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“A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.” – Michael Jackson


Michael Jackson und Leonard Bernstein waren beeindruckende Künstler, die sich für Veränderung in einer chaotischen Welt einsetzten. Bernstein glaubte, dass die Fähigkeiten von Künstlern die Welt retten könnten. Jackson und Bernstein hatten eine enge Beziehung, da sie beide die Grenzen zwischen verschiedener Musik vermischten. Ihre Arbeit zeigte, wie Kunst und Musik eine transformativere und integrativere Gesellschaft schaffen können.


Lisha: Hey Willa! Es ist lange her, dass wir miteinander gesprochen haben.

Willa: Ja, so ist es, und seitdem ist schrecklich viel passiert.

Lisha: So wahr. Hier in den USA fühlt es wie Luxus an, an etwas anderes als die neusten Nachrichten des Tages zu denken – es geht hier so viel politisch Beunruhigendes vor sich. Aber vor Kurzem entdeckte ich etwas, das mich wirklich ansprach und es interessierte mich, ob es für dich auch so wäre.

Es handelt sich um ein Zitat des Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein, veröffentlicht im Boston Globe am 5. Juli 1970. Es stammt aus den Anmerkungen, die er anlässlich des Tanglewood Musikfestivals gemacht hatte, und in denen er „die Rolle des Künstlers in einer chaotischen Welt“ anspricht:

Es sind die Künstler dieser Welt, die Fühlenden und Denker, die schließlich unsere Rettung sein werden, die wortgewandt sind, erziehen, die standhalten, auf etwas bestehen, singen und die großen Träume ausrufen. Nur die Künstler können das „noch-nicht“ in die Realität wenden.

Willa: Danke, Lisha! Ich liebe alles an diesem Zitat – ganz besonders diese kühne Anfangszeile „Es sind die Künstler dieser Welt, … die schließlich unsere Rettung sein werden“.

Wenn ich über all die Ungerechtigkeit und Gewalt in der Welt und über die steigende Intoleranz hier in den USA lese, und wenn ich darüber nachdenke, wie rasant sich der Klimawandel vollzieht, und über die kürzlichen politischen Veränderungen, die anzeigen, dass wir in den kommenden Jahren nicht nur zu langsam reagieren, sondern uns wahrscheinlich in die falsche Richtung zurückbewegen werden, dann frage ich mich, ob wir fähig sein werden, uns selbst und die anderen Bewohner auf diesem Planeten zu retten.

Lisha: Es sind gefährliche Zeiten, das ist sicher.

Willa: Es fühlt sich so an, nicht wahr? Als wären wir am Rande eines Abgrunds. Aber es gibt eine Chance, sie liegt bei den Künstlern.

Lisha: Ja! Künstler spielen solch eine wichtige Rolle dabei, uns aufzuzeigen, wo wir stehen und wohin wir gehen müssen. Sie sind die Spitze dessen, wozu wir mit unserer Vorstellungskraft und beim Kreieren und Werden imstande sind.

Willa: Genau! Hervorragend gesagt, Lisha. Bernstein sagte: „Nur die Künstler können das ‚noch-nicht‘ in die Realität wenden.“ Ich glaube das wirklich. Bevor du „die Veränderung vornehmen“ kannst („Make that change“), um einen anderen visionären Künstler zu zitieren, musst du erst einmal fähig sein, diesen Wandel zu visualisieren. Und dann musst du die Leute dazu bringen, sich genug darum zu kümmern, damit sie etwas veranlassen.

Diese zwei Taten – sich einen neuen gesellschaftlichen Weg vorzustellen und die Leute dazu zu bringen, sich genug einzusetzen, um dies zu erreichen – sind wohl die zwei wichtigsten und schwierigsten Schritte, um soziale Veränderung voranzubringen. Und diese Talente liegen in einzigartiger Weise bei Künstlern: die Fähigkeit, das „noch nicht“ zu visualisieren und die Leute dazu zu bringen, sich zu kümmern.

Lisha: Das ist es, wirklich. Und ich denke, wir können sowohl mit den Werken Leonard Bernsteins als auch Michael Jacksons zwei ganz konkrete Beispiele dafür aufzeigen.

Leonard Bernstein war einer der ersten, der einen sehr breit angelegten Blickwinkel auf amerikanische Musik hatte und verstehen wollte, was einen Sound „amerikanisch klingen“ lässt, sodass sich jeder Amerikaner mit ihm identifizieren kann. Mit dem Ergebnis, dass er unter den ersten war, die die Trennung von hoher und unterhaltender Kunst in der amerikanischen Musik hinterfragten und der die darin begraben liegenden rassenpolitischen Aspekte untersuchte. Dies war eine Haltung, von der er während seiner gesamten Karriere niemals abrückte.

Willa: Das ist sehr interessant, Lisha. Wir haben so einige Male darüber gesprochen, wie Michael Jackson – neben anderen Künstlern wie Andy Warhol, Fred Astaire, Salvador Dalí, Jean Cocteau und in einem gewissen Ausmaß sogar Walt Disney – die Grenzen zwischen hoher und populärer Kunst verwischt hat. Und du hast recht – Bernstein arbeitete ebenfalls an der Überbrückung dieser Trennung.

