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“A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.” – Michael Jackson

Michael Jacksons lebenslanger Freund, der in „Leaving Neverland“ als weiteres Opfer dargestellt wurde, spricht mit dem Investigativ-Journalisten über die „Dokumentation“ und seine Freundschaft mit dem Superstar.

An einem weiteren traurigen Todestag von Michael Jackson ist das Interview von Michaels lebenslangem Freund Brett Barnes mit dem Journalisten Charles Thomson wahrscheinlich die beste Hommage an ihn.

Das Interview fand bereits vor einem Jahr, im Juni 2022, statt. Es ist sehr lang, mehr als zwei Stunden, und umfasst viele Details und Fragen, über die jeder gerne mit Brett Barnes sprechen möchte. Und da sein Akzent für mich sehr australisch und manchmal fast unverständlich ist, hat es so lange gedauert, bis ich es transkribiert hatte.

In diesem Posting bekommst du den ersten Teil des Transkripts. Gelegentlich wird es einen Kommentar benötigen, aber hier wird es ein Minimum an Unterbrechungen meinerseits geben – die Kommentare, Analysen und sogar einige neue Erkenntnisse werden in einem separaten Posting veröffentlicht. Heute hören wir Informationen aus erster Hand von einem aufrichtigen, ehrlichen und ehrenhaften Mann, der Michael Jackson mehr als 19 Jahre lang kannte, fast bis zu seinem Todestag mit ihm in Kontakt stand und auch darüber hinaus noch sein treuer Freund ist.

The MJCast 145: Vindication Day Special mit Brett Barnes

20. Juni 2022

The MJCast 145: Vindication Day Special with Brett Barnes

Keine Frage und kein Thema ist tabu

Charles Thomson: Brett Barnes, das ist das erste Mal seit 1993, dass du ein Interview gibst. Ist das richtig?

Brett Barnes: Das ist richtig.

CT: Und ist das Interview von 1993 das einzige, das du je gegeben hast?

BB: Ja, das ist richtig.

CT: Und warum jetzt?

BB: Das ist eine hervorragende Frage. Um ehrlich zu sein, habe ich keine richtige Antwort darauf. Es ist etwas, das ich schon eine Weile machen wollte, aber das richtige Forum zu haben, war definitiv ein wichtiger Teil davon. Und so wie die Medien die Dinge verdrehen, ist es wirklich wichtig, meine Version der Geschichte oder meine Geschichte in einem geeigneten Rahmen zu erzählen, und ich glaube, dass dies der Richtige dafür ist.

CT: Auf Twitter wurden viele Anschuldigungen laut, dass du nicht Brett Barnes bist (Brett lacht) und du eine Art Hochstapler bist (lacht wieder). Ich kann bestätigen, dass wir ein Videotelefonat geführt haben, um über die Aufnahme dieses Interviews zu sprechen. Und du bist definitiv du.

BB: Danke schön. (lacht)

CT: Und während dieses Gesprächs habe ich dich gefragt, ob es irgendetwas gibt, über das du nicht sprechen möchtest. Und du hast gesagt: Nein, nein, du kannst mich alles fragen, was du willst. Stimmt das?

BB: Das ist richtig.

CT: Okay. Gut. Mach dich bereit.

HBO sagte ihm, er solle sich verziehen

CT: Hallo und willkommen bei „The MJ Cast“. Ich bin Charles Thomson und ihr seid heute bei unserer Folge zum Tag der Rehabilitation 2022 dabei, der 17 Jahre nach dem Freispruch von Michael Jackson nach seinem Prozess im Jahr 2005 stattfindet.

Mein heutiger Gast ist Brett Barnes, ein langjähriger Freund von Michael Jackson, der 2019 ins Rampenlicht geriet, als in der Fernsehsendung Leaving Neverland einige Behauptungen über ihn aufgestellt wurden. Er hat The MJ Cast als Plattform für sein erstes Interview seit 1993 gewählt.

Brett, ich glaube, es steht außer Frage, dass einer der Gründe für deine Entscheidung, jetzt mit uns zu sprechen, die Auswirkungen von Leaving Neverland sind, das vor drei Jahren ausgestrahlt und von Channel 4 und HBO produziert wurde, und in dem es einige sehr heftige Behauptungen über dich und deine Beziehung zu Michael gab. Ich möchte also nur sicherstellen, dass du auch wirklich zu Wort kommst. Hat dich jemand, der an der Produktion beteiligt war, kontaktiert, um dir die Möglichkeit zu geben, auf die Behauptungen in der Sendung zu antworten…

BB: Nein. Überhaupt nicht.

CT: … bevor sie ausgestrahlt wurde?

BB: Nein, überhaupt nicht.

CT: Hat dich jemand kontaktiert, um dich vor der Ausstrahlung zu warnen?

BB: Ja, die einzigen, die sich gemeldet haben, waren die Fans auf Twitter.

CT: Also hat dich niemand von Leaving Neverland kontaktiert, bevor der Film ausgestrahlt wurde?

BB: Nein.

CN: Wie findest du das?

BB: Das ist sehr unfair. Es ist sehr unfair. Ich verstehe nicht, warum, denn ihr Argument scheint zu sein, dass es nicht wirklich um mich geht, aber es geht um mich, weil ich genannt werde. Mein Bild wird gezeigt. Und nicht nur das. Mein Name wurde in der Werbekampagne für den Film verwendet. Es ist also sehr unfair, wenn meine Stellungnahme nicht berücksichtigt wird. Denn es ist ein einseitiger Film ohne Gegendarstellung.

CT: Nach der Ausstrahlung oder besser gesagt nach der Premiere des Films auf dem Sundance Film Festival hat ein Anwalt namens Allen Grodsky in deinem Namen einen Brief an HBO geschrieben. Ich lese jetzt einen Auszug aus diesem Brief vor. Darin heißt es,

„Aufgrund der Erstausstrahlung des Films und des falschen und äußerst verletzenden Eindrucks, den er hinterlässt, hat Mr. Barnes bereits enormen Stress und emotionalen Schmerz erlitten. Mr. Barnes und seine Familie haben unerwünschte Anfragen und Besuche von der Presse und von Fremden erhalten, die mit ihm über Mr. Jackson sprechen wollten. Dieser Schmerz und Stress wird durch die Qualen, die er erleiden wird müssen, wenn der Film weltweit ausgestrahlt wird, bei Weitem übertroffen werden.“

Kannst du uns etwas über die unerwünschten Anfragen erzählen, die du bei den Besuchen von der Presse und von Fremden erhalten hast? Was passierte, nachdem Leaving Neverland beim Sundance ausgestrahlt wurde?

Jedes Wort, das ich sagen würde, würde aus dem Zusammenhang gerissen werden

BB: Ich hatte zahlreiche Kontakte mit der australischen Presse. Die internationale Presse wurde von meinem Anwalt betreut, der die Anfragen an mich weiterleitete, um mich zu informieren, wenn etwas passierte, also hatte ich eine gewisse Barriere gegenüber der internationalen Presse. Aber die australische Presse kam tatsächlich zu mir nach Hause und versuchte, ein Interview zu bekommen. Es waren Kanal 7 und Kanal 9 hier. Beide haben auch versucht, mich über die sozialen Medien zu kontaktieren.

Ich gebe allen die gleiche Auskunft, aber ich habe große Vorbehalte gegenüber den Medien, weil sie deine Worte verdrehen und ihre eigene Sichtweise und ihren eigenen Blickwinkel auf die Geschichte haben. Deshalb habe ich große Angst davor, dass meine Worte aus dem Zusammenhang gerissen werden.

Das hat sich auch darin gezeigt, dass sie mich für die Sondersendungen angefragt haben, die sie auf den beiden Kanälen hier ausgestrahlt haben. Es wurde mir als positive Darstellung verkauft, um mich für das Interview zu gewinnen. Aber sie benutzten in beiden Sendungen… sie sagten, dass einige Mitglieder der Jackson-Familie involviert seien und versuchten, mir das Interview schmackhaft zu machen. Natürlich habe ich es abgelehnt.

Aber diese Specials waren das genaue Gegenteil davon. Das hat mir gezeigt, wie wenig vertrauenswürdig die Medien sind, also versuche ich wirklich, nichts mit ihnen zu tun zu haben.

CT: Ich nehme an, du meinst die Specials, an die ich mich erinnere – es gab ein australisches Special nach der Premiere von Leaving Neverland mit, ähm, Adrian McManus (hier ist ein Beitrag über sie).

BB: Ja, das war eines davon.

CT: Das sind die Specials, von denen du sprichst?

BB: Das ist richtig.

CT: Ja. Sie sind also an dich herangetreten und haben dir gesagt, dass es ein Pro-Michael-Jackson-Special werden würde, um dich dazu zu bringen, daran teilzunehmen?

BB: Ja, natürlich. Ja, natürlich. Es tut mir leid, dass ich springe. Aber damals … als der Prozess stattgefunden hat und ich als Zeuge geladen wurde, habe ich so etwas persönlich erlebt.

