haben, die Dinge viel besser zu machen, wenn sie da sind. Meine Anweisungen lauteten, zu töten und zu zerstören [Bandfehler], das sage ich dir. Und indem ich sie töte und zerstöre, werde ich sie foltern, Dave. Denn genau das hat June mit mir gemacht. Sie hat mich gefoltert -“
Am nächsten Tag, dem 9. Juli, fand das Treffen, das Evan auf den Bändern forderte, nicht statt. Schwartz und June Chandler brachten die Bänder jedoch zu Anthony Pellicano, einem Privatdetektiv, der für Jacksons Anwalt Bert Fields arbeitete. Pellicano traf sich dann mit Jordan, ohne dass Jackson anwesend war, und stellte ihm ganz konkrete Fragen darüber, ob er jemals von dem Entertainer belästigt oder unangemessen berührt worden war. Der Junge antwortete auf jede einzelne Frage, dass Jackson nie etwas Unangemessenes mit ihm gemacht habe. Laut Pellicano sagte Jordan auch, dass sein Vater nur Geld wolle.
Jordan Chandler „gesteht“
[Ausführlichere Informationen und Quellenangaben siehe Wie kamen die Anschuldigungen der Chandlers zum Vorschein?; Anm.d.Übers.]
Am 11. Juli wurde Jordan für einen einwöchigen Besuch zu seinem Vater geschickt, aber am Ende der Woche weigerte sich Evan Chandler, den Jungen zu seiner Mutter zurückzubringen.
Am 14. Juli setzten sich Evan Chandler und sein Anwalt Barry Rothman mit Dr. Mathis Abrams, einem Psychiater aus Beverly Hills, in Verbindung und legten ihm eine einseitige, stark belastende Beschreibung der Beziehung von Jackson und Jordan vor. Ohne das Kind oder den Beschuldigten getroffen zu haben, sondern nur aufgrund dessen, was Evan und Rothman ihm erzählt hatten, schickte Abrams am 16. Juli einen zweiseitigen Brief an Rothman, in dem er feststellte, dass „der begründete Verdacht besteht, dass sexueller Missbrauch stattgefunden haben könnte“. Während des Gesprächs am 14. Juli drängte Abrams Evan, das Kind für eine Untersuchung zu ihm zu bringen, aber Evan weigerte sich. Alles, was er von Dr. Abrams brauchte, war dieser „blinde“ Brief, den er dann als „Verhandlungsinstrument“ mit seiner Ex-Frau June und mit Michael Jackson nutzen konnte.
Tatsächlich leugnete Jordan zu diesem Zeitpunkt immer noch, von Jackson belästigt worden zu sein. Nach der Geschichte der Chandlers kam sein „Geständnis“ am 16. Juli, praktischerweise an dem Tag, an dem Evan ihn zu seiner Ex-Frau bringen sollte. Laut der Geschichte der Chandlers hat Evan Jordan mithilfe seines Anästhesisten und Freundes Mark Torbiner (der auch an der verdächtigen Betäubung Jacksons am Memorial Day Weekend beteiligt war) für einen kleinen zahnärztlichen Eingriff (Ziehen eines Milchzahns) sediert. Nachdem Jordan aus der Narkose erwacht war, setzte Evan ihn unter Druck, zu „gestehen“ und seinen „Verdacht“ zu bestätigen, dass Michael Jackson ihn sexuell missbraucht hatte. Der Junge weigerte sich. Dann begann Evan, ihn mit Lügen und Drohungen gegen seinen Freund Michael Jackson zu erpressen. Zuerst behauptete Evan, er habe Jordans Schlafzimmer verwanzt, aber Jordan blieb „schweigsam und scheinbar unbeeindruckt“ und „als Evan das merkte, änderte er schnell seinen Kurs“. Dann versuchte er, Jordan zu überreden, indem er ihm sagte, dass es nicht nur in Ordnung sei, bisexuell zu sein, sondern dass es „irgendwie cool“ sei. Auch das hat nicht funktioniert, denn Jordan wollte immer noch nicht sagen, dass Jackson ihn sexuell begehrt.
Dann wurden Evans Drohungen gegen Jackson direkter und aggressiver: „Ich werde dir eine letzte Chance geben, Michael zu retten. Wenn du mich anlügst, werde ich ihn vor der ganzen Welt zur Strecke bringen und es wird deine Schuld sein, weil du die einzige Person bist, die ihn hätte retten können.“
Zu diesem Zeitpunkt wusste Jordan natürlich schon, was sein Vater als „Wahrheit“ und was er als „Lüge“ bezeichnen würde, denn Evan machte das sehr deutlich. Ray Chandler schreibt in seinem Buch: „In seinem Herzen kannte Evan die Wahrheit bereits; er brauchte Jordie nicht, um sie zu bestätigen.“ Mit anderen Worten: Evan hatte eine feste, vorgefasste Meinung, dass Jackson seinen Sohn belästigt hatte, und er würde nur die Bestätigung von Jordan als „die Wahrheit“ akzeptieren. Alles andere wäre eine „Lüge“ und würde dazu führen, dass Evan handeln würde, um den Entertainer zu „stürzen“. Nachdem Jordan seinen Vater angefleht hatte, Jackson nicht zu verletzen, gab er angeblich nach:
„Okay. Wie lautet die Frage?“
„Hat Michael deinen Penis angefasst?“
Jordie zögerte. Dann flüsterte er fast unhörbar „Ja“.
Evan wollte nicht weiter darauf eingehen. Er hatte alles gehört, was er hören musste. Er umarmte seinen Sohn, und Jordie erwiderte die Umarmung.
„Wir haben nie wieder darüber gesprochen“, sagte Evan später dem Staatsanwalt von L.A. Für Evan spielten die Details keine Rolle. „Die Gefängnismauern hatten Risse bekommen und ich war zuversichtlich, dass sich der Rest von selbst regeln würde.“
Nach all diesen Drohungen und Erpressungen „gesteht“ Jordan mit einem fast unhörbaren „Ja“ und wir sollen glauben, dass Evan keine weiteren Fragen hat? Angeblich hat sein Sohn gerade gestanden, dass er belästigt wurde, aber sein Vater ist nicht an Details interessiert, z. B. wann, wo, wie, wie oft und was genau passiert ist, unter welchen Umständen der Penis seines Sohnes von einem anderen Mann berührt wurde? Tatsächlich sagt Evan später dem Staatsanwalt in Los Angeles, dass „wir nie wieder darüber gesprochen haben“. Das würde nur Sinn ergeben, wenn Evan wusste, dass es keine Details zu erzählen gab. Es scheint auch ein Versuch von Evan zu sein, den Verdacht zu vermeiden, dass er seinen Sohn gecoacht hat.
Alle „Details“ kamen später zusammen, als wir von der Masturbation, der gegenseitigen Masturbation und dem Oralsex erfuhren, aber diese „Details“ tauchten erst auf, nachdem Jordan mehr Zeit in der Obhut seines Vaters und im Büro von Evans Anwalt Barry Rothman verbracht hatte, einer Person, die Evan selbst in seinem aufgezeichneten Telefongespräch mit David Schwartz als den „fiesesten Hurensohn“ bezeichnete. Die damalige Sekretärin von Rothman, Geraldine Hughes, sagte später in einem Interview: „Ich glaube wirklich, dass die ganze Sache geplant war und ihm [Jordan Chandler] die Worte vorgegeben wurden, die er sagen sollte, denn ich habe den 13-Jährigen tatsächlich im Büro meines Anwalts gesehen, ohne dass er von seinen Eltern beaufsichtigt wurde, und er wurde dort irgendwie hineingeschmuggelt. Er war mehrere Stunden mit meinem Anwalt hinter verschlossenen Türen, und ich glaube, dass ihm dort gesagt wurde, was er sagen sollte.“
Die Geschichte vom 16. Juli ist die Geschichte der Chandlers selbst über Jordans angebliches Geständnis, und auch wenn wir uns an diese Version der Ereignisse halten würden, würde die Art und Weise, wie Jordan zu einem „Geständnis“ gezwungen und bedroht wurde, diese Behauptungen sehr problematisch machen.
Es gibt jedoch Gründe, an der Behauptung zu zweifeln, dass Jordan am 16. Juli überhaupt etwas „gestanden“ hat. Vor allem die Tatsache, dass Evan Chandler zwar verzweifelt versuchte, June und David Schwartz davon zu überzeugen, dass Jackson Jordan belästigt hatte, aber in den folgenden Wochen Jordans angebliches Geständnis ihnen gegenüber nie erwähnte. Alles, was er benutzte, um sie zu überzeugen, war Dr. Abrams’ Brief. Warum sollte er „vergessen“, das wichtigste Element zu erwähnen, nämlich Jordans eigenes Geständnis? Evans Erklärung im Nachhinein war, dass er das Vertrauen des Jungen nicht missbrauchen wollte, aber das ergibt wenig Sinn, wenn man bedenkt, dass er kein Problem damit hatte, seinen Sohn bei anderen Gelegenheiten zu verraten, und er bereits gegenüber June behauptet hatte, Jackson habe Jordan angeblich belästigt, wobei er sich auf den Brief von Dr. Abrams stützte.
Laut Ray Chandlers Buch fragte June Jordan in dieser Zeit immer wieder nach den Anschuldigungen seines Vaters und sagte ihm sogar, dass sie ihm helfen würde, Jackson zu bestrafen, wenn er die Behauptungen seines Vaters bestätigen würde, aber Jordan weigerte sich, dies zu tun. Die Bestätigung kam schließlich am 11. August, als Jordan seine Mutter anrief und ihr am Telefon von seinen Anschuldigungen erzählte – während Evan neben ihm stand. June bat dann darum, mit dem Jungen allein zu sprechen, aber Evan weigerte sich, sie zu lassen.