Lisha: Ja. Bernstein schien sich in der Welt der symphonischen Musik genauso wohlzufühlen wie im Musicaltheater und –film, sogar in Nachtclubs, was das betrifft! Als Komponist und Dirigent stellte er die Grenze zwischen „ernster“ und „populärer“ Musik infrage, weigerte sich, musikalische Stile zu trennen und nutzte Musik als eine Form gesellschaftlichen Engagements. Auch war er ein äußerst dynamischer Künstler. Es ist also keinesfalls überraschend für mich, dass er ein riesiger Fan von Michael Jackson war.

Der Autor Jonathan Cott, der das letzte bedeutende Interview mit Bernstein bei einem Abendessen in dessen Haus führte, beschrieb dessen Bewunderung für Michael Jackson folgendermaßen:

Vor allem war Bernstein, in jedem einzelnen Aspekt seines Lebens und Arbeitens, ein grenzenloser Enthusiast. Während meiner Unterhaltung bei dem Dinner mit ihm setzte er mich darüber in Kenntnis, dass das Wort „Enthusiasmus“ von dem griechischen Adjektiv ‚entheos‘ abstammt, was „Gott in sich tragen“ bedeutet, mit dem ihn begleitenden Sinn von ‚Leben ohne zu Altern‘, wie es die Götter auf dem Olymp taten.

Eine meiner liebsten Geschichten über Bernstein, die auf perfekte Art sein enthusiastisches Temperament veranschaulicht und reflektiert, erzählt von einem Ereignis, als der Dirigent den damals achtundzwanzig jährigen Michael Jackson – ein weiterer dem Alter trotzender musikalischer „Gott“, den Bernstein unbändig verehrte – zu einem Konzert, das er 1986 mit den New Yorker Philharmonikern in der Los Angeles Royce Hall gab, einlud. Jackson war sprachlos nach Bernsteins hyperkinetischer Performance, und er ging während der Unterbrechung hinter die Bühne, um seinem musikgewaltigen Kollegen seine Anerkennung auszusprechen. Der äußerst wertschätzende Bernstein schlang daraufhin beide Arme um Jackson, hob ihn hoch und küsste ihn auf die Lippen. Als dieser wieder auf festem Boden gelandet war, sah sich der Sänger nur noch imstande den Dirigenten zu fragen: „Benutzt du immer denselben Taktstock?“

Hier ist ein Foto, von dem ich glaube, dass es von diesem Treffen 1986 Backstage in der Royce Hall stammt:

Willa: Das ist eine wundervolle Geschichte, Lisha! Ich mag die Vorstellung, wie Bernstein Michael Jackson schwungvoll für eine große Umarmung hochhebt. Es haut mich immer wieder um, wie andere talentierte und kreative Leute ihn als verwandte Seele erkennen, wie Baryshnikov, als er über seinen Tanz spricht.

Es ist lustig über Michael Jacksons Ehrfurcht vor anderen Stars nachzudenken, aber ich habe schon über einige solche Beispiele gelesen, bei denen er überwältigt war, jemanden zu treffen, den er bewundert, also glaube ich, es passierte manchmal wirklich.

Lisha: Ja, es erscheint lustig, denn Michael Jackson war ganz offensichtlich ein viel größerer Star. Und es ist höchst amüsant, dass er auf Bernsteins enthusiastische Begrüßung mit der Frage nach seinem Taktstock reagierte!

Willa: Ja, so ist es, und es erinnert mich an etwas, das David Michael Frank Joe Vogel erzählt hat. Frank arbeitete mit Michael Jackson im Frühjahr 2009 an einem Album mit klassischer Musik – dies hatte Priorität vor allem anderen, das Michael Jackson in den Monaten, vor seinem Tod machte, als er auch die Proben für This Is It begann.

Frank sprach später mit Joe Vogel darüber und er erwähnte Bernsteins Taktstöcke:

Ich hoffe, dass seine Familie eines Tages entscheiden wird, diese Musik als eine Hommage an ihn einzuspielen und der Welt die Tiefe seiner Kunst zu zeigen. … Ich erzählte Michael, ich würde einen von Leonard Bernsteins Taktstöcken benutzen, den ich auf einer Auktion ersteigert hatte, als wir die Aufnahmen machten. Ich wusste, das würde ihm einen großen Kick geben.

Lisha: Wow! Wie cool ist das denn?

Willa: Wäre es nicht wundervoll, wenn das verwirklicht würde? Ich würde zu gern ein Video von Frank sehen, wie er mit einem von Bernsteins Taktstöcken ein Orchester dirigiert, das Michaels Jacksons klassische Musik spielt.

Lisha: Oder noch besser, vielleicht hören wir es eines Tages live!

Willa: Das würde ein Erlebnis sein! Gemäß einem Post von David Pack, der ein Treffen zwischen Bernstein und Michael Jackson arrangierte, beruhte die Bewunderung auf Gegenseitigkeit. Pack schrieb, dass Bernstein 1986 ein paar Tage vor seinem Geburtstag in Los Angeles war, und Pack fragte ihn, wie er dies gern feiern würde: „Ohne mit der Wimper zu zucken, sagte Leonard: ‘Ich möchte Michael Jackson treffen.‘“ Leider ist der Post nicht mehr da, glaube ich, aber hier ist ein Repost auf Reflections on the Dance, der die Geschichte dieses Abends wiedergibt. (Anm. d. Übers.: Die Übersetzung ist dieser Diskussion am Schluss beigefügt.)

