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„A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.“ – Michael Jackson


Die Geschichte eines Polizeiberichts, der 2003 im Zuge einer Hausdurchsuchung Neverlands verfasst wurde und 2005 Gegenstand im Prozess gegen Michael Jackson war, bei dem er in allen Anklagepunkten freigesprochen wurde; bereits damals gelangten Informationen aus diesem Bericht an die Öffentlichkeit.

Mehr als 10 Jahre später wurde eine gefälschte Version dieses Polizeiberichts von einem amerikanischen Boulevardblatt als spektakuläre Neuigkeit veröffentlich – gespickt mit Bildern aus einer schlampig durchgeführten Google-Suche.

Berichte über abartige und verstörende Bilder, die angeblich in Jacksons Besitz gefunden wurden, konnten zwar leicht als Zeitungsente entlarvt werden, gingen jedoch dank sensationsgierigem Copy-Paste-Journalismus weltweit durch die Medien.


Raven Woods ist Autorin, Dozentin, Popkulturjournalistin und Autorin des Allforloveblogs


Das sind alles alte Nachrichten von vor zehn Jahren, und es gibt absolut nichts in diesen Berichten, das nicht schon vor Gericht verhandelt worden wäre.

Letzte Woche, als sich die Welt darauf vorbereitete, Michael Jackson an seinem siebten Todestag zu gedenken, gab es eine Flut von Negativschlagzeilen über „beunruhigende“ Kinderpornos, die angeblich bei der Durchsuchung von Neverland im Jahr 2003 entdeckt wurden, die vor Jacksons Anklage im Jahr 2004 wegen Belästigung einer Minderjährigen durchgeführt wurde. Der viel beachtete Prozess im Jahr 2005 endete mit einem Freispruch Jacksons in allen vierzehn Anklagepunkten. Das Problem ist, dass es sich bei den fraglichen Polizeidokumenten und der Liste der auf Neverland beschlagnahmten Gegenstände um keine „neuen“ oder „kürzlich ausgegrabenen“ Dokumente handelt, wie einige Medien fälschlicherweise behauptet haben, um anzügliche Schlagzeilen zu verbreiten.

Es handelt sich um Objekte, die bereits 2005 bei Gericht eingereicht wurden – Objekte, die sowohl der Staatsanwaltschaft als auch der Verteidigung wohlbekannt waren und sowohl Richter Melville als auch den Geschworenen vorgelegt wurden. Keiner der in Neverland beschlagnahmten Objekte entspricht der gesetzlichen Definition von Kinderpornografie, und tatsächlich waren viele der Objekte, die derzeit die größte Medienhysterie auslösen, überhaupt nicht pornografisch. Es handelte sich um legale Kunstbücher; einige von ihnen enthielten einige Exemplare von Erotik für Erwachsene, aber auch hier handelte es sich nicht um Titel, die in irgendeiner Weise als pornografisch oder sogar obszön angesehen werden könnten. Das soll nicht heißen, dass Jackson überhaupt keine Pornografie besaß. In der Tat wurde bei der Razzia eine beträchtliche Menge heterosexueller Erwachsenenpornografie beschlagnahmt, aber Jackson war ein erwachsener Mann und der Besitz dieser Art von Pornografie ist nicht illegal. In Ermangelung eines schlagkräftigen Beweises gegen Jackson versuchte die Staatsanwaltschaft verzweifelt, mehrere legale Kunstbücher ins Feld zu führen, die Jackson als Teil einer umfangreichen Bibliothek besaß, die über zehntausend Titel über Kunst und Fotografie enthielt (Themen, die ihm als Inspiration für seine eigenen Texte und Filme wichtig waren). Diese Kunstbücher, so wie sie in den ursprünglichen Polizeiberichten beschrieben wurden, wurden eindeutig als nicht pornografisch bezeichnet, sondern als Objekte, die „möglicherweise“ als Teil eines „Grooming“-Prozesses verwendet werden könnten (es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die Staatsanwaltschaft diese Behauptung vor Gericht nicht erfolgreich beweisen konnte). Zweitens wurde in einer Erklärung des Santa Barbara County Sheriffs Department bestätigt, dass mehrere Seiten des Dokuments – das ursprünglich von der Website Radar Online stammte – gefälscht worden waren, und zwar mit Bildern, die nie Teil des Originaldokuments waren, und dass diese Bilder „anscheinend aus Internetquellen stammen“. Da sich diese Geschichte wie das sprichwörtliche Lauffeuer in den Boulevardmedien verbreitet hat – und sogar in den seriösen Mainstream-Medien, die sich offenbar nie die Mühe gemacht haben, die Herkunft oder den Inhalt dieser Dokumente zu überprüfen -, müssen wir uns wirklich fragen, wie die Medien bei der Verbreitung solcher Falschmeldungen über Prominente vorgehen. Wir müssen uns auch die Frage stellen, warum es keine besseren Gesetze gibt, um verstorbene Personen – ob berühmt oder nicht – vor dieser Art von Verleumdung zu schützen.

Ein Gerichtsdokument, das die Aufnahme von Jacksons Kunstbüchern und Erotika für Erwachsene belegt - ein Beweis dafür, dass alle im Bericht aufgeführten Gegenstände vor Gericht verhandelt wurden.
Ein Gerichtsdokument, das die Aufnahme von Jacksons Kunstbüchern und Erotika für Erwachsene belegt – ein Beweis dafür, dass alle im Bericht aufgeführten Gegenstände vor Gericht verhandelt wurden.

Aber zunächst einmal sollten wir mit einigen der verzerrten Mythen und Lügen aufräumen, die derzeit im Umlauf sind. Ich bin seit sieben Jahren ein engagierter Michael Jackson-Forscher. Ich habe mich eingehend mit dem gegen ihn angestrengten Verfahren von 2005 und dem Jordan Chandler Vergleich von 1993 befasst.

Zunächst einmal müssen wir feststellen, dass die Informationen und Beschreibungen in diesen Berichten NICHT neu oder „erst kürzlich aufgetaucht“ sind – dies sind alles Informationen, die sowohl der Staatsanwaltschaft als auch der Verteidigung im Jahr 2004 bekannt waren, als die Anklage und der Prozess vor der Grand Jury begannen. Tatsächlich sind viele der aktuellen Informationen, die jetzt angepriesen werden, damals durchgesickert und nach den Anhörungen der Grand Jury in der Presse verbreitet worden. Daraufhin gab Jacksons Anwalt eine Erklärung an die Medien ab, die nicht nur von Mesereau, sondern auch von der Staatsanwaltschaft und Richter Melville unterzeichnet wurde und in der er uneingeschränkt bestätigte, dass keine Kinderpornografie gefunden worden war. Darauf folgte eine offizielle Erklärung von Jackson selbst, in der er sich ausdrücklich zu den Informationen äußerte, die den Medien aus dem Verfahren vor der Grand Jury zugespielt worden waren. Es sei daran erinnert, dass die Anhörungen der Grand Jury ein Vorgang sind, bei dem die Staatsanwaltschaft ihren Fall in vollem Umfang und ohne Kreuzverhör präsentieren kann und den Prozess der Offenlegung umfasst, bei dem alle potenziellen Beweismittel vorgelegt und diskutiert werden.

