Willa: Joie, im Oktober haben wir den ganzen Monat damit verbracht, einen genauen Blick auf das Invincible Album zu werfen, einschließlich der Kämpfe, die Michael Jackson mit Sony während der Produktion und Promotion hatte. Um ehrlich zu sein, ich wusste niemals etwas über diese Kämpfe oder habe ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt, aber seit ich vor einem Monat durch Invincible gezwungen wurde, darüber nachzudenken, was er da durchmachen musste, brachte es mich dazu, das Video zu You Rock My World auf eine ganze neue Weise zu sehen.
Ich bin ehrlich, dieses Video hat mir immer ein unbehagliches Gefühl bereitet. Es ist sehr bedrohlich, eins der zornigsten. Aber Black or White ist auch zornig, und ich liebe Black or White. Es ist eines meiner Favoriten. Aber Black or White drückt berechtigten Ärger aus. Ich sehe es und fühle mich danach aufgeladen und inspiriert und bereit, es mit der Welt aufzunehmen. You Rock My World ist vollkommen anders. Ich sehe es und fühle mich frustriert und kraftlos und wütend und weiß nicht mal, auf wen.
Joie: Ich verstehe wirklich, dass dieses Video dir Unbehagen bereitet. Ich hatte immer eine ähnliche Reaktion darauf. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass ich mich damit unwohl fühle, aber ich bin danach immer ziemlich an der Grenze. Das ganze Video fühlt sich immer ein wenig grob an für mich. So wie du tatsächlich die Spannung unter der Oberfläche spüren kannst, wenn du es ansiehst. Und ich glaube, die Gründe dafür sind ziemlich klar. Ich bin sicher, Michael fühlte sich an dem Punkt sehr „frustriert und machtlos und wütend“. Du weißt ja, You Rock My World war nicht das Video, das er ursprünglich machen wollte. Wie du letzten Monat erwähnt hast, wollte er eigentlich ein Video zu Unbreakable machen. Das ist ebenfalls der Song, den er als Titelsong für das Album wollte, nicht zu erwähnen als Titel für das Album selbst. Er hatte bereits das Konzept und alles andere ausgearbeitet, als Sony die Entscheidung traf, You Rock My World anstatt Unbreakable als Video zu veröffentlichen, und vermutlich war er extrem wütend und frustriert. Man würde denken, dass ein Künstler vom Kaliber Michael Jacksons die komplette Autonomie und Kontrolle über ein Projekt haben sollte. Und wahrscheinlich war genau dieses Thema der Streitpunkt zwischen ihm und Sony zu der Zeit.
Aber ich erinnere mich daran, wie ich damals 2001, als all dies passierte, einen Telefonanruf von der damaligen Vorsitzenden des MJFC bekam, und sie erzählte mir, dass das Video, das Michael machen wollte, verworfen wurde wegen Reibereien mit Sony und Michael nun mit ihnen darum rangelte, ein Video für You Rock My World zu machen, und es musste in einer sehr kurzen Zeit fertiggestellt werden. Er war mehr als unglücklich über die Situation. Ich erinnere mich noch daran, wie ich dachte „Wow, ich wette, er ist stinksauer!“
Willa: Und du kannst wirklich eine Menge dieser intensiven Emotionen in diesem Video spüren. Er spielt die Hauptrolle in dieser Handlung, in der er versucht, eine junge Frau für sich zu gewinnen, und wie wir bereits einige Male in vorherigen Posts besprochen haben, scheinen diese Angebeteten oft sein Publikum zu repräsentieren. Bedeutsam ist, eine andere Person, gespielt von Chris Tucker – ein populärer Entertainer auf seinem Gebiet – fühlt sich ebenso angezogen von ihr. Also hat diese Frau – die vielleicht das Publikum repräsentiert – mehr als einen Künstler, der um ihre Aufmerksamkeit wirbt, genau wie Künstler meistens im Wettbewerb um Publikum und Marktanteile stehen.
