Harry Benson (Fotograf) – Erinnerungen an Michael
Interview aus dem Architectural Digest 11/2009
http://www.architecturaldigest.com/celebrity-homes/2009/michael-jackson-harry-benson-article
Zum ersten mal traf ich Michael an einem Berghang in Colorado, er war auf Tour (Victory Tour) mit seinen Brüdern.
Er war der erste, der zu mir kam um zu helfen, als ich an dem steilen matschigen Berg ausrutschte. Mir ging es gut, nur ein paar meiner Fotolinsen waren mit Matsch verschmiert.
Es war das erste mal, dass Michael an einer meiner braunen Tweetjacke Gefallen fand, ich habe sie ausgezogen und ihm gegeben. Er war erfreut von meiner Geste und zog sie sofort an um mit beiden Armen von sich gestreckt im Sonnenlicht herumzuwirbeln, während ich ihn laufend und herumspringend fotografierte…..
In Philadelphia traf ich Michael nochmals für ein paar mehr Fotos. Das gleiche passierte wieder. Dieses mal war es meine graue Harris-Tweet Jacke. Ich sah, wie er eingehend die Farben von dem Tweet betrachtete, sie schienen ihn zu faszinieren, also gab ich ihm wieder meine Jacke.
Etwas später war ich amüsiert in einem Nachrichten Clip zu sehen, wie Michael tatsächlich mit meiner Jacke in eine Limousine flüchtete.
1985 fotografierte ich Michael bei den Aufnahmen zu We Are The World in LA. Quincy Jones hatte an der Tür ein Schild angebracht “Lass dein Ego vor der Tür” und die 45 teilnehmenden Stars hatten genau das getan. Prince war noch am telefonieren um zu sagen, das er darüber nachdenke noch zu kommen. Quincy sagte, er müsse sich beeilen, sie hätten schon angefangen zu arbeiten. Michael sagte: “Prince wird niemals kommen, wenn ich hier bin” Als Prince wieder anrief, sagte Quincy: “mach dir keine Gedanken, es ist schon alles vorbei”
Beim ersten Zusammentreffen schien Michael scheu. Er sprach mit einer weichen, hohen Stimme wie sie der Öffentlichkeit bekannt ist. Aber nach 10 Minuten wurde sie tiefer, aber er sprach immer noch sehr sanft.
Ich finde, viele einflussreiche Personen, wie z.B. Staatsoberhäupter, sprechen sehr sanft. Sie müssen nicht schreien, um Aufmerksamkeit zubekommen. Versuche zu verstehen wenn sie etwas zum erstenmal sagen, sie mögen sich nicht wiederholen. Genauso war Michael.
Nach einer Stunde, als wir uns wieder trafen, war es das gleiche, die hohe sanfte Stimme, die sich nach 10 Min. in etwas tieferes verwandelte.
Als ich Michael 1995 wieder sah, war meine Tweetjacke wieder begehrt, und ich gab sie ihm wieder. Er zog sie an für ein Photo mit Lisa Marie Presley.
“Mr. and Mrs. Jackson remind me of nothing so much as two teenagers pinching each other feinting playfully needling and teasing.“ (Harry Benson (Indiana Gazette June 17/95)
1997 besuchte ich Neverland um Michael mit Prince Michael zu fotografieren.
Als er Prince fütterte, wurde sein Gesicht mit Essen bekleckert. Michael witzelte “Oh, es ist Linda Blair Time” bezugnehmend auf die Schauspielerin in dem Film “Der Exorzist”.
Das Baby war glücklich und lachte. Später gingen wir mit Prince hoch in sein Zimmer und Michael gab ihm die Flasche und hielt ihn, bis er eingeschlafenen war, während er kleine Lieder für ihn sang, etwas über “Daddys Baby”.
Michael sagte mir, Prince hätte ihn inspiriert mehr Musik zu schreiben als er es jemals zuvor in seinem Leben getan hätte.
Am nächsten Tag nahm er mich mit in seine Tanzstudio, wo er seinen Moonwalk verfeinert hatte. Er sagte, er nehme Prince oft mit hier hin, damit er ihm beim Üben vor der Spiegelwand zusehen könne, und er sagte dass sie irgendwann zusammen tanzen würden. Ich war überzeugt davon, das das der nächste Schritt sei.
Prince saß mit einem Mikro spielend am Boden und sah zu, wie sein Vater den Moonwalk übte. Michael sagte mir, der Moonwalk sei ganz einfach: ”Mach einfach so, Harry, und zieh deinen Fuß zurück”.
Vor seinem Schlafzimmer stand eine Figur von “Queen’s Household Cavalry Guard”. Das Schlafzimmer selbst war dunkel und einfach, in beige und brauntönen gehalten und – um ehrlich zu sein – ein wenig deprimierend. Neben dem Bett war ein großer roter Trohn ähnlicher Sessel, kunstvoll verziert und vergoldet. Über dem Kopfteil war ein Bild von einem blonden Jesus.
Mit Michael war es einfach zu arbeiten und er war erfreut, mir sein Haus zeigen zu können. Die Fotos waren schnell gemacht. Das ist, was die Leute vergessen, man muß schnell arbeiten, damit sich dein Kunde nicht langweilt. Als Michael mich fragte, was er anziehen sollte sagte ich, er solle einfach tragen, was ihm bequem sei, sei einfach du selbst.
Man konnte sehen, wie Neverland Michaels Geist von all den täglichen Verwirrungen befreite und ihn von seiner täglichen stressigen Realität entfernte. Er hatte dort alles was er wollte. Ich hatte den Eindruck, dass es keinesfalls Michaels Fluchtort war. Er hatte Zeitungen und war über alle Neuigkeiten informiert. Einmal fragte er mich was ich über die Reagans denke, die zu der Zeit im Weissen Haus waren. Er wollte auch wissen, wie der russische Autor Alexander Solschenizyn war, als er meine Fotos von ihm gesehen hatte. Michael wollte genau wissen “wer wer war”, während er mich mit seinen traurigen Augen eingehend betrachtete. Gelegentlich lachte er auf, aber die meiste Zeit sah er mich nur an.
Obwohl ich nicht sehr eng mit Michael war, hatten wir einen freundlichen und respektvollen Umgang miteinander, und das ist wirklich alles, was du du willst, jemand der dir ermöglicht, deine Arbeit gut zu machen. Ich werde ihn vermissen, wir alle werden sein unermessliches Talent vermissen.
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Übersetzung: MvdL