Sowohl die eidesstattliche Erklärung von Thomas Mesereau als auch Jacksons Presseerklärung aus dem Jahr 2004 waren eine Reaktion auf die an die Medien durchgesickerten Informationen aus den Anhörungen der Grand Jury, in denen die Staatsanwaltschaft alle beschlagnahmten und potenziell beweiskräftigen Gegenstände aufführt. Zu diesen "Gegenständen" gehörten auch die Kunstbücher, die die Quelle des aktuellen Medienrummels sind.
Sowohl die eidesstattliche Erklärung von Thomas Mesereau als auch Jacksons Presseerklärung aus dem Jahr 2004 waren eine Reaktion auf die an die Medien durchgesickerten Informationen aus den Anhörungen der Grand Jury, in denen die Staatsanwaltschaft alle beschlagnahmten und potenziell beweiskräftigen Gegenstände aufführt. Zu diesen „Gegenständen“ gehörten auch die Kunstbücher, die die Quelle des aktuellen Medienrummels sind.
Michael Jackson 2005 trial Statement

Schließlich wurden viele dieser Bücher als unzulässiges Beweismaterial verworfen, da es sich um im Handel erhältliche Kunstbücher handelte, die jeder legal erwerben kann. Die Titel, die als zulässiges Beweismaterial zugelassen wurden, wurden nicht deshalb zugelassen, weil sie pornografisch waren, sondern weil die Staatsanwaltschaft meinte, dass sie möglicherweise das Argument untermauern könnten, dass Jackson die Bücher als Grooming-Material benutzt haben könnte, um eine Art Vorliebe für Männer zu beweisen (da einige der Titel künstlerische Fotografien von nackten Männern enthielten; im Allgemeinen handelte es sich jedoch um Titel, die Erotik für Erwachsene beiderlei Geschlechts enthielten). Bei den „Sadomasochismus“-Büchern handelte es sich um Bücher für Erwachsene mit erwachsenen Themen (Madonnas „Sex“ zum Beispiel war ein Buch, von dem bekannt war, dass er es Anfang der 1990er-Jahre gekauft hatte) und weil keines dieser Materialien der gesetzlichen Definition von Kinderpornografie entsprach. Dies brachte die Staatsanwaltschaft in die ziemlich peinliche Situation, den Fall auf Jacksons Sammlung legaler Pornos für Erwachsene aufbauen zu müssen, die – sagen wir es mal so – gesund war, aber nicht so ungewöhnlich für einen alleinstehenden Mann. Vergessen wir nicht, dass diese Leute in seine Privaträume eingedrungen sind. Die vollständige Liste von Jacksons Pornos für Erwachsene, die bei der Razzia auf Neverland beschlagnahmt wurden, ist seit vielen Jahren allgemein zugänglich. Sie umfasst über 1800 Bilder von nackten erwachsenen Frauen. Sie können die vollständige Liste hier finden. Aber im Grunde brachte dies die Staatsanwaltschaft in die ziemlich peinliche Lage, einen Fall von Kindesmissbrauch gegen einen Mann zu konstruieren, dessen einziges „Beweismittel“ Ausgaben von Hustler, Playboy, Penthouse, Barely Legal und dergleichen waren – zusammen mit, nun ja, einer Menge von Kunstbüchern. Sie müssen bedenken, dass die Staatsanwaltschaft nie auch nur ein Fitzelchen von dem hatte, was man als „entscheidende Beweise“ bezeichnen könnte – die Art von Beweisen, die in Fällen wie diesem normalerweise zu einer einfachen Verurteilung führen. Es gab keine expliziten Liebesbriefe, die an ein Kind geschrieben wurden, keine Fotos von ihm selbst oder von Kindern bei sexuellen Handlungen, keine Videobänder, die ihn mit Kindern bei unzüchtigen Handlungen zeigen, keine aufgezeichneten Telefongespräche, keine Online-„Sex-Chats“ – mit anderen Worten, nichts von dem, was in solchen Fällen normalerweise zu einer einfachen Verurteilung führen kann. Sie müssen bedenken, dass Jackson über zehn Jahre lang ständig vom FBI überwacht wurde. Die Berichte kamen letztlich zu dem Schluss, dass nichts zu finden war. Eine Durchsuchung von mehr als sechzehn Computerfestplatten, die bei der Razzia 2003 beschlagnahmt wurden, ergab nichts, außer dass er gelegentlich ein paar legale Pornoseiten für Erwachsene besuchte, auf denen er sich gerne als „Dr. Black“ und „Marcel Jackson“ anmeldete. Pikanter Stoff für Klatsch und Tratsch, ja. Illegal; nein.

In Ermangelung derartiger handfester Beweise lief der Fall im Wesentlichen darauf hinaus, dass das Wort des Anklägers Gavin Arvizo gegen das von Jackson stand. Von diesem Zeitpunkt an bestand die einzige Hoffnung der Bezirksstaatsanwälte Tom Sneddon und Ron Zonen darin, ihre Anklage als Rufmord zu konstruieren. In ihrem verzweifelten Versuch, aus keinen Beweisen „Beweise“ zu machen, wurden die Kunstbücher (erfolglos) als Bücher dargestellt, die der Definition entsprechen „könnten“, was ein Pädophiler besitzen würde, und die legalen Pornos wurden als „Grooming-Material“ dargestellt (ein Argument, das die Jury ebenfalls nicht überzeugte, vor allem, nachdem Star Arvizo, der Bruder von Gavin Arvizo, im Kreuzverhör zugab, dass eine Zeitschrift, von der er zuvor behauptet hatte, sie sei ihm von Jackson gezeigt worden, in Wirklichkeit erst fünf Monate nach dem angeblichen Vorfall veröffentlicht worden war! ).

Das Problem ist, dass es in Ermangelung wirklich stichhaltiger Beweise immer schwieriger wird, eine Jury davon zu überzeugen, welche „Absichten“ jemand mit einem bestimmten Foto oder Kunstbuch verfolgt. Sie können nicht erraten, was in jemandes Kopf vorgeht oder ob er bestimmte Materialien – legal oder nicht – zur sexuellen Befriedigung verwendet. Das bewegt sich im Bereich des „begründeten Zweifels“ und ist nicht beweisbar. Das Einzige, was ein Richter und die Geschworenen machen können, ist, sich ein bestimmtes Beweisstück anzusehen und sich zu fragen: Ist das pornografisch oder nicht? Und wenn es pornografisch ist, ist es dann legal? Denken Sie daran, dass alles, was streng genommen keine Kinderpornografie ist, nicht als zulässiges Beweismittel gelten kann, denn es ist nicht strafbar – zumindest nicht in den Vereinigten Staaten – Kunstbücher oder legale Sexbücher für Erwachsene zu besitzen, egal wie „anschaulich“ die Bilder sind (von denen viele in den Medienberichten auch noch maßlos übertrieben werden, aber der Reihe nach).