Lisha: Das ist solch eine bezaubernde Geschichte. Ich würde zu gern wissen, was Leonard Bernstein und Michael Jackson an dem Abend besprochen haben!

Willa: Das würde ich auch gern wissen.

Lisha: Ich vermute, diese Dinner Party fand am selben Abend statt, an dem Michael Jackson das Konzert der New Yorker Philharmoniker in Los Angeles besuchte, da mir aufgefallen ist, dass Michael Jackson auf all den Fotos dieselbe Kleidung trägt. Bernstein trägt einen Smoking in dem oberen Foto, aber eher zwanglose Kleidung beim Dinner. Dirigenten ziehen sich üblicherweise nach einem Konzert um und tragen ihren Smoking nicht außerhalb der Konzerthalle, es ist meiner Meinung nach also ziemlich wahrscheinlich, dass dieses Dinner direkt nach dem Konzert stattfand.

Willa: Oh, ich wette, du hast recht, Lisha. Gute Detektivarbeit! Es ist plausibel, dass Michael Jackson und Quincy Jones beim Dinner mit Bernstein sind, nachdem sie ihn Backstage getroffen haben.

Lisha: Ja, und es klingt so, als hätte Bernstein gehofft, dass sich aus diesem Treffen eine Zusammenarbeit ergeben würde. Gemäß Pack war es so, dass „Leonard Michael mit der klassischen Musik vertraut machen und möglicherweise zu einer Zusammenarbeit von klassischer und populärer Musik inspirieren wollte“. Ich frage mich, ob aufgefallen ist, dass keine Einführung Michael Jacksons in klassische Musik nötig war. Jermaine Jackson erzählt dies in seinem Buch You Are Not Alone:

Michael betrachtete Musik ebenso als „Wissenschaft“ wie auch als ein Gefühl. Von dem Moment an, an dem wir in das Haus am Bowmont Drive (1972) einzogen, begann er Komposition zu studieren. Er wollte unbedingt den Aufbau eines Songs verstehen, auf dieselbe Art, auf die ein Wissenschaftler beabsichtigt, die DNA einer Person zu verstehen. Zusammen hörten wir in jeden Klassik-Sender hinein, den wir auf dem Radio finden konnten, hörten in die Struktur eines Musikstücks hinein und „sahen“, welche Farben, Stimmungen und Gefühle jedes Instrument hervorrief … er liebte so viele klassische Stücke, wie sie langsam mit den Streichern begannen, zu etwas Dramatischem oder Rasenden anschwollen und sich dann wieder beruhigten. Dieser Aufbau – die A-B-A-Form – war etwas, was wir ständig analysierten. Und diese Inspiration aus der Klassik findet sich wie ein roter Faden in so vielen seiner Musikstücke … (S. 129).

Gemäß Michael Jacksons eigenen Worten basiert das Album Thriller (das vier Jahre vor seinem Treffen mit Bernstein veröffentlicht worden war) auf Tschaikowskys Nussknacker Suite. Jetzt sag noch mal, dies sei ein Widerspruch!

Willa: Ja, Susan Fast sprach darüber vor ein paar Jahren in einem Post. Ich war wirklich überrascht darüber, aber nachdem Susan es erklärt hatte, ergab es großen Sinn.

Lisha: Ja, sie versteht es, komplizierte Dinge kristallklar erscheinen zu lassen!

Und es gibt einen weiteren interessanten Einfluss. Ich glaube, fast jeder, der etwas Zeit mit dem Short-Film Beat It verbracht hat, kann in Michael Jacksons Werken sehr viel von Bernsteins West Side Story entdecken.

Willa: Ja, der Regisseur Bob Giraldi hat zwar verneint, dass es irgendeine Verbindung gäbe, aber ich habe herausgefunden, dass Michael Jacksons Regisseure oft ein ziemlich oberflächliches Verständnis seiner Filme zu haben scheinen. Und es scheint zweifelhaft, dass die West Side Story keine Inspiration für Beat It gewesen sein soll, ob Giraldi das nun bemerkt hat oder nicht – es gibt einfach zu viele Gemeinsamkeiten.

Lisha: Da stimme ich zu. Ich zweifle Giraldis Berichte darüber, wie es sich zutrug, nicht an, aber ich denke auch nicht, dass der Einfluss der West Side Story deswegen ausgeschlossen werden muss.

Willa: Ja, das ist eine gute Sichtweise, Lisha. Ich denke, du hast recht.

Lisha: Michael Jackson kannte sich mit der Geschichte der populären Musik, des Theaters und Films gut aus. Richtig gut. Viele betrachten die West Side Story als den Inbegriff dieses Genre, sodass es kaum zu glauben wäre, dass es seiner Aufmerksamkeit entgangen sein sollte. Es gibt einfach zu viele Gemeinsamkeiten zwischen Beat It und West Side Story, um sie einfach als Zufall abzutun.

