… und andere vorüberziehende Gedanken
Zwei Musiklegenden, Michael Jackson und David Bowie, hatten viele Gemeinsamkeiten. Sie waren Meister der künstlerischen Neuerfindung und provozierten mit ihrer Musik. Obwohl ihre Wege sich nur selten kreuzten, beeinflussten sie einander. Bowies Tod löste eine ähnliche Trauer aus wie Jacksons, aber es gibt erstaunliche Unterschiede in der Berichterstattung. Während Bowie für seine Exzentrik gefeiert wurde, wurde Jackson oft missverstanden und kritisiert. Trotzdem bleiben beide als unvergessliche Legenden in Erinnerung. Die Welt hat einzigartige Talente verloren.
Vor Weihnachten hatte ich versprochen, mein nächster Post würde sich mit dem kürzlich aufgetauchten Gorman Foto befassen. Seid beruhigt, dieser Post wird auch kommen, aber wie es so oft passiert, wenn ich an einem Artikel arbeite, gibt es Ereignisse, die mich manchmal vom Thema abschweifen lassen. Ich hatte den Post schon zu Dreivierteln fertig, als ich die Nachricht von David Bowies Tod hörte. Und obwohl mein Blog sich auf Michael Jackson konzentriert, bin ich Musikliebhaberin und kann deshalb nicht den Tod einer so ikonischen Figur ohne einen obligatorischen Tribute-Artikel vorbeigehen lassen.
Auch wenn Michael und David Bowie keine engen Freunde waren, haben sich ihre Wege doch gekreuzt, und sicherlich hatten sie vieles gemeinsam, das ein paar nicht zu leugnende Vergleiche wert ist. Natürlich sind beide Musiklegenden. Beide sind Innovatoren. Beide sind Meister der Kunst, sich neu zu erfinden. Beide sind kulturelle Provokateure, die für viele ihrer Rollen Science Fiction und Fantasie nutzten. Tatsächlich denke ich, auch wenn das für viele wie ein kontroverses Statement klingen mag, dass wir sagen könnten, Bowie ebnete, zumindest zu einem Teil, den Weg zu Michaels eigenem Stardom als Erwachsener, indem ständige Neuerfindung und die chamäleonartige Fähigkeit, viele verschiedene Genres zu überschreiten, zu einem zentralen Thema wurde.
In den vergangenen Tagen zirkulierte in der MJ Fangemeinde ein Video eines MTV-Interviews mit David Bowie von 1983, in dem Bowie MTV öffentlich dafür zur Rede stellt, keine Musik schwarzer Künstler zu spielen. Letzte Nacht habe ich das Video noch einmal angesehen, und ich muss sagen, es wäre ausgesprochen amüsant gewesen zu sehen, wie Mark Goodman sich regelrecht aus Bowies direkter Befeuerung mit Fragen herauswindet (wäre die ganze Situation nicht so furchtbar gewesen). Es war, als würde man einem brillanten Anwalt dabei zusehen, wie er einen sich auflösenden Zeugen mit dem Daumen zerquetscht! Am aufschlussreichsten waren Goodmans Antworten, als er praktisch die Angst MTVs eingesteht, dass Kinder aus dem mittleren Westen dadurch „erschreckt“ werden könnten, wenn sie, Gott behüte, zu viele schwarze Gesichter auf ihrem Fernsehbildschirm zu sehen bekämen.
Dieses Video ist ein wichtiges Beweismittel, das zeigt, wie realistisch Michaels anfängliche Kämpfe als schwarzer Künstler auf der Schwelle der Explosion von MTV waren, eines Künstlers, der nicht nur (in ständiger Rotation) auf MTV vertreten sein wollte, sondern der auch auf dem Cover des Rolling Stone sein wollte, und der von dem Tag träumte, an dem er für einen Grammy in anderen Kategorien als nur „Best Male R&B“ nominiert werden würde, einfach, weil das sein einzig wirklicher Sieg sein würde.
Natürlich sind da auch die Momente und Einblicke in Zeiten, zu denen sich ihre Pfade kreuzten. Kurz nachdem Michael gestorben war, wurden auf CNN von einem Reporter, dessen Cousin während der „Let’s Dance“ Tour für David Bowie arbeitete, als eine Art Gedenken an Michael, eine Fotoserie von 1983 veröffentlicht, auf der Michael und David Bowie zusammen Backstage im LA Forum zu sehen waren. Es wurde sogar berichtet, die beiden hätten im Studio 54 zusammen getanzt, wobei Michael Bowie angeblich beibrachte, wie man „The Robot“ tanzt!
Wie bei Michael reichen die Wurzeln von Bowies Karriere zurück bis in die 1960er-Jahre (auch wenn sein Weg als erwachsener Star dazu bestimmt war, ein ganz anderer zu sein). Beide erreichten sie in den frühen 1970er-Jahren massive Berühmtheit, obwohl sie ein sehr unterschiedliches Publikum anzogen. Und gewissermaßen erfanden beide sich in den Achtzigern neu, um die Anführer der MTV Generation zu werden. Und das ist auch ein Grund, weshalb ich denke, dass so viele MJ Fans in einem bestimmten Ausmaß auch Bowie annahmen. Auch wenn er zur MTV Ära schon in den mittleren Jahren war, waren die Musik und die Videos, die er zu dieser Zeit machte, so frisch und innovativ, dass er sich immer noch ausgezeichnet als Teil dieser Generation anfühlte. Diejenigen von uns, die sich noch liebevoll daran erinnern, als „Billie Jean“ und „Beat It“ in ständiger Wiederholung gespielt wurden, sind die gleiche Generation, die sich auch an „Let’s Dance“, „China Girl“ und meinen immerwährenden Favoriten, mein heimliches Laster, „Dancing in the Streets“, in dem Bowie und Mick Jagger es auf die Spitze treiben, erinnern.
