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“A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.” – Michael Jackson


Tom Mesereau, der ehemalige Anwalt von Michael Jackson, spricht über seine Erfahrungen während des Prozesses gegen den Sänger. Er betont die Überzeugung, dass Jackson völlig unschuldig war und bewundert seine Qualität als Mensch. Er kritisiert die Rolle der Medien, die einen Vorverurteilung Jacksons befördert haben und erzählt über die Herausforderungen, denen er während des Prozesses gegenüberstand.


Thomas MESEREAU to MJJiFF, inc. “I am with you”

Rede von Tom Mesereau beim Kyoto Dinner der MJJiFF.org

Tom Mesereau: Zunächst danke ich allen dafür, dass sie gekommen sind. Und danke für die freundliche Einladung von William, hier zu sprechen.

Sie wissen, ich achte nicht darauf, ob ihre Organisation groß oder klein ist, reich oder arm. Wenn sie für die richtigen Dinge eintritt, dann bin ich dabei. Und jeder, der Zeit von seinem eigenen beschäftigten Leben dazu hergibt, die Wahrheit zu verbreiten, dass Michael Jackson komplett unschuldig war in all diesen furchtbaren Vorwürfen, und dass Michael Jackson einer der nettesten, freundlichsten, mitfühlendsten und großzügigsten Menschen dieses Planeten war, dann bin ich mit dabei … ich stehe hinter euch. Und das ist, was ich glaube, was diese Organisation tut.

Sie wissen, ich bin ein Strafverteidigungs-Anwalt. Das ist mein Beruf, und ich liebe meinen Beruf wirklich. Ich glaube wirklich, dass wir als Strafverteidigungs-Anwälte viel dazu machen können, die Freiheit in diesem Land zu bewahren, mehr wie jede andere Gruppe. Und wir werden oft attackiert und diffamiert, … Aber wir überprüfen die Fälle, wir beschützen unsere Freiheit und wir sorgen so gut wir können dafür, dass unschuldige Menschen wieder frei kommen. Und ich kann ihnen versichern, dass Michael Jackson zu 100 % unschuldig war, in diesen furchtbaren Vorwürfen, er war es wirklich.

Als ich mich mit dem Fall befasste, versuchte ich objektiv zu bleiben. Ich glaube nicht notwendigerweise dem Klienten und auch sonst niemand. Ich glaube nicht den Anklägern, ich glaube nicht der Polizei – aber ich glaube auch nicht unbedingt dem Klienten, bis ich selbst herausgefunden habe, wie die Beweislage ist, wer der Klient ist, wer die Zeugen in dem Fall sind, dafür und dagegen, und ich beginne meine eigenen Schlüsse zu ziehen. Als ich Michael Jackson zum ersten Mal traf, war ich in Florida, in der Nähe von Orlando, sein Bruder Randy hatte mich gerufen, ich kannte ihn seit mehreren Jahren, aber ich hatte niemals jemand aus der Jackson Familie repräsentiert. Er rief mich an und sagte, wir mögen die Anwälte, die wir haben nicht, und mein Bruder wollte dich immer treffen, (…) ich flog also dahin und traf Michael. Er war sehr still, sehr zurückhaltend, … Randy führte den Großteil der Unterhaltung. Ich wurde in Anwesenheit Michaels befragt, von Randy und anderen, sodass Michael die Entscheidung treffen konnte, ob ich derjenige war, von dem er vertreten werden wollte. Ich erzählte alles, worüber ich befragt wurde, über meine Herkunft, mein Aufwachsen, meine Ausbildung, meinen beruflichen Weg, welche Art Fälle ich vertreten hatte … und ich verließ Orlando, ohne zu wissen, ob ich je wieder von ihnen hören würde.

Drei Wochen später rief Randy an, und sagte, wir wollen dich als Anwalt. Und ich sagte zu Randy, dass sie sicher noch viele andere befragt hätten, doch er sagte „Nein, als Michael dich hörte, sagte er, dass er dich will.“ Das war eine große Überraschung für mich. So wurde ich sein Verteidigungs-Anwalt. Es war eine große Ehre, ein großes Privileg, aber es war auch eine große Herausforderung. Jeder weiß, dass die Medien zu 100 % gegen ihn waren, weltweit, sie wollten diese reine Seele quälen, (er war) ein kreatives Genie, ein sensibler Humanitär, und kein Mensch, der für den Gerichtssaal geeignet ist. Und das war eine lange, schmerzliche Tortur. Dieser Prozess dauerte fast 5 Monate. Und wir waren dort an 5 Tagen die Woche. An 5 Tagen in der Woche, den ganzen Tag, musste Michael dort sitzen und hören, wie die Leute sagten, er habe eine Verschwörung angezettelt, um eine Familie festzuhalten, er sei ein übler Kinderschänder, der einem vom Krebs gezeichneten Kind Alkohol gegeben habe, um es für die Belästigung fügsam zu machen … dass er andere Leute angestiftet habe, diese Verbrechen möglich zu machen, dass er absichtlich und manipulativ Alkohol an minderjährige Kinder gegeben habe, aus eigennützigen Zwecken … Diese Vorwürfe waren schlimm, diese Vorwürfe waren entsetzlich …