In der ursprünglichen Geschichte von Radar Online vom 20. Juni wurde zwar eingeräumt, dass diese Berichte aus dem Jahr 2003 stammten und keine neuen Informationen waren, aber die Geschichte wurde so verdreht, dass der Eindruck entstand, es handele sich um „neu durchgesickerte“ Informationen oder um „neu entdeckte“ Beweise, die – aus welchen unerklärlichen Gründen auch immer – während des Prozesses nie ans Licht gelangten. Das ist einfach nicht wahr, denn aus allen offiziellen Gerichtsdokumenten zum Fall von 2005 geht eindeutig hervor, dass diese Objekte sowohl der Staatsanwaltschaft als auch der Verteidigung gut bekannt waren. Viele dieser Objekte wurden diskutiert und den Geschworenen an dem Tag gezeigt, der als der berüchtigte „Porno-Tag“ im Prozess bekannt wurde (ein Tag, an dem Jacksons sehr religiöse Mutter Katherine nicht anwesend war). Was nicht gezeigt wurde, wurde einfach deshalb nicht gezeigt, weil es als nicht pornografisch und damit als unzulässiges Beweismittel angesehen wurde. Vergessen wir nicht, dass Michael Jackson einer der übereifrigsten Strafverfolgungen ausgesetzt war, die man einem Menschen zumuten kann. Er hatte einen Staatsanwalt, der es sich zur persönlichen Lebensaufgabe gemacht hatte, ihn hinter Gitter zu bringen – oder ihn endgültig aus Santa Barbara County zu vertreiben, was ihm schließlich auch gelang. Die Staatsanwaltschaft durchkämmte die ganze Welt auf der Suche nach „Opfern“, Beweisen und Zeugen, die unabhängig von ihrer Glaubwürdigkeit aussagen wollten, und gab dabei Millionen von Steuergeldern aus. Zugegeben, Sneddon und Zonen mögen ihre Momente der Ungeschicklichkeit gehabt haben, aber eines kann man ihnen nicht vorwerfen: dass sie nicht gründlich waren oder dass sie eine halbherzige Untersuchung durchgeführt haben, bei der Beweise für tatsächliche Kinderpornografie übersehen wurden. In der Tat wurde in diesen Berichten nichts übersehen und auch nichts zurückgehalten. Es war einfach keine Kinderpornografie, weder damals noch heute.

Dies ist eine wichtige Tatsache, denn ich glaube, dass viele Menschen aufgrund der verzerrten Medienberichte den Eindruck haben, dass es sich bei den diskutierten Themen um eine „schockierende neue Enthüllung“ handelt, die gerade ans Licht gekommen ist. Das ist einfach nicht wahr. Das sind alles alte Nachrichten von vor einem Jahrzehnt, und es gibt absolut nichts in diesen Berichten, was nicht schon vor Gericht verhandelt wurde – das heißt, von den Dingen, die es überhaupt über das Stadium der Offenlegung hinaus geschafft haben. Die Medien versuchen, die Geschichte in diese Richtung zu verdrehen, weil das für anzügliche Schlagzeilen und Clickbait sorgt. Aber wenn Sie das Kleingedruckte lesen, müssen die meisten irgendwann zugeben, dass es sich tatsächlich um alte Dokumente aus dem Jahr 2003 handelt, als der Offenlegungsprozess für das Gerichtsverfahren im Gange war. Es handelt sich also um nichts Neues und nichts, was den Anwälten sowie dem Richter und den Geschworenen nicht bekannt gewesen wäre, als Jackson 2005 vor Gericht gestellt und freigesprochen wurde. Die anzüglichen und „gruseligen Kinderpornos“ von Michael Jackson, die derzeit in den Medien angepriesen werden, bestehen also in Wirklichkeit aus nichts weiter als ein paar Kunstfotobüchern (die alle legal über Amazon erworben werden können). Einige von ihnen fallen zwar in die Kategorie Erotik für Erwachsene, sind aber nicht pornografisch und schon gar nicht illegal für einen Erwachsenen zu besitzen. Darunter befinden sich Titel von preisgekrönten Fotografen und Autoren wie Anne Rice, die sogar die Einleitung für eines der Bücher (Underworld) geschrieben hat, das derzeit in den Medien für viel Wirbel sorgt.

Dokumente, gespickt mit Inhalten, die anscheinend aus dem Internet oder aus unbekannten Quellen stammen

Die nächste Frage lautet also: Warum jetzt? Nun, das hängt mit den engen Verbindungen zwischen Radar Online (früher geleitet von Dylan Howard vom National Enquirer) und den Anwälten von Wade Robson und Jimmy Safechuck sowie einer gewissen verräterischen „Freundin“ der Jackson-Familie, Stacy Brown, zusammen, die eine Karriere damit gemacht hat, die Boulevardpresse mit Schmierereien zu versorgen. Robson und Safechuck haben beide Zivilklagen gegen den Estate von Michael Jackson anhängig, und Radar Online ist ihr Verbündeter und williges Sprachrohr geworden. Aus der vom Santa Barbara Sheriffs Department veröffentlichten Erklärung wissen wir, dass die Dokumente, die Radar Online erhalten hat, nicht aus einer offiziellen Quelle stammen. Hier ist die Erklärung, wie sie an Vanity Fair weitergegeben und über die in verschiedenen Medien berichtet wurde. Doch alle, die über diese Geschichte berichteten, schienen zu ignorieren, was in dieser Erklärung am belastendsten war:

Bei einigen der Dokumente scheint es sich um Kopien von Berichten zu handeln, die von Mitarbeitern des Sheriff-Büros verfasst wurden, sowie um Beweisfotos, die von Mitarbeitern des Sheriff-Büros aufgenommen wurden, gespickt mit Inhalten, die anscheinend aus dem Internet oder aus unbekannten Quellen stammen. Das Sheriff’s Office hat keines der Dokumente und/oder Fotos an die Medien weitergegeben. Das Sheriff-Büro hat alle seine Berichte und die Fotos im Rahmen der vorgeschriebenen Offenlegung an die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung weitergegeben.

Viele der Medien, die die ursprüngliche Geschichte kopiert haben, haben nun ihre Informationen aktualisiert, um diese Aussage aufzunehmen. Das ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, wie ich finde, ändert aber nichts an ihrer offensichtlichen Bereitschaft, eine Geschichte zu veröffentlichen, die von den Behörden, die den Fall untersucht haben, als Fehlinformation entlarvt wurde.

Sehen wir uns noch einmal die offizielle Erklärung des Santa Barbara Sheriffs Department an, wobei die wichtigsten Passagen hervorgehoben sind:

gespickt mit Inhalten, die anscheinend aus dem Internet oder aus unbekannten Quellen stammen …

Das Sheriff-Büro hat alle seine Berichte und die Fotos im Rahmen der vorgeschriebenen Offenlegung an die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung weitergegeben.