Michael Jackson in seiner Rolle ist sich seiner selbst ziemlich sicher und vertraut darauf, dass er sie für sich gewinnen kann, aber sie gehen zu einem Club, in dem die Manager sie auch wollen und zu denken scheinen, sie hätten ein Recht auf sie, und sie versuchen, ihn von ihr wegzuziehen. Und tatsächlich beginnt er auf Konfrontation mit diesen Managern und letztlich dem Clubbesitzer zu gehen, genau wie Michael Jackson selbst wachsende erhitzte Konfrontationen mit den Managern und schließlich mit der obersten Leitung von Sony darüber hatte, wie er ein Publikum erreichen sollte.
Joie: Wow Willa. Ich habe nie wirklich über diese Verbindung der Club Manager und des Big Boss, perfekt verkörpert von Marlon Brando, nachgedacht, dass sie vielleicht die Entscheider bei Sony repräsentieren, und nun, wo du darauf hingewiesen hast, ergibt es einfach Sinn! Wirklich scharfsinnige Beobachtung.
Willa: Gut, ich habe auch niemals vorher darüber nachgedacht, bis wir an den Invincible Posts gearbeitet haben und du mich in das eingeweiht hast, was damals genau geschah und wie schlimm es war. Und als ich darüber nachdachte, realisierte ich, dass die Gefühle dieser Situation genau analog zu meinen eigenen verwirrten Gefühlen, die immer beim Sehen dieses unbequemen Videos auftauchten, passten.
Also hat Michael Jackson sich in dieser Rolle in der Konfrontation mit den Managern auseinanderzusetzen und er reagiert darauf mit einem Auftritt – durch Singen und Tanzen – was er immer tut in seinen Videos, wenn er gezwungen ist, mit konfliktbeladenen Situationen zurechtzukommen. Und wir es schon in seinen Videos zu Beat It und Bad gesehen haben, konnten die Differenzen immer durch die Kraft der Kunst überbrückt und auf diese Art irgendwie eine harmonische Lösung erreicht werden.
Aber das passiert dieses Mal nicht. Der Ausgang ist hier komplett anders als in jedem anderen Michael Jackson Video, denn die Leute, mit denen er kämpft, respektieren seine Kunst nicht. Die Manager beobachten, wie er tanzt und dann verhöhnen sie ihn und sagen „Das ist alles? Das ist alles, was du hast? Das ist nichts. Du bist nichts. Komm, großer Mann, zeig mir alles, was du kannst.“
Dann später in dieser bedeutenden Szene mit dem Clubbesitzer trivialisiert dieser seine Kunst genauso, indem er sagt „Das war ganz nett gerade.“ Das ist exakt die gönnerhafte Art, wie ein Geschäftsmann, ein Geldtyp, über einen Künstler denken würde, und das ist so herablassend und respektlos. Kannst du dir Michael Jackson vorstellen, einen brillanten Künstler, der sich selbst jedes Mal, wenn er auf die Bühne geht, in die Schusslinie begibt, wie er von der Bühne kommt, sich sein Herz aus dem Leib getanzt hat und dann hört „Das war ganz nett gerade.“ Das ist eine so verharmlosende Sache, wenn man sie zu einem Tänzer sagt, und es brennt in mir jedes Mal, wenn ich das höre.
Allerdings reagiert Michael Jackson in seiner Rolle auf eine interessante Art. Er schenkt dem Besitzer einen herausfordernden Blick und sagt „Ich weiß, wer du bist.“ – was mich sofort dazu bringt zu fragen: Wer? Wer ist dieser Typ? Die einfache Antwort ist, dass er Tommy Mottola repräsentiert, den Kopf von Sony zu jener Zeit, aber das ist ein wenig zu einfach, denke ich. Stattdessen glaube ich, es ist angebrachter, ihn symbolisch für all jene Geschäftsleute und Buchhalter und mittlere Manager zu setzen, die Geld mit Künstlern machen, sie aber nicht wirklich respektieren oder verstehen, was sie machen oder realisieren, wie wichtig es ist.
