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“A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.” – Michael Jackson

Als Michael Ende Februar 2008 das Palms verließ, zog er in das bescheidenste Haus, das er seit Jahren sein Zuhause nennen würde. Das Haus im Hazienda-Stil an der Palomino Lane 2710 in Las Vegas war prunkvoll, aber Michael entschied sich für das Gästehaus und zahlte im Voraus für 6 Monate. Er wollte einen Neuanfang und brach sogar den Kontakt zu seiner Familie ab. Michael wollte sein Comeback machen, damit ihn seine Kinder endlich auf der Bühne sehen konnten. Sein neuer Manager, Dr. Tohme Tohme, motivierte ihn und arrangierte Verträge für eine Serie von Konzerten in der O2 Arena in London.

(Eine Anmerkung dazu am Ende des Posts)

Als Michael Ende Februar 2008 das Palms verließ, zog er in das mit Abstand bescheidenste Haus um, das er seit Jahren sein Zuhause nennen würde. Nicht, dass das Haus im Hazienda-Stil an der Palomino Lane 2710 nicht prunkvoll gewesen wäre, das 20 638 Quadratfuß große Haus inklusive einer spanischen Kapelle lag in einer Gartenanlage mit gewundenen Wegen in der Nachbarschaft von Reiterhöfen westlich von Downtown Las Vegas. Michael und seine Kinder wohnten jedoch nicht im Haupthaus. Stattdessen hatte er das 982 Quadratfuß große Gästehaus des Anwesens gemietet, und zugestimmt, dort ohne vorherige Renovierung einzuziehen. Die monatliche Miete betrug 7000 $, das war weniger als ein Zehntel dessen, was Michael das Monte Christo Haus gekostet hatte; er zahlte im Voraus 49 000 $ in bar für 6 Monate, inklusive der Kaution und vereinbarte für diese Summe zusätzlich, die 8500 Quadratfuß des Erdgeschosses des Haupthauses als Lagerraum für seine Memorabilien und Kunstsammlung zu nutzen. Die Kinder waren glücklich über den Pool und über die Reitwege in der Nachbarschaft, die ihnen ermöglichten, mit ihrem neuen Hundewelpen Kenya herumzulaufen. Hinter dem Haupttor war auch Platz für einen kleinen Wohnwagen des Sicherheitsteams und die Nachbarn dachten sicherlich, dass die Jacksons im Haupthaus und nicht im Gästehaus wohnen würden. Das Rancho Circle Shopping-Center war zu Fuß erreichbar.

Michael in Las Vegas, Barnes&Noble, Mai 2008

Michael hoffte immer noch, das Anwesen des Sultans von Brunei am Spanish Gate Drive 99 kaufen zu können. Aber auch Ron Burkle hatte keine Bank finden können, die bereit war, Jackson den Kredit zum Kauf des Hauses zu gewähren. Das 37 000 Quadratfuß große Haupthaus, vor fast 10 Jahren vom verschwenderischen jüngeren Bruder des Sultans, Prince Jefri Bolkiah, in Auftrag gegeben, blieb unvollständig und unbewohnbar, und es wäre „etwa eine Million nötig, nur um das Haus in einen standardgemäßen, bewohnbaren Zustand zu bringen“, wie es ein Immobilien-Makler aus Las Vegas ausdrückte. Ein Darlehen für das Haus zu unterschreiben schien hinsichtlich Michael Jacksons finanzieller Situation niemandem sinnvoll, auch nicht für den auf 60 Millionen Dollar reduzierten Preis. Michael wurde immer verzweifelter, besonders, als Sony ihm mitteilte, man würde seine Gewinnanteile vom Verkauf des Thriller 25-Albums einbehalten, um damit die Schulden von seinem Anteil des Musikkatalogs zu decken.

Anwesen des Sultans von Brunei, Spanish Gate Drive 99 LV

Die Person, die den Mietvertrag für das Palomino Grundstück unterzeichnete, war Michael Amir Williams, ein Getreuer der Nation Of Islam, der für Michaels Fuhrpark in Las Vegas verantwortlich war. Zu einem Zeitpunkt, zu dem Jackson verwundbar war, hatte Louis Farrakhan eine kleine Gruppe NOI-Mitglieder nach Las Vegas gesandt. Einer der Söhne Farrakhans wurde im Gästehaus als Koch der Familie eingesetzt und Williams (den Michael und seine Kinder „Bruder Michael“ nannten) begann damit, sich anderen Leuten nicht als Fahrer des Stars, sondern als „Mr. Jacksons persönlicher Assistent“ vorzustellen.