Beide erfanden sich neu für die 80er-MTV Generation
Auch ein paar überzeugende Zufälligkeiten gibt es. Zum Beispiel spielte Bowie am Broadway die Rolle des Elephant Man (Elefantenmensch), Joseph Merrick. Wie wir wissen, war Michael sein Leben lang fasziniert vom Leben Merricks und befand sein Leben in gewisser Hinsicht als ähnlich wie das von Merrick. Und natürlich dürfen wir nicht die andere wichtige Gelegenheit vergessen, bei der sich ihre Wege kreuzten, als Iman – die Königin, die in „Remember The Time“ Michaels Herz eroberte – im gleichen Jahr Bowies Frau im wirklichen Leben wurde. Gerade hörte ich „Under Pressure“ und erinnerte mich daran, dass auch Michael einige erstaunliche und hervorragende Duette mit Freddie Mercury aufnahm. Der Gedanke, dass alle drei jetzt nicht mehr hier sind, ist wirklich traurig. Ich glaube, wenn ich noch weiter darüber nachdenken würde, könnte ich noch mehr Beispiele dafür aufzählen, wie sich ihre Leben und Karrieren kreuzten.
Verzeiht mir, wenn dieser Post ein wenig abschweift. Wie viele Fans, versuche auch ich diese Woche unterschiedliche Eindrücke und Reaktionen zu sortieren, sowohl positive als auch negative.
Auch Michael Jackson war eine Ikone, deren Tod gewaltige Ausmaße hatte und viele betroffen machte. Aber nach fast sieben Jahren hatte die Welt Zeit, das zu verarbeiten. In dieser Zeit haben wir einige andere Musikikonen verloren, darunter Whitney Houston und jetzt Bowie (und für uns Grunge-Liebhaber ist auch der verfrühte Tod von Scott Weiland im letzten Dezember ein neuer Stich, wenn es einen auch nicht völlig schockierte). Ich bin jedoch sicher, dass David Bowies Tod sicherlich der einzige Tod eines Musikers ist, der unter dem Gesichtspunkt der weltweiten Trauer und Medienberichterstattung mit Michaels zu vergleichen ist. Dennoch gibt es da einen messbaren Unterschied, hauptsächlich, weil Bowies Anziehungskraft und Bedeutung zu einem großen Teil eine eher esoterische und marginalisierte Gefolgschaft ansprach, während Michael der King of Pop war, weltweit geliebt und unverkennbar, sodass sogar die Einwohner der abgeschiedensten Regionen Afrikas wissen, wer er ist (keine Übertreibung, sondern nachweislich ein Fakt!). Ich glaube auch nicht, dass Bowies Tod, auch wenn er tragisch ist, gleichermaßen den kulturellen Nerv getroffen hat, aber dennoch ist die Welle der Tribute an einen Künstler, der nicht nur eine Generation definierte, sondern der es auch schaffte, dass es o.k. ist „andersartig“ zu sein, „fremd“ zu sein, exzentrisch oder gar „verrückt“ zu sein, überaus verdient
Sowohl David Bowie, als auch Michael Jackson forderten den Status quo der Vorstellung von Normalität gegenüber dem „Fremdartigen“ heraus.
Sieht man sich die Unterschiede der Medienreaktionen auf den Tod von Bowie im Vergleich zu Michael an, ist das jedoch der Punkt, an dem es sowohl interessant als auch traurig wird (und manchmal auch frustrierend ärgerlich). Versteht mich nicht falsch, ich möchte das nicht zu einem weiteren, verbitterten Post über den „gepeinigten Michael“ werden lassen, denn das ist nicht meine Intention. Jedoch halte ich es für interessant, einige der Gründe zu untersuchen und zu interpretieren, die hinter diesen wahrnehmbaren Unterschieden stecken.
Wo Bowies sich ständig entwickelnde (und oft Gender herausfordernde) Looks von der elitären Rock-Presse als genial gebrandmarkt wurden….
Betrachtet es einen Augenblick unter diesem Gesichtspunkt: David Bowie stirbt, und die Medien preisen sowohl ihn als auch seine sich ständig verändernden Looks und Alter Egos als „genial“ und bezeichnen es als „Neuerfindung“. Michael Jackson tat das Gleiche, er erfand sein Image und sein Aussehen ständig neu, aber wurde dafür als „verrückt“ (und nicht in einer als Kompliment gemeinten Art) und „sich selbst hassend“ abgestempelt. Für mich ist es schon seit Langem klar, dass Michael dem gleichen Entwicklungsverlauf folgte wie Bowie und andere Avantgarde-Künstler, die ihren Körper und ihr Aussehen in gleicher Weise nutzten wie ihr musikalisches Talent, die Medien jedoch nie bereit waren, ihm den gleichen Respekt zu zollen oder auch nur in Erwägung zu ziehen, dass er weit davon entfernt sein könnte, ein sich selbst hassender schwarzer Mann und ein „Wacko Jacko“, der sein Gesicht „verstümmelt“, zu sein, sondern dass er tatsächlich immer schon ein künstlerisches Statement abgab, denn wenn dem so wäre, hätte der letzte Lacher sicher ihnen gegolten!
… wurde Jackson für die gleichen chamäleonartigen Fähigkeiten nur als lediglich „verrückt“ und „exzentrisch“ abgestempelt.
Bowie griff sicherlich die Schönheit der „Andersartigkeit“ auf, und forderte bestimmt die bestehende Normalvorstellung über Geschlechter heraus. Man könnte einwenden, dass Michael das auch tat (jedoch bleibt es vielleicht umstritten, in welchem Ausmaß er es absichtlich tat). Bowie bezeichnete sich schon zu einer Zeit, lange bevor dieses für Prominente modern wurde, öffentlich als bisexuell, obwohl er sich in einem jüngeren Interview selbst einen (vielleicht ironisch gemeint) „heimlichen Heterosexuellen“ nannte. Jedoch in der Welle der Nachrufe und Medienkommentare dieser Woche habe ich nichts als Lob für Bowies Genius gehört. Keine abfälligen Bemerkungen zu seiner Sexualität, oder darüber, „warum er es für nötig hielt, ständig sein Aussehen zu verändern“ (ich nehme an „aus Selbsthass“ ist nicht passend, wenn du britisch bist!). Und die vereinzelten Trolle, die Bowies Nachruf-Artikel kommentierten, wurden schnell von der Mehrheit der Leser zum Schweigen gebracht. Im Kontrast dazu, auch wenn wir sicherlich nach Michaels Tod die gleiche Welle von Trauer und Tributen in den Medien erlebten, spürte man doch oft den leichten Ton eines hintersinnigen Sarkasmus, insbesondere von solchen Magazinen wie dem Rolling Stone und anderen Medien und Reportern, die zu sehr in ihrem „Rockisten“-Gehabe gefangen waren, um Michaels Genius oder Kunst anzuerkennen.