Die Erklärung macht auch deutlich, dass jemand anderes als eine offizielle Quelle für die Weitergabe dieser Informationen an Radar Online verantwortlich ist – jemand (oder mehrere), der diese böswillige Verleumdungskampagne genau zum richtigen Zeitpunkt angesetzt hat, um mit den Erinnerungen und Feierlichkeiten zu Jacksons Todestag zusammenzufallen – einer Zeit, in der die Gefühle seiner Familie, Freunde und Fans am verletzlichsten sind.

In Jacksons Besitz wurde niemals Kinderpornografie gefunden

Am schädlichsten für die Betrüger war die Erklärung von Ron Zonen selbst, einem der Staatsanwälte, der sicherlich Himmel und Erde in Bewegung gesetzt hätte, um die „Beweise“ gegen Michael Jackson zu bekommen, nach denen er sich so verzweifelt sehnte. Doch selbst Zonen veröffentlichte eine offizielle Erklärung, in der er darauf hinwies, dass bei den Ermittlungen keine Kinderpornografie gefunden wurde. Wie von People berichtet:

Die Erklärung des Staatsanwalts Ron Zonen gegenüber dem "People Magazine", dass in Jacksons Besitz keine Kinderpornographie gefunden wurde.
Die Erklärung des Staatsanwalts Ron Zonen gegenüber dem „People Magazine“, dass in Jacksons Besitz keine Kinderpornographie gefunden wurde.

Lassen Sie uns noch einmal auf die wichtigsten Aussagen in Zonens Erklärung zurückkommen:

Es gab keine Kinderpornografie. Es gab keine Videos mit Kindern.“

Worum geht es also bei dem ganzen Trubel? Sie werden vielleicht schockiert und überrascht sein, das zu erfahren! Wenn man das Material und die Bilder, über die diskutiert wird, genau untersucht und analysiert, stellt sich heraus, dass sie nicht nur alle aus legalen Quellen stammen (Kunstbücher und so weiter), sondern dass die meisten erotischen Bilder von Erwachsenen stammen! Also … was ist hier los? Es scheint tatsächlich so zu sein, dass ein riesiger Mediensturm über Michael Jacksons Vorlieben für Kunst und Erotik für Erwachsene entfacht wird. Wie ich schon sagte: Futter für Klatsch und Tratsch? Ja, vielleicht. Beweise für kriminelles Verhalten? Nein.

Hinzugefügte Bilder wurden absichtlich manipuliert

Und Radar Online (oder vielleicht sollten wir sagen, derjenige, der für das „Durchsickern“ dieser Dokumente verantwortlich war) hat auch viele dieser Bilder absichtlich manipuliert, um sie expliziter erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind, wie in diesem Beispiel. Rechts sehen Sie das Bild, wie es von Radar Online veröffentlicht wurde. Links ist das Originalbild aus dem Buch Bidgood von James Bidgood, einem legalen Buch über die Fotografie von erwachsenen Männern. Links ist das Originalbild in Bidgoods Buch. Rechts sehen Sie das Bild, wie es dann in den gefälschten Dokumenten „frisiert“ wurde. Wie Sie sehen können, hat Radar Online (oder jemand anderes) absichtlich den Schritt unkenntlich gemacht, um den Anschein zu erwecken, die jungen Männer auf Bidgoods Foto seien nackt, während sie in Wirklichkeit mit Shorts bekleidet waren. Aber es kommt noch besser!

Eines der vielen "manipulierten" Bilder, die Radar Online in ihrem 88-seitigen Jackson-Bericht veröffentlichte, bevor sie gelöscht wurden.
Eines der vielen „manipulierten“ Bilder, die Radar Online in ihrem 88-seitigen Jackson-Bericht veröffentlichte, bevor sie gelöscht wurden.

Eines der Fotos wurde erst Jahre nach der Hausdurchsuchung veröffentlicht

Einige Tage später äußerte sich der kanadische Künstler Jonathan Hobin, Autor des Buches In The Playroom, sowohl in der kanadischen Presse als auch in den sozialen Medien darüber, wie seine Arbeit in ähnlicher Weise von Radar Online benutzt worden war, um die Jackson-Dokumente zu fälschen. Hobins „American Idol“-Foto, das Teil seiner Sammlung In The Playroom ist, war ein Foto, das eine JonBenet-Ramsey-Imitatorin im Schönheitswettbewerbskostüm mit einer Schlinge um den Hals zeigt.

Dieses Foto, "American Idol", aus Jonathan Hobins Sammlung In The Playroom, war eines der fälschlicherweise als Beispiel für Jacksons "verstörende Fotos, auf denen Kinderfolter zu sehen ist" ausgewiesenen Fotos, die von den Medien heftig kritisiert wurden - bis sich herausstellte, dass Hobins Buch im Jahr 2003 noch gar nicht veröffentlicht worden war!
Dieses Foto, „American Idol“, aus Jonathan Hobins Sammlung In The Playroom, war eines der fälschlicherweise als Beispiel für Jacksons „verstörende Fotos, auf denen Kinderfolter zu sehen ist“ ausgewiesenen Fotos, die von den Medien heftig kritisiert wurden – bis sich herausstellte, dass Hobins Buch im Jahr 2003 noch gar nicht veröffentlicht worden war!

Es war ein Foto, das Radar Online – wie auch alle anderen Medien, die die Geschichte aufgriffen – als „Beweis“ für Jacksons „Vorrat an gruseligen“ und „blutigen Kinderporno-Bildern, auf denen die Folterung von Kindern zu sehen ist“, geradezu verherrlichte. Wie sich herausstellte, gab es drei große Probleme mit dieser schreienden Schlagzeile:

1. Das Bild ist Teil einer legitimen Kunstsammlung – einer Sammlung, die in vielen der gleichen Medien vorgestellt wurde, die sich nun über Jackson mokierten, einschließlich der Huffington Post, die 2013 einen sehr positiven Beitrag über Hobins Arbeit veröffentlichte.

Aber es kommt noch besser (oder schlechter, je nachdem, ob Sie ein „das Glas ist halb voll oder halb leer“-Typ sind).

2: Das Buch In The Playroom wurde 2008 veröffentlicht. Das bedeutet, auch wenn es sich um legitime Kunst handelt (und das tut es!), handelt es sich nicht um ein Buch, das Jackson 2003, zum Zeitpunkt der Durchsuchung von Neverland, überhaupt hätte besitzen können.

Das führt uns zu 3: Dieses Bild war also nie Teil des ursprünglichen Polizeiberichts von 2003. Die Tatsache, dass es zunächst in dem von Radar Online veröffentlichten 88-seitigen Originaldokument enthalten war, ist ein Beweis für die Art von Manipulation, auf die sich das Santa Barbara County Sheriffs Department bezog.

Aber damit ist die Fälschung weiterhin nicht zu Ende. Die Original-Polizeiberichte enthielten überhaupt keine Bilder, sondern nur verbale Beschreibungen des Inhalts der Bücher.

Hier ist der Original-Polizeibericht über die in Neverland beschlagnahmten Objekte.

Und hier ist die Radar Online-Version1 der Dokumente, die ursprünglich mit der 6/20-Story veröffentlicht wurde.