Willa: Sehe ich auch so. Die ersten Worte, die man zum Beispiel sich in Abständen wiederholend in der West Side Story hören kann, als die beiden Gangs aufeinandertreffen, lauten „Beat It!“ (unten bei 4:36 und 5:21 min). Auch auf dem Weg, den die beiden Gangs gemeinsam in der West Side Story gehen, wobei sie beim Gehen mit den Fingern schnippen – erkennen wir eindeutig immer wieder den Widerhall von Beat It. Und grundsätzlich ist die ganze Idee von einem Musical über die Überwindung von Bandengewalt im Kern beider Werke verankert. Es scheint für mich also ziemlich wahrscheinlich zu sein, dass Michael Jackson die West Side Story in einem gewissen Ausmaß im Sinn hatte, als er an Beat It arbeitete.

West Side Story – Prologue – Official Full Number – 50th Anniversary (HD)

Lisha: Das sind brillante Beobachtungen, Willa! Und überhaupt, jeder, der nicht deine Analyse von Beat It in M Poetica gelesen hat, verpasst etwas. Du zeigst so überzeugend auf, wie Künstler von vorausgegangenen Werken beeinflusst werden, indem du die Punkte zwischen Beat It, West Side Story und Shakespeares Romeo und Julia verbindest. Michael Jackson aktualisiert vorherige Inbegriffe der Geschichten, indem er eine Welt vergegenwärtigt, in der starke Gruppenidentifikation nicht auf ethnischen oder familiären Verbindungen basiert, so wie es den Werken der Fall ist, die seinem vorausgegangen waren.

Das Eddie Van Halen Gitarrensolo, das mitten im Song aufploppt, illustriert diesen Punkt auf musikalische Weise, da es eindeutig als „weiß“ codiert ist, in einem Stück, das sonst in die Schublade „schwarze Musik“ gesteckt würde. Und ganz am Schluss von Beat It schwenkt die Kamera weg, um die vierte Wand zwischen Zuschauer und der Darstellung wegzuziehen. In der Annahme, dass es jeder sieht, wird deutlich, dass es sich hier um eine Vision der Welt handelt, wie sie sein könnte, als um eine naive Ausführung dessen, wie die Welt wirklich ist.

Willa: Das ist eine wichtige Beobachtung, Lisha – eine, die die Kritiker, die Beat It als naiv bezeichnen, eindeutig verpasst haben.

Lisha: Sich eine friedlichere, mehr farbenblinde Gesellschaft durch Musik auf der Bühne und der Leinwand zu vergegenwärtigen, fällt mir auch als ein typischer Zug à la Bernstein auf. Es erinnert sehr stark an Bernsteins erste Broadway Show On the Town, 1944 auf dem Höhepunkt des 2. Weltkriegs in Zusammenarbeit mit drei weiteren jüdischen Künstlern geschrieben: Jerome Robbins (dessen Choreografie in Michael Jacksons Werk auftaucht), Betty Comden und Adolph Green (dem Drehbuchautor für zwei bedeutungsvolle Einflüsse auf Michael Jackson: The Band Wagon und Singin‘ in The Rain).

Willa: Interessant! Es gibt tatsächlich mehr kreative Verbindungen zwischen Bernstein und Michael Jackson, als ich bisher bemerkt habe.

Lisha: Ja, und ich finde das sehr faszinierend. Besonders wenn du in Betracht ziehst, wie revolutionär die Show On the Town zu ihrer Zeit war. Es war das erste Broadway-Musical, das von einem Sinfoniker komponiert wurde, und es war die erste Show, die Schauspieler auf eine integrierte, farbenblinde Art castete. Afroamerikanische Schauspieler spielten eine Vielzahl von Rollen direkt neben ihren weißen Gegenparts, und erschienen als typische New Yorker, Matrosen und Fußgänger – das war etwas, was wirklich niemals vorher passiert war. Es gab einen gemischtrassigen Chor, der Tänze aufführte, bei denen man sich an den Händen hielt. Everett Lee dirigierte das Orchester, das machte ihn zum ersten afroamerikanischen musikalischen Direktor am Broadway.

Aber die vielleicht revolutionärste Besetzungsentscheidung war die für die weibliche Hauptrolle, die die japanisch-amerikanische Tänzerin Sono Osato als ultimative „All-American-Beauty“ Ivy Smith zeigte. Das war zu jener Zeit ein wahrlich radikaler Schritt, wenn man bedenkt, dass Osatos Vater einer der 120.000 internierten Japan-Amerikaner während des Krieges war.

Hier ist ein Bild von Sono Osato und John Battles in On the Town aus Carol J. Ojas Bernstein Meets Broadway: Collaborative Art in a Time of War:

Und hier ist ein Bild der Original-Broadway-Besetzung von On the Town im Jahr 1944:

Willa: Wow, Danke für den Einblick in On the Town, Lisha! Es klingt wirklich nach einer Produktion à la Michael Jackson, nicht wahr? Ich meine, denk daran, wie er den ganz und gar weißen Nachtclub aus The Band Wagon in die multi-ethnischen Besucher von Smooth Criminal oder You Rock My World verwandelt hat.

Lisha: Ja, es ähnelt der kreativen Philosophie von Michael Jackson. Und ich bin so froh, dass du You Rock My World erwähnt hast, Willa, denn das ist eine weitere starke Verbindung zu Leonard Bernstein. Bernstein schrieb die Musik für den Film On the Waterfront (Die Faust im Nacken) mit Marlon Brando, auf den in You Rock My World durchgängig angespielt wird, inklusive eines Cameo-Auftritts von Brando persönlich.