Eine Zeitung von hier kam also zu mir nach Hause. Sie klopften an die Tür, ich wusste nicht, wer es war, öffnete die Tür und da waren ein Reporter und ein Kameramann und hielten mir eine Kamera ins Gesicht.

Ich bin ein ganz normaler Mensch, und so etwas zu erleben, ist sehr, sehr … früher wurde immer von mir erwartet, dass ich wegen solchen Dingen mit der Presse in Kontakt bin. Aber nicht von jemandem, der weit entfernt ist von diesem Leben, und das Leben, von dem ich spreche, ist das mit Michael. Wenn ich also wieder hier zurück bin, ist es ein absolut privates Leben. Die Haustür zu öffnen und eine Kamera vor der Nase zu haben, ist ziemlich konfrontierend.

Jedenfalls haben sie es versucht, ich habe ihnen die Tür vor der Nase zugemacht und sie haben meine Telefonnummer herausgefunden. Damals wohnte ich noch bei meinen Eltern. Sie haben sich meine Telefonnummer besorgt und mich pausenlos angerufen. Sie blieben draußen und ließen den Kameramann über eine Stunde lang vor meinem Haus stehen. Das ist ein großer Eingriff in mein Privatleben und es gefällt mir ganz und gar nicht. Am Ende haben sie eine Geschichte erfunden und einen kleinen Artikel in der Zeitung veröffentlicht, in dem stand, dass ich mit ihnen gesprochen habe, was ich nie getan habe. Sie haben mich nur am Telefon belästigt.

Es gab Zeiten, sogar schon früher, als mein Vater, mein Vater (lacht), gerade im Garten war und den Müll hinausbrachte oder so, da war es Mitternacht und eine Boulevardzeitung hatte einen Fotografen im Garten meines Nachbarn, der sich über den Zaun lehnte. Er hat ein Foto von meinem Vater gemacht, als er den Müll hinausbrachte, und dann haben sie eine Geschichte gesponnen, in der sie behaupteten, sie hätten ein exklusives Interview mit ihm. Die Art und Weise, wie sie sich verhalten haben, hat bei mir kein großes Vertrauen in die Presse geweckt.

CN: Wie würdest du die Anfragen beschreiben, die du nach der Ausstrahlung von Leaving Neverland an der Türschwelle hattest? Würdest du sagen, dass sie respektvoll waren?

BB: Nein. Nein.

CT: Okay. Dann erzähl mir davon.

BB: Sie waren sehr, sehr aufdringlich. Sie waren unerbittlich. Es ist, als wären sie blutrünstig. Die Person, die nach Sundance an die Tür kam … weil wir eine Gegensprechanlage haben, ging meine Frau ran und sagte, dass da ein Herr war, der fragte, ob Brett Barnes dort wohnt, also sagte sie: „Nein, tut mir leid, ich habe noch nie von dieser Person gehört“. Also fragte er: „Sind Sie sicher? „Ja. Ich wohne hier schon seit ein paar Jahren, hier wohnt niemand mit diesem Namen“. Also ging er weg, kam später wieder und sagte: „Nun, Brett Barnes steht auf der Wählerliste und wohnt hier“.

Also haben sie Nachforschungen angestellt. Du kannst nicht einfach so im Wählerverzeichnis nachsehen, du musst dorthin gehen, wo das Verzeichnis aufliegt, um zu sehen, wer dort eingetragen ist. Du kannst also nicht einfach von zu Hause aus nachsehen. Es ist der Aufwand, den sie betreiben, um eine Story zu bekommen. Und wenn man weiß, dass mich die Story nicht gerade in ein positives Licht rückt, ist das, gelinde gesagt, unseriös.

CT: Ja. Und du hast gerade deine Frau erwähnt, die ebenfalls betroffen ist. Du hast eine eigene Familie, wie wirkt sich das auf sie aus, wenn so etwas passiert?

BB: Weil sie keine … Nun, ich habe eine sehr junge Familie, mein ältestes Kind wird bald fünf Jahre alt, also verstehen sie es nicht. Sie mussten nicht allzu viel durchmachen, weil meine jüngere Tochter damals noch kleiner war, also hatte sie keine Ahnung, was los war. Meine Frau hingegen kommt auch aus einer ganz normalen Familie. Es ist eine ganz normale Familie, sie kennt niemanden, der berühmt ist (lacht). Sie ist also überhaupt nicht daran gewöhnt, und es ist auch für sie sehr belastend, weil es ein solcher Eingriff in die Privatsphäre ist.

CT: Hat sich bis heute irgendjemand, der an Leaving Neverland beteiligt war, bei dir gemeldet, um dir irgendeine Art von Erwiderung zu ermöglichen?

BB: Nein. Nein.

CT: Und wenn doch, hättest du dann mit ihnen gesprochen?

BB: Das ist eine interessante Frage. (Pause) Ich bin da sehr zwiegespalten. Und dann ist da noch die Frage, ob es die richtige Plattform für mich wäre, auch wenn ich es wollte. Es würde dem Film zugutekommen. Denn egal, welchen Standpunkt man vertritt, sie haben ihren eigenen Blickwinkel auf die Situation, um es mal so auszudrücken. Egal, was ich sagen würde, sie interessieren sich nicht wirklich für mich als Person oder für das, was ich zu sagen habe, und es würde nicht zu ihrer Geschichte passen, die offensichtlich ihr eigener Geldbringer ist. Ich glaube nicht, dass es für mich von Vorteil wäre, Teil von etwas zu sein, das sie selbst produzieren.

Niemand hat mich jemals wirklich gebeten, meine Geschichte zu erzählen

CT: Ich lese dir jetzt noch eine Zeile aus dem Brief vor, den dein Anwalt an HBO geschickt hat. Darin steht,

„Mr. Barnes hat die Öffentlichkeit augenscheinlich gemieden und seine Freundschaft mit Mr. Jackson gegenüber den ihm Nahestehenden nicht erwähnt. Sein Arbeitgeber, seine Kollegen und viele enge Freunde wissen nichts davon“.

Warum hast du die Tatsache, dass du mit Michael Jackson befreundet warst, sogar vor einigen deiner engeren Freunde geheim gehalten?

BB: Nun, da sind meine engen Freunde, ich habe einen sehr, sehr engen Freundeskreis, mit dem ich schon seit sehr langer Zeit befreundet bin. Es gibt so etwas wie einen Kreis des Wissens, d.h. es gibt Leute in diesem Kreis, die es natürlich wissen, also Leute, die ich schon lange kenne.

Aber es gibt auch Leute, die erst später in mein Leben getreten sind. Wenn sie eine Ahnung haben, dann haben sie mir nichts gesagt, aber die meisten wissen es nicht. Es ist nichts, was ich zur Schau gestellt habe. Wegen der Art und Weise (Pause) … Die Highschool war ziemlich hart für mich, denn da kamen die ersten Anschuldigungen ans Licht.

Und nicht nur das: Wenn die Leute wissen, dass du jemanden Berühmtes kennst, besonders auf dieser Ebene, behandeln sie dich anders, um es mal so zu sagen. Du kannst vielen Leuten in deinem Umfeld nicht wirklich vertrauen, weil man mit ihm und allem, was mit ihm zu tun hat, eine Menge Geld verdienen kann. Jede Geschichte verkauft sich, wie sich gezeigt hat. Jede anstößige Geschichte verkauft sich, sollte ich sagen.

CT: Wurde dir jemals Geld von den Medien angeboten, damit du über Michael sprichst?

BB: Die Geschichte über den Fotografen und die Zeitung, die zu mir nach Hause kamen, habe ich erwähnt – sie haben mir Geld dafür angeboten, aber ich habe nicht wirklich etwas dafür bekommen. In Wahrheit hat mich nie jemand gebeten, meine Geschichte zu erzählen, und ich denke, das liegt daran, dass sie damit keine Geschichten verkaufen können. Es ist nicht die Sichtweise, auf die sie aus sind.

CT: Und als die Leute dir Geld geboten haben, haben sie da angedeutet, dass sie etwas Bestimmtes von dir hören wollten, um das Geld zu verdienen? Du weißt schon, wenn du etwas Negatives zu sagen hast, haben wir Geld für dich, oder war das nicht so unverhohlen?

BB: Nein, so unverhohlen war das nicht.

Das Gespött

CT: Okay. Ich glaube, aus dem, was du gerade gesagt hast, geht hervor, dass du dich aus zwei Gründen davor scheust, deine Verbindung zu Michael zu erwähnen. Der erste Grund ist, dass es aufgrund der erhobenen Anschuldigungen etwas peinlich wurde. Der zweite Grund ist, dass du befürchtest, dass Leute versuchen könnten, von ihrer Verbindung zu dir zu profitieren.

BB: Ja, falsche Freunde. Aber den ersten Punkt muss ich noch klären.

CT: Klar.

BB: Es geht nicht um die Peinlichkeit dieser Anschuldigungen. Es ist das Gespött, das ich wegen dieser Anschuldigungen bekommen habe. Es war mir nie peinlich, mit ihm befreundet zu sein und das würde es auch nie sein. Es ist das Gespött, das ich wegen dieser Anschuldigungen erhalten habe. Wenn das mehr Sinn ergibt.