Bedenkt die Tatsache, dass Evan Jordan ursprünglich am 16. Juli zu seiner Mutter zurückbringen sollte. Im Nachhinein zu erfinden, dass Jordan ihm an diesem Tag „gestanden“ hat, dass er angeblich von Michael Jackson belästigt wurde, wäre eine vielversprechende Möglichkeit für Evan, sich zu rechtfertigen, warum er das nicht getan hat, und rechtliche Schritte zu vermeiden.
Evan Chandlers finanzielle Forderungen
[Ausführlichere Informationen und Quellenangaben siehe Die finanziellen Forderungen der Chandlers an Michael Jackson; Anm.d.Übers.]
Zwischen dem 11. Juli und dem 16. August 1993 arbeitete Evan Chandler nicht nur daran, seinen Sohn dazu zu bringen, zu „gestehen“, dass er angeblich von Michael Jackson sexuell missbraucht worden war, sondern er nutzte diese Behauptungen auch, um zu versuchen, Geld von Jackson zu erpressen. Obwohl er sehr empfindlich auf das Wort „Erpressung“ reagierte – in Ray Chandlers Buch verwenden sie stattdessen lieber das Wort „Verhandlungen“. Wie auch immer du es nennst, so ist es gelaufen.
Evan versuchte zunächst, ein Treffen mit Jackson allein zu vereinbaren. Jackson stimmte einem Treffen nur zu, wenn auch sein Anwalt oder Privatdetektiv dabei sein konnte. Zu diesem Zeitpunkt war ihm das Schwartz-Band bereits zugespielt worden, sodass er wusste, dass Evan etwas im Schilde führte. Das Telefongespräch zwischen Evan und Jackson wird in All That Glitters wie folgt beschrieben:
„Ich will nur herausfinden, was zwischen euch beiden vor sich geht“, erklärte Evan. „Du brauchst keinen Anwalt. Wir können das selbst regeln.“
Michael wollte nicht nachgeben: Pellicano oder Fields mussten dabei sein.
„Wir werden vielleicht über einige peinliche Dinge reden, die euch beiden peinlich sind“, mahnte Evan.
„Alles, was du mir sagst, kannst du auch Bert sagen“, beharrte Michael.
„Aber ich denke nicht, dass jemand anderes diese Dinge hören sollte. Ich will nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst. Ich will nur …“ Klick.
Dieses Telefonat war ein Wendepunkt für Evan. „Ich verstand, dass ein Mann in Michaels Position für alles einen Anwalt brauchte, aber das hier war kein Geschäft, nicht für mich. Ich dachte wirklich, dass wir eine Lösung finden könnten, wenn wir alle Anwälte von der Bildfläche verschwinden ließen, und ich dachte, Michael würde das auch wollen. Wenn ich keinen Anwalt mitbrachte, warum brauchte er dann einen?“
Das Treffen fand am 4. August im Westwood Marquis Hotel statt. Anwesend waren Michael Jackson, Anthony Pellicano (der Privatdetektiv von Jacksons Anwalt Bert Fields), Evan und Jordan Chandler. Als Evan Jackson sah, umarmte er ihn liebevoll, was für einen Vater, der später behauptete, sein Sohn habe ihm gerade gestanden, von ihm sexuell missbraucht worden zu sein, sicherlich seltsam ist. Dann griff Evan in seine Tasche, zog den Brief von Abrams heraus und begann, Passagen daraus vorzulesen.
Daraus konnte Jackson sicherlich verstehen, was ihm vorgeworfen wurde, aber Evan achtete darauf, dies nicht mit seinen eigenen Worten und direkt zu sagen, damit er später nicht wegen Verleumdung verklagt werden konnte. Evan hat bereits in dem aufgezeichneten Telefongespräch mit Schwartz am 8. Juli angedeutet, warum er das tat. Dort sagte er, dass er sich bei dem Treffen, das er für den 9. Juli verlangte, auf Papier verlassen würde, anstatt mit seinen eigenen Worten zu sprechen, um zu vermeiden, dass er „irgendetwas sagt, das gegen mich verwendet werden könnte“. Obwohl dieses Treffen schließlich nicht stattfand, folgte das Treffen am 4. August einer ähnlichen Choreografie.
Laut dem Buch der Chandlers sprach Evan dann ein Angebot an, das Pellicano ihm angeblich ein paar Tage zuvor gemacht hatte, um seine Karriere als Drehbuchautor zu unterstützen. Pellicano leugnete das Angebot und es wurde deutlich, dass Jackson nicht bereit war, ihm etwas anzubieten. Laut dem Chandler-Buch war Evan „frustriert von Pellicanos Verhalten und Michaels offensichtlicher Duldung“ und sagte dem Entertainer, dass er wisse, was er Jordan angetan und dass der Junge es bestätigt habe. In dem Buch heißt es: „Evan fragte seinen Sohn, ob er das bestätigen könne, und der Junge nickte zustimmend“, woraufhin Jackson Jordan direkt in die Augen sah und sagte: „Ich habe nichts getan.“
Pellicanos Bericht über Jordans Verhalten bei diesem Treffen weicht davon ab. Er sagte, als Evan Abrams’ Brief las und zu dem Teil über sexuelle Belästigung kam, habe Jordan „seinen Kopf gesenkt und dann mit einem überraschten Gesichtsausdruck zu Jackson aufgeschaut, als wollte er sagen: ‚Das habe ich nicht gesagt.‘“
Nach dem Treffen wurde Pellicano allein zu einem Treffen mit Barry Rothman und Evan in Rothmans Büro eingeladen und dort machten sie klar, was sie wollten: 20 Millionen Dollar im Austausch dafür, dass sie keine Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gegen Jackson erheben.
Pellicano wollte sie offenbar auf Band aufnehmen, als sie über Geld verhandelten (und das tat er auch). Am 9. August kam er mit einem Gegenangebot von 1 Million Dollar zurück, um drei von Evan und Jordan geschriebene Drehbücher zu finanzieren. Später wurde jedoch klar, dass er nicht ernsthaft verhandelte, als Pellicano, nachdem Evan die 1 Million Dollar abgelehnt hatte, ein Angebot von 350.000 Dollar machte, das die beiden zu verhöhnen schien. „Barry konnte seinen Ohren nicht trauen. Pellicano ignorierte die Regeln des Spiels völlig. Barry hatte mit zwanzig Millionen angefangen, Pellicano hatte mit einer Million gekontert, die nächste Zahl sollte sicher irgendwo dazwischen liegen“, beschwert sich Ray Chandler in seinem Buch. Laut dem Buch der Chandlers schlug Rothman Pellicano vor, „dass Evan vielleicht bereit wäre, das ursprüngliche Millionenangebot anzunehmen, wenn Pellicano bereit wäre, es zu verlängern“, aber Pellicano lehnte ab: „Das wird nie passieren“, beharrte der Ermittler. Laut dem Buch der Chandlers „weigerte“ sich Pellicano daraufhin, „einen Kompromiss zu schließen, der für Jackson wie Kleingeld wäre“, und machte damit deutlich, dass er nicht ernsthaft an einem Deal interessiert war.
Es ist klar, dass Jackson viele Möglichkeiten hatte, die Chandlers auszuzahlen und sie davon abzuhalten, sich an die Behörden und die Öffentlichkeit zu wenden, wenn er das wirklich gewollt hätte, denn die Chandlers wollten zugegebenermaßen nichts anderes, als ausgezahlt zu werden. Er weigerte sich jedoch, dies zu tun. Ray Chandler prahlt in seinem Buch förmlich damit, wie Jackson diese Anschuldigungen hätte vermeiden können, wenn er sie bezahlt hätte:
„Fields [Jacksons Anwalt] und Pellicano wussten bereits, dass Evan verhandlungsbereit war. Warum ihn nicht auszahlen und den Albtraum im Keim ersticken, solange man noch die Gelegenheit dazu hat? Vor allem, wenn du weißt, dass dein Mann schuldig ist, mit kleinen Jungen zu schlafen. Du vermeidest nicht nur eine Zivilklage, sondern, was noch wichtiger ist, du kaufst dich auch von den Behörden frei, indem du ihren Kronzeugen ausschaltest. Zehn, zwanzig, dreißig Millionen? Geld ist kein Problem. Der Deal könnte innerhalb weniger Stunden abgeschlossen sein. Und wenn es nicht klappt, kannst du immer noch mit einem Schlag rauskommen.“
und
„Am Morgen des 17. August 1993, als er mit Barry Rothman verhandelte, hatte Anthony Pellicano eine Kopie des psychiatrischen Gutachtens in der Hand, in dem die Namen ausgelassen waren. In seiner Hand hielt er die Zukunft des berühmtesten Entertainers der Menschheitsgeschichte. Doch das Band ist voll von Beispielen dafür, dass Pellicano sich weigerte, Kompromisse einzugehen, die für Jackson wie Kleingeld aussehen würden. Warum sollte er das Risiko eingehen, dass Michaels Name in diesem Bericht auftaucht und eine Untersuchung auslöst?“
Unabhängig davon, ob man den Begriff Erpressung zur Beschreibung der oben genannten Ereignisse verwendet oder nicht, schließt Ray Chandler das Kapitel über die „Verhandlungen“ mit einem eigenständigen Absatz ab, als wolle er das Kapitel zusammenfassen und betonen:
„Hätte Michael die zwanzig Millionen Dollar, die von ihm verlangt wurden, im August und nicht erst im darauffolgenden Januar gezahlt, wäre er vielleicht die nächsten zehn Jahre der berühmteste Entertainer der Welt gewesen und nicht der berüchtigtste Kinderschänder der Welt.“
In der Zwischenzeit solltet ihr euch daran erinnern, wie Jordans Anschuldigungen überhaupt entstanden sind: Sein Vater hat ihn bedroht und unter Druck gesetzt, damit er sagt, was er hören wollte. Derselbe Vater, der diese Anschuldigungen dann benutzte, um Geld aus Jackson „herauszuhandeln“.