Das bedeutet, dass die Bilder, die in den ursprünglichen 88-seitigen Bericht von Radar Online eingefügt wurden, entweder von Radar Online oder von den Personen, die diese Dokumente zur Verfügung gestellt haben, dort platziert wurden. Es hat den Anschein, dass viele der eingefügten Bilder, wie z. B. das Foto von Hobin, nicht einmal aus den Titeln stammen, die in dem Bericht genannt wurden, sondern aus verwandten Titeln von Büchern, die Jackson nicht einmal besaß. Dies würde darauf hindeuten, dass derjenige, der diese Berichte vorgelegt hat, eine schlampige Google-Suche durchgeführt hat, um diese Bilder zu finden, ohne sich die Mühe zu machen, zu überprüfen, ob die Bilder überhaupt aus den betreffenden Titeln stammen. So hat sich inzwischen herausgestellt, dass mehrere der anschaulicheren Fotos, von denen Radar Online behauptete, sie stammten aus The Fourth Sex: Adolescent Extremes (ein Kunstbuch, das Jackson tatsächlich besaß) in Wirklichkeit aus einer Liste von Lieblingsbüchern der Kunstfotografin und „Dazed“-Redakteurin Isabella Burley stammten, die das Buch in eine Liste ihrer fünf Lieblingsbücher aufgenommen hatte (die Bilder, so stellte sich heraus, stammten aus den anderen Titeln auf ihrer Liste, von denen Jackson keines besaß). Mehr darüber, wie diese Fälschung zustande kam, können Sie hier lesen. [Deutsche Übersetzung: Radar Onlines gefälschter Polizeibericht über Michael Jackson; Anm.d.Übers.] Dies würde darauf hindeuten, dass die Verantwortlichen für das „Durchsickern“ dieser zehn Jahre alten Dokumente bei Radar Online nicht nur wussten, dass es in den Originaldokumenten keine derartigen Bilder gab, sondern dass sie entweder extrem ungeschickt im Umgang mit der Google-Suchmaschine waren oder eine vorsätzliche und bösartige Kampagne betrieben, um diese Dokumente mit absichtlich ausgewählten anzüglichen Bildern zu fälschen, die dann noch anzüglicher erscheinen würden, wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen würden.

Von wem stammen die Notizen auf dem gefälschten Polizeibericht?

Interessanterweise haben die für dieses „Leak“ verantwortlichen Personen einen interessanten Hinweis auf ihre Identität hinterlassen, den viele aufmerksame Jackson-Fans sofort bemerkten: Kryptische Notizen auf Seite 25 (die auch nicht Teil der Originaldokumente des Polizeiberichts waren), die besagen, dass „Zonen im Ruhestand ist und reden wird“ und eine aktuelle Telefonnummer von Gordon Auchincloss angeben (Ron Zonen und Gordon Auchincloss waren beide Staatsanwälte für den Jackson-Fall 2005). Dies sind aktuelle Notizen, die offensichtlich erst vor Kurzem hinzugefügt wurden (Zonen ist jetzt im Ruhestand, war es aber offensichtlich nicht in den Jahren 2003-04, als diese Dokumente erstmals erstellt wurden). Für viele Jackson-Fans verleiht dies der Idee Glaubwürdigkeit, dass diese jüngste Verleumdungskampagne von den Anwälten von Wade Robson und Jimmy Safechuck ausgegangen sein muss, zwei jungen Männern, die beide Zivilklagen gegen den Estate von Michael Jackson anhängig haben.

Handschriftliche Notizen wie diese - die nicht im ursprünglichen Polizeibericht enthalten waren - könnten einen Hinweis darauf geben, wer die gefälschten Dokumente an Radar Online weitergegeben hat und warum.
Handschriftliche Notizen wie diese – die nicht im ursprünglichen Polizeibericht enthalten waren – könnten einen Hinweis darauf geben, wer die gefälschten Dokumente an Radar Online weitergegeben hat und warum.

Es ist auch erwähnenswert, dass der ursprüngliche 88-seitige Bericht von Radar Online um siebenundzwanzig Seiten auf nur noch 61 Seiten2 schrumpfte, als Jonathan Hobin sich an die Medien wandte! Offensichtlich hat man sich beeilt, die Dokumente von den gefälschten Fotos zu säubern. Und nur wenige Tage nach dem mysteriösen Verschwinden der siebenundzwanzig fehlenden Seiten wurde eine neue „Ablenkungs“-Geschichte von der langjährigen „Feindin“ der Jackson-Familie, Stacy Brown, in die Welt gesetzt, in der es um falsche und verleumderische Behauptungen über Jacksons Neffen ging. Dieser Vorwurf wurde von der Staatsanwaltschaft erstmals erhoben, als einige „fragwürdige“ Fotos von Jackson und drei seiner Neffen – Taj, Terryl und TJ Jackson von der Popgruppe 3T – beschlagnahmt wurden.

Jermain Jackson tweetet den ursprünglichen Polizeibericht
Jermaine Jackson Tweet Quoting Original Police Report 

Das Fotoshooting mit 3T

Wie sich jedoch herausstellte, waren die fraglichen „Fotos“ tatsächlich Teil eines professionellen Fotoshootings für das Debütalbum von 3T, Brotherhood, ein Album, das Michael Jackson produziert hatte. Genauer gesagt, waren die fraglichen Fotos Teil des Fotoshootings für die Single „Why“, auf der Michael Jackson als „Gastsänger“ zu hören war. Es handelte sich dabei um ein professionelles Fotoshooting, das von dem prominenten Fotografen Jonathan Exley durchgeführt wurde. Laut Jacksons Visagistin Karen Faye, die bei dem Shooting anwesend war, wurde es in Anwesenheit von Hunderten Zeugen durchgeführt, die ebenfalls bei dem Shooting anwesend waren. Die fraglichen Fotos sind sexy, und es ist unbestreitbar, dass die Absicht darin bestand, die meist junge weibliche Fangemeinde der Gruppe mit der Attraktivität eines „Muskelprotzes“ anzusprechen. In jedem Fall war das Konzept für das Fotoalbum nicht von Jackson selbst. Und die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft so verzweifelt versucht hat, ein Album-Fotoshooting als „Beweis“ gegen Jackson auszulegen, sollte Ihnen auch zu denken geben. Es sollte Ihnen auch eine Menge darüber verraten, was jetzt passiert. Viele der gleichen Dinge, die vor einem Jahrzehnt so offensichtlich aus dem Zusammenhang gerissen wurden, werden jetzt recycelt, um den Medien neues Futter zu liefern.

Das "Why"-Fotoshooting von Jonathan Exley sollte offensichtlich die weibliche Fangemeinde der Gruppe ansprechen
Das „Why“-Fotoshooting von Jonathan Exley sollte offensichtlich die weibliche Fangemeinde der Gruppe ansprechen
Dies war das Foto, das die Staatsanwaltschaft zunächst aufhorchen ließ - doch wie sich herausstellte, war es nichts anderes als ein weiteres Bild aus dem Fotoshooting für das Album „Why“.
Dies war das Foto, das die Staatsanwaltschaft zunächst aufhorchen ließ – doch wie sich herausstellte, war es nichts anderes als ein weiteres Bild aus dem Fotoshooting für das Album „Why“.