In den Nachrufen für Michael, selbst in den wohlmeinendsten, gab es immer diese „aber“ … entschieden zu viele „aber“. „Begabter Kinderstar, aber verwirrter Erwachsener“, „Brillanter Künstler, der uns „Thriller“ schenkte, aber mit dem es von da an begab ging”, „Niedlicher Junge, aber traurigerweise entwickelte er sich zum Freak.“ Und das waren oft sogar noch die „netten“ Kommentare. Dann waren da noch die schlicht gemeinen und abscheulichen, solche wie Peter King und Diane Dimond, die ihr Gift schon versprühten, als Michael nicht einmal eine Woche kalt war. Nur knapp zwei Wochen nach seinem Ableben, machten Komödianten wie Joan Rivers und Gastgeber der Late Night Talkshow, wie Jimmy Fallon schon wieder geschmacklose Witze (im Vergleich zu Fallons aufrichtig empfundenen Tribut für Bowie). Und obwohl Bowies gemischtrassische Tochter mit Ehefrau Iman genauso „weiß“ aussieht, wie Michaels gemischtrassige Kinder mit Ehefrau Debbie Rowe, kann man sicher sein, in den Medien keine abfälligen Andeutungen zu ihrem Aussehen zu hören. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es da keine beschämenden Artikel geben wird, die die Abstammung seiner Tochter infrage stellen. Fakt ist, dass von allen gemischtrassigen Kindern prominenter Eltern, keine den Müll aushalten müssen, der ständig über Michaels Kinder ausgeleert wird.
David Bowies gemischtrassige Tochter Alexandria Zahra Jones (links) und Michael Jacksons gemischtrassige Tochter Paris Jackson (rechts). Trotz ihres ähnlichen, olivfarbenem Hauttons, können wir sicher davon ausgehen, dass Alexandria nie dem gefühllosen Hass ausgesetzt sein wird, den Paris und ihre Geschwister auszuhalten haben, und auch nicht den geschmacklosen, endlosen Medienspekulationen über ihre Abstammung.
Selbstverständlich ist das hier in keiner Weise dazu gedacht, abfällige Bemerkungen über die Tribute an David zu machen, der ganz sicher ein großartiger Künstler war und, wie ich glaube, auch ein großartiger Mensch. Er hat ganz bestimmt all die respektvolle Anerkennung verdient. Also lasst mich eine Sache klarstellen: Hier geht es nicht um David. Aber es geht um die Medien und um kulturelle Wahrnehmungen, und wie es sein kann, dass ein Künstler weltweit für viele der Dinge gelobt wird, für die ein anderer Künstler weltweit verurteilt wird. Deswegen denke ich, es könnte interessant sein, ein paar der Gründe für diesen Widerspruch zu analysieren.
Eine Tatsache ist natürlich offensichtlich: Bowie war, trotz all seiner Exzentrik, nie eines abscheulichen Verbrechens angeklagt. Michaels Fans glaubten schon immer an seine Unschuld, und diejenigen, die bezüglich der ihm vorgeworfenen Beschuldigungen nachgeforscht haben, glauben an seine Unschuld. Wie ich schon zuvor erwähnte, der Fakt, dass Michael freigesprochen wurde, ist nicht zuletzt Grund dafür, dass seine Reputation und sein Erbe überlebt haben, sondern auch, dass sie weiter gedeihen. Aber für viele bleibt es wie ein beunruhigendes Fragezeichen hinter seinem Vermächtnis, und unglücklicherweise eines, wovon die Medien nicht abkommen, nicht einmal nach seinem Tod.
Auf der anderen Seite wurde Bowie nie eines Verbrechens angeklagt, sein Leben war jedoch in vielerlei Hinsicht das eines typischen Rockstars, mit Exzessen und Ausschweifungen (zumindest in seinen jüngeren Jahren). Doch auch hier scheinen die Medien, wie bei den meisten Todesfällen bei Musikern gewillt zu sein, diese Dinge zu „vergeben und vergessen“. Über Michael, so scheint es, wurde jedoch mit einem wesentlich strengeren Maßstab geurteilt. Bowie starb an Krebs, so ist auch sein Tod (nach den Maßstäben der Medien) ein absolut seriöser Tod. Folglich wird es hier nicht diese endlose Skandal-, Klatsch- und Zirkusatmosphäre geben, die Michaels Tod umgab. Fans müssen nicht die Erniedrigung aushalten, wenn alle Details seines Todes in zwei zwar nötigen, aber schmutzigen und beschämenden Gerichtsprozessen ausgebreitet werden. In der Tat wurde fast jedes Detail von Michaels Tod zum Futter eines riesigen Medienzirkus, von den tragischen Umständen hin zu den endlosen Spekulationen über Ursachen und Schuldige; von der übertriebenen Trauerfeier (die selbst wieder zu einer Quelle für die Medienkritik wurde) hin zu dieser scheinbar endlosen Seifenoper darüber, wo er seine letzte Ruhe finden würde, als die Wochen und Monate ohne eine Lösung vergingen, und sein Körper unbestattet blieb: All das diente nur dazu, der Zirkusatmosphäre rund um seinen Tod eine noch grausigere und makabre Note zu geben.