Die Anschuldigungen werden öffentlich
Am 16. August beantragte June Chandlers Anwalt, Michael Freeman, eine gerichtliche Verfügung, um Jordan an June zurückzugeben. Barry Rothman wies Evan darauf hin, dass er keine Chance hätte, zu gewinnen, es sei denn, er würde Jackson beschuldigen, Jordan belästigt zu haben. Im Buch von Ray Chandler lesen wir:
„In einem Telefongespräch am Vorabend von Freemans Antrag vor Gericht riet Barry Evan, dass er keine Chance habe, zu gewinnen, wenn er nicht bereit sei, in den Gerichtssaal zu gehen und Michael zu beschuldigen, Jordie belästigt zu haben; June habe das Sorgerecht und das sei alles, was sie benötige, um Jordie zurückzubekommen.“
In der Tat ordnete das Gericht am 17. August an, dass Evan Jordan innerhalb von 48 Stunden an June zurückgeben musste. Als Reaktion darauf und aus Frustration über Jacksons Weigerung, ihn auszuzahlen, brachte Evan Jordan schließlich am 17. August zu Dr. Abrams, wo der Junge zum ersten Mal offiziell Anschuldigungen gegen Jackson erhob. Zu diesem Zeitpunkt stand Jordan bereits seit mehr als einem Monat unter dem Einfluss seines Vaters und Rothmans.
Es war ein weiterer strategischer Schachzug von Evan, Jordan zu Abrams statt zur Polizei zu bringen. Therapeuten sind gesetzlich verpflichtet, alle Anschuldigungen von Kindesmissbrauch den Behörden zu melden. Dass der Therapeut die Anschuldigungen meldete, statt Evan selbst, war eine Möglichkeit, sie über eine dritte Partei zu melden, ohne dass die Haftung auf die Eltern übergeht, falls sich die Anschuldigungen als falsch herausstellen.
Obwohl Dr. Abrams pflichtbewusst über den Fall berichtete, sagte er zehn Jahre später, am 12. Dezember 2003, gegenüber CBS News, dass er nicht genug Zeit mit Jordan verbracht habe, um festzustellen, ob der Junge die Wahrheit gesagt habe oder nicht: „Ich denke, dass dies [dass Kinder ihre Geschichten ändern] in beiden Fällen eine Möglichkeit ist, dass es Coaching geben könnte, aber auch hier hatte ich im ersten Fall nicht die Gelegenheit, das herauszufinden.“
Dies löste natürlich eine strafrechtliche Untersuchung gegen Jackson aus, und aufgrund der Anschuldigungen musste Evan Jordan trotz der gerichtlichen Anordnung vom selben Tag nicht an seine Ex-Frau zurückgeben.
Am 19. August änderten Jordies Mutter und sein Stiefvater ihre Meinung und stellten sich auf die Seite von Evan. „Die Mutter erklärte, wenn Jordie es gesagt habe, müsse es wahr sein“, heißt es im Bericht des Department of Children’s Services vom 19. August 1993, obwohl June zuvor der Meinung war, Evan habe ihren Sohn einer Gehirnwäsche unterzogen, damit er Anschuldigungen gegen Jackson erhebt. June hatte die Wahl zwischen der Möglichkeit, als Mitverteidigerin von Jackson zu enden, wenn sie auf seiner Seite geblieben wäre, und der Aussicht, einen Teil des Geldes zu bekommen, das Evan im Begriff war zu fordern, wenn sie auf die Seite ihres Ex-Mannes wechseln würde.
Am 23. August erschienen die ersten Berichte über die Anschuldigungen in den Medien.
Währenddessen war Jackson im Ausland auf Tournee, aber der Stress durch die Anschuldigungen forderte seinen gesundheitlichen Tribut. Am 25., 26. und 30. August musste er zwei Konzerte wegen Dehydrierung absagen und ein weiteres, nachdem er hinter der Bühne zusammengebrochen war.
Am 21., 22. und 30. August wurden Jacksons Räumlichkeiten in seiner Abwesenheit durchsucht. Die Los Angeles Times berichtete am 27. August: „Der Durchsuchungsbefehl hat nichts ergeben, was eine Strafanzeige rechtfertigen würde.“
Ende August erstattete Jackson Anzeige wegen Erpressung gegen Evan und Rothman. Daraufhin kündigte Rothman die Vertretung der Chandlers. Der Untersuchung des Erpressungsvorwurfs durch Jackson wurde von den Behörden nie die gleiche Aufmerksamkeit und Mühe gewidmet wie den Kindesmissbrauchsvorwürfen gegen ihn. Es wurden nie Zeugen vorgeladen, es wurden nie Durchsuchungsbefehle ausgestellt, und es wurde überhaupt nicht viel getan, um Jacksons Erpressungsvorwürfe gegen Evan Chandler zu untersuchen.
Am 30. August beauftragten die Chandlers die mediengewandte Anwältin Gloria Allred. Am 2. September berief sie eine Pressekonferenz ein, auf der sie bekannt gab, dass der Ankläger bereit sei, vor Gericht auszusagen. Als Reaktion darauf feuerten die Chandlers ein paar Tage später Allred und ersetzten sie durch einen Zivilanwalt, Larry Feldman. Laut Ray Chandlers Buch geschah dies, weil die Familie Chandler den Fall auf einen „hochprofitablen Vergleich“ hinlenken wollte, anstatt eine Anklage vor der Grand Jury zu erheben und einen Strafprozess zu führen. Dabei ist zu beachten, dass nur ein Strafprozess zu einer Gefängnisstrafe für den mutmaßlichen Täter führen kann. Am Ende eines Zivilprozesses gibt es nur eine finanzielle Entschädigung.
Am 8. September diskutierten Evan, June und David Schwartz in Feldmans Büro über den „hochprofitablen Vergleich“. Evan und Schwartz stritten darüber, wer wie viel Geld bekommt, wenn es ihnen gelingt, eine Einigung zu erzielen, und der Streit wurde handgreiflich, als Schwartz angeblich sagte, „es ginge ohnehin nur um Erpressung, woraufhin Evan aufstand, hinüberging und anfing, Dave zu schlagen“. In Ray Chandlers Buch wird eingeräumt, dass „in der Hitze dieses verbalen Gefechts [Evan] von seinem Sitz aufsprang und Dave ins Gesicht schlug. Mehrere der Anwälte gingen zwischen die beiden Männer und trennten sie“.
Am 14. September reichten die Chandlers eine 30-Millionen-Dollar-Zivilklage gegen Jackson ein und beschuldigten ihn der sexuellen Nötigung, der Körperverletzung, der Verführung, des vorsätzlichen Fehlverhaltens, der vorsätzlichen Zufügung von seelischem Leid, des Betrugs und der Fahrlässigkeit – jetzt wissen wir, dass sie einen Vergleich im Sinn hatten.
Am 6. Oktober wurde Jordan zu einem Psychiater, Dr. Richard Gardner, geschickt, der ein Gespräch mit ihm führte. Zu diesem Zeitpunkt stand Jordan bereits seit fast drei Monaten unter dem Einfluss seines Vaters. Das Gespräch mit Dr. Gardner enthält bemerkenswert ähnliche Gedankengänge, Meinungen, Ausdrücke, Ideen und Wortwahl wie das aufgezeichnete Telefongespräch, das Evan am 8. Juli mit David Schwartz führte. Und das, obwohl Evan behauptete, dass sie diese Anschuldigungen nie im Detail miteinander besprochen hätten. Er behauptete, dass ihr einziger Austausch darüber das fast unhörbare „Ja“ war, das Jordan am 16. Juli gesagt haben soll. Die Ähnlichkeiten zwischen Jordans Worten und Gedanken in diesem Interview und den Worten und Gedanken seines Vaters während des Telefongesprächs erhärten jedoch den Verdacht, dass Evan ihn beeinflusst hat. Jordan hat seine Behauptungen nie vor Gericht wiederholt und wurde auch nie dazu ins Kreuzverhör genommen. Tatsächlich fragte ihn Dr. Gardner während des Gesprächs an einer Stelle, ob er irgendwelche Ängste habe. Vielleicht verstand er nicht, dass Dr. Gardner sich auf die Art von Angst bezog, die bei vielen Kindern, die unter sexuellem Missbrauch gelitten haben, üblich ist, und Jordan antwortete, er habe nur Angst vor einem Kreuzverhör.
Es ist nicht bekannt, was Dr. Gardner aus dem Interview schloss, da seine Analyse nicht mit dem Interview durchgesickert ist. Was wir wissen, ist, dass die Chandlers und ihr Zivilanwalt Larry Feldman das Band dem Psychologen Dr. Stanley Katz für eine Bewertung übergaben, mit dem Feldman seit 1987 zusammenarbeitete. Dr. Katz war ein umstrittener Psychologe. Er war früher an dem berüchtigten McMartin-Vorschulprozess beteiligt. Er war Direktor für Ausbildung und berufliche Weiterbildung am Children’s Institute International (CII). Kee McFarlane, die ursprünglich die McMartin-Kinder befragte, arbeitete unter ihm. Im Kreuzverhör bei Jacksons Prozess 2005 sagte Dr. Katz aus, dass er die Bewertungen der McMartin-Kinder vorgenommen hat. Die Rolle des CII im McMartin-Fall ist in Fachkreisen weithin kritisiert worden. Ihre Befragungstechniken gelten als gezwungen und manipulativ, was dazu führen kann, dass Kinder falsche Behauptungen über sexuellen Missbrauch aufstellen.
Am 21. Oktober sagte Jackson, der sich zu diesem Zeitpunkt immer noch auf Tournee befand, eine Show in Chile ab, dann sagte er mehrere weitere Termine seiner Dangerous World Tour wegen schwerer gesundheitlicher Probleme ab.
Am 8. November wurde ein vierter Durchsuchungsbefehl durchgeführt – dieses Mal im Haus der Familie Jackson in Hayvenhurst (Encino, Kalifornien). Auch hier wurde nichts Belastendes gefunden.
Am 11. November hatte Jackson seinen letzten Auftritt auf seiner laufenden Welttournee in Mexiko. Die restlichen Termine der Tournee wurden abgesagt, weil Jackson eine Abhängigkeit von Schmerzmitteln entwickelte. Er ließ sich mithilfe von Elizabeth Taylor und Elton John in Europa behandeln.