Dies war nicht der einzige Vorfall, bei dem die Staatsanwaltschaft versucht hatte, Elemente von Jacksons Kunst als „Beweismittel“ misszuverstehen und zu missbrauchen. Auf Seite 73 der Originaldokumente von Radar Online wird ein Polaroid-Foto beschrieben, das zwei Jungen von einem Hollywood-Filmset zeigt und am unteren Rand die Aufschrift „Are You Scared Yet?“ und „Ha Ha!“ trägt. Eine handschriftliche Notiz, die zwischen die Zeilen des offiziellen Berichts gekritzelt wurde (im Originalbericht nicht vorhanden und interessanterweise in derselben Handschrift wie die hinzugefügte Notiz auf Seite 25 oben), besagt, dass dies eine „Code-Botschaft ist, die Sicherheit mit Sex gleichsetzt – verängstige das Kind und bring es ins Bett.“ Allerdings gibt es ein großes Problem mit dieser Theorie: Wie jeder eingefleischte Jackson-Fan weiß, ist „Are you scared yet?“ die berühmte Tagline aus Jacksons Film Ghosts von 1997. Der Versuch, dies als etwas „anderes“ als eine harmlose Anspielung auf Ghosts zu deuten, ist reine Spekulation. Aber es ist typisch für die Art und Weise, in der die Staatsanwaltschaft versucht hat, den Fall gegen Jackson aufzubauen.

Michael Jackson – Ghosts Short Film (1996)

Diese zusätzlichen Notizen wurden jedoch offensichtlich zu den ursprünglichen Berichten hinzugefügt, bevor sie Radar Online übergeben wurden, ebenso wie die eingefügten Internetbilder und mehrere Seiten eingefügter Artikel, die das Medikament Percocet mit Sexsucht in Verbindung bringen. Percocet, ein verschreibungspflichtiges Schmerzmittel, das durch die jüngsten Ermittlungen zum Tod von Prince bekannt wurde, wurde bei der Razzia im Jahr 2003 in den Räumlichkeiten gefunden; in den Originaldokumenten wird jedoch kein Zusammenhang zwischen der Droge und Sexsucht hergestellt. Merkwürdigerweise haben viele der hinzugefügten Seiten eines gemeinsam – das Datum 1/10/16 – was den Zeitpunkt der Fälschung auf etwa fünf Monate vor dem orchestrierten Zeitpunkt ihrer „Veröffentlichung“ am 20. Juni zu datieren scheint.

Leider haben sich die Medien nur allzu bereitwillig daran beteiligt und ein schiefes Bild geschaffen, in dem die Sensationslust der Boulevardpresse und die lückenhafte Überprüfung der Fakten ihren Platz finden. Mehr noch, es scheint, dass sogar die Worte der tatsächlichen Behörden, die in den Fall 2003–2005 gegen Jackson involviert waren, unter einem Ansturm von „Klick-Köder“-Schlagzeilen und grob übertriebener Berichterstattung ignoriert werden. Einige skrupellose Reporter sind sogar so weit gegangen, zu behaupten, Jackson könnte seine eigenen Kinder missbraucht haben – eine völlig absurde und lächerliche Behauptung, die keine Grundlage in den Tatsachen hat und darüber hinaus eine besonders grausame und bösartige Verleumdung gegen einen Mann ist, für den seine Kinder nie etwas anderes als liebevolle Verehrung zum Ausdruck gebracht haben. Es ist auch eine unentschuldbare Übung in emotionaler Grausamkeit gegenüber Jacksons Kindern, von denen eines noch minderjährig ist und eines bereits einen Selbstmordversuch unternommen hat, weil es seit dem Tod seines Vaters emotional sehr labil ist. Ich finde es sogar noch beunruhigender, dass niemand daran gedacht hat, die Frage der ethischen Medien oder der moralischen Verantwortung in all dem zu stellen. Jemanden des Besitzes von Kinderpornografie zu beschuldigen, bedeutet, jemanden einer Straftat zu beschuldigen – eine Straftat, die, wäre die beschuldigte Person noch am Leben, eine strafrechtliche Verurteilung und die dauerhafte Einstufung als Sexualstraftäter rechtfertigen würde. Aber eine lebende Person kann zumindest gegen solche Medienverleumdungen vorgehen. Sie kann wegen Verleumdung klagen. Sie kann die Behauptungen widerlegen. Sie kann sich verteidigen. Die Toten haben keinen solchen Rechtsbehelf, und die Idee, solch schwerwiegende Anschuldigungen gegen einen Mann zu erheben, der nicht mehr da ist, um sich zu verteidigen, der vor elf Jahren vor Gericht stand, und – was noch schlimmer ist – zu versuchen, ihn vor dem Gericht der öffentlichen Meinung erneut anzuklagen, und zwar auf der Grundlage derselben Indizien, mit denen die Staatsanwaltschaft 2005 versucht hat, ihn zu verurteilen – und gescheitert ist -, ist von Grund auf falsch.

Wo endet dieser Irrsinn?

Michael Jackson verbindet immer noch die Menschen weltweit

Vor sieben Jahren haben wir einen großartigen Künstler, Menschen und Humanisten verloren. Kürzlich, nach der tragischen Schießerei in Orlando, versammelten sich Menschen in Massen zu einer Mahnwache bei Kerzenlicht und sangen Jacksons „Heal The World“. Von Ferguson, Missouri und Black Lives Matter hin zu den jüngsten Ereignissen in Paris und Orlando bleibt Jacksons Musik unser Aufruf zum Erwachen und erinnert uns daran, dass wir als globale Familie zusammenkommen müssen. Zweifelsohne werden sich die Menschen angesichts der jüngsten tragischen Ereignisse, die in dieser Woche die rassische Spaltung unserer Nation entfacht haben, erneut an Jacksons Musik wenden, wie sie es schon immer getan haben, denn sie hat die Kraft zu heilen und zu vereinen.

Participants at Orlando mass shooting vigil singing Heal The World

Offen gestanden wären wir besser dran, wenn die Welt mehr Zeit damit verbringen würde, den Worten zuzuhören, die Michael Jackson geschrieben hat, anstatt sich damit zu beschäftigen, was er in seinem Schlafzimmer hatte. Jacksons Privatleben ist bereits gründlich durchleuchtet worden. Er wurde einem zermürbenden und öffentlich demütigenden Prozess unterzogen, der nichts der Fantasie überließ – seine innere Heiligkeit wurde komplett durchwühlt, seine privatesten Besitztümer wurden der Öffentlichkeit zur Schau gestellt, sogar sein eigener Körper wurde geschändet.