CT: Meinst du damit das Gespött in deinem Privatleben oder das Gespött in den Medien?

BB: Nein, in meinem Privatleben.

CT: Und welche Art von Gespött?

BB: Weißt du, wie gemein Kinder sein können? Für meine Mutter gab es auf dem Schulhof viel Gespött.

Die Barnes Familie

CT: Hast du jemals erlebt, dass Menschen in deinem Umfeld versucht haben, von ihrer Verbindung zu dir und deiner Verbindung zu Michael zu profitieren?

BB: Ähm, nein. Nein, das haben wir nicht. Nicht, dass ich wüsste, aber ich glaube, das liegt daran, dass wir eher einen engen Kreis um uns haben. Viele Leute in meinem Leben wissen das nicht, weil wir nicht die Art von Menschen sind, die mit etwas angeben. Deshalb halten wir uns eher an diejenigen, denen wir vertrauen.

Bist du der echte Brett?

CT: Ist das einer der Gründe dafür, dass dein Twitter-Account quasi anonym ist (Brett lacht), weshalb du nie Bilder von dir postest oder Ähnliches? Weil du versuchst, eine Trennung zwischen dem Brett Barnes auf Twitter und dem Brett Barnes in der realen Welt aufrechtzuerhalten?

BB: Es fing eigentlich erst nach seinem Tod an, weil ich ein Profil auf Facebook habe. Nach seinem Tod haben mir viele Leute, viele Fans, Freundschaftsanfragen auf Facebook geschickt, und ich wollte sie nicht einfach ignorieren, aber ich wollte sie auch nicht zu meinem persönlichen Facebook-Profil hinzufügen. Also erstellte ich eine Facebook-Seite mit demselben Originalbild und fing an, Fans hinzuzufügen, und weitere Fans fügten sich selbst hinzu. Dann bin ich zu Twitter übergegangen und dann zu Instagram, das ich nicht wirklich nutze. Ich würde also sagen, es ist eine Weiterentwicklung der Facebook-Seite für die Fans, um mein Privatleben davon zu trennen.

CT: Ich meine, du wirst oft von Leuten auf Twitter aufgefordert, ein Foto oder etwas anderes zu posten, um zu beweisen, dass du der echte Brett Barnes bist (Brett lacht), und du weigerst dich immer, das zu tun. Warum weigerst du dich immer wieder, das zu tun?

BB: Das ist eine Sache der Privatsphäre. Ich möchte meine Privatsphäre bewahren.

CT: Ich denke, man kann sagen, dass du deinen Twitter-Account im Laufe der Jahre genutzt hast, um die Dinge richtigzustellen, wenn über dich berichtet wurde, oder als Leaving Neverland herauskam, aber du hast nie ein ausführliches Interview gegeben, wie wir es heute tun.


Nicht nur, dass wir uns mit diesen Lügen herumschlagen müssen, wir müssen uns auch noch mit den Leuten herumschlagen, die diese Lügen aufrechterhalten. Die Tatsache, dass sie es nicht schaffen, das bisschen an Recherche zu betreiben, das nötig ist, um zu beweisen, dass es sich um Lügen handelt, sei es absichtlich oder auch nicht, macht es noch schlimmer.

Einer von Bretts Tweets als Reaktion auf die „Leaving Neverland“-Fiction-Story


Wir gingen zum Flughafen

CT: Warum spulen wir nicht einfach zum Anfang deiner Geschichte mit Michael zurück? Wenn ich das richtig verstanden habe, war Michael auf der Bad-Tour in Australien und du als Fan bist mit deiner Mutter und deiner Schwester zum Flughafen gefahren. Du warst noch zu jung, um zum Konzert zu gehen. Ist das richtig?

CT: Ja, schieß los. Erzähl uns die Geschichte.

BB: Weil es auch etwas darüber aussagt, wer ich bin.  Was ich erzählt habe, war, dass ich fünf Jahre alt war. Ich habe eine ältere Schwester und meine Mutter, und meine ganze Familie ist ein Fan von ihm. Und er kam für die Bad-Tour her. Entweder meine Mutter oder meine Tante schlug vor, dass wir alle zum Flughafen gehen sollten, um einen Blick auf ihn zu erhaschen, so wie es Fans auf der ganzen Welt tun, was ich oft erlebt habe.

Es ist lustig. Ja, also gingen wir hin, um ihn zu sehen. Und meine Mutter hatte die Idee, ihm einen Brief zu schreiben, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass er ihn erreicht, was ich in späteren Jahren auch erlebt habe. Also schrieb meine Schwester unsere beiden Briefe, denn ich war ein wenig zu schüchtern, um zu schreiben. Also habe ich einfach gesagt: „Hey, ich bin Brett, hier ist meine Telefonnummer. Ich bin ein wirklich großer Fan von dir. Ruf uns doch mal an.“ So etwas in der Art.

Wir fuhren zum Flughafen und meine Mutter, meine Schwester, ich selbst, meine Tante und meine beiden Cousinen fuhren zum Flughafen, um einen Blick auf ihn zu werfen, und seine Tänzer waren dort, wo alle Fans waren, die Tänzer der Show. Also übergaben wir den Brief an… es war Eddie, dem wir den Brief übergaben.

Während wir dort waren, und das ist der eigentliche Teil, während wir dort waren, gab es Showbags, Pepsi Showbags, denn natürlich war es eine Pepsi-Tour. Also Pepsi-Showbags. In den Showbags waren Pepsi-Dosen und ich glaube, es waren auch Tour-T-Shirts und so, aber in ein paar davon waren auch Tickets für die Show.

Also ging meine Schwester (lacht) los und holte ein paar Showbags für sich und einen für mich. Sie brachte sie zurück und gab mir einen davon. In meinem Showbag waren ein paar Karten für die Show, aber weil ich erst fünf Jahre alt war, war ich natürlich zu jung, um hinzugehen. Also sind meine Mutter und meine Tante hingegangen, glaube ich.

CT: Oh, das muss ja schrecklich gewesen sein!

BB: (lacht) Ja, das war es. Aber es war einfach lustig, dass ausgerechnet ich Karten für die Show bekommen habe. Ja, und dann sahen wir ihn, wir gingen weiter und waren weit weg, wo alle Fans waren, und wir sahen ihn von der Rampe zu einem Van gehen. Und dann, das war ein paar Wochen später, ungefähr eine Woche, bekamen wir einen Anruf zu Hause und meine Schwester ging ans Telefon und ich war im Vorgarten, also war ich nicht wirklich da, als das Telefon klingelte. Also kenne ich diese ganze Geschichte nur aus Erzählungen, aber anscheinend geht meine Schwester ans Telefon. Jemand sagt: „Hallo, kann ich bitte mit Brett sprechen?“

Sie legt den Hörer zur Seite, weil ich draußen gespielt habe. Ich glaube, meine Mutter war dabei und fragte: „Wer ist am Telefon?“ Meine Schwester antwortete: „Jemand sucht Brett, hört sich an, als wäre es Michael Jackson“ (lacht). Meine Mutter war geschockt, nahm den Hörer und tatsächlich, es war Michael Jackson. Ich ging also rein, um mit ihm zu reden, aber ich war etwas schüchtern, also habe ich bei diesem ersten Telefonat nicht viel gesagt. So begann unsere Freundschaft.

CT: Und du warst fünf, hast du gesagt?

BB: Ja. Das war so ’87, Ende ’87, Anfang ’88.


Anmerkung: Die Bad-Tour begann am 12. September 1987. Das Konzert in Melbourne war am 13. November 1987. Auf dieser Tour folgte auf Australien Nordamerika, Europa, wieder Nordamerika und Asien. Die Tour endete eineinhalb Jahre später, am 27. Januar 1989, nachdem MJ zum dritten Mal durch Nordamerika getourt war.


Die Cousinen sind übrigens Mädchen

CT: Woran erinnerst du dich von diesem ersten Telefonat?

BB: Ja, ich erinnere mich leider nicht an viel, denn ich war sehr, sehr, sehr schüchtern und wollte nicht. Ich mochte es schon in jungen Jahren nicht, wenn man mich in Verlegenheit brachte.  Ich wollte also nicht sprechen und erinnere mich nur daran, dass meine Mutter mich hielt und ich jedes Mal den Kopf drehte, wenn das Telefon an mein Ohr gehalten wurde.

CT: Was ist dann passiert? Du hast also das erste Telefonat geführt.

BB: Ja.

CT: Und wie ging es dann weiter?

BB: Er rief immer wieder an und wir redeten weiter. Manchmal rief er wöchentlich an und hielt den Kontakt aufrecht und sprach mit uns allen.

CT: Er sprach mit der ganzen Familie?

BB: Ja, sogar mit meinen Cousinen. Er hat auch meine Cousinen angerufen.

CT: Oh, wirklich? (lacht)

BB: Ja. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass meine Cousinen an diesem Tag auch dabei waren, als er zum ersten Mal anrief. Sie sind übrigens Mädchen. Also gaben sie ihm ihre Nummern. Also hat er sie auch angerufen.