„Die Muslime machten Michael nervös, und er hatte es schnell satt, sie um sich herum zu haben“, sagte einer der vielen Anwälte, die Jackson 2008 vertraten. „Aber er wollte Farrakhan nicht verletzen, und fühlte, dass er sie nicht loswerden konnte. Und ich denke, er begann dann, Bruder Michael zu vertrauen.“

Kurz nach seinem Einzug in die Palomino Lane, wurde Michael sich der abzeichnenden Katastrophe der Zwangsversteigerung der Neverland Ranch bewusst. Fortress Investments hatten ihm bis 19. März 2008 Zeit gegeben, 24 525 906,61 $ aufzubringen, um eine Zwangsversteigerung im Gerichtshaus von Santa Barbara abzuwenden, wobei die Ranch und alles, was sich auf ihr befand, an den Höchstbietenden verkauft werden würde. Eine Woche vor dem geplanten Verkauf, teilte Londell McMillan gegenüber der Associated Press mit, dass Michael mit Fortress eine vertrauliche Vereinbarung ausgearbeitet hatte, die es ihm erlauben würde, wieder das Eigentumsrecht über Neverland zurückzubekommen. Laut Fortress tickte die Uhr jedoch dennoch weiter, da man Michael nur ein paar Wochen mehr Zeit gegeben hatte, um entweder einen neuen Kreditgeber oder einen Käufer für die Ranch zu finden. Das war genau das richtige Timing, damit ein weiterer Möchtegern-Ritter in die Szene galoppieren konnte, und genau im richtigen Moment erschien auch tatsächlich der neue Kandidat – als hätte er nur darauf gewartet, ein Zeichen zu bekommen.

Dr. Tohme Tohme war ein rätselhafter Charakter, der sich ständig darüber beschwerte, dass sein Hang zur obsessiv abgeschotteten Privatsphäre von den Medien, die ihn entweder als „mysteriös“ oder „undurchsichtig“ beschrieben, missinterpretiert würde. In vielen Artikeln wurde Tohme als saudi-arabischer Milliardär beschrieben, der als Arzt für Orthopädie gearbeitet hatte, bevor er zu dem wurde, was die Associated Press als „Financier mit undurchsichtiger Vergangenheit“ bezeichnete. Tatsächlich war Tohme ein aufschneiderischer Immobilien-Investor, dessen beliebtester Arbeitsplatz die Bar des Bel-Air-Hotels war. Von da aus übte Tohme sein Talent als Moderator aus, handelte allerlei Geschäfte aus, die sich hauptsächlich auf Geldquellen aus dem Mittleren Osten oder Südasien, sowie auf eine eindrucksvolle Liste internationaler Kontakte stützten. Tohme war in den etwa 30 Jahren seit seiner Ankunft in Amerika dadurch wohlhabend geworden – oder zumindest scheinbar wohlhabend – dass er sich ständig veränderte und in jeder Art von Unternehmen meist als hoch bezahlter Vermittler fungierte.

„Ich habe Beziehungen in aller Welt. Ich kann Geld auftreiben“, erklärt er bescheiden. „Doc“, wie er gerne unter seinen amerikanischen Freunden genannt werden will, war ein kompakter, breitschultriger Man in den späten 50ern, seine Gesichtszüge und der breitbeinige Gang ließen ihn aussehen wie einen Boxer des Weltergewichts. Er trug Maßanzüge, würzte jedoch seine Gespräche mit Grunz-, Bell- und Schnalzlauten und einzelnen, blumigen Flüchen. Viele Leute in Los Angeles waren durch seine barsche Art abgeschreckt, wenn sie Tohme zum ersten Mal vorgestellt wurden. Er hatte kein Problem damit, Leute, die er gerade kennengelernt hatte, wissen zu lassen, dass er es satthatte, zu erklären, dass es im Mittleren Osten weitverbreitet war, den gleichen Vor- und Nachname zu haben, konnte aber, wenn er wollte auch jeden bezaubern, was er jedoch nur selten tat. So wie er sagt, zählen ihn viele wohlhabende Araber und Asiaten, darunter auch viele Mitglieder von königlichen Familien, zu ihren Freunden. So auch Jermaine Jackson, der seine Chance in der Not seines Bruders sah.