Charles Thomsons hervorragender Artikel aus dem Jahr 2013 „One Of The Most Shameful Episodes In Journalistic History“ [Deutsche Übersetzung: Eine der beschämendsten Episoden in der Geschichte des Journalismus; Anm.d.Übers.] ist ein erschütternder Bericht über die Medienberichterstattung zu diesem Prozess und den Tribut, den er für Jackson forderte. Traurigerweise hat sich nichts geändert. Mein Punkt ist, dass es hier nichts Neues zu sehen gibt. All diese „Beweise“ wurden vor einem Jahrzehnt vor Gericht verhandelt. Warum also stürzt sich Radar Online so freudig auf diese fabrizierte Verleumdungskampagne und würgt jahrzehntealte Informationen hervor, für die Michael Jackson schon vor langer Zeit vor Gericht gestellt und freigesprochen wurde? Warum das Bedürfnis, eine leichtgläubige Öffentlichkeit davon überzeugen zu wollen, dass eine Liste von Gegenständen, die vor zwölf Jahren geprüft und als „Beweis“ abgelehnt wurde, im Jahr 2016 plötzlich Breaking News sind?

Seltsamerweise war das Erste, woran ich dachte, als diese Geschichte erschien, die kürzlich wieder aufgeflammte Kontroverse über die Flagge der Konföderierten. Präsident Obama sagte, dass die Flagge der Konföderierten dauerhaft in ein Museum verbannt werden sollte, wo sie als Teil der Geschichte in Erinnerung gehalten und betrachtet werden kann, aber nicht als ein Akt des Trotzes für ein Ideal gehisst werden sollte, das nicht mehr existiert. Mir geht es genauso mit all den wiedergekäuten Informationen aus Michael Jacksons Prozess. Diese Dokumente (d. h. die echten) liegen seit über einem Jahrzehnt in den Akten von Santa Barbara County. Sie sind ein Teil der Geschichte, aber nicht mehr relevant. Der Prozess endete mit einem Freispruch in allen vierzehn Anklagepunkten am 13. Juni 2005, und Michael Jackson starb am 25. Juni 2009.

Aber so wie es einige Menschen gibt, die niemals akzeptieren werden, dass der Bürgerkrieg 1865 endete, so gibt es auch eine Fraktion, die niemals akzeptieren wird, dass Michael Jackson 2005 von einem Gericht vollständig entlastet wurde. Zu diesem Zweck werden sie weiterhin lügen, alte Geschichten aufwärmen und aufbauschen, die Wahrheit verdrehen und ja, sogar neue „Beweise“ erfinden, wo keine existieren. Ich kann dies nur als einen kaum verhüllten Versuch sehen, eine alte Schlacht fortzusetzen, die schon lange geschlagen – und gewonnen – worden ist.

Wenn Sie dies lesen und überzeugt sind, dass wir bessere Gesetze benötigen, um Verstorbene vor dieser Art von Verleumdung zu schützen, unterzeichnen Sie bitte diese Petition für die Anti-Defamation Legacy Law Advocates. Es handelt sich um eine Initiative, die, wenn sie in Kraft tritt, den Erben verstorbener Personen die gleichen Gesetze und den gleichen Schutz gegen Verleumdung in den Medien gewährt, wie sie derzeit für lebende Personen gelten.

UPDATE 13.7.16:

Seit dieser Artikel ursprünglich veröffentlicht wurde, haben viele nach den genauen Titeln der fraglichen Bücher gefragt. Wie ich in den Kommentaren unten erwähnt habe, habe ich eine fortlaufende Serie3 über den Inhalt der Original-Polizeidokumente von 2004 über die in Neverland beschlagnahmten Gegenstände erstellt, und alle Titel sind in dem oben verlinkten Original-Polizeibericht aufgeführt und beschrieben. Aber um einen Überblick über die fraglichen Bücher zu geben, hier eine Liste der Kunstbücher, die 2003 in Neverland beschlagnahmt wurden. Wie ich bereits erwähnt habe, handelt es sich dabei um legale Titel. Mit Ausnahme von zwei Büchern sind alle bei Amazon erhältlich; eines davon ist jedoch in der Cornell University Library verfügbar und ist in der Library of Congress katalogisiert. Keiner der Titel entspricht der gesetzlichen Definition von Pornografie, geschweige denn von Kinderpornografie. Zwar enthalten einige der Titel Nacktheit, doch handelt es sich um Werke, die eher als Kunst denn als obszön oder pornografisch einzustufen sind. Einige der Titel scheinen bestenfalls als Erotikfotografie für Erwachsene zu gelten; mindestens einer (The Art of Dave Nestler: Wicked Intentions) scheint ein Buch über Softcore-Bondage (erwachsene Frauen) zu sein. Von allen unten genannten Titeln war Simen Johans Room To Play wahrscheinlich am meisten für viele der anzüglichen Schlagzeilen in den Medien verantwortlich, da Johans Stil (wie der von Jonathan Hobin) oft Fotos von Kindern in scheinbar extremen oder vernachlässigenden Situationen zeigt. Die „Morphing“-Fotos in Johans Buch – auf denen Kindergesichter scheinbar über die Körper von Erwachsenen gelegt werden (und umgekehrt) – sind eindeutig Teil einer künstlerischen Aussage über den Verlust der Kindheit und darüber, was passiert, wenn Kinder zu früh in die Turbulenzen und den Schmerz des Erwachsenseins gezwungen werden – ein Thema, über das Jackson aufgrund seiner eigenen traumatischen Kindheit oft sprach und sang. Mit Liedern wie dem Gothic-Song „Little Susie“, in dem ein kleines Mädchen ermordet wird, und „Do You Know Where Your Children Are?“, in dem er über die Notlage von Ausreißern in der Kindheit sang, hin zu „Hollywood Nights“, einer Geschichte über ein Teenager-Mädchen, das sich verkauft, um es auf die Leinwand zu schaffen, war es klar, dass Jackson sich zutiefst mit diesen dunklen Aspekten der Kindheit identifizierte – es waren dieser Schmerz und diese Dunkelheit, die auch seine Vision für eine bessere Welt in Liedern wie „Heal The World“ inspirierten.

The Fourth Sex: Adolescent Extremes by Jake Chapman

Cronos by Pere Formiguera

Underworld by Kelly Klein (So lautete der Titel mit der Einleitung der Autorin Anne Rice)

Room To Play by Simen Johan

Dieses Bild aus Simen Johans „Room To Play“ ist das, was Publikationen wie „Vanity Fair“ als Jacksons „schockierende“ und „verstörende“ Sammlung von gemorphten Kinder-/Erwachsenenfotos auszugeben versuchten.
Dieses Bild aus Simen Johans „Room To Play“ ist das, was Publikationen wie „Vanity Fair“ als Jacksons „schockierende“ und „verstörende“ Sammlung von gemorphten Kinder-/Erwachsenenfotos auszugeben versuchten.
Aber wir können eine Menge offensichtlicher Ähnlichkeiten zu diesem Selbstporträt von Jackson als Kind erkennen.
Aber wir können eine Menge offensichtlicher Ähnlichkeiten zu diesem Selbstporträt von Jackson als Kind erkennen.