Willa: Das stimmt! Ich habe das alles nicht im Zusammenhang gesehen, Lisha, aber das ist eine weitere wichtige Verbindung … und eine wirklich interessante. Danke, dass du den Zusammenhang aufgezeigt hast.

Und ich bin immer noch fasziniert von deiner Beschreibung von On the Town. Es klingt, als wäre dies ein früher Wegbereiter der Art grenzüberschreitender Sensibilität, die wir durchgängig in Michael Jacksons Werk sehen – und das zu einer Zeit, als gemischtrassige Beziehungen weit weniger akzeptiert waren. Eigentlich war es eher so, dass es 1944 in vielen Staaten Gesetze gegen die Rassenmischung gab.

Lisha: Ja und vergiss nicht, dass dies während des Zweiten Weltkriegs stattfand, als Amerika trotz offensichtlicher Unzulänglichkeiten hier zu Hause im Ausland für Menschenrechte und Freiheit kämpfte.

Willa: Das ist richtig, und als die Angst vor „Fremden“ an seinem Höhepunkt war, besonders gegen Japan-Amerikaner. Was du vorhin sagtest, Lisha, hat mich wirklich getroffen, dass der Vater der Hauptdarstellerin einer der Tausende war, denen das Zuhause genommen wurde und die gezwungen waren, während des Krieges in Lagern zu leben.

Lisha: Ich musste es wirklich einen Moment sacken lassen, besonders im Hinblick auf unsere gegenwärtige Situation. 1944, als Japan-Amerikaner abtransportiert und in Internierungslager gebracht wurden, reagierte eine Gruppe junger jüdischer Künstler damit, ein neues Schönheitsidol aufzubauen: die Japan-Amerikanerin Sono Osato als das jugendlich-frische, typisch amerikanische Mädchen von nebenan.

Willa: Ja, es ist sehr kreativ, den Mächtigen auf diese Art die Wahrheit zu sagen.

Lisha: Das ist sicher. Wenn man sich aus der Perspektive von 2017 diese Fotos der Originalbesetzung von On the Town ansieht, würde man niemals darauf kommen, dass hier etwas ganz Radikales vor sich geht, bis einem jemand die Geschichte dieser Show erzählt. Es gibt da absolut nichts zu sehen, das für unsere Augen des 21. Jahrhunderts ungewöhnlich erscheint. Aber im Jahr 1944 war es ganz und gar nicht das, was das Publikum erwartete.

Ein Indiz dafür, wie wahrlich radikal die Show war, war die Tatsache, dass, als MGM fünf Jahre später eine Filmversion veröffentlichte, die rassenpolitischen Hinweise entfernt wurden, waren, ich muss hinzufügen, auf sehr verstörende Weise. Und der Großteil von Bernsteins Musik war ebenfalls entfernt worden – alles außer drei Songs und dem Ballett. Die Produzenten meinten, es wäre zu symphonisch, also nahmen sie an, das Publikum würde es nicht mögen oder verstehen.

Willa: Wirklich? Obwohl Bernstein als einer der größten Komponisten und Dirigenten des 20. Jahrhunderts galt? Ich muss sagen, Geschichten wie diese bringen mich auf die Palme – es erinnert mich daran, was mit dem Panther Dance Segment von Black or White passiert ist. Man denkt normalerweise, dass, wenn ein Künstler vom Kaliber eines Bernsteins oder Michael Jackson ein revolutionäres, neues Werk veröffentlicht, es ein gewisses Maß an Vertrauen in ihr Urteilsvermögen gibt, und man eher zögert, es zu schnell zu verurteilen. Aber das scheint nicht der Fall zu sein.

Lisha: Ja, es ist wirklich schwer zu ertragen. Ich empfehle, sich die MGM Version von On the Town einmal anzusehen, einfach um zu sehen, wie schrecklich die neue Musik ist und wie fürchterlich die rassendiskriminierenden Nachtclub-Szenen wirklich sind! Und warum? Es kostete sie viel Geld, das Original durch schwache Qualität zu ersetzen!

Willa: Wow, Lisha, es birgt eine ziemliche Ironie in sich, wenn du es auf diese Art betrachtest …

Lisha: Aber vielleicht ist es das, was passiert, wenn Künstler ihrer Kultur zu viele Schritte voraus sind: Nicht jeder kapiert es. Michael Jackson schien sich dessen bewusst zu sein. Ich vermute, dass das der Grund dafür ist, dass er einlenkte und eine Entschuldigung für den Panther Dance veröffentlichte. Wenn du zu schnell zu weit vorpreschst, kommt die Botschaft nicht rüber.

Das ist eines der interessantesten Dinge an Bernstein und der Originalproduktion von On the Town. Er überhäuft dich nicht direkt mit zu offensichtlich politischen Statements – durch die Show kann man sich einfach vorstellen, wie die Welt sein könnte, was schon immer der Einflussbereich der Kunst war. Die Musikwissenschaftlerin Carol Oja schreibt in ihrem Aufsatz „Bernstein‘s Musicals: Reflections of Their Time“ Bernstein war …

… jemand, dessen Musik die Art politischer Orientierung hatte, die es wert war, dass man ihr folgt. Aber die politischen Botschaften in Bernsteins Aufführungen waren selten konflikthaft und belehrend … Vielmehr entwickelten sich die politischen Gedanken durch das allgemeine Ethos der Aufführung …

Mir fällt auf, dass genau dies der Ansatz Michael Jacksons für viele seiner Songs und Kurzfilme ist.