Er und Jermaine waren sich durch gemeinsame Bekannte der Los Angeles Muslim Community vorgestellt worden, sagt Tohme, der davon „fasziniert, jedoch nicht beeindruckt“ war, als sein neuer Freund ihn im April 2008 fragte, ob er dessen Bruder Michael in Las Vegas treffen wolle. „Jermaine kam zu mir zu Besuch und sagte: „Michael braucht deine Hilfe. Sein Haus geht zur Zwangsversteigerung. Du musst ihm helfen, es zu retten“, erinnert sich Tohme. „Ich sagte, ich werde mir die Sache ansehen, und dann werden wir sehen.“ Anders ausgedrückt: Er und Jermaine machten eine Art Deal.

Tohme reiste am nächsten Tag in einem weißen Rolls-Royce, gefahren von Jermaine, nach Las Vegas. Später wurde eine Story verbreitet, die besagte, Tohme habe Jermaine den Rolls zur Verfügung gestellt, um das Treffen mit seinem Bruder sicherzustellen. Beide Männer leugnen das. Am besten erinnert sich Tohme bei der Ankunft in Las Vegas daran, dass er über die Umstände, in denen er den weltweit erfolgreichsten Künstler vorfand, erschrocken war. „Ich konnte nicht glauben, dass Michael Jackson in so einer Umgebung wohnt, in solch einem Haus“, erinnert er sich. „Es war ein ziemlich durchschnittlicher Ort und es hätte dringend geputzt und gestrichen werden müssen. Es war nicht aufgeräumt. Er war alleinerziehend mit drei Kindern und es gab einen Hund und er hatte kein Hauspersonal.“ Grace Rwaramba war kurz bevor sie das Palms verließen wieder einmal aus Michaels Leben geschickt worden, sodass er „sich selbst um die Kinder, den Hund und das Haus kümmerte“, erinnert sich Tohme. „Er hatte sich den rechten Fuß verletzt und konnte sich nicht gut bewegen, deshalb häuften sich überall die Dinge. Als Jermaine uns bekannt machte, saß er in einem Rollstuhl, trug Pyjamahosen und zwei verschiedenfarbige Slipper.“ Michaels Auftreten inmitten der Unordnung des Palomino Hauses war traurig. Er schien sehr einsam zu sein. Laut den Sicherheitsleuten waren diese außer der Nanny und der Lehrerin der Kinder, die einzigen Gäste auf Paris’ Party zu ihrem zehnten Geburtstag, am 3. April, und sie fanden das sehr bedauerlich. Grace sagte später, sie hätte für die Luftballons, die sie für die Dekoration benutzten, mit ihrer eigenen Kreditkarte zahlen müssen, und die Leute, die sie beauftragt hatte, das Haus für die Party zu putzen, seinen nie wieder gekommen, da sie nicht bezahlt worden seien. „Ich dachte ‘Das ist Michael Jackson! Das ist der King of Pop!’“, erinnert sich Tohme. „Und er war so bescheiden. Ich sah in seine Augen und konnte sehen, dass er traurig war. Nicht beschämt, aber traurig. Eine Kombination aus vielen Dingen. Ich war schockiert darüber, wie er lebte und habe das auch gezeigt. Ich sagte ihm: „Michael, das ist kein Ort für dich. Was tust du hier?’ Und er sagte: ‚Jeder hat mich im Stich gelassen. Ich habe niemand. Ich habe keine Freunde. Sie haben mir alle den Rücken zugekehrt.’ Er war trotzdem nicht wehleidig. So hörte es sich wirklich nicht an.