Am 15. November gab Jacksons Anwalt Bert Fields eine Pressekonferenz, auf der er bestätigte, dass Jackson sich wegen einer Schmerzmittelabhängigkeit in Behandlung befand. Er sagte, Jackson sei „kaum in der Lage, auf intellektueller Ebene zu funktionieren“. Fields fügte hinzu, dass Jackson „nicht die Absicht hat, sich der Einreise in die USA zu entziehen“. Die Medien versuchten, die Behauptung der Abhängigkeit in Zweifel zu ziehen, und machten Andeutungen, dass Jackson auf der Flucht sei und sich vor dem Gesetz verstecke, obwohl das keinen Sinn machte, da er weder angeklagt wurde, noch ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde. Inzwischen wissen wir, dass er in der Tat in einer extrem schlechten Verfassung war, mit Schmerzmittelabhängigkeit kämpfte und der Stress der Anschuldigungen einen Tribut an seine Gesundheit forderte.
Am 22. November veröffentlichte Dr. Beachamp Colclough, der Arzt, der Jackson behandelte, eine Erklärung, in der er die Behandlung bestätigte und Mediengerüchte über Jacksons „Verstecken“ sowie Gerüchte über kosmetische Operationen und Selbstmordgedanken widerlegte: „Es gibt keinen anderen medizinischen, chirurgischen oder psychologischen Zustand“, sagte er.
Am 26. November führte die Polizei eine Razzia in den Praxen von Jacksons Dermatologen Dr. Arnold Klein und dem plastischen Chirurgen Dr. Steve Hoefflin durch und beschlagnahmte medizinische Unterlagen des Stars. Auch hier wurden keine belastenden Beweise gefunden.
Am 10. Dezember kehrte Jackson in die USA zurück.
Am 13. Dezember verließen Bert Fields und sein Privatdetektiv Anthony Pellicano aufgrund von Reibereien innerhalb von Jacksons Anwaltsteam den Fall. Zuvor, am 3. Dezember, wurde ein von Jackson unterzeichneter Brief an Bert Fields geschickt, in dem er ihn als Hauptanwalt für den Zivilprozess absetzte. Bei seinem Rücktritt erklärte Pellicano, er sei von Jacksons Unschuld überzeugt, und sein Ausscheiden aus dem Fall ist kein Hinweis auf das Gegenteil. Nach Fields’ Rücktritt wurde Jackson von Howard Weitzman und Johnnie Cochran vertreten – letzterer war neu im Verteidigungsteam des Stars.
Demütigung Jacksons
Am 20. Dezember wurde Jackson einer erniedrigenden Leibesvisitation unterzogen, bei der seine Genitalien und sein Gesäß fotografiert und gefilmt wurden. Die Behörden wollten die Fotos mit den Beschreibungen vergleichen, die sein Ankläger, Jordan Chandler, ihnen gab. Diese erniedrigende Prozedur ist selbst in Fällen von Kindesmissbrauch selten und, wie man sehen wird, ist es fraglich, ob sie überhaupt einen Beweiswert hatte, d. h. ob es überhaupt einen triftigen Grund für diese Leibesvisitation gab, oder ob die Staatsanwaltschaft nur versuchte, Jackson zu demütigen.
Zwei Jahre später behauptete der Staatsanwalt und Bezirksstaatsanwalt von Santa Barbara, Thomas Sneddon (der von Anfang an so tief sitzende Vorurteile gegen Jackson hegte, dass sie oft sein Urteilsvermögen trübten), in einem Zeitschrifteninterview von 1995, dass Jordans Beschreibung mit den Fotos von Jacksons Genitalien übereinstimmte. Diese Behauptung verbreitete sich dann in den Medien und wurde jahrelang in verschiedenen Medienartikeln als Tatsache wiederholt und als Zeichen der Schuld gegen Jackson verwendet.
Jetzt wissen wir jedoch, dass Sneddons Behauptung ganz einfach nicht wahr war. Zum einen wurde in Jordans Beschreibung behauptet, dass Jacksons Penis beschnitten war. Nach Jacksons Tod im Jahr 2009 wurde seine Autopsie veröffentlicht, aus der hervorging, dass der Penis des Sängers nicht beschnitten war. Jordan hatte eine 50-prozentige Chance, das richtig zu erraten, und er hat sich geirrt. (Einige Journalisten versuchten, diese Tatsache zu verteidigen, indem sie sagten, dass ein erigierter unbeschnittener Penis beschnitten aussehen kann, aber diese Leute ignorieren die Tatsache, dass die Behauptung der Chandlers nicht darin bestand, dass Jordan einen flüchtigen Blick auf Jacksons Geschlechtsteile werfen konnte. Sie behaupteten, dass Jordan Jackson ungefähr zehnmal masturbieren musste und sie behaupteten auch, dass er Jacksons Penis viele, viele Male in vielen verschiedenen Situationen „aus jedem möglichen Winkel“ gesehen hatte, nicht nur während der angeblichen sexuellen Handlungen, sondern während er angeblich ein gemeinsames Bad nahm usw. und Jordan „ein genaues geistiges Bild“ davon hatte, wie Ray Chandler es in seinem Buch ausdrückt.
In einem Antrag, der während des Prozesses 2005 eingereicht wurde, behauptete Sneddon, dass Jordan die relative Lage eines dunklen Makels auf Jacksons Penis „ungefähr“ richtig beschrieben habe. Das Problem dabei ist, dass Sneddon keinen der anderen Makel und Merkmale erwähnte, die Jordan ebenfalls beschrieb, genauso wie er die Beschneidungsfrage überhaupt nicht erwähnte. Offensichtlich hat er sich etwas aus der Beschreibung herausgepickt, das er irgendwie „passend“ machen konnte – „ungefähr“ – und den Rest der Beschreibung einfach ignoriert, der selbst nach Sneddons voreingenommener Einschätzung nicht „passend“ gemacht werden konnte.
Aber woher wussten die Chandlers überhaupt, dass Jackson überall auf seiner Haut Unregelmäßigkeiten hatte? Zunächst einmal wussten sie, dass Jackson an der Hautkrankheit Vitiligo litt und diese überall auf seinem Körper Flecken verursachte, wie auf dem Bild unten.
Einen Monat, bevor die Leibesvisitation überhaupt stattfand, schrieb Ann Gerhart in einem Bericht von Reuters UK: „Aber es scheint, dass jeder Opportunist, der Vitiligo, die fleckige Krankheit, die Jackson Oprah Winfrey [in einem Interview im Februar 1993] offenbarte, aussprechen kann, auch davon ausgehen kann, dass seinen Penis ebenfalls betroffen war und eine gute Chance hätte, richtigzuliegen.“
Als Evan Jackson am Memorial-Day-Wochenende unter Drogen setzte, gab er ihm eine Injektion in den Gesäßmuskel, die es ihm ermöglichte, zumindest das Gesäß des Sängers zu sehen und zu erkennen, dass er solche Flecken am unteren Teil seines Körpers hatte. Tatsächlich diskutierten die Chandlers mit den Staatsanwälten über Jacksons Vitiligo und darüber, dass es für sie im Grunde risikolos wäre, eine Beschreibung abzugeben. (Die Beschreibung war nicht die Idee der Chandlers, sie selbst waren nicht sehr begeistert davon, es war eine Idee der Staatsanwaltschaft).
In seinem Buch zitiert Ray Chandler ein Gespräch, in dem ihr Anwalt Larry Feldman Evan mitteilte, dass laut der stellvertretenden Bezirksstaatsanwältin von Los Angeles, Lauren Weiss (die sowohl in LA als auch in Santa Barbara in dem Fall ermittelte), Vitiligo in der Lage sei, „sich überall zu verändern, wo man hinschaut, so dass alles, was Jordie sagt, irrelevant ist. Diese Krankheit kann sich sehr schnell verändern“. Feldman war begeistert von dieser Tatsache und sagte: „Das ist gut für uns!“ Als Evan ihn fragt, warum, antwortet Feldman: „Denn wenn [Jordan] Recht hat, hat er Recht. Und wenn er falsch liegt, haben wir eine Erklärung!“ „Für uns ist das ein Selbstläufer“, sagte der Anwalt, „es ist großartig!“
In einem anderen Kapitel schreibt Ray Chandler: „Andererseits war es medizinisch erwiesen, dass sich die Flecken bei Vitiligo verändern können. Wenn also Jordies Beschreibung falsch war, konnte Larry sagen, dass sich die Flecken im Laufe der Monate verändert hatten.“
Wie ihr seht, haben die Chandlers zynisch mit der Tatsache gespielt, dass sich Vitiligo-Male verändern können. Es scheint, dass Sneddon wie die Chandlers versucht hat, beides zu erreichen: Wenn es etwas in der Zeichnung gab, das auch nur im Entferntesten auf die richtige Stelle einer Markierung hindeutete (zumindest nach Sneddons eigener voreingenommener Einschätzung), wurde es gegen Jackson verwendet, während alles andere ignoriert und/oder mit der Tatsache erklärt wurde, dass sich Vitiligo-Male verändern können. Wie Larry Feldman es ausdrückte: „Für uns ist das ein Selbstläufer“.
Als die Staatsanwaltschaft beschloss, Jackson der Demütigung einer Leibesvisitation auszusetzen, wusste sie, dass dies wahrscheinlich nichts Beweiskräftiges ergeben würde, da sich die Markierungen auf seiner Haut verändern könnten. Lauren Weiss selbst sagte Larry Feldman, dass „alles, was Jordie sagt, irrelevant ist“. Das macht die Absicht hinter der ganzen Prozedur sehr fragwürdig.
Es ist anzumerken, dass Jordan zwei Beschreibungen abgab: eine im September, eine im Dezember. Es wurde nie erklärt, warum eine Zweite benötigt wurde und ob es Unterschiede zwischen den beiden Beschreibungen gibt, aber zwischen diesen beiden Daten, am 26. November, wurden die Praxen von Jacksons Dermatologen Dr. Arnold Klein und dem plastischen Chirurgen Dr. Steve Hoefflin von der Polizei durchsucht und die medizinischen Unterlagen des Stars beschlagnahmt.