Joie: Das ist interessant, was du sagst, Willa, denn ich erinnere mich daran, einen Bericht über eine Zusammenkunft einer Gruppe von Sony zu einer Hörprobe für Invincible gelesen zu haben und das schien so intensiv. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wo ich es gelesen habe, im Grunde war es Michael und sein Manager oder sein Publizist oder so jemand, in einem Raum mit einem Haufen Geschäftsleute von Sony und sie saßen da und hörten das ganze Album an von Anfang bis Ende. Und als das Album beendet war, sagte niemand ein Wort. Die Verantwortlichen von Sony standen einfach auf und gingen aus dem Raum, ohne ein Wort zu Michael zu sagen – keine Gratulationen, kein Wort des Lobes, nichts. (Eigene Anmerkung: Es handelt sich wohl um den Bericht von Bruce Swedien aus In the Studio with Michael Jackson. The HIStory Playback Session.) Und es erinnert mich an den Teil, den du im Video meintest. „Das ist alles, was du hast? Das ist nichts. Du bist nichts“ Ich bin sicher, das muss das gewesen sein, was Michael gefühlt hat am Ende von dieser Hörprobe, als alle aufstanden und gingen, ohne ein Wort zu sagen.
Willa: Ist das dein Ernst? Wie furchtbar! Und es ist so interessant, dass du diese Passage wieder zitieren kannst, denn „Du bist nichts“ (You ain’t nothin’) ist ebenso eine Zeile aus dem Bad Video, das auf vielerlei Weise eine vergleichbare Situation beschreibt. Dort ist er ein junger Mann aus der Stadt, der ein Stipendium für eine höhere Schule bekommen hat und dann nach Hause kommt und den Respekt seiner Kumpel wieder erlangen muss, von denen er dachte, es wären seine Freunde. Sie sind es aber nicht. Nun ist er in eine ähnliche Konfrontation mit Sony verwickelt und muss den Respekt von Leuten wieder erlangen, die ihn unterstützen sollten, und es aber nicht wirklich tun.
Das Video zu You Rock My World gibt Hinweise auf seine früheren Werke: P.Y.T., The Girl Is Mine, Beat It, Bad, Dangerous. Und all diese Songs waren Hits, die Geld besonders für Sony gebracht haben. Er erwähnt keinen seiner Motown Hits. Sie sind auf eine lustige Art einbezogen, so bringen sie etwas Humor in das Video, aber ich glaube, es ist genauso eine verborgene Botschaft damit verbunden. Er erinnert Sony daran, dass er seinen Teil erledigt hat – er hat ein Publikum aufgebaut und bewiesen, dass er große geldbringende Hits erschaffen kann. Nun ist es an der Zeit, dass sie ihren Teil beitragen und ihn unterstützen, während er einige experimentelle und künstlerisch herausfordernde Dinge kreiert, wie das Invincible Album.
Joie: Noch mal, das ist solch eine scharfsinnige Beobachtung und ich muss sagen, dass ich dir komplett zustimme. Und tatsächlich, diese Eröffnungssequenz in dem Video, wo seine früheren Werke zitiert werden – zuerst in dem chinesischen Restaurant und dann in dem Club – das ist der lustigste, entspannteste, unterhaltsamste Teil des ganzen Videos. Er ist mit seinem Freund zusammen, Chris Tucker, und die zwei haben richtig Spaß, als sie mit Worten spielen und aufeinander reagieren, und es ist, als ob er jedermann an die Hits erinnern will, uns daran erinnern will – Sony und genauso das Publikum – warum wir uns damals sofort in ihn verliebt haben.
Und wirklich, wenn du darüber nachdenkst, es bleibt so, bis er Chris’ Seite verlässt, um das Mädchen zu umwerben, dass die Dinge anfangen, ungemütlich zu werden. Das ist, wenn wir beginnen zu spüren, dass die Spannung hochkommt. Das ist, wenn wir das Gefühl bekommen, dass da mehr unter der Oberfläche ist, als uns bewusst ist. Wir können seine Wut und seine Frustration spüren, aber wir wissen nicht wirklich warum.