Michael sagte zu mir: ‚Bitte hilf mir, Neverland zu retten.’ Er wollte nicht in die Verlegenheit geraten, eine Zwangsversteigerung mitmachen zu müssen, denn er wusste, dass die Medien ihn hassten und sich über ihn lustig machen würden.“

Tohme sagte zu, alles zu tun, was er konnte, sie schüttelten sich die Hände, und er und Jermaine gingen wieder. Als sie auf dem Rückweg nach LA waren, klingelte sein Mobiltelefon: „Es war Michael. Er sagte: ‘Ich möchte, dass du zurückkommst. Ich möchte mit dir reden.’ Wir fuhren also zurück und er sagte zu mir: ‘Ich habe niemand, ich möchte, dass du mir hilfst.’“

Als Tohme wieder nach LA zurückgekehrt war, rief er jeden Immobilienmakler an, den er kannte. Einer nach dem anderen wies ihn ab. „Ich brachte einige meiner Freunde dazu, mit mir Neverland zu besichtigen“, erinnert er sich, „aber alle sagten ‚Nein, ich werde mich nicht darauf einlassen. Da gibt es zu viele Probleme.‘“

Schließlich versuchte Tohme es bei seinem amerikanischen Freund Thomas Barrack, einem milliardenschweren Immobilieninvestor, für den er schon zuvor die Finanzen für ein Geschäft ausgehandelt hatte. Barrack, der als junger Mann als abgeordneter Staatssekretär in Reagans Innenministerium gewesen war, rühmte sich, ein vorausschauender Kerl zu sein. Donald Trump gestand ein, dass niemand, nicht mal er selbst, ein besseres Gespür für den Wert eines Anwesens hatte, als Tom Barrack. Im Jahr 2005 hatte Barrack dem Fortune Magazin mitgeteilt, er sei bereit, sich aus dem U.S. Immobilienmarkt zurückzuziehen, weil „da zu viel Geld hinter zu wenig Geschäften herjagt, mit zu vielen Schulden und zu wenig Hirn.“

1991 hatte Barrack die private Investment-Gesellschaft Colony Capital gegründet, eine Firma, die seitdem Transaktionen in Höhe von 35 Milliarden $ durchgeführt hatte.

„Als ich ihn anrief, war Tom in Europa“, sagt Tohme. „Und als ich ihn fragte, ob er den Schuldschein von Neverland kaufen wolle, sagte er nein. Als er zurück nach LA kam, besuchte ich ihn und sagte, ‘Komm, mach es.’ Aber er sagte nein, er möchte nicht mit Michael Jackson verwickelt sein. Also sagte ich, ‘warum kann ich dich nicht einfach mit Michael Jackson bekannt machen, damit du siehst, was für ein Mensch er ist.’ Denn weißt du, ich wusste bereits, dass Michael immer noch diese Magie besaß. Du sitzt mit ihm zusammen und er wird dich vereinnahmen. Er hatte dieses Flair. Also überzeugte ich Tom davon, nach Las Vegas zu kommen, um Michael zu treffen. Und nach wenigen Minuten konnte ich erkennen, wie Tom Barrack sehr interessiert an Michael Jackson wurde.“

Er war fasziniert von Michaels Scharfsinn und überrascht von seiner Aufmerksamkeit, gestand Barrack später. Der Polospieler Barrack, dessen eigene ausgedehnte Ranch im Bezirk von Santa Barbara an einer Seite an Neverland grenzt und an der anderen Seite an Ronald Reagans Western White House, lachte mit Jackson darüber, dass sie direkte Nachbarn seien angesichts des Umstands, dass ihre Häuser 11 Meilen (ca. 18 km) auseinander liegen. Seine Söhne hatten an einigen der Ausflugstage teilgenommen, die Michael auf Neverland veranstaltete, sagte Barrack, und er sei jedes Mal schwärmend zurückgekommen und habe erzählt, was für eine tolle Zeit sie dort verbracht hätten. Zehn Minuten nach Beginn ihres Treffens befand das ungewöhnliche Paar, dass sie sich mochten. Weitere zehn Minuten später stimmte Barrack dem Versuch zu, einen Weg zu finden, um Neverland aus den Klauen von Fortress Investment zu retten, die die Zwangsversteigerung der Ranch auf den Mai 2008 verschoben hatten.