Vergleicht man all das mit dem einfach würdevollen Tod Bowies und der stillen Kremation in New York in dieser Woche, dient es nur dazu, deutlich zu machen, dass Michael – sowohl im Tod als auch im Leben – so viel mehr verdient hätte als er bekam. Aber müsste ich die eine Sache herausgreifen, die am meisten wurmt, wäre es, dass sich jeder Nachruf und Tribut Artikel an David Bowie größtenteils auf das konzentrierte, was wirklich wichtig ist – seine Kunst. Michael Jackson, als einer der legendärsten, ikonischen und einflussreichsten Künstler unserer Generation, hätte wirklich verdient, genauso behandelt zu werden – oder sollten wir sagen, eine bessere Behandlung verdient, als die, die er bekam (ungeachtet des Zusammenbruchs des Internet). Natürlich bekam auch Michael seinen Anteil an vielen, berührenden Tributes an sein künstlerisches Genie, aber allzu oft verblassten diese angesichts der Anzahl der üblichen Klatschgeschichten über triviale Dinge wie plastische Chirurgie, Hautbleichen, Drogenabhängigkeit und „wer ist wirklich der Vater seiner Kinder“, oder wie erwähnt, die nie endenden Spekulationen darüber wo und wann „alles schiefging“. Ich denke, wir können es mit ziemlicher Sicherheit auf einen wichtigen Faktor bringen, dass Bowie, trotz seines Prominentenstatus, nie auf eine Weise in die Klauen der Boulevardpresse und des „Personenkults“ geriet, wie es er bei Michael stattfand.
Es gibt mindestens zwei offenkundige Faktoren für diese Unterschiede darin, wie Bowie und Jackson von den Medien betrachtet wurden. Zum einen könnten wir behaupten, es sei Rassismus. Oder die Tatsache, dass Michael Jackson für viele vor dem Gericht der öffentlichen Meinung schuldig blieb, was anscheinend einem Freibrief gleichkommt. Es muss allerdings etwas Tiefergehendes und noch viel Verstörenderes sein, denn die meisten von uns wissen – und haben es hier bereits viele Male diskutiert -, dass die Gegenreaktion der Medien gegenüber Michael (ebenso wie die Verschwörung ihn innerhalb der Musikindustrie/-branche „vom Thron zu stoßen“) schon lange bevor jemals irgendwelche Anschuldigungen vorgenommen wurden, begann.
Und hier beginnt der Vergleich interessant zu werden, denn Michael Jackson und David Bowie setzten viele derselben künstlerischen Mittel mit ähnlichen Zielsetzungen ein. Aber noch einmal, während Bowies Ausschweifungen und sein Repertoire ständig wechselnder „Alter Egos“ als Kunst betrachtet wurden, wurde Michael Jackson von derselben Mainstream-Presse oft als prahlerischer „Egomane“ oder schlimmer abgestempelt.
Hier sind nur einige meiner zufälligen Beobachtungen, die vielleicht dabei behilflich sind, zum Kern dessen vorzustoßen, warum die Medien sie in solch unterschiedlichem Licht betrachteten, auch wenn sie im Verständnis des künstlerischen Genies und als Provokateure, die uns mit vielen Problemen konfrontierten und diese hinterfragten, sicherlich gleichwertig waren. Aber lasst uns erst einmal damit beginnen, ihre ähnlichen Visionen und vielleicht sogar einige von Bowies Einflüsse auf Michael zu untersuchen.
Bereits in den 1970er-Jahren war Bowie berühmt für seine sich entwickelnde Optik und Alter Egos. Künstler entwickeln aus zahlreichen Gründen Rollen für ein anderes Ich, aber der offensichtlichste Grund ist, dass sie eine eindeutige Entscheidung zwischen Fantasie und Realität erlauben. Auf die gleiche Art, auf die ein Schauspieler buchstäblich durch das Schlüpfen in eine Rolle zu jemand anderem „werden“ kann, so kann ein Performer durch ein Alter Ego viele Facetten seiner Persönlichkeit (und der anderer) erforschen, ohne die Art von Nachwirkungen, die möglicherweise aus dem tatsächlichen Ausleben einer solchen Rolle entstehen. Indem sie dies tun, können sie frei ihre dunkelsten Visionen, Fantasien und Impulse ausleben oder ihrer doppelten Persönlichkeit frönen, allerdings wohlüberlegt mit einer Art Sicherheitsnetz. Schließlich ist es nur Show (der Performer weiß es; das Publikum weiß es) und das Alter Ego kann zurückgelassen werden, sobald der Performer die Bühne verlässt. Das Alter Ego erlaubt dem Performer außerdem, viele verschiedene Looks und Stile anzunehmen, sodass jedem Zeitabschnitt ihrer Karriere grundsätzlich ein anderes inszeniertes Konzept zugrunde liegt. Michael Jacksons Karriere war derartig lang und unterschiedlich, mit seinen vielen verschiedenen „Looks“ und Stilen, dass sich die Fans auf jede seiner Karrierestufen mit dem Begriff „Ära“ beziehen. Wir alle kennen sie genau und verstehen sofort, dass es ein großer Unterschied ist, ob Fans sich auf die „Off the Wall“-Ära beziehen oder auf die „HIStory“-Ära. Mit jedem neuen Album wurden wir Zeuge einer Verwandlung, dem Abstreifen der alten Haut. David Bowies Fans verwenden ebenfalls bei jeder seiner Karrierestufen den Begriff „Ära“. Wir sprechen von der „Major Tom“-Ära oder „Ziggy Stardust“-Ära, „Thin White Duke“-Ära oder „Aladdin Zane“-Ära. Jede dieser Rollen gab Bowie als Künstler die Freiheit, kontroverse und sogar tabuisierte Territorien zu betreten (wie androgyner Sexualität in den 1970ern).