Willa: Das ist ein wirklich guter Punkt, Joie. Während es so etwas wie einen Wettbewerb zwischen diesen zwei Personen gibt, werden sie doch als gute Freunde dargestellt, und es fühlt sich an wie Spaß, wie ein neckischer Schlagabtausch – ganz anders als die spannungsgeladenen Konflikte mit den Managern im Club. Weißt du, wenn man zurückgeht und sich dieses Video durch die Linse mit all diesen Konfrontationen, die damals mit Sony passiert sind, ansieht, das hat mir geholfen herauszufinden, warum es mich immer so unbehaglich fühlen ließ – es hilft mir zumindest einen möglichen Grund dafür zu haben, warum es immer so zornig ist und wo dieser Zorn herkommt – und zu verstehen, dass es mir einen Weg gezeigt hat, in dieses Video einzusteigen und es viel mehr schätzen zu können. Es ist mir jetzt nicht mehr so unangenehm, weil ich mir besser vorstellen kann, was diese intensiven Emotionen auslöst. Und sie sind intensiv. Um ehrlich zu sein, ich bekomme das Gefühl, dass zu der Zeit, als das Video herauskam, Michael Jackson mit Sony fertig war. Und das zeigt er ziemlich dramatisch am Ende zu You Rock My World, dass er fertig mit Verhandlungen ist. Er ist bereit, das Haus niederzubrennen.
Joie: Er war so am Ende; er war fertig. Du musst ziemlich wütend sein, wenn du etwas niederbrennen willst, sogar symbolisch. Ich denke nicht, dass man viel Ahnung von Kunstinterpretation haben muss, um diese Szene zu verstehen. Der Ort geht in Flammen auf und vermutlich geht der Big Boss mit unter, denn wir sehen ihn, wie er sich umdreht und die Stufen hochgeht anstatt aus dem Gebäude heraus wie alle anderen. Und er ist nicht nur wütend genug, den Ort abzufackeln, sondern er ist auch wütend genug, um zu kämpfen. Erinnere dich daran, dies ist das eine und einzige Video, in dem wir Michael sehen, wie er einen Faustschlag austeilt! Als der Club in Flammen aufgeht und er nach Chris ruft, der in das Auto steigen soll, ist er in eine Prügelei im Barraum verwickelt.
Willa: Wow, Joie, ich glaube, du hast gerade etwas sehr Bedeutendes herausgefunden. Wir haben ihn nie zuvor so um sich schlagen sehen. Michael Jackson boxt jemandem ins Gesicht? Das ist schockierend! Aber trotzdem, er macht deutlich, dass er den Kampf nicht gesucht hat. Bevor die Prügelei begann, zeigten er und seine Tänzer diese subtile Bewegung, bei der sie die untere Ecke ihrer Jacke hochziehen, genau wie die Gangmitglieder es in Bad tun, um zu zeigen, dass sie eine Waffe haben. Aber hier zeigen sie, dass sie keine Waffen haben. Also ist er unbewaffnet und sucht keinen Streit – aber er ist bereit zu kämpfen, wenn er bedroht wird und es zu weit geht.
Und es ist bezeichnend, dass er in seinem eigenen Leben eine Situation bewältigen musste, in der das Gefühl hatte, kämpfen zu müssen, und er tat das auf eine sehr öffentliche Weise – etwas, was viele Leute von ihm nicht gewohnt waren. Dies ist ein Mann, der immer eher dazu tendiert hatte, auch noch „die andere Wange hinzuhalten“ als in einen Kampf zu ziehen, aber er hat seine Meinung klargemacht und Stellung bezogen.
Und natürlich sehen wir am Ende unseren Helden verbunden mit seiner Angebeteten – dem Publikum – wie sie sich alle ins Auto zwängen und sicher davonfahren.
Willa: Genau, und ich glaube, du hast es schon vorher gesagt, dass man ein sehr freundliches Gefühl zwischen diesen Charakteren spürt. Die intensiven Konflikte in diesem Video kommen fast ausschließlich von der Konfrontation mit den Managern, nicht vom Wettbewerb zwischen den Freunden. Das wird auch durch diesen Schlussteil deutlich gemacht. Sie sind immer noch Freunde und in gewisser Weise haben sie beide das Mädchen – sie ist mit beiden im Auto – genau wie Künstler ein Publikum teilen und sich sogar dabei helfen können, das Publikum zu gewinnen. Wenn man das symbolisch betrachtet, scheint das Video auszudrücken, dass Künstler zusammenhalten sollten, denn andere Künstler sind nicht das Problem. Das Problem kommt von all den Leuten, die die Künstler zu kontrollieren versuchen und die, wie sie selbst ganz einfach sagen, den Profit maximieren wollen, ohne wirkliches Verständnis dafür, was sie versuchen auszudrücken oder ihre Arbeit wertzuschätzen.