Tom Barrack, auf der Neverland Ranch

„Tom wusste, dass es ein fantastisches Anwesen ist“, beobachtete Tohme „er ist nicht dumm. Aber es war eine lange, harte Verhandlung, weil es eine Sache gab, an der wir hängen blieben. In der Anleihe von Fortress war aufgeführt, dass derjenige, der den Schuldschein von Neverland hatte, alles besaß, was sich auf dem Grundstück befand: sämtliche Kunst Michaels, seine Bücher, seine Kleidung – sogar seine Tiere und Fahrgeschäfte, alles was dort war. Ich sagte zu Tom: „Das ist nicht rechtens. Ich werde alles herausnehmen.’ Es gab einige Verhandlungen mit Anwälten und all solche Sachen, aber am Ende stimmten sie zu, dass wir Michaels persönliche Dinge herausnehmen konnten.“

Im Mai, nur wenige Tage bevor Neverland an den Meistbietenden versteigert werden sollte, verkündete Colony Capital, dass Tom Barrack persönlich einen Scheck über 22,5 Millionen Dollar ausgestellt habe, als Teil eines Deals mit Michael Jackson zur Rettung von Neverland. Laut den Vertragsvereinbarungen stimmten Colony und Barrack zu, Jacksons Kreditzahlungen zu verschieben und die Renovierung der Ranch mit Blick auf einen profitablen Verkauf zu finanzieren. Tohme selbst bedachte sich dabei mit einer Vermittlungsprovision am Gewinn. Es war ein Geschäft nach Art von Tom Barrack. Er war nicht die Sorte Investor, der durch den Kauf von Anwesen mit gut gesicherten Mietern und vorhersehbaren Rückzahlungen Gewinne machen wollte, sondern er suchte nach unterbewertetem Eigentum, das man wiederaufbauen und mit viel Profit verkaufen konnte. Auf genau die Art machte er auch mit dem Londoner Savoy Hotel einen großen Reibach. Er vermutete, dass die Neverland Ranch bei richtiger Vermarktung für gute 50 Millionen Dollar verkauft werden könnte.

Außer, dass er von Zahlungsverpflichtungen befreit war, wurde Michael garantiert, das zu erhalten, was übrig blieb, nachdem Colony seine Investitionen, plus angefallener Zinsen, Managementkosten, Instandsetzungskosten und eine 12 % „Erfolgsprämie“ abgezogen hätte. Wenn Barrack mit dem möglichen Verkaufspreis richtig lag, hätte Jackson mit etwa 20 Millionen rechnen können.

Seitdem er im Sommer 2005 in Bahrein angekommen war, hatte Michael sich mit dem Problem befasst, was mit Neverland geschehen sollte. Während seines langen Aufenthaltes in Irland hatte er Bob Sillerman, den Wall Street Händler, der Elvis Presley Enterprises akquiriert hatte, eingeladen, ihn in der Grouse Lodge zu besuchen, um Möglichkeiten zu besprechen, die Ranch in einen Ort für Fans umzuwandeln. Eine geplante Idee nach der anderen fiel durch, und bevor Barrack in Las Vegas auftauchte, sah es so aus, als sei es praktisch unabwendbar, dass Fortress ihm den Ort unter den Füßen weg verkaufen würde.

Nachdem der Colony-Deal unter Dach und Fach war, wurde Tohme Tohme für Michael Jackson zu „mein Partner Dr. Tohme“.

„Michael war sehr froh“, erinnert sich Tohme. „Er sagte: ‚Ich möchte, dass du für alles zuständig bist.’ Er sagte: ‘Du und ich, wir werden Milliarden machen, nicht nur Millionen.’ Er sagte: ‚Ich vertraue dir wie sonst niemandem, und ich gebe dir freie Hand, zu tun, was immer du möchtest.’“

Während der Deal mit Barrack Michaels Problem mit Neverland gelöst zu haben schien, hatte er dennoch die gigantische Schuldenlast, die Michael zu erdrücken drohte, wenn er sie nicht abtragen könnte, kaum verringert.