CT: Fandest du das jemals seltsam? Schließlich ist er der größte und berühmteste Prominente in der Geschichte der Welt. Und in seiner Freizeit ruft er dich und deine Familie an. Kam dir das jemals komisch vor?

BB: (lacht) Weil ich so jung war, weiß ich nicht, ob ich jemals wirklich begriffen habe, dass die Person, die ich im Fernsehen sah, auch die Person war, mit der ich am Telefon sprach. Für mich war er einfach ein ganz normaler Mensch, weil das nicht Teil der Konzerte und Videoclips und so war. Von Anfang an war er also eine ganz normale Person für mich. Wahrscheinlich habe ich deshalb (lacht) eine so verzerrte Sicht auf das Leben.

CT: Was meinst du mit einer verzerrten Sichtweise auf das Leben?

BB: Weil ich diese Seite des Lebens kennengelernt habe, weil ich um die Welt gereist bin, weil ich die Energie der Fans gesehen habe, wenn die Konzerte stattfanden, weil ich das Chaos der Menschen überall gesehen habe, die Bewunderung, einfach diese Seite des Lebens – und dann kam ich hierher zurück, um ein ganz normaler Mensch zu sein, zur Schule zu gehen und ein ganz normales Leben zu führen.

CT: Du meinst also, du hast eine einzigartige Perspektive.

BB: Eine sehr einzigartige Perspektive.

CT: Ja. Die meisten Menschen haben nicht das erlebt, was du erlebt hast.

BB: Es ist wild. Es ist wild.

CT: Du hast gesagt, dass er mit dir und deiner Schwester gesprochen hat und mit deinen Cousinen, die Mädchen waren. Hat er auch mit deinen Eltern gesprochen?

BB: Ja. Ja, natürlich.

CT: Im Grunde war es also eine Freundschaft mit der ganzen Familie.

BB: Ja, mit der ganzen Familie.


Anmerkung: Alle, die sich fragen, worüber Michael Jackson mit kleinen Kindern gesprochen hat, sollten sich Michaels Gespräch mit der kleinen Megan anhören, der Tochter von Glenda Stein, deren Ehemann zwei oder drei Jahre lang Michael Jacksons Anrufe bei ihrer Familie aufgezeichnet hat (anscheinend um sie zu verkaufen, was sie schließlich auch taten).

Michael Jackson rief das kleine Mädchen am 6. Juli 1992 während der Dangerous Tour aus Italien an und hörte sich geduldig ihren Bericht über den Film an, der sie beeindruckt hatte, das Feuerwerk, das sie in Disneyland gesehen hatte, Michaels T-Shirts und ihren Traum, Schauspielerin zu werden, Michaels Gedichte, den Film Moonwalker und wie sie einen Pferdeschwanz auf dem Kopf des Bösewichts in die Luft ragen ließen, den Albtraum, den sie einmal hatte, die gruselige Chucky-Puppe aus einem Film und wie Michael ihr immer wieder versicherte, dass alles nur vorgetäuscht und erfunden ist. Das Band dauert 13 Minuten und lässt die Zuhörer mit Ehrfurcht vor Michaels Geduld und Freundlichkeit gegenüber Kindern zurück. Die typischen Kommentare sind: „Die Art, wie er mit diesem Kind umgeht und ihm zuhört, ist bezaubernd. Solche Geduld und Freundlichkeit“, „Ich kann nicht glauben, dass er dreizehn Minuten lang Geduld hatte, um diesem kleinen Mädchen zuzuhören, und er ist ein Mann, der Millionen pro Minute verdient. Verdammt! Ich hätte keine fünf Minuten so viel Geduld“ und „Nachdem ich mir das angehört habe, können die Anschuldigungen gegen ihn auf keinen Fall wahr sein“. Hör dir das Band hier an und überzeuge dich selbst.

Megans Albtraum

M – Kennst du Chucky? Er macht mir immer Angst, ich habe den mittleren Teil eines Körpers gesehen, kein Kopf, keine Arme…

MJ – Das ist nur vorgetäuscht.

M – Ich weiß, aber es macht mir Angst!

MJ – Es ist nicht für Kinder, aber weißt du was? Ich werde dir etwas sagen.

M – Was?

MJ – Chucky ist erfunden, es soll nur Geld bringen.

M – Ich weiß, aber es hat eine gruselige Puppe und sie spricht! Und meine Freundin Amber, sie hat gesagt, dass (?) Chuckys Schwester ist.

MJ – Nein, das ist sie nicht. Sie sagt dir nicht die Wahrheit.

M – Ich weiß! Und diese Puppe macht mir wirklich Angst.


CT: Das erste Mal, dass du ihn persönlich getroffen hast, war, als du zum ersten Mal nach Neverland eingeladen wurdest?

BB: Korrekt.

CT: Aus den Gerichtsprotokollen geht hervor, dass das im Dezember 1991 war. Stimmt das?

BB: Ja.

CT: Okay. Dann erzähl uns zuerst davon. Erzähl uns, wie du ihn zum ersten Mal persönlich getroffen hast. Wie lebhaft erinnerst du dich daran?

BB: Ja. Für mich ist das eher wie ein Film, als ob ich die Situation beobachten würde. Es war, ja, es war wirklich, wirklich, wirklich cool. Es war wirklich cool.

Wir haben lange miteinander telefoniert und er hat gewartet, bis das Dangerous Album fertig war, bevor wir losgeflogen sind. Zum ersten Mal nach Neverland zu fahren, war so toll. Und es ist lustig, denn jedes Mal, wenn du dorthin gehst, ist diese Magie einfach …. immer noch da. Der gleiche Zauber wie beim ersten Mal.

Ja, es läuft Musik… Wenn du durch die Tore kommst, ist überall Musik zu hören. Klassische Musik, Disney-Soundtracks werden überall gespielt, es ist ein echtes Erlebnis. Er war in seinem Schlafzimmer, das ein ganzes Haus, eine ganze Wohnung für sich ist. Also ist die gesamte Familie hineingegangen, weil wir eigentlich …

Nein, zuerst waren wir in der Bibliothek, wir mussten zuerst in die Bibliothek gehen. Die Bibliothek war wirklich cool. Bücher überall, ein riesiger Schachtisch, und dann kam seine Managerin zurück, die nette Assistentin der Managerin, sie war diejenige, die uns vom Flughafen abgeholt und nach Neverland gebracht hat. Sie sagte: „Mr. Jackson ist jetzt bereit, euch zu sehen“, also gingen wir alle rein und ich rannte einfach zu ihm und umarmte ihn. Das war wirklich cool.

CT: Erzähl mir mehr über diesen Moment. Als du ihn zum ersten Mal getroffen hast, war er größer, als du erwartet hattest? Wie ist es, Michael Jackson zu treffen?

BB: Ja, ich bin immer noch ein kleines Kind, also ist er… er ist natürlich überlebensgroß, aber dennoch so richtig zerbrechlich, richtig lustig.

CT: Zerbrechlich.

BB: Ja, also, nicht zerbrechlich, sondern nur, weil er viel dünner war als viele andere Menschen. Zerbrechlich ist, sorry, zerbrechlich ist das falsche Wort für ihn. Denn er war natürlich immer noch kräftig, weil er getanzt hat, und sein Körper bestand nur aus Muskeln. Aber es gab nicht viel von ihm.

Aber wie ich schon sagte, war er für mich von klein auf ein ganz normaler Mensch. Es war also nicht so, dass ich Michael Jackson zum ersten Mal getroffen habe, sondern Applehead, wenn das Sinn ergibt.

CT: Applehead. Er hat dir also erzählt, dass das sein Spitzname war.

BB: Es war der Spitzname von allen. Ich war Applehead. Nein, eigentlich nannte er mich meistens Doo-Doo. Aber er war immer, er war immer Applehead für mich. Für die meisten Leute war er das. Manche nannten ihn Doo-Doo, aber die meisten nannten ihn Applehead.

CT: Gab es jemals eine Erklärung für die Herkunft dieser Namen? Denn sie sind nicht gerade schmeichelhaft, weißt du. Doo-Doo (beide lachen), also woher kommt das? [doo-doo ist ein vulgärer Ausdruck für „Scheiße“ auf Englisch; Anm.d.Übers.]

BB: Es war einfach… Ich habe nie eine Erklärung dafür bekommen, aber es ist einfach etwas, das wir gemacht haben, ich schätze, es ist eine witzige Art, Liebe und Anerkennung zu zeigen. Die Australier sind bekannt dafür. Für mich macht es also vollkommen Sinn, ohne dass ich es verstehen muss.

Wir nennen uns hier etwa gegenseitig beim C-Wort. Wir benutzen das C-Wort häufig und es ist für viele Leute ein Kosename. Diesen Aspekt verstehe ich also. Aber Applehead, ich weiß, woher es kommt. Er hat mir erzählt, dass er und Mac die Three Stooges gesehen haben und ich glaube, es war Moe, der Curly Lord genannt wurde, der zu den beiden sagte: „Ihr seid Appleheads“ und das hat sich dann so eingebürgert.