Und ich muss auch mal sagen, dass Marlon Brando hier die Rolle des Clubbesitzers so gut spielt, besonders im Zusammenspiel mit der Hauptbesetzung (Michael). Er setzt Michael Jackson in seiner Rolle komplett herab, aber schenkt ihm ein wundervolles Lächeln, er ist charmant, du möchtest ihn gernhaben – und trotzdem weißt du, er hat seine Handlanger, die dir, ohne zu zögern, ein Messer in dein Herz stechen. Sein Lächeln ist offen, gewinnend, herzlich, und trotzdem ist er seelenlos. Brando war so ein erstaunlicher Schauspieler, und was er in dieser kleinen Szene macht, ist so unwiderstehlich. Für mich fängt er komplett das Wesen dieses Charakters ein.
Joie: Das stimmt, Brando ist großartig, wie immer! Aber ich möchte noch einmal für einen Moment zurückgehen zur Mitte des Videos und über zwei kleine Parts sprechen, die sich für mich abheben, und ich weiß schon von einem, dass es auch ein großer herausragender Moment für dich ist, Willa. Der erste ist der Teil, der uns beide fasziniert: Dieses viel zu kurze Zwischenspiel, bevor das Kämpfen beginnt, wo wir plötzlich die Klänge im Club bemerken. Die „Straßenmusik“ wie du es genannt hast. Wir hören den Rhythmus des Besens, der über den Boden fegt und die Gläser klirren, wie der Schuhputzer poliert, das Klicken der High Heels und die Gäste, die auf die Tische klopfen. Für mich ist dieser Rhythmusabschnitt wie eine Pause innerhalb der Spannung. Es fühlt sich fast deplatziert an innerhalb der vorherrschenden negativen Stimmung, die den Rest des Videos bestimmt.
Der zweite Part kommt genau vor dem Rhythmusabschnitt, als wir eine Bühne und einen Scheinwerfer sehen. Vermutlich sind wir in demselben Club, aber das Umfeld ist anders. Niemand anderes ist da. Da sind nur Michael und die Frau, die er umwirbt. Nur dass sie ganz anders gekleidet ist, in einem sexy Anzug und mit einem Fedora, wie er. Und anstatt den Scheinwerfer zu beherrschen, wie es ihm zustehen würde, macht Michael etwas Unerwartetes. Er zieht es vor, in diesem kleinen Solo-Spotlight-Moment nicht zu tanzen und überlässt stattdessen seiner Angebeteten die Mitte der Bühne, um ihre beste MJ-Nachahmung darzubieten, während er einfach nur hinter ihr über den Boden gleitet. Diese Szene hat mich immer irgendwie verwirrt, noch mal, sie scheint einfach ein wenig deplatziert inmitten all der Spannung im restlichen Video. Jedoch weiß ich, dass sie eine Bedeutung hat, denn sie ist so anders und so „fehl am Platz“.
Willa: Weißt du, Kunstinterpretation ist eine verzwickte Sache. Es macht ungeheuren Spaß, und ich liebe es, besonders bei einem Künstler wie Michael Jackson, dessen Werk so reichhaltig ist, mit so vielem zu entdecken und zu untersuchen. Aber es kann manchmal auch eine Herausforderung sein, all die möglichen Bedeutungen eines Werkes zu untersuchen und dabei trotzdem der Vision des Künstlers gerecht zu werden. In diesem Fall glaube ich nicht, dass Michael Jackson sich hingesetzt und gesagt hat: Ich werde ein Video machen, das eine symbolische Kritik an Sony und seinen Gefolgsleuten ist, und A soll B repräsentieren und Y wird Z repräsentieren. Ich bezweifele das ernsthaft. Sehr wenige Künstler arbeiten auf die Art und von allem, was ich über seinen kreativen Prozess gelesen habe, tendierten seine Werke dazu, sich eher organischer zu entwickeln.