Sie wissen, dass die Amerikaner von Mord-Prozessen fasziniert sind – und ich verteidigte auch Mordprozesse – aber sie fühlen sich noch mehr von Kindesbelästigungs-Fällen abgestoßen, das ist das Schlechteste, was man sich von einem Menschen vorstellen kann. Und ich muss ihnen sagen, ich war dort beschäftigt während einem Kapitel von Michaels Leben, das sehr düster war, und zwar in Bezug auf das, was er durchmachen musste, was die Menschen versuchten ihm anzuhängen, um selbst davon zu profitieren. Ich sah nie in irgendeinem Kriminalfall eine Medienschlacht, die so übel war wie diese.

Alle Kabel-TV-Stationen zeigten schon jeden Tag Bilder von Gefängniszellen, für die er vorgesehen war. Die Absicht dahinter war, die Jury zu konditionieren, zu beeinflussen, ihn zu verurteilen. Ich sah so etwas nie zuvor. Haben sie je Gefängniszellen im TV gesehen, täglich, auf jedem Programm, in irgendeinem Fall? Wenn ja, sagen sie mir wo, ich habe es nie zuvor gesehen.

Die Dokumentationen und Reportagen über diesen Prozess, darüber, wer die Zeugen sein würden, die Reportagen über den Fall von 1993, waren absolut skandalös, verstörend und furchtbar. Und sie waren nur für eine Sache gut: eine Verurteilung. Warum? Nicht wegen der Gerechtigkeit, sondern für Einschaltquoten und Gewinne. Eine bekannte Person aus der Medienwelt sagte mir nach dem Prozess, dein Freispruch kostete die Medienindustrie Millionen von Dollar. Sie freuten sich darauf, dass er verhaftet würde, direkt ins Gefängnis käme, es wäre die große Sensation geworden, die Sensation, dass Michael Jackson vielleicht 20 Jahre ins Gefängnis müsste. Er wäre nicht gekleidet wie sonst, er hätte kein Make-up getragen, er hätte in einer Gefängniszelle leben müssen, für Monate isoliert. Während dieser Monate hätten sie über Informationen aus dem Gefängnis berichten können, ob er vielleicht Selbstmord beabsichtigt, darüber, was er isst, was er liest, wer ihn besucht … das hätte Einschaltquoten gebracht, wenn Michael Jackson verurteilt worden wäre. Und sie wollten diese Einschaltquoten, sie wollten keine Gerechtigkeit. Sie standen dort, wegen der Quoten, den Gewinnen und dem großen Geschäft. Also versuchten sie das zusammen zu „spinnen“, was gut für ihr Geschäft war. Es war ihnen egal, ob es gerecht war oder nicht. Und ihr Ziel war es, zu berichten, was auch immer dafür geeignet war, ihr Ziel zu erreichen. Sie brauchten nur noch eines, sie benötigten ein „Schuldig“ Urteil der Jury. Und das versuchten sie mit allen Mitteln zu erreichen.

William sagte, dass er glaube, Sneddon hätte den Fall aufgezogen, egal ob er gewinnen würde oder nicht. Ich glaube, dass Sneddon und seine Leute dachten, sie würden gewinnen und dass sie von sich selbst überzeugt waren, einen wasserdichten Fall zuhaben. Und ich denke, dass die Medien und die Anklage dachten, dass es eine Verurteilung in diesem Fall geben würde. Sie hatten alle unterschiedliche Interessen an einer Verurteilung. Es ist so in diesem Land, dass man es liebt, Menschen auf ihrem Weg nach oben zu beobachten und dann zu sehen, wie sie abstürzen … das macht „gutes Fernsehen“, es ist eine gute Show … jeder in den Medien will etwas Schockierendes bringen, Reality-Shows, … aber zu sehen, wie Michael Jackson ins Gefängnis gehen würde, wäre einer der dramatischsten Momente der Geschichte geworden – dachten sie, das dachten sie.