CT: Und um das klarzustellen, Mac ist vermutlich Macaulay Culkin.

BB: Ja.


„Michael am Set von Captain EO, wo er einen seiner Favoriten zeigt: die Three Stooges. Im Gegensatz zu dem, was einige erbärmliche Medienpersönlichkeiten, die eine Art Karriere damit gemacht haben, MJ zu verunglimpfen, ist „Applehead“ kein Codename für irgendein Verbrechen. Es ist einfach einer der typischen Sprüche der Three Stooges.“

Anmerkung: Ich stimme mit dem Kommentar überein: „Die Einzigen, die noch dümmer sind als die Three Stooges, sind Wade Robson, James Safechuck und Dan Reed.“


Der Bahnhof kam später

CT: Okay. Neverland war also zu dieser Zeit noch im Entstehen. Woran erinnerst du dich, was im Dezember 91 dort war und was nicht?

BB: Ähm, einige der Fahrgeschäfte, ähm, einige der Tiere waren nicht vorhanden, das kam erst später, ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, was da war und was nicht. Die Blumenuhr und der Bahnhof – ja, die kamen erst später. Denn der große Zug war nicht vorhanden. Es gab nur den kleinen Zug.

CT: Gab es dort Tiere, du hast gesagt, es gab einen Zoo?

BB: Ja. Es gab ein paar Tiere, aber einige Tiere waren noch nicht da. Es gab etwa einen Streichelzoo, der später kam, die Tiger kamen später. Damals hatte er nur einen Elefanten. Gypsy.

CT: Und wie waren die ersten Tage in Neverland? Konntest du viel Zeit mit Michael verbringen oder warst du auf dem Grundstück eher auf dich allein gestellt?

BB: Nein, er hat, wie zuvor erwähnt, auf die Fertigstellung von Dangerous gewartet, also hatte er viel Freizeit und war die meiste Zeit da.

CT: Und was hast du dort so getrieben?

BB: Es war die Spielhalle. Die Spielhalle war das Beste. Es war ein ganzes Haus voller Arcade-Spiele. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein zweistöckiges Gebäude voller Spielautomaten. Jukebox. Es gab Kühlschränke voller Limonaden. Überall gab es Süßigkeiten. Die Filme, [wir] gingen ins Kino, um Filme zu sehen. Und natürlich die Fahrgeschäfte. Es war wild.

Wir wohnten in den Gästehäusern. Meine Schwester und ich schliefen in einem von ihnen zusammen in getrennten Betten. Als wir das erste Mal übernachteten, wachten wir am nächsten Morgen auf, und er kam ins Zimmer und hatte einen Schimpansen dabei. Das war also der erste Morgen, nachdem wir dort ankamen. Wir wurden im Zimmer von einem Schimpansen begrüßt. Wow!

CT: (lacht) War es Bubbles? Oder war es einer der anderen Schimpansen?

BB: Es war Max. Bubbles war nicht da.

CT: Warst du bei deinem ersten Besuch dort nicht auch an anderen Orten? Du warst in Disneyland, in L.A. und in Las Vegas. War das auch alles während dieser ersten Reise?

BB: Weil ich so jung war, kann ich mich nicht mehr daran erinnern, welche Orte wir besucht haben. Wir waren auf jeden Fall an diesen Orten, aber ich weiß nicht, ob es auf dieser Reise war. Soweit ich mich erinnere, fuhren wir ziemlich oft hinüber, in meinen Schuljahren von Klasse 5 bis 6. Ich war ungefähr die Hälfte davon dort, weil wir auf Tournee waren und immer wieder in die Staaten zurückkehrten.

Die Person, die ich im Fernsehen sah, war nicht dieselbe Person, mit der ich sprach

CT: Wie wirkte sich der Einblick in Michael Jacksons private Welt auf dich als Fan aus? Verliert Michael Jackson, der Popstar, seinen Mythos? Wird er mehr zu einem Menschen und weniger zu einem Popstar? Wie verändert sich diese Beziehung?

BB: Natürlich. Wie ich schon sagte, war ich am Anfang zu jung, um zwischen der Person, mit der ich sprach, und ich meine, nicht zu jung, um zu unterscheiden, es wurde differenzierter. Die Person, die ich im Fernsehen sah, war nicht dieselbe Person, mit der ich sprach. Es waren sozusagen zwei verschiedene Wesen. Wenn ich in seiner Nähe war, gab es Momente, in denen sich der Popstar einschlich, aber die meiste Zeit über blieb er einfach außen vor.

CT: Und wie ist das, wenn du sagst, dass es Momente gibt, in denen sich der Popstar einschleicht? Was wäre ein Beispiel?

BB: Natürlich das Konzert, also sobald er die Bühne betrat…., aber es gab auch Momente, in denen wir zu Toys R Us gingen, aber der Laden war nach Geschäftsschluss geschlossen, aber sie öffneten ihn für uns. Als wir das erste Mal auf der Ranch waren, gingen wir zu Toys R Us und er sagte: „Nehmt euch, was ihr wollt“, also füllten wir ein paar Einkaufswagen… Entschuldigung, ich sage das so blasiert, als ob es keine Rolle spielen würde, aber es waren tolle Zeiten. Aber für mich sind sie einfach eine Art Geschichte, also verzeih mir bitte.

Wir füllten also ein paar Einkaufswagen und gingen zur Kasse (lacht), ich drehte mich zu meiner Mutter um und fragte: „Wird er sich all diese Spielsachen leisten können?“ Sie sagte: „Ja, mach dir keine Sorgen, er schafft das schon.

Einmal waren wir in Vegas und er sagte: „Lasst uns ein paar Süßigkeiten kaufen“, also gingen Karlee und ich, meine Schwester und ich, mit ihm ein paar Süßigkeiten kaufen, ohne wirkliche Security oder Ähnliches. Wir waren gerade auf dem Weg dorthin, als… Wir haben es ein paar Mal an verschiedenen Orten gemacht, aber es ist wie ein Virus. Erst denkst du, du bist allein, dann drehst du dich um und es sind hundert Leute um dich herum, jedenfalls gab es einen [Aufschrei?].

Wir gingen in den Laden und er sagte: „Ihr sucht euch alle Süßigkeiten aus, die ihr wollt und füllt eine Tüte“. Also füllten wir sie. Ich verbrachte viel Zeit damit, meine Lieblingssüßigkeiten auszusuchen, aber dann wurden es zu viele Leute, und wir mussten gehen. Wir rannten also zurück zu unserer Unterkunft, als uns ein ganzer Haufen Leute verfolgte. Als ich zitternd zurücklief, riss der Boden der Tüte und alle meine Süßigkeiten verteilten sich auf dem ganzen Parkplatz (lacht).

Ich war am Boden zerstört, ich habe gerettet, was ich konnte, aber wir mussten weiterlaufen. Als mir kaum etwas übrig blieb, war ich sehr enttäuscht. Das ist es also, was ich mit dem Star meine, dem Popstar, der sich einschleicht. Du denkst dir, oh ja, das ist kein normaler Mensch.

CT: Und wenn so etwas passierte, hattest du da jemals Momente, in denen du dir gedacht hast: „Wie bin ich nur hier gelandet?

BB: Oh, ununterbrochen. Andauernd.

CT: Wie gehst du damit um? Ich meine, du warst ein kleines Kind, das ist eine große Veränderung in deinem Leben, diese plötzliche Aufmerksamkeit und die Einschränkungen, die sich darauf auswirken, nicht machen zu können, was man will.

BB: Nun, ich habe nicht wirklich, ich glaube, ich habe nicht wirklich bewusst darüber nachgedacht. Ob ich nun dort drüben war und all diese Dinge erlebte oder ob ich hier war und ein normales Leben lebte, es ging immer nur darum, was hier und jetzt passierte.

CT: War deine Familie auf diesen Ausflügen dabei?

BB: Ja. Größtenteils. Ja, sie waren dabei.

CT: Wie hat es ihnen gefallen? Ich meine, haben sich deine Eltern jemals Sorgen um deine Sicherheit gemacht?

BB: Nein, ihre größte Sorge… das ist wirklich seltsam, du siehst ja, dass das die Sache ist, wenn ich meiner Frau davon erzähle, denn sie war natürlich nicht dabei, also sind es für sie nur Geschichten, wenn ich sie erzähle, auch wenn es mir passiert ist, wenn ich sie erzähle, wirken sie einfach so wild… ihre größte Sorge war, dass ich zu viel Schule verpasse. Das war ihre größte Sorge.

CT: Was glaubst du, wie lange du im Dezember 91 das erste Mal dort warst?

BB: Äh, vielleicht einen Monat.

CT: Ja, das ist also eine ganze Weile. Warst du damals über Weihnachten dort?

BB: Ja, aber ich weiß es nicht mehr genau. Ich nehme an, ja.

CT: Und danach bist du ziemlich regelmäßig zurückgekommen. Hattest du einen Nachhilfelehrer oder etwas Ähnliches oder hast du einfach die Schule verpasst?

CT: Auf einer der Touren hatten wir einen Nachhilfelehrer, einen Freund der Familie. Er ist Lehrer hier drüben. Er kam also mit uns auf die Tour.