Drew and Jimmy by John Patrick Salisbury

Dressup Playacts and Fantasies of Childhood by Starr Ockenga

Camp Cove Photos: Sydney Men by Rod McRae

Scenes D’ Interieur by Alexandra Dupouy

The Art of Dave Nestler: Wicked Intentions4

Gynoids: Genetically Manipulated by Hajime Sorayama

Bidgood by James Bidgood

Naked as a Jaybird by Dian Hanson

Beach Portraits by Rineke Dijkstra

Poo-chi by Mayumi Lake

Taorimina by Wilheim Von Gloeden

The Chop Suey Club by Bruce Weber

Robert Maxwell Photographs

Bob and Rod by Tom Bianchi

Before The Hand of Man by Roy Dean

The Golden Age of Neglect by Ed Templeton

Sexual Study of a Man by Larry Stevens (Nicht bei Amazon, aber in der Cornell University Library erhältlich!).

Nun, da Sie die Liste haben, lassen Sie uns darauf eingehen, was diese Titel im Hinblick auf den Versuch der Staatsanwaltschaft, einen Fall aufzubauen, tatsächlich bedeuten. Erinnern Sie sich, ich hatte bereits erwähnt, dass auch eine beträchtliche Menge an legaler heterosexueller Pornografie für Erwachsene beschlagnahmt worden war – einige davon wurden vor Gericht als Beweismittel zugelassen -, aber insbesondere die oben genannten Kunstbücher wurden aus einer Bibliothek mit Tausenden Titeln isoliert (Jackson, der schon immer ein eifriger Leser war, soll einst geschätzte zehntausend Bücher besessen haben) und das nur aus einem einzigen Grund: Entweder, weil sie Nacktheit zeigten (was nach Ansicht der Staatsanwaltschaft möglicherweise Teil eines Grooming-Prozesses sein könnte) oder weil sie möglicherweise als Beweis für eine Vorliebe für Männer dienen könnten, was nach Ansicht der Staatsanwaltschaft die Aussage ihres Zeugen glaubwürdiger machen würde. Jackson befand sich wirklich in einer ausweglosen Situation – seine Hetero-Pornos und Erotika wurden von der Staatsanwaltschaft als „Grooming-Material“ bezeichnet, während alle Bücher mit männlicher Nacktheit (tatsächlich nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Titel, die er besaß, im Vergleich zu seiner riesigen Sammlung von Hetero-Pornos) als irgendwie bezeichnend für seinen Geschmack angesehen wurden (als ob schwul zu sein an und für sich jemanden automatisch als pädophil qualifizieren würde – aber das war genau das Argument, das die Staatsanwaltschaft vorbringen wollte!)

Dies könnte Ihnen eine Vorstellung davon vermitteln, warum der Prozess „Das Volk gegen Jackson“ so kompliziert war. Jackson-Prozess im Jahr 2005 war tatsächlich so verworren. Hier handelte es sich um einen Fall, der auf keinerlei harten Beweisen beruhte, in dem sogar die Staatsanwaltschaft gezwungen war zuzugeben, dass niemals Kinderpornografie gefunden worden war, und der sich ausschließlich auf das Wort einer Familie zu stützen schien, die plötzlich beschlossen hatte, dass Jackson ihren Sohn belästigt hatte, nachdem sie ihre Entlassungspapiere von Neverland erhalten hatte (die Familie Arvizo war zu Gast auf dem Anwesen gewesen, während Gavin sich von seiner Krebserkrankung erholte, entwickelte aber nach Aussage vieler Zeugen bald ein Gefühl des Anspruchs, indem sie teure Rechnungen auf Jacksons Kreditkarten ausstellte und das Anwesen verwüstete). Die Ankläger konnten jedoch keine konkreten Beweise für ein Fehlverhalten vorlegen; auch die spätere Durchsuchung von Neverland erbrachte keine konkreten Beweise. Das hielt die Staatsanwaltschaft jedoch nicht davon ab, alles zu beschlagnahmen, was ihrer Meinung nach gegen ihn verwendet werden konnte. Mit diesem Ziel sind sie kläglich gescheitert – aber das lag sicher nicht an mangelnden Bemühungen.

Obwohl viele Fans Probleme mit der kürzlich erschienenen Jackson-Biografie The Genius of Michael Jackson von Steve Knopper hatten, hat Knopper diese sehr aufschlussreiche Erklärung über den Jackson-Prozess abgegeben. Man sollte sich daran erinnern, dass Knopper, ein ehemaliger Redakteur des Rolling Stone, sein Projekt nicht als „Fan“ in Angriff nahm, sondern als neutraler Journalist, der sich für Jacksons Geschichte interessierte. Wie viele solcher Journalisten war seine Haltung zu Jacksons Schuld oder Unschuld größtenteils neutral, aber selbst ein unparteiischer Autor wie Knopper konnte das verwirrende Spektakel nicht ignorieren, das die Staatsanwaltschaft aus Jacksons Privatleben machte:

Die Staatsanwaltschaft brachte auch die sexuell expliziten Webseiten, die Aktentaschen voller Nacktmagazine und die Posterausschnitte ins Spiel … aber die Strategie ging nach hinten los. Sie ließ Michael Jackson wie einen heterosexuellen Mann erscheinen – Knopper 290–291

Das war genau das, was ich oben meinte, als ich sagte, dies sei ein Prozess, der buchstäblich nichts der Fantasie überließ. Die Geschworenen hatten im Jahr 2005 jede Gelegenheit zu sehen, was Jackson besaß und was nicht. Die Leute mögen ihre eigenen Schlüsse über seinen Kunstgeschmack ziehen, oder sogar, wenn sie umsichtig genug sind, über seinen Geschmack an Erotik für Erwachsene. Aber lassen Sie uns etwas im Auge behalten: Weshalb wurde der Mann vor Gericht gestellt? Wegen seines Kunst- und Erotikgeschmacks, wegen seines Charakters oder um zweifelsfrei festzustellen, ob ein Verbrechen begangen wurde?

Die Kampagne, um Michael Jackson vor dem Gericht der öffentlichen Meinung „erneut anzuklagen“, ist, wie ich bereits sagte, offensichtlich sehr sorgfältig orchestriert sowie ganz bewusst und böswillig geplant worden. Aber das Ausmaß, in dem diese spezielle Lüge aufrechterhalten wurde, ist mehr als verwerflich und sollte den Medien überall als Weckruf dienen, dass Faktenprüfung vor Sensationslust gehen muss.


  1. Der Link http :// www. allforloveblog. com/wp-content/ uploads/2016/07/RO-report-88-pages-10-1.pdf funktioniert leider nicht mehr. ↩︎
  2. Der Link https :// radaronline. com/wp-content/ uploads/2016/06/mj-docs-signed.pdf/ funktioniert leider nicht mehr. ↩︎
  3. Der Link http :// www. allforloveblog .com/ ?p=10708 funktioniert leider nicht mehr. ↩︎
  4. Der Link davenestler .com /Store/Books/ Wicked-Intentions—the -art-of-Dave-Nestler.html funktioniert leider nicht mehr. ↩︎

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