Bowies eigene Erklärungen für einige seiner berühmtesten „Persönlichkeiten“ sind vielsagend. In einem Interview mit William S. Burroughs von 1974 erklärte Bowie sein Konzept von Ziggy Stardust:
Wir befinden uns in einer Zeit, fünf Jahre vor dem Weltuntergang. Es wurde angekündigt, dass die Welt wegen des Fehlens natürlicher Ressourcen untergehen wird. (Das Album war drei Jahre zuvor veröffentlicht worden.) Ziggy ist in einer Position, die allen Kindern den Zugang zu Dingen erlaubt, von denen sie dachten, dass sie sie wollen. Die älteren Leute haben jegliche Verbindung zur Realität verloren und die Kinder sind auf sich selbst gestellt, um alles plündern zu können. Ziggy war in einer Rock ’n’ Roll Band und die Kinder wollten keinen Rock ’n’ Roll mehr. Es gibt keinen Strom mehr, um ihn zu spielen. Ziggys Berater sagt ihm, er solle Nachrichten sammeln und sie singen, weil es keine Nachrichten gibt. Also tut Ziggy dies, und es gibt schreckliche Nachrichten. „All the Young Dudes“ (All die jungen Typen) ist ein Song über diese Nachrichten. Es ist keine Hymne an die Jugend, wie die Leute dachten. Es ist das komplette Gegenteil.“
Ziggy wird im Traum von den Unendlichen geraten, über das Erscheinen eines Menschen von einem anderen Stern zu schreiben, also schreibt er „Starman“, welches die erste hoffnungsvolle Neuigkeit ist, die die Leute zu hören bekommen. Deshalb ziehen sie sich sofort daran hoch. Die Sternmenschen, über die er spricht, werden die Unendlichen genannt, und sie sind Schwarze-Loch-Springer. Ziggy hat über diese erstaunlichen Weltraummenschen gesprochen, die herunterkommen werden, um die Erde zu retten. Sie kommen irgendwo in Greenwich Village an. Sie passen nicht auf die Welt auf und haben keinen wirklichen Nutzen für uns. Sie stolpern einfach zufällig in unser Universum, in dem sie in schwarze Löcher springen. Ihr ganzes Leben ist eine Reise von Universum zu Universum. In der Bühnenshow ähnelt einer Brando, ein anderer ist ein schwarzer New Yorker. Ich habe einen sogar Queenie, den unendlichen Fuchs genannt.
Nun beginnt Ziggy selbst an all das zu glauben und hält sich selbst für einen Propheten der zukünftigen Sternmenschen. Er macht sich auf in unglaublich spirituelle Höhen und wird durch seine Anhänger am Leben erhalten. Als die Unendlichen ankommen, entnehmen sie Stückchen von Ziggy, um sich selbst real werden zu lassen, denn in ihrem ursprünglichen Zustand sind sie nicht-stofflich und können in unserer Welt nicht existieren. Und sie reißen ihn auf der Bühne während des Songs „Rock and Roll Suicide“ in Stücke. Nachdem Ziggy auf der Bühne stirbt, nehmen die Unendlichen seine Bestandteile und machen sich auf diese Weise sichtbar. Es ist eine Science Fiction Fantasie von heute, und das ist es, was mir buchstäblich den Schädel weggepustet hat, als ich Nova Express las, das 1961 geschrieben wurde. Womöglich sind wir die Rogers und Hammersteins der Siebziger, Bill!“
Bowies „Thin White Duke“ (Dünner weißer/blasser Herzog) war der fleischgewordene reine Arier und Faschist oder die Verkörperung Hitlers als „einem frühen Rockstar“. Bowie beschrieb ihn als sein dunkelstes (und sicherlich unsympathischstes) Alter Ego. Bowie selbst hielt „The Thin White Duke“ für eine „gefährliche“ Persönlichkeit, die „in der Tat eine scheußliche Figur“ war. Diese Phase war unzweifelhaft die kontroverseste in Bowies Laufbahn und könnte analog zu einigen Aspekten von Michaels Rolle der HIStory-Ära betrachtet werden, speziell im HIStory Teaser und in „They Don’t Care About Us“, welche beide von den Medien aus dem Kontext gerissen und missgedeutet wurden.
Dass Michael mehr und mehr vom Konzept der künstlerischen Neuerfindung fasziniert war, wurde in seinem 1979 geschriebenen Manifest deutlich, in dem er darlegte:
MJ wird mein neuer Name sein, kein Michael Jackson mehr. Ich will eine vollkommen neue Persönlichkeit, einen völlig neuen Look. Ich werde eine vollkommen andere Person werden. Die Leute sollen mich nicht mehr als das Kind sehen, das „ABC“ (oder) „I Want You Back“ gesungen hat. Ich werde ein neuer, unglaublicher Schauspieler/Sänger/Tänzer sein, der die Welt schockieren wird. Ich werde keine Interviews geben. Ich werde magisch sein. Ich werde ein Perfektionist sein, ein Forschender, ein Ausbilder, ein Meister. Ich werde besser sein, als alle Schauspieler zusammen.
Obwohl Michaels Entwicklung von Rollen und Alter Ego Persönlichkeiten weniger offenkundig waren als Bowies, kann es nur wenig Zweifel geben, dass er während seiner gesamten Karriere ganz sicher viele solcher fiktionaler Rollen und andere Erweiterungen seiner selbst kreiert hat. Die „Billie Jean“-Rolle, zum Beispiel, war eine ganz eigene Figur, erfüllt vom schrulligen Pathos eines Charlie Chaplin, Buster Keaton und Michaels Liebe zur Pantomime. Dann gab es den aalglatten Gangster „Smooth Criminal“, den Superhelden „Captain EO“, den roboterhaften und gefühllosen Außerirdischen, der die meisten der HIStory Konzerte eröffnete und die gesamte Historie der Short Films, in denen Michael oft eine Verwandlung und/oder die Dualität gegensätzlicher Rollen zeigte wie den adretten Daryl gegenüber dem Anführer einer Gang in schwarzem Leder mit Nieten in „Bad“, den Schwarzen Panther von „Black or White“, den königlichen Trickster in „Remember the Time“, den unkonventionellen Maestro und den verklemmten Bürgermeister aus „Ghosts“ und schließlich „Die Bestie, die wir uns vorstellen“ (The Beast (we) visualized). Und, wie bei Bowie, ging mit jeder neuen Verkörperung ein neuer Look einher, der oft die gegenwärtigen Normen von Männlichkeit und/oder Normalität hinterfragte und herausforderte.