Nachdem er die Refinanzierungs-Vereinbarungen, die Michael 6 Monate vorher unterzeichnet hatte, durchgelesen hatte, realisierte Tohme, dass er seinen zukünftigen Klienten davon überzeugen musste, dass der Tag der Abrechnung schneller da sein würde, als er erwartete. „Ich konnte sehen, dass dieser Deal Michael in die Lage gebracht hatte, den Beatles Katalog zu verlieren und seinen eigenen MiJac Katalog – eigentlich alles, was er hatte“, erinnert sich Tohme. „Er hatte nur bis 2011 Zeit, seine Finanzen in Ordnung zu bringen, oder das würde tatsächlich geschehen. Ich sagte: ‚Michael, wir müssen so viel wie möglich von deinen Schulden beseitigen.‘“

Der einzige Weg, den Tohme sah, damit das geschehen würde, war Michael von einer weiteren großen Tournee zu überzeugen. „Aber er wollte das nicht“, erinnert sich Tohme. „Er sagte mir: ‚Ich möchte nicht singen. Ich möchte nicht auftreten. Ich möchte nur noch Filme und andere Projekte machen.’“

In den Jahren nach der HIStory Tour war Filmemachen für Michael zu einer festen Größe geworden. Er kam seinem Traum, sein eigenes Filmstudio zu besitzen, viel näher, als die meisten Menschen wissen. Laut Dieter Wiesner war es „mehr als ein Traum, es war ein Plan.“ Der Ankauf von Marvel Comics war der Kern des Plans, und Michael hatte drei Jahre lang probiert, es durchzuziehen. 1999 traf er sich mit Stan Lee, dem Erschaffer der besten Marvel-Figuren, um ihn zu fragen, ob sie Partner sein könnten. „Michael wollte schon einen Spiderman Film drehen, lange, bevor es diesen Film gab“, erklärt Wiesner, „und er erzählte Stan Lee davon.“ Lee, der zu der Zeit schlecht auf Marvel zu sprechen war, hat ebenfalls bestätigt, dass dieses Gespräch stattfand.

Michael & Stan Lee
Stan Lee: Jackson “wanted to Be Spider-Man”

„Michael sprach darüber, die Rolle des Spiderman selbst zu spielen“, erzählt Wiesner. „Er fragte Stan Lee, ihm bei der Führung von Marvel behilflich zu sein, wenn er die Firma kaufen könnte, und Lee sagte, er würde dabei sein. Ich glaubte wirklich, es würde Wirklichkeit werden, und fast wurde es das auch.“ Michael beauftragte die Investment-Bank Firma Wasserstein Perrella damit, mit dem damaligen Besitzer von Marvel, Ike Perlmutter, über den Verkauf zu verhandeln. „Michael dachte, dieses könnte sein zweiter Kauf des Beatles Katalog werden“, erinnert sich Wiesner. „Für ihn hatte es diesen Stellenwert.“ Reportagen aus dieser Zeit deuteten an, dass der Deal nicht zustande gekommen sei, weil Perlmutter 1 Milliarde Dollar für die Firma verlangte. „Das stimmt nicht“, sagt Wiesner. „2002 war Michael bereit, 1,4 Milliarden für Marvel zu zahlen, was damals der angesetzte Preis war.“ Laut Wiesner fiel die Finanzierung jedoch auseinander, als Sony Jackson verweigerte, den ATV Katalog als Kreditsicherheit einzusetzen: „Sony blockierte ständig seine Projekte. Sie wollten die volle Kontrolle über ihn. Und heute ist Marvel 4 Milliarden wert. Die Spiderman-Filme haben Hunderte Millionen Dollar Gewinn eingebracht. Michael lag richtig.“

Alternativ hatten Wiesner und Jackson einen Deal mit Cinegroupe, dem berühmten Animationsstudio in Montreal, ausgehandelt, dass Michael einen Anteil von 51 % an der Firma sowie die kreative Kontrolle der Projekte gewähren würde. „Michael besaß einen ‚Flugzeughangar voller Aufnahmen‘ der Film- und Videodrehs, die er über die Jahre in Auftrag gegeben hatte“, erklärt Wiesner, „und er sagte, ‘Dieter, mit der neuen Technologie können wir all das – egal ob Thriller, Tour-Aufnahmen oder was auch immer ich habe – wir können alles komplett neu bearbeiten, für die nächste Generation. Wir können alles neu zusammenstellen.’“