Wenn du mit einem Fall wie diesem anfängst, gibt es Kräfte, die auf dich von allen Seiten einwirken. Da sind die Medien, die versuchen, dich anzugreifen; da gibt es andere Anwälte, die versuchen, an dem Fall beteiligt zu werden, die hinter deinem Rücken zu Familienmitgliedern gehen, versuchen, an Michael heranzukommen. (…) Du musst auf die Zeugen achten, denn sie wollen profitieren – nicht alle, aber manche, einige sind sehr ehrenhaft, aber andere nicht … und sie finden einen Weg, ihr Geschäft mit den Medien zu machen, Fernsehinterviews oder was auch immer zu geben. Und das war der Prozess, über den die meisten Medien je in der Geschichte Amerikas berichteten, es gab mehr Medienberichterstattung darüber als über die O.J. Simpson und Scott Peterson Fälle zusammen. (…)

Aber zum Glück haben wir ein Geschworenen-System – es ist sicher nicht perfekt – denn Menschen sind nie perfekt, und es werden Fehler gemacht, weil Menschen nun mal Fehler machen, aber ich denke, dass die Geschworenen immer versuchen das Beste zu geben, dem Eid folge zu leisten, sorgfältig auf die Beweise zu sehen, den Instruktionen der Richter zu folgen, und das zu tun, was fair und korrekt ist. Ich denke, dass die amerikanischen Geschworenen versuchen, so zu handeln, es ist nicht immer erfolgreich, aber sie versuchen es.

Und am Ende haben die Medien nicht so viel Macht, wie sie denken. Sie sagten, O.J. Simpson wird verurteilt – aber er wurde freigesprochen. Sie sagten, Robert Blake wird verurteilt, aber er wurde freigesprochen … sagten, Michael Jackson wird verurteilt, aber er wurde freigesprochen … Ich glaube wirklich, dass jemand, der als Geschworener gewählt wird, sich verändert. Er leistet einen Eid, dem Gesetz zu folgen, er weiß, was er zu tun hat, dass ein Leben in seinen Händen liegt, was er zerstören kann oder nicht, er kann die Leben der Menschen Umfeld dieser Person zerstören – oder nicht, und ich denke, es wird sorgfältig beobachtet, wer die Zeugen sind und was sie sagen, und was in ihren Augen zu sehen ist, an ihrem Verhalten … was sie bei ihnen fühlen. Es geht nicht ums Hören-Sagen, wie bei den meisten Leuten, die ein paar Berichte hören und denken sie kennen den ganzen Fall. Bei einer Jury geht es nicht ums Hören-Sagen, es ist eine sehr ernste, anstrengende Angelegenheit.

Ich hatte nie zuvor einen Fall im Santa Barbara County. Und bevor der Prozess begann, verbrachte ich einige Zeit in verschiedenen Bars und Restaurants, allein, in Jeans und Lederjacke … ich saß einfach herum und hoffte, dass jemand sich mit mir unterhalten würde, um herauszufinden, was diese Gemeinde über Michael Jackson dachte. Denn in den Medien wurde der Eindruck erweckt, dass dieses eine konservative, steife, raue Gemeinde sei – so wurde sie von den Medien dargestellt. (…) Aber ich bekam das Gefühl, während ich in dieser Gemeinde war, dass wir einen fairen Prozess bekommen würden. Ich gewann schon den Eindruck, dass die Leute in vieler Hinsicht sehr konservativ waren, aber auch, dass die Leute nicht wollten, dass die Regierung ihre Nase zu weit in ihre Angelegenheiten stecken sollte. Ich hatte das Gefühl, es gab dort einen sehr freiheitsliebenden Geist bei vielen Mitgliedern dieser Gemeinde, und ein starkes Streben nach Unabhängigkeit. Diese Eindrücke gewann ich, als ich mich in diesen Bars und Restaurants aufhielt. Ich sah nie Afroamerikaner. Die Leute, mit denen ich sprach, waren größtenteils Weiße und Lateinamerikaner. Und ich weiß, dass die Jackson-Familie und viele Berater um sie herum darüber sehr besorgt waren, dass es bei den Geschworenen keine Afroamerikaner gab. Ich war darüber nicht besorgt, denn Michael Jackson vereinte die Rassen, er entzweite sie nicht.


Übersetzung: M.v.d.Linden


Weitere Informationen zu dieser Organisation und William Wagener gibt es auf diese HP: http://mjjiff.org/ wo man auch für das Film-Projekt spenden kann.


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