Und wirklich, wenn wir unter diesen Bedingungen über Michaels Laufbahn nachdenken, beginnen einige der eher verwirrenden und oft widersprüchlichen Aspekte seiner Persönlichkeit auf und fern der Bühne für uns mehr Sinn zu ergeben (wie er zum Beispiel sowohl der scheinbar schüchterne, errötende Kind-Mann sein als auch gleichzeitig eine solch sexuell aufgeladene Präsenz auf der Bühne ausstrahlen konnte). Jedoch diskutierte Michael seine Kunst oder seine künstlerische Vision selten öffentlich, und ich denke, diese Zurückhaltung war vielleicht zumindest teilweise für einige der Missverständnisse verantwortlich. Während Bowie oft detaillierte Interviews über seine Alter Egos gab, wählte Michael stattdessen den geheimnisvollen Pfad und zog es vor, seine Musik und Performances für sich sprechen zu lassen. Und, unglücklicherweise war es so, dass, wenn er bereit war sich zu öffnen und über seine Kunst zu sprechen, er ständig auf eine widerwillige Presse traf, die lieber über alles andere diskutieren wollte, nur nicht über seine Kunst. In der Zwischenzeit war Michaels Leben und seine Prominenz zum Stoff für die Klatschpresse geworden. Niemand sah ihn als einen ernsthaften Künstler, am wenigsten die Medien.
Auch David Bowie wurde ein großer Teil des Celebrity-Kults, allerdings mit einem wohldurchdachten Unterschied. Es schien da immer eine bewusste Unterscheidung zwischen David Bowie, dem Prominenten, und David Bowie, dem Künstler, zu geben. Es gab, mit anderen Worten, eine klare Unterscheidung zwischen Kunst und Realität. Ganz egal, wie „seltsam“ oder „androgyn“ Ziggy Stardust auch aussehen mochte, gleichgültig, wie exzentrisch, dunkel oder verzerrt der „Thin White Duke“ auch war, niemand verwechselte wirklich jene Rollen mit ihrem Schöpfer, David (Jones) Bowie. Bei Michael gab es nicht immer eine solch eindeutig definierte Unterscheidung zwischen der Exzentrizität seiner Kunst und der seiner Realität. Die Medien verspotteten oft die Wahl seiner Kleidung, das Make-up, seine Frisuren, die Chirurgenmasken als irgendwie bezeichnend, entweder für ein extremes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit oder als Anzeichen für eine psychische Störung oder, bestenfalls, als eine Art unerbittlichen Widerwillen die Fantasie des „King of Pop“-Images von seiner eigenen Realität zu trennen (obwohl er in vielfacher Hinsicht nur eine weit ins goldene Zeitalter von Hollywood zurückreichende uralte Tradition des geheimnisvollen Nimbus im Showgeschäft fortführte, als große Stars hart daran arbeiteten, ein Image zu entwickeln und sich niemals erlaubten, in der Öffentlichkeit „normal“ oder „gewöhnlich“ aussehend entdeckt zu werden – schließlich sollte ein Star nicht dem Nachbarn von nebenan ähneln).
Interview von 1997, in dem Barbara Walters Michaels Mode-Statements als „exzentrisch“ kritisiert
Und es ist genau dieser Aspekt, den ihm viele, speziell die Rockisten-Elite, die am entschlossensten war, ihn herabzusetzen, nicht verzeihen konnten. Damals 2010, als ich in einem Text Michael mit Johnny Depp verglich und betrachtete, auf welche Art Michaels Persönlichkeit Depp zu seinen eigenartigen Rollen inspiriert haben könnte, warf ich dieselbe Frage auf: Warum wird Johnny Depp für die Darstellung derselben exzentrischen, eigenartigen Figuren verehrt, für die Michael in seinem realen Leben verurteilt wurde? Und noch einmal, wahrscheinlich lässt es sich auf diese eine Antwort reduzieren: Exzentrik wird geliebt, bewundert und gefeiert, wenn sie auf der großen Leinwand, oder umgekehrt auf der Bühne, zu sehen ist. Mit anderen Worten, solange sie im Bereich der Fantasie stattfindet. Sie wird nicht so geliebt oder begrüßt, wenn sie ins reale Leben hinüberschwappt, wenn „anders“ zu sein sogar zu einer Bedrohung werden kann. Johnny Depp ist ein Schauspieler, der sich am Ende des Tages abschminkt und zu einem relativ „normalen“ Leben nach Hause geht. Demgegenüber ging Michael nach seinem Auftritt im Scheinwerferlicht nach Hause an einen Ort mit dem Namen Neverland – einem Ort, der, nach Ansicht der Medien, den Höhepunkt der Exzentrik darstellte. David Bowie lebte ebenfalls während des größten Teils der 70er- und 80er-Jahre das typische schnelle Leben eines Rockstars, bevor er sich schließlich in den 90ern in einer Art solidem häuslichem Leben einrichtete. Teil von Michael Jacksons geheimnisvollem Nimbus war andererseits, dass jene Grenzen zwischen seiner Persönlichkeit auf und fern der Bühne oft verschwommen waren. Und er wurde in einigen Kreisen als äußerst reale Bedrohung wahrgenommen. Mit anderen Worten wurde ein Punkt erreicht, an dem die Balance zwischen Selbstdarstellung und zu einer sehr realen, unangenehmen Bedrohung zu werden an einen Zustand gelangte, der nicht so leicht oder eindeutig definierbar war. Die Öffentlichkeit fing an, Michael Jackson genau deswegen als unangenehm zu empfinden, weil sie nicht länger wusste, wie sie ihn kategorisieren oder wie sie diese Grenzen trennen sollten. Die große Ironie in Michaels Fall war, dass das von ihm angestrebte Geheimnisvolle, das ihn als ernsthaften Künstler eigentlich schützen sollte, ihm letzten Endes abgesprochen wurde. Stattdessen übernahm der sensationslüsterne Blickwinkel die Führung (aber welchen Anteil daran Michael oder die Medien haben, bleibt ein heiß debattiertes Thema). David Bowie sagte einmal, dass der Grund dafür, warum er Ziggy Stardust zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgegeben habe, darin lag, dass er dieses Alter Ego so weit wie möglich ausgeschöpft habe, und, wenn er als Ziggy weitergemacht hätte, er sich selbst und die Rolle damit zu einer Karikatur gemacht hätte. Die unglückselige Kehrseite für Michael war wahrscheinlich, dass er niemals fähig zu sein schien – oder es ihm vielleicht nie erlaubt wurde – dies so unbekümmert zu entwickeln und dann die Erweiterungen seines Selbst einfach abzulegen, sobald das Scheinwerferlicht erst einmal ausgedreht war.