Sneddon hat nie erklärt, warum Jackson nach der Leibesvisitation nicht verhaftet wurde, wenn die Beschreibung und die Fotos übereinstimmten. Er hat auch nicht erklärt, warum in den ersten Berichten nach der Leibesvisitation genau das Gegenteil behauptet wurde, wenn es eine Übereinstimmung gab. Tatsächlich versuchten die Staatsanwälte, die Nichtübereinstimmung zu erklären, indem sie Jacksons Mutter Katherine Jackson vor der Grand Jury befragten, ob ihr Sohn das Aussehen seiner Genitalien verändert habe. Am 16. März 1994 berichtete die Los Angeles Times: „Jacksons Mutter hat häufig Interviews gegeben und ist in der Öffentlichkeit aufgetreten, um ihren Sohn zu verteidigen, aber eine Quelle, die den Ermittlungen nahe steht, sagte, dass sie möglicherweise zu Jacksons körperlichem Aussehen befragt wird. Die Ermittler versuchen herauszufinden, ob Jackson irgendetwas getan hat, um sein Aussehen so zu verändern, damit es nicht mit der Beschreibung des angeblichen Opfers übereinstimmt, das im Januar 14 Jahre alt wurde.“
Der Anwalt der Chandlers, Larry Feldman, hätte diese Fotos ebenfalls gerne aus dem Prozess herausgehalten und stellte am 5. Januar 1994 einen Antrag, in dem er forderte, dass Jackson ihm entweder Kopien der Fotos zur Verfügung stellt, sich einer zweiten Visitation unterzieht oder „das Gericht die Fotos als Beweismittel aus dem Zivilprozess ausschließt“. Damit wird übrigens ein weiterer Mythos widerlegt, nämlich dass Jackson den Zivilprozess beigelegt hat, weil Jordans Beschreibung auf ihn passte. Wie ihr sehen könnt, hat der Anwalt der Chandlers selbst beantragt, dass die Fotos aus dem Prozess herausgehalten werden sollten.
Am 22. Dezember veröffentlichte Jackson ein Videostatement, in dem er über die Demütigung der Leibesvisitation sprach und seine Unschuld beteuerte.
Er sagte, dass sie ihm mitgeteilt hätten, wenn er sich der Leibesvisitation nicht unterzogen hätte, würden sie das als Zeichen von Schuld gegen ihn verwenden. „Es war ein Albtraum. Ein entsetzlicher Albtraum. Aber wenn es das ist, was ich ertragen muss, um meine Unschuld zu beweisen, meine völlige Unschuld, dann soll es so sein“, sagte er in der Erklärung.
Als Antwort auf Jacksons Erklärung reichten die Chandlers am 28. Dezember eine schriftliche Erklärung in Jordans Namen zu seinen Anschuldigungen ein. Laut Jacksons Anwalt Howard Weitzman war dies ein PR-Schachzug von Feldman, denn sie enthielt nichts Neues im Vergleich zu den Vorwürfen, die bereits zuvor detailliert dargelegt worden waren. Sie diente also nur als PR-Gegenschlag als Reaktion auf Jacksons Videoerklärung vom 22. Dezember, in der der Star seine Unschuld beteuerte.
Am 30. Dezember lehnte Richter David M. Rothman Jacksons Antrag auf eine Nachrichtensperre ab. Laut dem Buch von Ray Chandler waren die Chandlers gegen eine Nachrichtensperre, weil sie sonst nicht mit den Medien hätten sprechen und die öffentliche Meinung beeinflussen können.
Am 10. Januar 1994 beantragte Larry Feldman beim Gericht Einsicht in Jacksons Finanzunterlagen. „Er ist ein hundertfacher Millionär, dessen Vermögen in immateriellen Gütern gebunden ist. Der Kläger wird die verbleibenden drei Monate bis zum Verhandlungstermin benötigen, um diese Vermögenswerte aufzuspüren und ihren Wert zu schätzen“, schrieb er in seinem Antrag.
Der Vergleich
[Ausführlichere Informationen und Quellenangaben siehe Das Chandler-Settlement / Der Chandler-Vergleich; Anm.d.Übers.]
Am 25. Januar wurde in dem Zivilverfahren zwischen Jackson und den Chandlers ein außergerichtlicher Vergleich geschlossen, in dem Jackson den Chandlers 15,3 Millionen Dollar zahlte. In dem Dokument, das sowohl von Jackson als auch von den Chandlers unterzeichnet wurde, wird betont, dass es sich keineswegs um ein Schuldeingeständnis Jacksons handelt.
Eine häufig gestellte Frage im Zusammenhang mit den Kindesmissbrauchsvorwürfen gegen Michael Jackson lautet: „Wenn er unschuldig war, warum hat er den Fall außergerichtlich geregelt?“ Der Teil der Medien, der den Vergleich als Zeichen für Jacksons Schuld verwendete, hat es versäumt, die rechtlichen Umstände des Falles zu erklären, die zu dem Vergleich geführt haben, also erklären wir sie hier.
Zunächst einmal sollten wir klären, was genau beigelegt wurde. In Jacksons Fall liefen zwei Verfahren parallel: eine strafrechtliche Untersuchung durch den Staat Kalifornien und eine Zivilklage, die von den Chandlers eingereicht wurde. Nur das Strafverfahren und ein Strafprozess können zu einer Gefängnisstrafe für den mutmaßlichen Täter führen. Am Ende eines Zivilprozesses gibt es nur eine finanzielle Entschädigung.
Mit dem Vergleich wurde die Zivilklage beigelegt, nicht das Strafverfahren. Das Strafverfahren wurde nach diesem Vergleich fortgesetzt und nichts in dem Vergleich hinderte die Chandlers daran, vor einem Strafgericht gegen Jackson auszusagen. Der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, Gil Garcetti, erklärte sogar direkt nach dem Vergleich, dass der Anwalt der Chandlers, Larry Feldman, ihm versprochen habe, „dass das mutmaßliche Opfer aussagen darf und dass es in der zivilrechtlichen Angelegenheit keine Vereinbarung gibt, die die Zusammenarbeit bei den strafrechtlichen Ermittlungen beeinträchtigen wird“. Und Feldman selbst erklärte auf einer Pressekonferenz, dass „niemand das Schweigen von irgendjemandem gekauft hat“. Laut dem Bericht der Washington Post über die Pressekonferenz: „Aber der Anwalt des Jungen bestand darauf, dass ‚niemand das Schweigen von irgendjemandem gekauft hat‘ und sein Mandant weiterhin bei den strafrechtlichen Ermittlungen gegen Jackson kooperieren wird.“
Tatsächlich gab es nichts in dem Vergleich, was die Chandlers daran hinderte, vor einem Strafgericht gegen Jackson auszusagen. Tatsächlich ist es nach amerikanischem Recht nicht erlaubt, einen Strafprozess zu einem Vergleich zu führen. Die Chandlers hätten das Vergleichsgeld nehmen UND in einem Strafverfahren gegen Michael Jackson aussagen können. Sie haben sich dagegen entschieden, aber nicht, weil es ihnen durch den Vergleich verboten wurde, sondern weil sie von vornherein kein Interesse an dem Strafverfahren hatten. Ihr einziges Interesse galt von Anfang an dem Geld. Wie wir aus dem Buch von Ray Chandler erfahren haben, reichten sie ihre Zivilklage bereits am 8. September ein, weil sie einen „hochprofitablen Vergleich“ anstrebten. Es ist wichtig zu betonen, dass es die Familie Chandler war, die von Anfang an einen Vergleich forderte, und nicht Michael Jackson, der ihn anstrebte oder anbot.
Normalerweise werden Zivilklagen erst eingereicht, wenn das Strafverfahren abgeschlossen ist und der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Man würde natürlich erwarten, dass die Eltern eines missbrauchten Kindes nach Gerechtigkeit streben und nicht nach Geld, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Das war bei den Chandlers nicht der Fall.
Um das Vergleichsziel zu erreichen, spielte Larry Feldman das kalifornische Rechtssystem meisterhaft aus. Er drängte darauf, dass der Zivilprozess vor einem möglichen Strafprozess stattfindet. Das setzte Jacksons Anwaltsteam unter Druck, denn wenn der Zivilprozess vor dem Strafprozess in derselben Sache stattfindet, kann das der Staatsanwaltschaft im Strafprozess einen großen Vorteil verschaffen, weil sie die Möglichkeit hat, den Zivilprozess zu beobachten, die Strategie der Verteidigung zu studieren und ihre Behauptungen und Strategie entsprechend anzupassen. Außerdem ist die Beweislast in einem Zivilprozess lockerer als in einem Strafprozess. Jacksons Anwälte waren sich sicherlich bewusst, dass ein Zivilprozess für einen Angeklagten riskanter ist, auch wenn er unschuldig ist. Hätten sie ihn verloren, hätte dies auch die Geschworenen in einem bevorstehenden Strafprozess präjudizieren und Jacksons Recht auf einen fairen Strafprozess gefährden können.
Es gibt viele Präzedenzfälle, in denen Zivilverfahren eingefroren wurden, um die Strafverhandlung zu ermöglichen und so das Recht des Angeklagten auf ein faires Strafverfahren zu wahren und zu verhindern, dass dieses Recht verletzt wird. In Jacksons Fall wurden jedoch alle Versuche von Jacksons Anwälten, das Zivilverfahren auszusetzen, von Richter David M. Rothman abgewiesen. Der Trumpf der Chandlers war anscheinend Jordans Alter. Sie argumentierten, dass sie ein Recht auf ein zügiges Zivilverfahren hätten, weil Jordan noch keine 14 Jahre alt sei und „das Gedächtnis eines Kindes sich noch entwickelt“, und der Richter akzeptierte dieses Argument.