Aber ich denke, dass, zu der Zeit, als er an dem Video arbeitete, er in einige sehr intensive Konflikte mit Sony verwickelt und darüber sehr frustriert und wütend war, und einige dieser Emotionen und Konflikte drückten sich selbst in diesem Werk aus. Und ich denke, wenn man sich das Video durch diese Linse anschaut mit dem Wissen darüber, was er zu der Zeit gerade erlebt hat, erlaubt uns das einige Dinge zu entdecken, die vorher nicht offensichtlich waren.
Etwa diese ganze „Straßenmusik“-Sequenz ist einfach wundervoll, und ich liebe es einfach, dies zu erfahren und zu genießen als das, was es ist – ein herrlicher Teppich von zufälligen Klängen, geschickt ineinander verwoben, um zusammen Musik zu ergeben. Aber wenn ich mir diese Sequenz ansehe auf die Art von allem, was mit Sony vor sich ging, scheint es bedeutsam für mich, dass Michael Jackson in dieser Rolle komplett auf der gleichen Wellenlänge mit dieser Straßenmusik ist, dieser Musik der Leute und er verbindet sich so schön mit ihr und zieht ihren Rhythmus hinein in seine Musik – und die Club Manager bleiben außen vor. Sie sind nicht empfänglich für diesen Rhythmus der Leute. Durch Musik teilt Michael Jackson hier in seiner Rolle eine tiefgehende symbiotische Verbindung mit den Menschen, genau wie er es als Michael Jackson selbst auch tat, aber es ist eine Verbindung, an der die Club Manager und die Sonyleute nicht teilhaben und die sie nicht verstehen. Darum ist es auch so ärgerlich, dass sie diejenigen sind, die die Marketingentscheidungen fällen – Entscheidungen, die nicht nur seine Kunst berühren (wie das Canceln des Unbreakable Videos), sondern ihm tatsächlich Barrieren zwischen sich und seinem Publikum aufzwingen.
Joie: Das ist ein großartiger Gedanke, Willa, und ich glaube, du hast damit gerade den Ball aus dem Park geschossen! Das ist es, warum diese Sequenz auf mich immer so fehl am Platz wirkte. Weil es für diesen kurzen Moment so ist, als hätte Michael den Pausenknopf für die ganze Anspannung und die Wut, die er gegenüber den Clubmanagern (und die Sony-Verantwortlichen) hat, gedrückt und sich einfach mit dem Publikum verbunden für eine Minute – um sicher zu sein, dass wir noch bei ihm sind. Das ist der Grund, warum der Straßenmusikteil so kraftvoll ist und einen so wichtigen Teil des Videos ausmacht!
Und ich stimme dir zu in Bezug auf den kreativen Prozess. Ich denke nicht, dass er jemals ein Video erarbeitet hat, in dem A dies repräsentiert und B jenes. Wie wir schon vorher besprochen haben ‚Manchmal ist eine Zigarre einfach eine Zigarre‘ wie Freud sagen würde. Und vielleicht ist diese Scheinwerfer-Szene, die mich so fasziniert, eine von diesen Fällen. Vielleicht war es einfach eine coole Szene, die er mit aufnehmen wollte. Oder vielleicht hatte er Augen für Kishaya Dudley – die Tänzerin in der Rolle – und ihre eindrucksvollen Fähigkeiten und wollte ihr den Scheinwerfer überlassen, um zu glänzen. Oder vielleicht war es mehr als das.
Seit wir in der Vergangenheit diskutiert haben, dass die Angebetete in vielen seiner Songs und Videos letztlich sein Publikum repräsentiert, vielleicht können wir diese kleine Szene auf dieselbe Art sehen. Du weißt ja, die Fans waren – und sind es noch – heftig loyal gegenüber Michael und während des Konfliktes mit Sony waren die Fans sehr lautstark, und sie nahmen seine Anklage mit Begeisterung auf, führten Kundgebungen durch und sangen ‚Sony sucks‘ zur Freude der Presse. Michael nannte seine Fans oft seine ‚Army of Love‘. Also wenn die Angebetete sein Publikum repräsentiert, dann ist die Botschaft hier vielleicht, dass es Zeit für uns ist – das Publikum – auf die Bühne zu gehen, zu sprechen, während er uns aus dem Hintergrund ermutigt. Oder vielleicht – und ich denke, das ist vielleicht mehr der Punkt – erkennt er an, wie die Fans immer für ihn aufgestanden sind, um zu kämpfen, genau wie Ms. Dudley in das Scheinwerferlicht an seine Stelle getreten ist.