Willa: Ja, wir könnten viele seiner Filme oder auch so etwas Subtiles wie „The Girl is Mine“ als Beispiele nennen. Es gibt nicht eine einzige Erwähnung von Rasse in dem Song, aber sobald du Paul McCartneys Stimme und Michael Jacksons Stimme erkennst – was 1983 so ziemlich jeder tat – dann weißt du, dass ein Schwarzer und ein Weißer darüber singen, mit derselben Frau auszugehen und darüber debattieren, wen sie lieber mag. Das war 1983 ein radikales Szenario.

Lisha: Da hast du recht. So peinlich wie es ist, dies zuzugeben, das war ein radikales Szenario 1983. Aber der Song behandelt das Thema auf solch eine wenig konfrontative Art, dass ich wetten möchte, nur wenige bemerkten die politischen Andeutungen überhaupt, als sie die Botschaft vergnügt aufnahmen und mitsangen.

Willa: Da magst du recht haben, Lisha – besonders junge Zuhörer. Und ich denke, du sprichst einen wesentlichen Punkt in Bezug auf Kunst an, nämlich, dass sie nicht zu moralisierend oder konflikthaft sein sollte.

Ich habe in den vergangenen Monaten vielfach über sozialen Wandel und wie er tatsächlich entsteht, nachgedacht. Wir wissen – und dafür gibt es umfangreiche Beweise -, dass das Überwinden von Rassismus und anderer Arten der Intoleranz bedeutungsvoll für Michael Jackson war und dass er jederzeit für eine gerechtere Gesellschaft eintrat. Aber gleichzeitig ließ er Leute mit rassistischer Haltung sich niemals dumm oder unaufgeklärt oder schlecht fühlen. Ich denke, es ist wirklich wichtig für uns, dass wir das im Kopf behalten, aus dem ganz pragmatischen Grund, weil es einfach nicht funktioniert. Man kann die Herzen oder Gedanken der Menschen nicht ändern, indem man ihnen erzählt, sie seien ignorant. Im Grunde glaube ich, dass es oft genau den gegenteiligen Effekt hat und die Leute in ihrer Haltung noch bestärkt.

Was dagegen wirklich zu wirken scheint, ist Kunst. Wie du über On the Town sagtest: „Es war … die erste Aufführung, in der die Rollen der Schauspieler auf integrierende, farbenblinde Art besetzt wurden“ – etwas, was Michael Jackson ebenso wiederholte Male tat und darüber viele Male sprach, indem er sagte, er stelle Talente ein, nicht Farben.

Lisha: Bei Michael Jackson gab es immer die Vorstellung von radikaler Inklusivität. Er sagte 1984 in einem Rolling Stone Interview:

Ich bin farbenblind, ich stelle keine Farben ein, ich stelle Kompetenz ein. … Rassismus ist nicht meine Devise. Ich erwarte ganz stark, dass sich eines Tages alle Farben als eine einzige Familie fühlen.

Willa: Ja, genau, und diese Weigerung, an den sozialen Normen jener Zeit, besonders in rassenbezogener Hinsicht, festzuhalten, war sowohl für Bernstein als auch für Michael Jackson eine revolutionäre Haltung. Schließlich weigerten sich zahlreiche Radiostationen „The Girl is Mine“ zu spielen, weil in dem Song gemischtrassiges Dating impliziert wurde … ganz abgesehen von der Kühnheit eines Schwarzen, der einem Weißen (keinem Geringeren als einem Beatle!) sagt, sie würde ihn bevorzugen.

Aber so radikal dies 1983 auch gewesen sein mag, er erledigte dies mit einer gewissen Leichtigkeit. Ich denke, diese Art von Kunst, die ganz subtil die Grenzen dessen, was akzeptabel ist, hinterfragt, hat eine führende Rolle bei der Veränderung allgemeiner Vorstellungen über Rasse und gemischtrassige Beziehungen übernommen.

Ein Beispiel dafür, wie sehr sich die sozialen Konventionen geändert haben, sind die Reaktionen – oder Nicht-Reaktionen – des Publikums auf die neue Version von Disneys Beauty and the Beast (Die Schöne und das Biest), welches ganz subtil „eine Besetzung auf eine integrierende, farbenblinde Art“ hat, wie du vorhin über On the Town gesagt hast. Es gibt dort eine Vielzahl von Mitwirkenden, die durch eine böse Zauberei in Haushaltsgegenstände verwandelt wurden, und die sich danach sehnen, die Gesichter ihrer Lieben berühren zu dürfen, es aber nicht können, weil sie in diese leblosen Formen eingesperrt sind – wie in ein Klavier, eine Kommode, einen Kronleuchter oder was auch immer. Am Ende wird der Bann gebrochen und jene Darsteller, die uns schon ans Herz gewachsen sind, werden in ihre menschliche Form zurückgeführt, unter ihnen zwei gemischtrassige Paare. Eigentlich sind in Beauty and the Beast die ersten zwei Fälle eines gemischtrassigen Kusses in einem Disney Film enthalten … und so gut wie nichts wurde darüber gesagt, weder positiv noch negativ.