Unter äußerst ungünstigen Bedingungen hätten sich Jackson und seine Anwälte in einer Situation wiederfinden können, in der sie Jackson an zwei Fronten gleichzeitig hätten vertreten und verteidigen müssen – sowohl in einem Zivil- als auch in einem Strafprozess. Außerdem hätten sie sich innerhalb von 120 Tagen auf einen Zivilprozess vorbereiten müssen, während die Polizei für das Strafverfahren alle persönlichen Unterlagen Jacksons beschlagnahmt hatte und sich weigerte, Kopien oder auch nur eine Liste dessen, was sie mitgenommen hatten, herauszugeben.
Nachdem alle Anträge, das Zivilverfahren hinter das Strafverfahren zu schieben, abgelehnt worden waren, saß das Jackson-Team in der Klemme. Der Beginn des Zivilprozesses wurde für März 1994 angesetzt.
In den Unterlagen der Chandlers wurden Jackson und seine Anwälte beschuldigt, „Verzögerungstaktiken“ in Bezug auf den Zivilprozess anzuwenden, aber sie wussten genau, dass es bei diesen „Verzögerungstaktiken“ nur darum ging, das Strafverfahren vor dem Zivilverfahren zu führen, um Jacksons Chancen auf einen fairen Strafprozess zu sichern. Ray Chandler zitiert in seinem Buch ein Gespräch zwischen Evan Chandler und Larry Feldman, das beweist, dass SIE es waren, die Verzögerungstaktiken im Hinblick auf das Strafverfahren anwandten:
„[Feldman:] [D]ie haben das unglaublich versaut. Was könnte besser sein? Aber ich werde weitermachen. Wir werden weitermachen. Bis jetzt habe ich noch keinen Punkt verfehlt. Das Einzige, was wir tun müssen, ist, das Straf[verfahren] hinter uns zu halten. Ich will nicht, dass sie zuerst dran kommen.“
Larry hatte es schon einmal gesagt, aber Evan hatte es bis jetzt nicht registriert.
[Evan:] „Du meinst, wenn sie Anklage erheben, kommt der Strafprozess automatisch vor uns?“[Feldman:] „Ja.“
[Evan:] „Mein Gott!“
[Feldman:] „Genau! Also wollen wir das nicht.“
„Also wollen wir das nicht“ – sagte die Chandler-Seite in Bezug auf die Möglichkeit einer strafrechtlichen Anklage. Es ist sehr aufschlussreich, dass für das Chandler „wir“ nicht der Strafprozess, sondern der Zivilprozess Priorität hatte und sie alles in ihrer Macht Stehende taten, um das Strafverfahren hinter dem Zivilprozess zurückzustellen. Lasst das auf euch wirken und vergesst nicht, dass nur ein Strafprozess einen mutmaßlichen Täter ins Gefängnis bringen kann; ein Zivilprozess kann nur zu einer Geldstrafe führen.
Das kalifornische Gesetz, das es den Chandlers erlaubte, den Zivilprozess vor den Strafprozess zu schieben, wurde schließlich geändert – laut dem Bezirksstaatsanwalt von Santa Barbara, Thomas Sneddon, direkt aufgrund der Ereignisse im Fall Chandler. Aufgrund dieser Änderung kann ein Ankläger in einem Fall von sexueller Nötigung heute nicht mehr sofort eine Zivilklage anstrengen. Das neue Gesetz verbietet es, dass ein Zivilprozess einem Strafprozess in derselben Sache vorausgeht.
Das galt 1993 jedoch nicht für Jackson. Um seine Chancen auf einen fairen Strafprozess zu wahren, wurde er unter Druck gesetzt, den Zivilprozess beizulegen. Die feindselige und unfaire Medienkampagne gegen ihn sowie seine Gesundheits- und Abhängigkeitsprobleme könnten ebenfalls zu der Entscheidung beigetragen haben, einen Vergleich zu schließen.
Außerdem könnten auch Jacksons Anwälte mehr als erpicht darauf gewesen sein, den Fall beizulegen – und das nicht unbedingt ohne eigennützige Gründe. Die Chandlers rühmen sich in ihrem Buch, dass ihr Anwalt Larry Feldman und Jacksons Anwälte seit vielen Jahren miteinander befreundet waren, was es ihnen (den Chandlers) leichter gemacht hätte, den Fall in Richtung eines Vergleichs zu bringen. Sie nennen Howard Weitzman aus Jacksons Anwaltsteam als engen Freund von Feldman, aber wir wissen aus anderen Quellen, dass auch Johnnie Cochran eine 20 Jahre lange Freundschaft mit Feldman hatte (Feldman vertrat Cochran sogar in einem Fall). Ray Chandler schrieb: „Feldman, Shapiro, Hirsch, Weitzman & Weis, (Oy vey!), sie alle waren Teil eines netten kleinen „Old Boy“-Netzwerks, genau das Richtige, um diesen Albtraum zu beenden – und zwar im Stillen.“
Bert Fields gehörte nicht zu diesem „Old Boy Network“ und war gegen den Vergleich und riet Jackson davon ab, aber als er einmal draußen war, war der Weg für die anderen Anwälte (die ein wenig zu freundlich zu Larry Feldman waren) frei, Jackson von einem Vergleich zu überzeugen, der für die Anwälte auf beiden Seiten gut war und den sie genauso wünschten wie die Chandlers. Ob es im besten Interesse von Michael Jackson war, ist umstritten. Wie ihr sehen konntet, hatte der Vergleich seine legitimen rechtlichen Gründe, die nichts mit Schuld zu tun haben. Andererseits ist es für eine beschuldigte Person nicht unbedingt eine ideale Situation, wenn der Ankläger auf eine Freundschaft zwischen Anwälten zählen kann, um den Fall in Richtung eines gewünschten Vergleichs zu lenken.
Die selektive Publicity-Schüchternheit der Chandlers
Während Jacksons Motive für den Vergleich oft infrage gestellt werden, wird die Frage viel seltener gestellt (obwohl sie ebenso berechtigt wäre): Warum hat die Familie des Anklägers so aggressiv auf einen Vergleich gedrängt, während sie alles in ihrer Macht Stehende getan hat, um einen Strafprozess zu vermeiden?
Ihre Begründung war, dass sie mit ihrem Leben weitermachen wollten und Jordan nicht dem Rampenlicht und der Aufmerksamkeit der Medien aussetzen wollten, die bei einem so aufsehenerregenden Fall und Prozess unvermeidlich gewesen wären. Sie behaupteten auch, dass sie Angst vor dem Zorn von Jacksons Fans hatten. Auf den ersten Blick mag das vernünftig erscheinen, aber wenn wir uns den Fall genauer ansehen, gibt es viele Probleme mit dieser Behauptung.
Zunächst einmal war einer der Gründe, warum Evan Barry Rothman als Anwalt engagierte, laut seinem heimlich aufgezeichneten Telefongespräch mit David Schwarz im Juli 1993, dass Rothman „hungrig nach Publicity“ war und „alles, was er will, ist, die Sache so schnell wie möglich und so groß wie möglich an die Öffentlichkeit zu bringen“. Anstatt öffentlichkeitsscheu zu sein, waren sie auf der Suche nach Publicity. Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass die Chandlers den National Enquirer 1993 mit Beiträgen über den Fall gefüttert haben und Ray Chandler nennt in seinem Buch eine andere Journalistin, Diane Dimond, Evans „engste Verbündete“.
Die Chandlers schienen sich keine Sorgen über das Rampenlicht der Medien, mögliche Reaktionen der Fans, Drohungen und darüber zu machen, dass Jordan nicht in der Lage war, mit seinem Leben weiterzumachen, als sie wenige Tage nach der Einigung, im Januar 1994, ein Buch auf den Markt brachten, das sie über die Anschuldigungen geschrieben hatten. Verlegerin Judith Regan:
„Ich erhielt einen Anruf von Jordans Onkel [Ray Chandler]. Er wollte ein Buch schreiben, in dem er die Belästigungsvorwürfe gegen Michael Jackson detailliert beschreiben würde. Ich fragte ihn, wie er das angesichts der Tatsache, dass die Chandlers eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschrieben und 20 Millionen Dollar kassiert hatten, machen wollte. Und er sagte, dass Jordans Vater ihm alle Informationen gegeben habe, die er für das Buch brauchte, und er glaubte, dass er nicht an die Vertraulichkeitsvereinbarung gebunden sei, weil er der Autor sein würde. Damals hatte ich den Eindruck, dass die Chandlers dreiste Opportunisten sind und ich hielt den ganzen Vorschlag für geschmacklos. Sie schließen eine Vertraulichkeitsvereinbarung ab, und noch bevor die Tinte trocken ist, machen sie einen Deal, der gegen diese Vereinbarung verstößt?“
Aufgrund der Vertraulichkeitsvereinbarung, die mit der Einigung einherging, durfte Evan kein Buch schreiben oder selbst in den Medien auftreten, aber das wurde dadurch umgangen, dass sein treuer Bruder Ray Chandler das gesamte öffentliche Reden für sie übernahm.
Nachdem Rays Buch 1994 vom Verlag abgelehnt wurde, erschien es schließlich zehn Jahre später, im Jahr 2004, auf dem Höhepunkt des durch die Arvizo-Vorwürfe ausgelösten Medienrummels. Zu dieser Zeit machte Ray Chandler in den Medien die Runde, gab Interviews und trat in Dokumentarfilmen auf, die stark gegen Jackson voreingenommen waren. Er betrieb sogar eine Website. Offensichtlich machte er sich keine Sorgen um das Rampenlicht der Medien, hatte keine Angst vor möglichen Drohungen von Jackson-Fans und machte sich keine Gedanken darüber, wie sich das auf Jordans Fähigkeit auswirken könnte, sein Leben weiterzuführen.