Aber der vielleicht größte Faktor lässt sich womöglich auf simple demografische Daten zurückführen. Bowies Wurzeln waren stark in der Avantgarde-Welt des Glamrock etabliert, wo sein Markenzeichen des „Andersseins“ als Norm angesehen, ja sogar erwartet, wurde. Anders als Michael, dessen Wurzeln stattdessen fest in die glorreichen Tage von Motown eingebettet waren, wo sein Ruhm als Kinderstar und als Teil einer populären und adretten „Boyband“ begonnen hatte, hatte Bowie den Luxus eines Karrierebeginns als Erwachsener als unbeschriebenes Blatt. Dies gab ihm die Art von Carte Blanche, die dazu nötig war, um seine erwachsene künstlerische Vision in all ihrer „schrägen“ Pracht voll zu entwickeln. Ich glaube, dass Michael, besonders zu der Zeit, als er sich in den frühen 90ern von Quincy Jones gelöst hatte, wirklich ein Avantgarde-Künstler sein wollte, auf einer Ebene mit Bowie, aber sein Nachteil war, dass sein Ruf als King of Pop bereits fest etabliert war. Die Welt hat ihm dabei zugesehen, wie er aufgewachsen war und deswegen wurde allen Versuchen der Selbstneuerfindung oder auch der künstlerischen Neuerfindung immer mit einer Art Skepsis begegnet. Sein riesiger kommerzieller Erfolg wurde auf gewisse Art zu seinem eigenen Hindernis beim Weiterkommen, und es schien oft so, dass egal, wie brillant sein reifes Werk auch war, er immer dazu verdammt war, von Kritikern, die es einfach nicht „kapierten“ und die ihm scheinbar das Recht erwachsen zu werden oder sich zu verändern verweigern wollten, mit einem strengeren Maßstab beurteilt zu werden.
Michael schien manchmal jede Art von Künstler sein zu wollen, für jedermann. Er hatte mehr Erfolg als die meisten … aber nicht ohne einen Preis zu zahlen
Aber Teil des Problems ist auch, dass Michael immer den Wunsch hatte, die Art Künstler zu sein, der jedem gerecht werden könnte. Es war diese Kühnheit seiner Vision, dass er wirklich glaubte, er könnte sich selbst als innovativen Avantgarde-Künstler neu erfinden, als jemand, der eine Bedrohung für den Status quo wäre, und das alles während er immer noch Millionen von Alben verkaufen und sein Image als Rollenvorbild und seine loyale, weltweite Fangemeinde beibehalten würde. Und ich habe es bisher schon oft gesagt, der größte Beweis für seine ‘Starpower’ lag darin, dass er fähig war, dieses oft schwer in den Griff zu bekommende Gleichgewicht so erfolgreich auszubalancieren, wie er es getan hat.
Diese Ausgeglichenheit zu erreichen, kann es allerdings nicht geben, ohne einen Preis dafür zu zahlen, und in Michaels Fall glaube ich, dass der Preis durch die Tatsache gezahlt wurde, dass er für immer dazu verdammt war, sich gegenüber den Kritikern „beweisen zu müssen“ und seine eigenen Leistungen noch zu überbieten. An einem bestimmten Punkt ergab er sich dem Preis, den er gezahlt hatte und wurde weniger der „Superheld“ seiner vergangenen Verkörperungen als vielmehr zu der dunklen „Bestie“, die unsere Ängste und Vorurteile widerspiegelte. Ein weiterer zu zahlender Preis ist, dass seine herausforderndsten Werke von einer Generation von Kritikern, welche die dies nach sich ziehenden Auswirkungen fürchteten, wenn sie ihn zu ernst nehmen würden, entweder zerrissen oder abgelehnt wurden. Um die Sache auf den Punkt zu bringen: Für einen weißen, britischen Rockmusiker war es immer ein leichterer Pfad, unsere Normen zu hinterfragen. Für einen schwarzen, amerikanischen Popsänger, der als Kind damit begonnen hatte „ABC“ zu singen, würde es niemals leicht werden.
Aber, die eine Sache, an die wir uns erinnern müssen, ist die, dass David Bowie couragiert für die schwarzen, amerikanischen Musiker aufgestanden ist und seine Plattform dafür genutzt hat, der Pop- und Rockwelt ihre eigenen rassenbezogenen Ungerechtigkeiten bewusst zu machen – und ihre eigene Kurzsichtigkeit. Und wenn Bowie sprach, dann hörten die Leute zu.
Da gibt es zumindest noch eine weitere Parallele, die noch kurz angesprochen werden muss, und das ist die Unsterblichkeit und die metaphorische Wiederauferstehung beider durch ihre Kunst. Was mittlerweile schon fast ein Klischee für den Tod von Berühmtheiten / Künstlern geworden ist, starben sowohl Michael Jackson als auch David Bowie zu einem Zeitpunkt, als sie kurz vor einem großen „Comeback“ zu stehen schienen. Ich setze den Begriff jedoch in Anführungszeichen, denn die Wahrheit ist, dass keiner von ihnen jemals richtig weg war. Aber es stimmt, dass die „This Is It“-Konzerte Michaels Rückkehr auf die Bühne nach fast einem Jahrzehnt gewesen wären und Bowies „Blackstar“-Album war sein erstes seit 2013. Natürlich wissen wir nun, dass Bowie, der achtzehn Monate im Stillen mutig gegen den Krebs gekämpft hat, sein Album als seinen endgültigen Abschied vorgesehen hat. Dass das „Lazarus“-Video, das einen ausgezehrten Bowie zeigt, der vom Totenbett wieder aufersteht, genau an Bowies Todestag veröffentlicht wurde, war entweder die brillanteste Marketingstrategie aller Zeiten oder – je nachdem, wie man diese Dinge betrachtet – die makaberste und ausbeuterischste Marketingstrategie aller Zeiten. Da Bowie dieses Projekt allerdings ganz offensichtlich den ganzen Weg bis zuletzt komplett unter eigener Kontrolle hatte, ist es unübersehbar, dass es Bowies perfekter Planung unterlag, seinen eigenen Tod zu seinem letzten großen Werk zu machen – und zu seinem endgültigen künstlerischen Statement gegenüber der ganzen Welt.