CT: Hatte das katastrophale Auswirkungen auf deine Schulbildung oder hast du es einigermaßen überlebt?

BB: Ja, ich habe es überlebt (lacht). Erst in den späteren Schuljahren fingen meine Noten an, schlechter zu werden (lacht).

CT: Wie kam das? Was passierte in den späteren Jahren?

BB: Ja. Ich habe mich in der Schule einfach zu sehr gelangweilt. Die Schule hat mir keinen Spaß gemacht, also habe ich nur das Nötigste gemacht.

CT: Ja. Ich meine, das ist nicht gerade die Dangerous Tour, oder?

BB: Nein, nicht ganz. Und ich denke, das ist passiert, als ich gesagt habe, dass meine Perspektive auf das Leben ein wenig anders ist, einzigartig, könnte man sagen. Die Werte, die ich auf Dinge lege, sind nicht ungewisse Dinge, sollte ich sagen. Ein wenig anders als das, was andere tun.

Es war ein so unbedeutender Teil davon

CT: Es wäre nachlässig von mir, dich nicht zu den Übernachtungen zu befragen, wenn man bedenkt, wie sehr dieses Thema unter die Lupe genommen worden ist. Als du 2005 ausgesagt hast, sagtest du, dass du während der ersten Reise nach Neverland zum ersten Mal in Michaels Zimmer übernachtet hast. Wie ist es dazu gekommen?

BB: Nun, es ist nichts, woran ich mich wirklich erinnere, ich kann mich nicht an Einzelheiten erinnern. Es war einfach etwas, das immer so war. Die Sache ist die, dass er, oh, Entschuldigung, er war ein solcher Magnet für alle Leute – jeder wollte immerzu in seiner Nähe sein, weil er einfach solch ein Mensch war. Es war einfach so, dass man wegen seiner Energie nicht von seiner Seite weichen wollte. Jeder wollte rund um die Uhr bei ihm sein. Daraus hat sich das Ganze dann entwickelt.

Denn die Sache mit dem Schlafen, die Sache mit den Übernachtungen war für mich nie etwas, worüber ich mir Sorgen machen musste. Ich habe nie ein Problem bei den Übernachtungen gesehen, weil der Fokus nie darauf lag und es nur Übernachtungen waren. Es ging nur um das Schlafen. Es gab nichts, was darüber hinausging. Warum also so viel Aufmerksamkeit?  Es sind nur Übernachtungen. Es ist nur zum Schlafen! Ich verstehe nicht, warum man, wenn man davon ausgeht, dass nichts passiert ist, nicht auch verstehen kann, dass es nur Schlaf war.

Es war einfach nur Schlaf.

CT: Nun, ich meine, das Problem ist für viele Leute, dass es Anschuldigungen gab. Die Leute haben das Gefühl, dass es einen Grund dafür gibt, zu hinterfragen, ob es nur Übernachtungen waren, weshalb du vor Gericht gelandet bist und so weiter. Ich denke, die andere Sache, die für viele Leute wirklich schwer zu verstehen ist, und mich würde deine Sichtweise als Elternteil, das du ja jetzt selbst bist, interessieren, ob oder warum deine Eltern nicht besorgt waren deshalb, wenn du verstehst, was ich meine. Ich meine, du bist jetzt ein Elternteil. Würdest du es beunruhigend finden? Wenn du herausfinden würdest, dass eines deiner Kinder mit einem anderen Erwachsenen in einem Zimmer schläft?

BB: (seufzt) Wenn man es so ausdrückt, klingt es wirklich besorgniserregend, aber das vereinfacht die Dinge zu sehr.

Es geht nicht darum, dass man später davon erfährt, zurückblickt und sagt: „Oh, das ist passiert“. Das ist es ganz und gar nicht. Es ist verletzend, wenn Leute denken, dass meine Eltern nicht gemerkt hätten, dass etwas nicht stimmt, und sei es auch nur das Geringste. Dass sie es zugelassen hätten, dass irgendjemand, egal, wer es ist… Dass sie daneben stehen und zulassen würden, dass ihrem Kind etwas passiert.

Die Vorstellung, dass sie so etwas tun würden, ist für mich sehr verletzend. Wenn ich also als Elternteil in eine Situation gerate, in der etwas passiert, kannst du davon ausgehen, dass ich hundertprozentig bei der Sache bin. Wenn ich mir die Situation ansehe und auf dieser Grundlage Entscheidungen treffe, würde ich mein Kind auf keinen Fall in Gefahr bringen oder zulassen, dass ihm etwas zustößt.

Wäre ich also in ihrer Situation und hätte sich genau dasselbe abgespielt, hätte ich genau dasselbe getan.

CT: Und haben sie dir in dieser Hinsicht jemals Fragen gestellt? Ich meine, besonders nach den Anschuldigungen von Chandler…

BB: Ja, natürlich.

CT: …öffentlich gemacht wurden. Haben sie dich jemals dazu befragt?

BB: Ja, natürlich. Natürlich haben sie das getan, denn sie sind Eltern und wollen nicht, dass mir etwas passiert.

CT: Waren manchmal auch andere Leute bei dir im Zimmer?

BB: Ja, natürlich. Nein, es war nicht so …. dass die Tür geschlossen ist und niemand hineinkommen kann.

CT: Wer war denn noch da?

BB: Ähm, die Cousins waren da, Freunde waren da. Meine Schwester war da.

Das ist auch eine Sache, die bei mir nie im Mittelpunkt meiner Erinnerungen stand, weil es ein so unbedeutender Teil davon war. Wen interessiert schon das Schlafen? Erinnerst du dich an all die Zeiten, in denen du geschlafen hast? Erinnerst du dich an all die Situationen, in denen du geschlafen hast? Nein, denn das steht nicht im Mittelpunkt dessen, woran du denkst und welche Erinnerungen du behalten möchtest.

CT: Ja, und es hört sich für mich so an, als ob es dich frustriert, dass dies im Wesentlichen zum Mittelpunkt geworden ist, dass du eine lange, jahrzehntelange Freundschaft mit Michael Jackson hattest, aber aufgrund von Anschuldigungen, die erhoben wurden, im Wesentlichen über etwas definiert wurdest, das für dich eine Nebensache war.

BB: So unbedeutend! So unbedeutend! Und genau darauf läuft es hinaus. Die Freundschaft war so viel, so viel mehr als das, als die Übernachtungen.

CT: Ja, natürlich. Du verstehst, der Grund, warum ich mit dir darüber sprechen möchte, sind die verschiedenen Anschuldigungen, die erhoben wurden.

BB: Ja, natürlich.

CT: Ich denke, es ist wichtig, dass du die Möglichkeit hast, auf diese Anschuldigungen zu antworten. Ich lasse das mal so stehen, denn wir sind etwas vom Thema abgekommen.

BB: (lacht) Okay.

Auf Tour

CT: Erzähl mir etwas mehr darüber. Du warst das erste Mal auf Neverland, aber ich glaube, als die Dangerous Tour ’92 begann, warst du auf einem großen Teil dieser Tour. Ist das richtig?

BB: Ja, das ist richtig.

CT: Okay. Das ist also eine ganz andere Erfahrung als in Neverland. Wenn du mit Michael in Neverland bist, ist das ein ziemlich ruhiges, beschauliches Erlebnis, würde ich mir vorstellen. Was ist der Unterschied, wenn du mit Michael auf Tournee gehst?

BB: Da kommt auch der Superstar stärker zum Vorschein. Die Touren waren hektisch. Es war sehr, sehr viel los auf den Reisen. Das ist auch der Grund, warum ich es hasse, darüber zu reden, weil es mich so äh…. klingen lässt. Ich bin absolut dankbar für alles, was ich erlebt habe. Ich komme wahrscheinlich so rüber, als wäre ich eingebildet oder so, aber das ist definitiv nicht der Fall.  Dass ich diese Geschichten manchmal so leichtfertig erzähle, ist also, ich weiß nicht …. Vielleicht wirke ich dann ein wenig… wie auch immer, aber ich war einfach ein Teil von allem und lebte in dem Moment. Wenn ich also sage, dass einzig das Reisen und so weiter chaotisch war, dann hat das nichts mit dem zu tun, was die anderen auf der Tour gemacht haben, dann ist das nichts im Vergleich zu dem, was sie gemacht haben. Es war definitiv viel härter als das, was ich erlebt habe, aber ja, es war das reine Chaos.

Überall, wo du hinkommst, sind Fans zu sehen. Die Fans, Mann! Sie warteten auf uns … nicht auf uns, sondern auf ihn. Sie waren im Hotel, als wir in der Stadt ankamen, und sie waren bei der Show und danach im Hotel. Dann fuhren wir in die nächste Stadt und sie waren schon wieder da. Und wenn wir dann weiterfuhren, sahen wir dieselben Fans, vorwiegend eine Gruppe von Fans, die durch Europa reiste, die sahen wir auch bei jeder Show vorn.