Die Ironie des Ganzen: Weil Ray Chandler in Medieninterviews behauptete, er habe Beweise für Jacksons Schuld, ließ Jacksons Verteidigung ihn bluffen und lud ihn vor, bei Jacksons Prozess 2005 zu erscheinen, seine angeblichen Beweise vorzulegen und dort auszusagen. Doch Ray Chandler nutzte diese Gelegenheit nicht, um zur endgültigen Verurteilung der Person beizutragen, die angeblich seinen Neffen missbraucht hatte, sondern wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die Vorladung und schaffte es schließlich, nicht vor Gericht erscheinen und unter Eid aussagen zu müssen.
Immer, wenn es darum ging, vor Gericht zu erscheinen, vor allem vor einem Strafgericht, waren die Chandlers plötzlich öffentlichkeitsscheu, besorgt um Jordans Fähigkeit, sein Leben weiterzuleben, und verängstigt vor den Jackson-Fans. Nicht so sehr, wenn es darum ging, die Boulevardpresse zu füttern, ein Buch zu veröffentlichen, eine Website zu betreiben oder in Medieninterviews und boulevardesken „Dokumentationen“ aufzutreten.
Die Chandlers schienen sich auch nicht um das Rampenlicht der Medien, mögliche Reaktionen der Fans, Drohungen und die Tatsache zu sorgen, dass Jordan nicht in der Lage war, mit seinem Leben weiterzumachen, als Evan 1996 eine weitere Klage gegen Michael Jackson einreichte, dieses Mal auf 60 Millionen Dollar und einen Plattenvertrag, damit er ein Musikalbum über die angebliche sexuelle Misshandlung seines Sohnes veröffentlichen konnte. (Ja, ihr habt das richtig gelesen!)
In der Klage beschuldigte Evan Jackson, die Vertraulichkeitsvereinbarung ihres Vergleichs von 1994 verletzt zu haben, als Jackson 1995 in einem Interview mit Diane Sawyer seine Unschuld beteuerte. Außerdem behauptete Evan, dass Jackson auch bei seinem 1995 erschienenen Album HIStory gegen die Vertraulichkeitsvereinbarung verstoßen hat. Weder im Interview noch auf dem Album wurden Evan oder Jordan Chandler direkt genannt. Jackson beteuerte in dem Interview lediglich seine Unschuld. Es ist unbestreitbar, dass einige der Songs auf HIStory und ihre Texte von den Vorwürfen beeinflusst wurden und es ist auch ganz natürlich, dass Jackson wie jeder Künstler seine Lebenserfahrungen in seiner kreativen Arbeit verarbeitet und zum Ausdruck bringt. Die Behauptung, dass das, was Jackson auf seinem Album zum Ausdruck gebracht hat, gegen den Vergleich und die Vertraulichkeitsvereinbarung verstößt, fand vor Gericht jedoch keine Zustimmung und Evans Klage wurde schließlich abgewiesen.
Während dieser Klage waren die Chandlers keineswegs medienscheu, sondern spielten die Medien erneut zu ihrem Vorteil aus und suchten die Publicity. Beweise dafür finden sich in den Gerichtsdokumenten. Daraus erfahren wir zum Beispiel, dass die Chandlers bei der Befragung von Jacksons Ex-Frau Lisa Marie Presley (die in dem Fall mitangeklagt war, weil sie 1995 in dem Interview mit Jackson aufgetreten war) versuchten, dies für ihre Publicity zu nutzen.
„Am 7. und 8. März 1997 hat Chandler Presley auf Anweisung dieses Gerichts zwei Tage lang vernommen. Als Presley und ihr Anwalt am Ort der Befragung ankamen, wurden sie an der Tür von Reportern und Fernsehkameras empfangen. Chandlers Anwalt leugnete nicht, dass er die Medien eingeladen hatte, um über die Befragung zu berichten. Chandlers Anwalt hat alle Vorbereitungen für die Befragung getroffen und niemanden darüber informiert, dass er die Medien eingeladen hatte. Außerdem gab Chandlers Anwalt offenbar vor der Befragung einem landesweiten Boulevardmagazin ein privates Interview über die Befragung. Gleich nach der Befragung strahlte ein großer Sender das Interview zusammen mit Ausschnitten von Frau Presley und ihrem Anwalt beim Betreten des Befragungsraums in der Boulevardsendung aus. Chandlers Anwalt hat diesen Medienrummel offensichtlich sorgfältig inszeniert, um Frau Presleys Berühmtheit zu seinem eigenen Vorteil und dem seines Mandanten auszunutzen“. – heißt es in einem Antrag, der von Presleys Anwalt eingereicht wurde.
Die Nachwirkungen
Wie ihr oben gesehen habt, war es für die Chandlers in Ordnung, im Rampenlicht der Medien zu stehen, sei es wegen der Zivilklagen und möglicher finanzieller Entschädigungen oder wegen eines Buches, einer Website und verschiedener Medieninterviews, anstatt ihr Leben weiterzuleben. Sie waren sogar bereit, das Risiko in Kauf zu nehmen, deswegen von Michael-Jackson-Fans bedroht zu werden, aber es war für sie inakzeptabel, vor einem Strafgericht auszusagen. Als es so weit war, wurden sie plötzlich medienscheu und machten sich große Sorgen um Jordans Fähigkeit, sein Leben weiterzuführen, und um mögliche Bedrohungen durch Fans.
Nachdem die Chandlers 1994 ihr Geld aus dem Vergleich erhalten hatten, zogen sie sich vollständig aus dem Fall zurück. Im Februar und April 1994 berief die Staatsanwaltschaft zwei Grand Juries (eine in Santa Barbara und eine in Los Angeles) ein, um den Fall Jackson zu diskutieren. Die Chandlers weigerten sich, vor ihnen auszusagen. Beide Grand Juries lösten sich auf, ohne Jackson anzuklagen.
Im Mai 1994 schloss Evan seine Zahnarztpraxis in Beverly Hills.
Am 6. Juli teilte Jordan Chandler der Staatsanwaltschaft mit, dass er nicht bereit sei, im Fall Jackson auszusagen.
Im August versuchte David Schwartz, sein Stück vom Kuchen abzubekommen und verklagte sowohl Evan Chandler als auch Michael Jackson in getrennten Verfahren. Er verklagte Jackson und behauptete, dass er und seine Tochter durch die Anschuldigungen „traumatisiert“ seien. Evan und June Chandler bekamen jeweils 1,5 Millionen Dollar aus dem Vergleich, aber Schwartz blieb außen vor, da er und June Chandler sich 1994 scheiden ließen.
Am 21. September gaben der Staatsanwalt von Santa Barbara, Thomas Sneddon, und der Staatsanwalt von Los Angeles, Gil Garcetti, eine offizielle Erklärung zum Stand der Ermittlungen gegen Michael Jackson ab. Sie informierten die Öffentlichkeit darüber, dass Jordan Chandler nicht bereit war, auszusagen und sie deshalb keine Anklage erheben konnten. Garcetti gab zu, dass die 18-monatigen Ermittlungen zu keinem Ergebnis geführt haben, das Jackson belastet. Er erklärte außerdem: „Für Michael Jackson gilt die Unschuldsvermutung, wie für jeden Bürger in diesem Raum, wenn er nicht wegen eines Verbrechens verurteilt wird. Wir klagen Michael Jackson nicht wegen eines Verbrechens an“.
Sneddon hingegen behauptete, dass es noch zwei weitere angebliche Opfer gab, die aber nicht bereit waren, auszusagen. Typisch für Sneddon, war diese Aussage sehr irreführend. Eine der Personen, die er als „angebliches Opfer“ bezeichnete, war Brett Barnes, den die Staatsanwaltschaft davon überzeugen wollte, zu sagen, dass er von Jackson belästigt worden war, der aber selbst bestritt, ein Opfer zu sein. Tatsächlich hat Barnes bis heute nur freundliche Worte über Jackson gefunden und immer beteuert, dass der Sänger ihm gegenüber nie etwas Unangemessenes getan hat. Tatsächlich gab Sneddon auf dieser Pressekonferenz zu, dass Barnes „ein allgemeines Leugnen des Fehlverhaltens von Mr. Jackson“ abgegeben hatte, aber das hielt ihn nicht davon ab, ihn zu benutzen, um die Zahl der angeblichen Opfer auf dieser Pressekonferenz zu erhöhen. Jahre später, bei Jacksons Prozess im Jahr 2005, wandte Sneddon diese Taktik ebenfalls an, indem er Leute als „Opfer“ bezeichnete, die selbst bestritten, Opfer zu sein.
Das andere angebliche Opfer war Jason Francia, der von der Staatsanwaltschaft unter Druck gesetzt wurde, Anschuldigungen gegen Jackson zu erheben. Er sagte schließlich bei Jacksons Prozess 2005 aus und wurde nicht für glaubwürdig befunden. Wir werden im nächsten Abschnitt ausführlich auf seine Anschuldigungen eingehen.
Sneddon erklärte auch, dass die Ermittlungen trotz der Unfähigkeit der Staatsanwaltschaft, Jackson eines Verbrechens zu beschuldigen, weiterlaufen würden. Viele Jahre lang weigerte er sich, den Fall abzuschließen, und es gelang ihm sogar, einen Weg zu finden, die Verjährungsfrist für Jordan zu verlängern, in der Hoffnung, dass er sich dazu entschließen würde, Strafanzeige gegen den Sänger zu erstatten. Daran war Jordan nie interessiert.
1995 ließ sich Jordan von seinen beiden leiblichen Eltern emanzipieren. Er lebte fortan mit Evans zweiter Frau Nathalie (die sich inzwischen von Evan hatte scheiden lassen) und seinen beiden jüngeren Geschwistern zusammen. Jordans Beziehung zu Evan schien sehr ambivalent zu sein, während Evans Beziehung zu seinen anderen Kindern nach den Vorwürfen praktisch nicht mehr existierte. Aus den Gerichtsdokumenten zwischen Nathalie und Evan geht hervor, dass Evan trotz der Emanzipation eine Art geistige oder emotionale Kontrolle über Jordan behielt, denn in diesen Dokumenten beklagt sich Nathalie, dass Jordan sich nach einer Weile weigerte, mit seinen jüngeren Geschwistern zu sprechen und sich mit ihnen zu treffen, genau wie ihr Vater, der sie im Stich gelassen hatte.