Willa: Das ergibt viel Sinn für mich, Joie, und es erinnert mich auch wieder an die Straßenmusik-Sequenz. Es ist, als würde er die tiefe Verbindung, die er und sein Publikum durch Musik und Tanz miteinander teilen und die Stärke und Lebendigkeit, die jeder vom anderen erhält, noch einmal betonen. Wir lieben und unterstützen ihn; er liebt und inspiriert uns. Er tanzt; wir tanzen. Es ist eine tiefe gegenseitige Beziehung, die uns alle nährt.
Übersetzung: Lilly
-
Michael Jacksons Rede | Oxford Union Society | Oxford Speech
Heal The World, Humanitäre Leistungen, Macaulay Culkin, Michael Jackson, Michaels Worte, Paris Jackson, Prince Michael Jackson I, seine Kinder, The Jackson FiveAufforderung, Kindheit zu schützen & wiederherzustellen. Über bedingungslose Liebe & das Recht jedes Kindes, geliebt, geschützt und respektiert zu werden.
-
Michael Jacksons humanitäre Leistungen Teil 1: 1972 – 1989
Beat It, Captain EO, Gone Too Soon, Heal The World, Humanitäre Leistungen, Man In The Mirror, Michael Jackson, Private Begegnungen, Rock With You, Thomas Mesereau, We Are The WorldMichael Jacksons humanitäre Leistungen sind einzigartig & beeindruckend. Er gab nicht nur Geld, sondern auch seine Zeit, Liebe & persönliche Unterstützung.
-
Michael Jackson und Vitiligo
Warum hat sich seine Hautfarbe so stark verändert? Hat er sich bleichen lassen, weil er sein Aussehen und seine Rasse nicht mochte und weiß sein wollte?
-
Gerechtigkeit für Michael Jackson
Gavin Arvizo und der Prozess 2005, James Safechuck, Jordan Chandler (1993), Leaving Neverland, Macaulay Culkin, Martin Bashir, Michael Jackson, Missbrauchsvorwürfe, Presseartikel, Tom Sneddon, Wade RobsonUmfassende Recherchen zu sämtlichen Kindesmissbrauchsvorwürfen, die jemals gegen Michael Jackson erhoben wurden.
Weitere Arbeiten von Willa Stillwater:
-
M Poetica: Der Künstler
Michael Jacksons tiefe Verbundenheit zur Kindheit und Kindern wird im Buch M Poetica von Willa Stillwater untersucht. Jackson glaubt, dass Kinder eine einzigartige Perspektive auf die Welt haben, die der Kreativität zuträglich ist. Dies, verbunden mit ihrem ausgeprägten Spieltrieb, ist eine Quelle von Inspiration und Seelenwohl. Trotz Kritik lehnt Jackson das Erwachsenwerden ab, was ihm…
-
Michael Jackson neu lesen
Ghosts, Is It Scary, Künstlerisches Werk, Michael Jackson, Michaels Aussehen, Rassismus, Scream, Thriller, Willa StillwaterMichael Jacksons Kunst hat die Welt dazu gezwungen, sich mit Fragen von Rasse, Identität & Vorurteilen auseinanderzusetzen – ein Artikel von Willa Stillwater.
-
Monster, Hexen und Michael Jackson’s Ghosts
Akademische Texte, Corey Feldman, Diane Dimond, Gavin Arvizo und der Prozess 2005, Ghosts, Is It Scary, Jordan Chandler (1993), Künstlerisches Werk, Martin Bashir, Mary A. Fischer, Michael Jackson, Missbrauchsvorwürfe, Rassismus, Sodium Amytal, Thomas Mesereau, Thriller, Tom Sneddon, Willa StillwaterWilla Stillwater über die Anschuldigungen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Hexenprozesse von Salem und den Kurzfilm Michael Jackson’s Ghosts.