Es wurde zu einer Art Spiel, sie ausfindig zu machen und zu sehen, wo sie sind, denn sie waren nicht immer am selben Ort. Aber sie waren immer ganz vorn zu sehen. Du konntest sie also immer aus der Menge herausfinden. Einer von ihnen war Waldo, aus den „Wo ist Waldo?“-Büchern. Wir riefen ihn: „Wo ist Wally?“, aber ich glaube, ich wusste nicht, wo (undeutlich). Also nannten wir ihn schließlich Waldo. Dann gab es noch einen anderen in der Gruppe. Er war auch Waldo.

(Gelächter)

Du siehst bei jeder Show immer wieder dieselbe Gruppe von Fans ganz vorne, also kommen sie mit ihm als Person in Kontakt, sodass er hinter der Bühne (unverständlich), aber Mann, sobald er auf die Bühne ging, war er ein anderes Wesen.

Bei den meisten Shows kam ich bei Heal the World raus, wenn die ganzen Kinder herauskamen. Nachdem der große Globus auf der Bühne aufgeblasen wurde. Ein Haufen Kinder, egal wo wir waren, kam heraus. Und ich war immer ein Teil davon.

Michael Jackson – Heal The World (Live in Buenos Aires) Dangerous World Tour – 1993

Man spürte die Energie, die von der Menge ausging, Mann. Es ist etwas ganz Besonderes, wenn du auf der Bühne stehst und auf ein Meer von Menschen blickst. Das war natürlich noch vor der Zeit der Mobiltelefone, also hatten die Leute Feuerzeuge dabei, und es sah fast wie eine Galaxie aus oder wie wenn man den Nachthimmel betrachtet, nur war es direkt vor dir, mit all den Flammen, der Menge und all den Menschen und der Energie, die von ihnen ausging. Und man kann sich vorstellen, wie jemand, der auf der Bühne steht, von der Energie zehren kann, die sie dir bei jeder Show gibt… denn diese Shows zu sehen, war unglaublich. Wenn man das Abend für Abend machen kann, merkt man, wie die Energie des Publikums einen wirklich antreibt, weil es etwas anderes ist. Das ist es, was ich erlebt habe, und wenn ich dann nach Hause komme und ein normaler Mensch bin, ist das ein echter Kontrast.

CT: Hast du die Konzerte immer hinter der Bühne verfolgt oder warst du auch mal draußen in der Menge und hast sie als Fan gesehen?

BB: Ich habe nie draußen gesessen, denn es gab eine Soundbühne in der Mitte… Wenn du dir Fotos oder Videos von den Konzerten ansiehst, siehst du eine Soundbühne in der Mitte der Menge, auf der die VIPs saßen, z.B. meine Familie, aber ich saß immer an der Seite der Bühne im hinteren Teil, also wenn du auf die Bühne schaust, war ich immer hinten rechts.

Ich schäme mich, das zuzugeben, aber ich war Abend für Abend dort, und dann wurde es mir etwas langweilig (ich war damals noch jung). Also haben sie Sonic the hedgehog, Sega Genesis hinter der Bühne aufgebaut, und das ich habe gespielt (beide lachen), und dann hieß es, dass Heal the World kommt, also haben sie mich gerufen, und dann bin ich aufgestanden und habe bei Heal the World mitgemacht und dann bin ich zurück, um Sonic hedgehog zu spielen.

CT: Um fair zu sein, ich meine, Michaels Shows waren nicht für ihre Spontaneität bekannt. Ich meine, sie waren im Grunde komplett einstudiert, und wenn man die Show einmal gesehen hat, ist es ein wenig so, als würde man denselben Film immer und immer wieder sehen.

BB: (lacht) Mann, ich fühle mich so schlecht, wenn ich zurückblicke und das jetzt sage, was für ein Idiot!

(beide lachen)

Michael Jackson – Jam (Official Video)

CT: Erzähl mir von dem Video „Jam“. Wie ist es dazu gekommen?

BB: Ähm, ich glaube, es war einfach, weil wir in der Nähe waren, es wurde gerade aufgenommen, also dachten wir, es wäre cool und das war es auch. Ich war nicht daran beteiligt. Ich war nur dabei, hinter den Kulissen. Ja, das stimmt. Mom und Karlee waren auch da. Wir waren nur als Gäste da.

CT: Oh, ich verstehe. War das das einzige Mal, dass du mit ihm am Set warst?

BB: Äh, nein, ich war bei dem Video mit Slash, das in Europa gedreht wurde.

CT: „Give in to me“?

BB: „Give in to me“, ja, bei dem war ich auch dabei.

Michael Jackson – Give In To Me (Official Video)

CT: Ist es eigentlich langweilig, bei einem Videodreh dabei zu sein, oder ist es eher aufregend?

BB: „Jam“ war nicht so aufregend, weil es so … Naughty by Nature, Chris Cross war natürlich da, Heavy D kam vorbei, Jordan war natürlich auch da. Das war ziemlich aufregend zu sehen, aber es ist sehr repetitiv. Es wird die ganze Zeit derselbe Song gespielt, und es ist nicht so, dass der ganze Song gespielt wird, denn sie unterbrechen ihn und spulen ihn zurück, spulen ihn zurück. Du hörst also nicht die ganze Zeit den kompletten Song, was für dich als Zuschauer sehr ermüdend und langweilig sein kann. Aber im Nachhinein war es wirklich cool, den Prozess mitzuerleben, zu sehen, wie es gemacht wurde. Man sieht ja nur das fertige Produkt, wenn man es im Fernsehen sieht. Zu sehen, wie es gemacht wurde, war also wirklich cool, eine wirklich coole Erfahrung.

Oh, wir waren auch bei den Dreharbeiten zu „Ghosts“. Das sollte noch vor der Addams’ Family gedreht werden.

CT: Ja.

BB: Wir waren bei den Originaldreharbeiten dabei.

CT: Oh wow.

BB: Also haben wir den Teil gesehen, ja, das war cool. Mit Stan Winston.

https://www.youtube.com/watch?v=nrbJvNkJ7oc

CT: Ja. Das ist genau das, was ich vorhin über den Blick hinter die Kulissen von Michael Jackson, dem Superstar, vermutet habe. Ich denke, ein Musikvideo sieht wahrscheinlich ganz anders aus, wenn du bei den Dreharbeiten dabei warst, weil du dich an die 20 Stunden erinnerst, die du in einem kalten Raum herumgestanden hast (Brett lacht), gelangweilt oder was auch immer.

Ich schätze, mit der Zeit wird Michael weniger …., das Mysterium schmilzt dahin und er wird mehr zu einer Person. In dieser Zeit bist du mit Michael durch Südamerika, Nordamerika, Afrika, Australien und Europa gereist, wie aus deiner Aussage aus dem Jahr 2005 hervorgeht. Habt ihr auf der Tournee viel von diesen Orten gesehen, oder habt ihr aufgrund der Umstände, unter denen ihr gereist seid, nur Auto, Hotel, Auto, Hotel und Flugzeug gesehen? Wie viel von der Welt hast du auf diesen Touren gesehen?

BB: Ich persönlich nicht so viel, weil ich nicht der Typ dafür bin, und das ist noch so ein unglücklicher Umstand, äh. Ja, ich war noch so jung und konnte nicht wirklich… meine Familie ging mit und sah sich vieles an, aber für mich war es… ich hatte einfach keine Lust. Ich bin ein Mensch, der auch heute noch gerne zu Hause bleibt und einfach nur entspannt.

Ich hätte es also machen können, aber ich habe es nicht getan. Das ist der Grund, warum ich diese Geschichten nicht gerne erzähle, weil ich dann manchmal wie ein Arschloch herüberkomme, entschuldige meine Ausdrucksweise. Ich hatte die Möglichkeit, die Sixtinische Kapelle zu besichtigen, aber in der Kapelle darf man keine Hüte tragen, und weil ich immer einen Hut trug, wollte ich ihn nicht abnehmen. Also sagte ich: „Nee, da gehe ich nicht hin (Gelächter).

Wohlgemerkt, ich bin so 11 oder 12 Jahre alt. Für mich war es nicht so spektakulär. Das war meine Sichtweise. Ich möchte meinen Hut nicht abnehmen, also sehe ich mir auch nicht die Sixtinische Kapelle an. Das sind einige der größten Kunstwerke, die die Menschheit kennt, und ich möchte meinen Hut nicht abnehmen.

CT: Hast du das Gefühl, dass du in der Welt des Superstars Michael Jackson vielleicht ein wenig zur Diva geworden bist?

BB: (lacht) Das ist genau das, als was ich herüberkomme und wofür ich mich entschuldige. Bitte, bitte glaub mir, das ist nicht… Ich bin nicht solch ein Mensch. Ich bin kein solcher Mensch. Zumindest glaube ich, dass ich sehr bescheiden bin, auch wenn die Art, wie ich diese Geschichten erzähle, nicht so herüberkommt (lacht).

CT: Erinnerst du dich an Bob Jones?

BB: Ja.