In einer Klage aus dem Jahr 1998 beschwerte sich Nathalie auch darüber, dass Evan sich weigerte, zu arbeiten und für seine beiden jüngeren Kinder zu sorgen, auch war er nicht für sie verfügbar und begnügte sich damit, von dem Geld seines Sohnes Jordan zu leben. In ihren Gerichtsunterlagen steht:
„[Evan Chandlers zwei jüngere Kinder] fragen die Klägerin immer wieder, warum der Beklagte [Evan Chandler] und ihr Bruder Jordan sie nicht mehr lieben und sich weigern, sie zu sehen oder mit ihnen zu sprechen, wenn die Kinder anrufen. Für so junge Kinder haben sie ihren Vater und ihren Bruder schon sehr lange nicht mehr gesehen. Da der Beklagte seine beiden minderjährigen Kinder absichtlich und auf grausame Weise im Stich gelassen hat, sind beide Kinder seit September 1997 regelmäßig in Therapie und [Jordans jüngerer Bruder] sagt jetzt offen, dass er nichts mehr mit seinem Vater zu tun haben will und ihm nicht mehr vertraut. Obwohl das Sorgerecht und das Besuchsrecht in dieser Angelegenheit nicht zur Debatte stehen, hat der Bedarf der Kinder an Therapie einen weiteren Bedarf an finanzieller Unterstützung geschaffen. Wenn der Beschwerdegegner seine Kinder nicht sehen oder mit ihnen sprechen will, sollte er zumindest die Kosten für die Therapie übernehmen, die dadurch entstehen, dass er sie so eklatant im Stich gelassen hat.“
und
„Evan ist kein Mensch, der viele Freunde hat. Seit er sich entschieden hat, bei und von seinem Sohn Jordan zu leben, ist er entweder ein Nomade oder ein Einsiedler geworden. Er tut nichts, um für seinen eigenen Lebensunterhalt oder den seiner minderjährigen Kinder zu sorgen. Er gibt sich offenbar damit zufrieden, dass sein 18-jähriger Sohn ihn unterstützt, und hat sich bewusst von allen anderen Familienmitgliedern abgekapselt, die mit seinem Verhalten nicht einverstanden sind.“
Das rückt die Darstellung von Evan Chandler in den Medien oder in Ray Chandlers Buch als besorgter Vater, als einziger verantwortungsbewusster Erwachsener in Jordans Leben, als einzige Person, die sich um sein Wohlergehen sorgte, in ein anderes Licht. Nach dem Vergleich kümmerte sich Evan von all seinen Kindern nur noch um den Millionär Jordan.
In Vorbereitung auf den Arvizo-Prozess 2005 besuchten die Staatsanwälte am 28. September 2004 den 24-jährigen Jordan Chandler in New York, um ihn zu bitten, in dem bevorstehenden Prozess gegen Jackson auszusagen. Laut Jacksons FBI-Akten weigerte sich Jordan und teilte den Staatsanwälten mit, dass er „jeden Versuch“, ihn zu einer Aussage gegen Jackson zu bewegen, „juristisch bekämpfen würde“. Später enthüllte Jacksons Prozessanwalt Thomas Mesereau, dass er Zeugen für den Prozess hatte, die sagten, dass Jordan ihnen gegenüber privat zugab, dass Jackson ihn nie belästigt hatte. Wäre Jordan gekommen, um auszusagen, hätte Mesereau diese Zeugen präsentiert.
Am 11. April 2005 erschien June Chandler bei Jacksons Prozess als eine der Zeuginnen der Anklage vor Gericht. Sie gab zu, dass sie seit 11 Jahren nicht mehr mit Jordan gesprochen hat. Sie sagte aus, dass ihr Sohn und Michael Jackson 1993 Zeit miteinander verbrachten, aber sie behauptete nicht, Zeuge eines Missbrauchs geworden zu sein. Sie ist das einzige Mitglied der Familie Chandler, das jemals vor Gericht ausgesagt hat.
Wie bereits erwähnt, erwirkte Jordan am 5. August 2005 eine einstweilige Verfügung gegen seinen Vater und begründete dies damit, dass Evan ihn am 6. Juli „von hinten mit einem zwölfeinhalb Pfund schweren Gewicht auf den Kopf geschlagen, ihm dann Pfefferspray in die Augen gesprüht und versucht habe, ihn zu würgen. Der Richter stellte außerdem fest, dass das Gewicht zu schweren Körperverletzungen oder zum Tod führen könnte“.
Am 24. Juli 2005 reichte Evan eine Klage gegen Jordan ein, bei der es um Jordans Treuhandfonds ging, in den das Geld aus dem Vergleich eingezahlt wurde. Die Klage wurde 2007 abgewiesen.
Am 25. Juni 2009 ist Michael Jackson verstorben.
Am 5. November 2009, nur vier Monate nach Jacksons Tod, beging Evan Chandler Selbstmord, indem er sich in seinem Haus in New Jersey in den Kopf schoss. Einen Abschiedsbrief hat er nicht hinterlassen. Berichten zufolge starb er als einsamer Mann, der von schweren und schmerzhaften Krankheiten geplagt war. In seinem Testament verfügte Evan, dass keines seiner Familienmitglieder vor der Beerdigung über seinen Tod informiert werden sollte. Er erklärte auch, dass er keinem seiner drei Kinder etwas hinterlassen wollte: „Aus Gründen, die uns bestens bekannt sind, treffe ich in diesem Testament keine Vorkehrungen für eines meiner Kinder oder deren Nachkommen.“
Heute hat Jordan ein gutes Verhältnis zu seiner Mutter June und auch zu seinen jüngeren Halbgeschwistern und deren Mutter Nathalie hat er wieder ein enges Verhältnis. Er hat sich nie öffentlich zu den Vorwürfen geäußert, und die Behauptungen, die er 1993 unter dem Einfluss seines Vaters aufgestellt hatte, wurden nie ins Kreuzverhör genommen.
- Evan Chandlers jüngerer Bruder, Ray Chandler, veröffentlichte 2004 ein Buch über die Anschuldigungen mit dem Titel All That Glitters: The Crime and the Cover-Up (Das Verbrechen und die Vertuschung). In dem Buch wird Evan Chandler ausführlich zitiert. Da die Chandlers nie vor Gericht erschienen sind, um über ihre Anschuldigungen auszusagen, verwende ich dieses Buch in diesem Beitrag, um die Seite der Chandlers darzustellen. ↩︎
-
Robson & Safechuck gegen Michael Jacksons Estate und Firmen
Laufende Prozess-Updates in der Klage gegen Michael Jacksons Estate und Firmen MJJ Productions & MJJ Ventures – Letztes Update: 27. August 2024
-
Gerechtigkeit für Michael Jackson
Gavin Arvizo und der Prozess 2005, James Safechuck, Jordan Chandler (1993), Leaving Neverland, Macaulay Culkin, Martin Bashir, Michael Jackson, Missbrauchsvorwürfe, Presseartikel, Tom Sneddon, Wade RobsonUmfassende Recherchen zu sämtlichen Kindesmissbrauchsvorwürfen, die jemals gegen Michael Jackson erhoben wurden.
-
Die Kindesmissbrauchs-Vorwürfe gegen Michael Jackson
Übersicht aller Beiträge zu diesem sehr sensiblen Thema auf all4michael.com – unzählige Quellen wie Gerichtsdokumente und FBI-Akten.
-
Leben im Schatten falscher Anschuldigungen
Anjelica Huston, Bücher, Captain EO, FAQ, Frank Cascio, Gavin Arvizo und der Prozess 2005, Jordan Chandler (1993), Martin Bashir, Michael Jackson, Michaels Worte, Missbrauchsvorwürfe, My Friend Michael (Frank Cascio), Paris Jackson, Private Begegnungen, seine Kinder, Thomas MesereauWie äußerte sich Michael Jackson selbst zu den Vorwürfen des sexuellen Kindesmissbrauchs?
-
Die Arvizo-Anschuldigungen von 2005 (Zusammenfassung)
Frank Cascio, Gavin Arvizo und der Prozess 2005, Mark Geragos, Martin Bashir, Michael Jackson, Missbrauchsvorwürfe, The Michael Jackson Allegations, Thomas Mesereau, Tom SneddonUmfangreiche Recherchen zu den Ereignissen, die zu dem Strafprozess gegen Michael Jackson und dessen Freispruch 2005 führten.
-
Michael Jackson und Vitiligo
Warum hat sich seine Hautfarbe so stark verändert? Hat er sich bleichen lassen, weil er sein Aussehen und seine Rasse nicht mochte und weiß sein wollte?
-
Michael Jackson neu lesen
Ghosts, Is It Scary, Künstlerisches Werk, Michael Jackson, Michaels Aussehen, Rassismus, Scream, Thriller, Willa StillwaterMichael Jacksons Kunst hat die Welt dazu gezwungen, sich mit Fragen von Rasse, Identität & Vorurteilen auseinanderzusetzen – ein Artikel von Willa Stillwater.
-
Michael Jacksons Rede | Oxford Union Society | Oxford Speech
Heal The World, Humanitäre Leistungen, Macaulay Culkin, Michael Jackson, Michaels Worte, Paris Jackson, Prince Michael Jackson I, seine Kinder, The Jackson FiveAufforderung, Kindheit zu schützen & wiederherzustellen. Über bedingungslose Liebe & das Recht jedes Kindes, geliebt, geschützt und respektiert zu werden.
-
Michael Jacksons humanitäre Leistungen Teil 1: 1972 – 1989
Beat It, Captain EO, Gone Too Soon, Heal The World, Humanitäre Leistungen, Man In The Mirror, Michael Jackson, Private Begegnungen, Rock With You, Thomas Mesereau, We Are The WorldMichael Jacksons humanitäre Leistungen sind einzigartig & beeindruckend. Er gab nicht nur Geld, sondern auch seine Zeit, Liebe & persönliche Unterstützung.