Gemischtrassige Beziehungen sind so sehr zum Mainstream geworden, dass sie sogar in Disney Filmen vorkommen und kaum Notiz von ihnen genommen wird. Ich glaube, auf vielfältige Art und Weise können wir diese Veränderung visionären Künstlern wie Bernstein und Michael Jackson zuschreiben.

Lisha: Ich stimme dir vollkommen zu, Willa. Es spielt durchaus eine Rolle, wenn ein Leonard Bernstein oder ein Jerome Robbins eine sich an den Händen haltende Tanzgruppe zusammenstellen, damit man sehen und spüren kann, worum es bei Rassengerechtigkeit geht. Es spielt eine Rolle, wenn Michael Jackson eine riesige Brücke auf der Bühne aufbauen lässt und er uns dabei hilft, uns den Klimawandel als ein Problem vorzustellen, an dessen Lösung sich jeder beteiligen sollte, ungeachtet der Zugehörigkeit, denn es handelt sich hier um eine Krise, die nicht von einer Nation oder irgendeiner Gruppe allein gelöst werden kann. Unsere einzige Hoffnung, das Desaster abzuwenden, liegt in unserem Willen als eine Einheit zusammenzuarbeiten. Und es ist ein Versagen der eigenen Vorstellungskraft, nicht voraussehen zu können, wie desaströs das Ergebnis sein könnte, wenn wir nicht sofort handeln.

Willa: Ja, gut gesagt, Lisha. Und Bernstein sagte dies in dem Statement, das du zu Beginn dieses Posts zitiert hast, es sind die Künstler, die uns auf diesem Weg anführen werden.

Lisha: Bevor wir aufhören, möchte ich den zweiten Teil jenes Zitats über die Verwandlung „des ‚noch nicht‘ in die Realität“ teilen:

Wie machst du das? Finde heraus, was du besonders gut kannst, einzigartig gut, und dann tu es mit aller Kraft. Und ich meine nicht „sein eigenes Ding machen“ im hippen Sinn, wie es gerade in ist. Das ist Passivität, das scheidet aus, das bringt gar nichts. Ich rede über das Tun in dem Sinn, deiner Gemeinschaft zu dienen, ob es nun eine kleine Stadt ist oder sechs Kontinente.

Willa: Das ist wirklich inspirierend, Lisha.

Lisha: Das denke ich auch, Willa. Man spürt, dass wir unsere Bernsteins und Michael Jacksons jetzt mehr denn je brauchen!

Michael Jackson, Jesus und ich
Meine Geschichte über christliche Verbundenheit mit dem King of Pop

Von links: Quincy Jones, Michael Jackson, Leonard Bernstein, Jamie Bernstein und David Pack

Von David Pack

Im August 1986 befand sich der berühmte Komponist Leonard Bernstein in Los Angeles, um in der UCLA Royce Hall ein klassisches Konzert zu dirigieren. Da ich wusste, dass sein Geburtstag in diese Woche fallen würde, fragte ich ihn, was er sich wünsche. Ohne eine Sekunde zu verlieren, sagte Leonard: „Ich möchte Michael Jackson treffen.“

Zu jener Zeit war Michael der größte Popstar des Universums. Er hatte gerade den überwältigenden weltweiten Erfolg von Thriller, eine ausverkaufte Welttournee und zahlreiche Grammy-Gewinne hinter sich gelassen, was ihn, wo auch immer er hinkam, in anspruchsvolle Höhen beatlesquer Tumulte katapultierte. Er wurde in der Musikindustrie als das größte, noch unverfälschte Talent seiner Generation gesehen, und die Kombination von Michael Jackson und Quincy Jones in einem Studio setzte einen Standard, der wohl nie wieder erreicht werden würde.

Leonard war seinerseits ein globaler Superstar und eine Persönlichkeit des Fernsehens auf ganz eigene Art – er wird in vielen Veröffentlichungen als der am meisten gefeierte Musiker, Dirigent und Komponist des 20. Jahrhunderts genannt. Und doch erstarrte Leonard in Ehrfurcht vor Michaels Talent, beschrieb ihn als „den am meisten durch und durch gehenden Popstar, den ich seit den Beatles gesehen habe“. Leonard wollte Michael mit klassischer Musik vertraut machen und ihn eventuell zu einer Zusammenarbeit mit klassischer und Popmusik zu inspirieren.

Ich war entschlossen, Leonard seinen Geburtstagswunsch mit einem Treffen meiner beiden Freunde zu erfüllen. Also rief ich einen weiteren Freund an, Quincy Jones, ebenfalls ein Musiktitan und eine Legende, den ich Leonard im Jahr vorher bei einem anderen Dinner vorgestellt hatte.

Quincy betete Leonard Bernstein an, also sagte er, er würde Michael anrufen und fragen. Eine Stunde später rief er mich zurück, um mitzuteilen, dass Michael nicht kommen könne. Als ich Leonard erzählte, dass Michael nicht kommen würde, sagte er: „Was? Du musst ihm sagen, dass ich, Leonard Bernstein, ihm befehle, zu meinem Konzert zu kommen!“ Ich ging zurück zu meinem Telefongespräch mit Quincy. Zwei Stunden später rief Quincy an, um zu sagen, dass Michael kommen würde. „Aber er war noch nie bei einem klassischen Konzert, das wird also interessant werden!“

Bei dem Konzert liebte Michael es, Leonard zu beobachten, der an einer Stelle während eines Instrumentalabschnitts drei Fuß hoch in die Luft sprang und mit einem lauten ‚Aufprall‘ wieder auf dem Boden landete. (Quincy, Michael und ich waren ziemlich sicher, dass Leonard hiermit versuchte vor Michael eine Schau abzuziehen.)