CT: Er hat ein Buch geschrieben und du wurdest darin erwähnt, wie so oft bei Michael Jackson, du tauchst an vielen Stellen auf. So schrieb er in seinem Buch, dass du, wenn du mit Michael auf Tournee warst, in Koffern herum geschmuggelt wurdest, damit die Presse nicht erfuhr, dass du mit Michael zusammen warst. Stimmt das?

BB: (lacht) Hat er das gesagt?

CT: Ja, ja, das hat er gesagt, ja.

BB: Warum sollte ich in einem Koffer sein?

CT: Das wollte ich dich gerade fragen. Ich wollte dich fragen, warum du in einem Koffer warst.

BB: Ich war noch nie in einem Koffer! Ich bin nicht klaustrophobisch, aber in einem Koffer zu sein ist nichts, was ich tun möchte.

CT: Okay. Ich dachte mir schon, dass du das sagen würdest, aber ich wollte nur noch einmal…

BB: In einem Koffer! (lacht)

CT: Du hast seit 93 kein Interview mehr gegeben. Es wurde also viel über dich gesagt, zu dem du keine Gelegenheit hattest, Stellung zu nehmen. Es ist also nicht wahr, wenn Bob Jonas sagt, dass du in Koffern her geschmuggelt wurdest?

BB: Auf jeden Fall. Ab-so-lut.

CT: OK. Und was die Behauptungen angeht, ich denke da an Leaving Neverland und die Geschichten, die über die Tour mit Michael erzählt werden: Hattest du jemals das Gefühl, dass Michael oder sein Umfeld versucht haben, dich von deiner Familie zu trennen?

BB: Nein, ganz und gar nicht.  Das habe ich nie erlebt. Es gab keine Zeit, in der ich meine Familie nicht sehen konnte, wenn ich es wollte. Sie waren nicht nur für mich, sondern auch für ihn immer erreichbar. Es war nicht so, dass ich weggesperrt war oder so etwas in der Art. Überhaupt nicht.

CT: Und du hast nie gesehen, dass das jemand anderem passiert ist?

BB: Nein, ganz und gar nicht.

Ich war auf Neverland, als es durchsucht wurde

CT: Es war genau zu dieser Zeit, während der „Dangerous“-Tour, als Neverland durchsucht wurde. Und es wurde damals berichtet, dass du auf Neverland warst, als die Razzia stattfand. Stimmt das?

BB: Ja, das ist wahr.

CT: Wow. Okay, woran erinnerst du dich?

BB: (seufzt) Ich war damals noch sehr jung, also erinnere ich mich an nichts wirklich Gravierendes. Für mich war es nur lästig, weil ich nicht einfach weiter machen konnte wie gewohnt. Ich erinnere mich … ich glaube, es waren die Sheriffs. Einer von ihnen wollte mich offensichtlich befragen, um zu sehen, ob es äh…. offensichtlich befragen, um sicherzugehen, dass nichts passierte. Ich erinnere mich, dass ich mich mit ihm zusammensetzen musste und er mir Fragen stellte, aber das hat mich nur Zeit gekostet. Ich wollte einfach nur mein Leben genießen.

CT: Woran erinnerst du dich bei der Begegnung mit dem Polizisten? War er höflich?

BB: Ja, er war sehr höflich.

CT: Okay. Du hattest also keine Probleme?

BB: Nein, nein. Er hat nur Fragen gestellt, aber er hat mich nicht bedroht oder eingeschüchtert. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir uns beide hingesetzt haben, er saß einfach neben mir und hat mir Fragen gestellt, es war ganz entspannt und ich schätze, man würde ein Kind so behandeln, das möglicherweise in dieser …, nicht, dass ihm etwas zustößt.


Falls es jemand vergessen hat: Die Polizei beschlagnahmte alle Fotos, Videos, Bücher, Notizbücher und Computer auf Neverland, fand aber nichts, was Jackson belastet hätte. Siehe dazu den Bericht der LA Times, der nach der Razzia veröffentlicht wurde: „Es gibt keine medizinischen Beweise, keine aufgezeichneten Beweise“.

CT: War es beängstigend, die vielen Polizisten überall auf der Ranch zu sehen?

BB: Daran kann ich mich nicht erinnern, aber ich nehme an, dass es daran lag, dass immer Leute da waren, egal ob Gärtner, Arbeiter, Dienstmädchen, usw. Es gab die ganzen Sicherheitsleute, es waren immer Leute in Uniform da, also war es für mich nichts, was wirklich außergewöhnlich war.

Es ist nicht so, dass sie… Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es da Auseinandersetzungen jeglicher Art gab oder so etwas. Ich erinnere mich an nichts, was mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, aber wie zuvor erwähnt, ich konnte bestimmte Dinge nicht tun. Es war also eher ein Hindernis für mich als etwas Beängstigendes.

CT: Und hast du verstanden, warum sie dort waren? Hast du verstanden, worum es bei den Ermittlungen ging?

BB: Nein. Ich habe nicht wirklich verstanden, worum es bei den Anschuldigungen ging. Es war eher so, dass mir gesagt wurde, dass er … dass ein paar schlimme Dinge über ihn gesagt wurden. Das war es dann auch schon.

CT: Kannst du dich erinnern, wie und wann du verstanden hast, was eigentlich behauptet wurde?

BB: Nun, das war etwas später. Es war mehr die Auswirkung von allem, was damit zu tun hatte, wie das Verstehen des physischen Aktes, wenn etwas Unangemessenes passiert. Ich habe verstanden, dass es Dinge gibt, die nicht passieren sollten.

Als der Polizist und der Sheriff mir all diese Fragen stellten, verstand ich zwar, dass es bestimmte Dinge gibt, die nicht passieren sollten, aber ich verstand die Auswirkungen erst später, wenn das Sinn ergibt.

CT: Ja. Und du sagst, dass sich deine Eltern nach der Razzia und dem Bekanntwerden der Vorwürfe auch mit dir zusammengesetzt und mit dir gesprochen und dir Fragen gestellt haben.

BB: Äh, ja.

CT: Okay. Und kanntest du Jordan Chandler?

BB: Ja. Er war zeitweise da.

CT: War dir damals klar, dass er im Mittelpunkt der ganzen Sache stand?

BB: Ja.

CT: Was war deine Meinung dazu?

BB: Ich konnte nicht verstehen, warum. Es war sehr verwirrend, weil ich, wie zuvor erwähnt, nicht verstand, dass Applehead etwas so Schlimmes vorgeworfen wurde. Es war also etwas verletzend, dass er damals beschuldigt wurde, etwas Schlimmes getan zu haben, es war einfach, ja, es war verwirrend.

CT: Als die Razzia stattfand, war Michael, glaube ich, nicht auf der Ranch.

BB: Nein.

CT: Aber du warst auf der Ranch.

BB: Meine Mutter und Karlee waren auch dort.

CT: Wann hast du Michael das nächste Mal gesehen?

BB: Weil sich alles, wie soll ich sagen, zuspitzte, beschlossen wir… Nun, ich habe natürlich nichts entschieden, ich war ja nur ein Kind. Mama und Papa haben, glaube ich, beschlossen, dass wir nicht mehr nach Hause kommen sollten. Weil alles etwas… nicht außer Kontrolle geriet, aber das Interesse an uns, sagen wir mal, war ziemlich groß, also blieben wir dort.

Wir waren auf Hawaii und in Disney World. Dad kam auch vorbei. Und so waren wir für eine Weile weg, bis wir ihn nach ein paar Monaten das nächste Mal sahen. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht wirklich erinnern. Es könnte auf der Tournee gewesen sein.

CT: Vielleicht auf der zweiten Konzertreihe, als er außer Landes flog und Neverland ein paar Tage später durchsucht wurde? Ich glaube, das war die Südamerika-Tour.

BB: Ja.

CT: Wenn du also mit ihm durch Südamerika gereist bist, muss es zu dieser Zeit gewesen sein.

BB: Ja.

CT: Denn ich glaube, ’93 war er in Chile und in Mexiko.

BB: Ja. Wir waren auf jeden Fall dort.


Die Südamerika Tour (Wiki)

Nun, wir sind bislang nicht einmal über die erste Hälfte von Bretts Interview hinaus, aber einige Details müssen bereits geklärt und eine Reihe von Fragen beantwortet werden. 

Zum Beispiel: Über welche Nordamerika-Tour haben sie gesprochen, wenn die amerikanischen Städte auf beiden Etappen der Dangerous-Tour nie von Jackson besucht wurden?

Und warum hat Bob Jones behauptet, Brett sei in Koffern geschmuggelt worden, „um nicht von der Presse gesehen zu werden“? Die Presse hat ihn also auf der Dangerous-Tour mit Michael nicht oft gesehen? Aber warum?

Und wenn man bedenkt, dass Bretts Schwester Karlee grob geschätzt hat, dass ihr Bruder innerhalb von nur zwei Jahren 365 Tage mit MJ verbracht hat, wie viel Zeit hat Brett dann in Wirklichkeit mit Michael Jackson verbracht?  Existiert eine Möglichkeit, das herauszufinden?

Die Antworten auf diese und andere Fragen werden in einem separaten Posting veröffentlicht. Hoffentlich dauert der nächste Teil nicht zu lange 🙂 .

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