David Bowies „Lazarus“ – Ein Abschied so brillant wie herzzerreißend
In Michaels Fall, obwohl er nicht mit einer tödlichen Krankheit kämpfte, lag dennoch etwas gespenstisch Prophetisches in der Wahl von „This Is It“ (Das Ist Es) als Titel seines letzten Akts – und verlieh dem daraus entstandenen Konzertfilm, der die abgebrochenen Live-Konzerte mit einer Art Wiederauferstehung Michaels aus dem Grab ersetzte, um so mehr makabre Schärfe.
Ich habe diese Woche „Lazarus“ mehrfach angehört und das Video angesehen, und erst vor Kurzem das gesamte „Blackstar“ Album angehört. Es ist ein eindringliches, brillantes Werk, auch wenn ich denke, dass man es noch einige Male öfter anhören muss, damit sich alle Facetten und Feinheiten zeigen, und alle Punkte seiner Abschiedsbotschaft sich wirklich für mich verbinden werden. Was ich aber weiß ist, dass „Lazarus“ eine schmerzlich schöne Hommage an die Unsterblichkeit des künstlerischen Geistes ist, der leider der Sterblichkeit des physischen Körpers gegenübersteht. Und im Geiste dessen erinnere ich mich wieder an Michaels eigene Worte, als er sagte: „Um dem Tod zu entkommen, versuche ich, meine Seele an mein Werk zu binden.“ Nach dem Anschauen von „Lazarus“, kommentierte mein Mann, er glaube, der Tod eines Prominenten habe es schließlich geschafft, den von Michael Jackson „zu übertreffen“. Das führte zu einer recht interessanten (und eigensinnigen!) Diskussion. Ich stimmte zu, allerdings sollte man bedenken, dass David Bowie 18 Monate Zeit hatte, sich über seine Sterblichkeit Gedanken zu machen und sein Abschiedsstatement an die Welt vorzubereiten. Michael hatte diesen Luxus nicht – er konnte nicht vorhersehen, dass sein Leben mit 50 Jahren abrupt enden würde (obwohl ich glaube, dass er in seinen letzten Monaten eine starke Vorahnung hatte, dass sein Leben sich dem Ende näherte). Aber nach diesem Gespräch erinnerte ich mich an etwas anderes – Michael hatte tatsächlich, in brillanter und prophetischer Weise, seinen Niedergang, seinen Tod und letztlich seine Wiederauferstehung Jahre zuvor in dem Film „Ghosts“ und seinem Vorläufer „Is It Scary“ vorhergesagt. Seit Jahren schon schreibe ich über „Ghosts“, sogar Vorlesungen hielt ich bereits darüber, aber irgendwie ging diese offensichtlichste Parallele an mir vorbei, bis ich mich im Nachhinein daran erinnerte. Da wenig Zweifel daran besteht, dass Michael die Rolle des Maestro als eine Erweiterung seiner selbst meinte (die ihn selbst als „den Künstler“ repräsentierte) ist die Todesszene der Figur, als sie vor den Füßen der erstaunten Dorfbewohner buchstäblich am Boden zu Staub zerfällt, nicht nur eine Analogie zu Michaels eigenem Tod 12 Jahre später, sondern prophezeit auf unheimliche Art das, was er als die Kreuzigung des Künstlers wahrnimmt. Sowohl in „Is It Scary“ als auch in „Ghosts“ wird seine Figur jedoch wunderbarerweise wiederbelebt, wenn auch auf unterschiedliche Arten – in „Is It Scary“ wird sein Körper von Kindern buchstäblich wieder zusammengesetzt. Die spätere Version „Ghosts“ zeigt die Auferstehung eher als ein rätselhaftes Ergebnis der Vorstellungskraft, wobei die Folgen jedoch die gleichen sind.
In beiden Filmen ist die Idee des Künstlers als eine Art „Lazarus“-Figur, die sowohl wegen ihrer Kunst geopfert wird, als auch als eine Folge ihrer Macht wiedererweckt wird, um Unsterblichkeit zu erlangen, ein zentrales Thema. In gewisser Hinsicht scheint es, als hätte Michael seine eigene Version von „Lazarus“ erschaffen, wenn auch um 12 Jahre verfrüht.
Abschließend möchte ich noch diesen Gedanken hinzufügen. Ich bin stolz, dass meine Generation mit so vielen einmaligen Genies und Talenten gesegnet war, und jedes Mal, wenn wir ein weiteres verlieren, wird die Welt durch diesen Verlust ein wenig dunkler und kälter. Ich denke, in der Musikwelt sind nicht mehr viele wirkliche Stars ihrer Art übrig. Die Welt, die sie erschuf, ist vorüber – wir müssen uns mit weniger hellen Lichtern begnügen.
Verstanden? Gut … Lasst uns tanzen!
* … Der Link http :// www .allforloveblog .com/ ?p=10307 funktioniert leider nicht mehr.
Übersetzung: Ilke & M.v.d.L.
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Eine Antwort zu „Über Jackson, Bowie, künstlerische Neuerfindung …“
Oh mann. Das ist so traurig.
Mir ist auch aufgefallen das es diese außergewöhnlichen Künstler mit denen ich aufwachsen durfte nicht mehr gibt. Und es scheint so als ob auch keine dieser außergewöhnlichen geben wird. Ich frage mich wieso. Wie les Brown sagt. Es gibt da draußen viele außergewöhnliche brillante Talente von denen die Welt niemals erfahren wird. Wahrscheinlich ist in dieser kalten Welt kein Platz mehr für ein Licht.