Später an diesem Abend, während des Dinners in meinem Haus, erlebte ich Michael als einen Mann mit der süßesten Seele, die ich je erlebt habe. Er dankte mir immer wieder dafür, ihm „befohlen“ zu haben, zu dem Konzert zu kommen. Er bat mich, ihm einige von meinen Hits mit Ambrosia in Erinnerung zu bringen, also sang ich den Refrain von „Biggest Part of Me“. Seine Augen begannen zu leuchten wie die eines kleinen Kindes, und er übernahm den Gesang und sang mir den gesamten Refrain vor.

An einer Stelle drapierte Leonard für eine Reihe Fotos seinen langen weißen Schal um seinen und Michaels Hals, stand dann auf und gab Michael spontan eine Lektion im Dirigieren. Später unterhielten sich diese zwei musikalischen Giganten über … Akne! Sie hatten beide Probleme damit und irgendwie war dieses peinliche, persönliche Thema ihre große Verbindung. Leonard erzählte dies immer wieder in den folgenden Jahren. Michael rief mich am nächsten Tag an und fragte nach Fotos von dem Abend, und er war aufgeregt, als er sie erhielt.

David Pack steht und stößt mit Michael Jackson, Leonard Bernstein, Quincy Jones und anderen an

An diesem besonderen Abend hatte ich das Gefühl, mit ihm über meinen Glauben sprechen zu müssen und ihn wissen zu lassen, dass neben ihm ein weiterer christlicher Künstler sitzt. Als er mir also zuflüsterte „Wie kann ich dir jemals für diesen wunderbaren Abend danken?“ sagte ich: „Michael, nicht ich habe dies zusammengestellt, Gott hat es getan!“ Er sagte: „O ja, das glaube ich aus ganzem Herzen.“

Ich erzählte ihm, dass ich Christ sei und er sagte, das sei er auch. Wir sprachen über den ersten christlichen Song, den wir beide als Kind gehört hatten: „Jesus loves me, this I know, for the Bible tells me so. Little ones to him belong, they are weak but he is strong.“ (Jesus liebt mich, das weiß ich, denn die Bibel sagt mir das. Die Kleinen gehören zu ihm, denn sie sind schwach, aber er ist stark.) Während um uns herum die Dinner Party geräuschvoll weiterging, steckten wir still die Köpfe zusammen, sangen den Song und lächelten dabei wie Chorknaben. „Yes, Jesus loves me. Yes, Jesus loves me.“ Dann umarmten wir uns kurz.

Ich wusste in diesem Moment, dass dieses junge Genie mit der süßen Seele seinen ewigen Frieden im Himmel finden würde. Ich fand Michael gar nicht verrückt, derangiert oder sonst irgendetwas, das man über ihn hörte. Ich möchte sagen, dass ich spüre, dass all die Anklagen, die jemals gegen ihn erhoben wurden, falsch waren und er meinem Urteilsvermögen nach nicht die Fähigkeit hatte, mit Kindern jemals etwas anderes zu tun, als sie aufrichtig zu lieben und sie wissen zu lassen, dass er alles tun würde, um für sie aufzustehen und ihnen zu helfen. Man muss sich nur sein großartiges Werk für sie ansehen, indem er „We are the World“ mitproduzierte und die 39 großzügig bedachten Wohltätigkeitseinrichtungen für Kinder. Das war Michael. Ich glaube, dass er sein Schicksal während seines Prozesses mit dem Leiden Christi in Zusammenhang brachte und um dessen Einschreiten betete, denn er war wegen etwas angeklagt, was ihm am meisten am Herzen lag – die Kinder. Dies verursachte wahrscheinlich größeren Schmerz als sonst irgendetwas in seinem Leben.

Ich weiß, Michael liebte Jesus von ganzem Herzen. Quincy hatte mir darüber erzählt, dass er seinen Glauben mit anderen teilte, oft indem er von Tür zu Tür ging, denn er war als gläubiger Zeuge Jehovas aufgewachsen. Später in seinem Leben erzählte er den Leuten, er wäre nicht-konfessioneller Christ. Erst kürzlich machten Berichte die Runde, er wäre zum Islam konvertiert. Aber der Michael, den ich kannte, hatte ernsthaft erwogen, die Musik aufzugeben, um sein Leben mit christlichem Wirken zu verbringen.

Wenn es irgendetwas geben kann, das mir in diesem Moment des Verlustes Frieden bringt, dann ist es das Wissen, dass einer der größten Künstler unserer Zeit genau in diesem Moment, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht entlang der golden gepflasterten Himmelswege, wo Straßen keine Namen haben, moonwalked und ein Orchester bestehend aus Engeln ihn zu Hause empfängt.

Michael, mein Freund, ruhe in himmlischem Frieden.

David Pack ist ein Grammy-gekrönter Musiker, Produzent und musikalischer Direktor. Als Mitglied der Saddleback Church arbeitet er mit Rick Warren an speziellen Projekten, einschließlich des PEACE Plans und der AIDS & Worship Conferences. Besucht seine Website.

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