Laut Wiesner wurde Michael anfangs von Freunden wie Steven Spielberg oder David Geffen ermutigt, die ihm versprachen, ihm als Partner bei verschiedenen Filmprojekten zur Seite zu stehen, was sie jedoch nie zu Ende brachten: „Er sagte, sie hätten seine Ideen gestohlen, wollten ihn aber nicht haben. Er sprach immerzu darüber, besonders über Spielberg. Er war sehr verletzt und verärgert über Spielberg. Er sagte, sie hätten ihm Versprechungen gemacht, Spielberg und Disney, aber sie hielten ihn außen vor.“

Michael hat seinen Traum, Schauspieler zu werden, nie aufgegeben. Die Liebe zu einer Rolle hat sogar seine Trennung von den Zeugen Jehovas ausgelöst. Zwei Beobachter der Zeugen waren am Set des Smooth Criminal Films, den Michael 1987 drehte, kurz bevor der Song als 7. Singleauskopplung von Bad veröffentlicht wurde und hatten ihr Missfallen ausgedrückt, als sie zusahen, wie Michael die Szene genossen hatte, in der er ein Bataillon von Eindringlingen mit einem Maschinengewehr niedergemacht hatte. Am nächsten Tag erschien Michael spät am Set, erinnert sich seine Make-up-Artistin Karen Faye, und war sichtlich verzweifelt. Als sie fragte, was vorgefallen sei, erinnert sich Faye, dass Michaels Augen sich mit Tränen füllten. „Letzte Nacht hat Mutter angerufen“, antwortete Michael schluchzend, „die Kirche hatte sie angerufen und ihr erzählt, dass ich gestern mit einem Gewehr geschossen habe. Sie sagen, ich müsse eine Entscheidung treffen. Ich muss die Kirche verlassen oder die Unterhaltungsindustrie.“ Seine Mutter fühle sich „furchtbar“, brachte Michael heraus, „sie sagte mir, es sei meine Entscheidung. Sie sagte, sie würde an meiner Seite bleiben, egal, wie ich mich entscheide.“ Und jetzt war er zurück am Set, erkannte Faye. „Ja“, sagte Michael und machte sich dann bereit, die Szenen dieses Tages zu drehen.

Als Phantom der Oper neu am Broadway in New York lief, tauchte Michael jede Nacht hinter der Bühne auf, um mit Andrew Lloyd Webber darüber zu sprechen, die Hauptrolle in dem geplanten Spielfilm zu spielen. „Er spürte eine Verbindung zu diesem einsamen, gequälten Musiker“, erklärte Webber Jahre später. Michael und der Autor von Flashdance, Tom Hedley, verbrachten viele Stunden in einem abgedunkelten Hotelzimmer, um sich immer wieder die Schwarz-Weiß-Version von Victor Hugos The Hunchback of Notre Dame (Der Glöckner von Notre Dame) in der Version von 1939 anzusehen, und sprachen dabei über ein Remake, in dem Michael die Rolle von Charles Laughton als Glöckner spielen würde. „Das ist ein abgrundtief dunkler Stoff, Michael“, bemerkte Hedley an einem Punkt. „Möchtest du nicht vielleicht in Erwägung ziehen, lieber etwas Leichteres zu drehen?“ „Ich mag das Dunkle“, erwiderte Jackson. Auch nachdem dieses und andere Projekte gescheitert waren, nahm Michael weiterhin bei Marlon Brando privaten Schauspielunterricht.

Am meisten bemühte sich Michael im Jahr 2000 um die Rolle als Leinwandstar, als er erfuhr, dass Warner Bros. mit Regisseur Tim Burton eine Neuverfilmung von Willy Wonka and The Chocolate Factory (Charly und die Schokoladenfabrik) planten. Insgeheim nahm er in einem kleinen Studio in Los Angeles einen neuen Soundtrack für den Film auf. „Er wollte unbedingt Willy Wonka spielen“, erklärt Marc Schaffel. „Er glaubte, es sei die perfekte Rolle für ihn, und er plante den Soundtrack als Mittel zu nutzen, um an die Rolle zu kommen.“ Schaffel nahm an mehreren Treffen mit Warner Bros. teil, um über die Idee zu sprechen. „Die Verantwortlichen bei Warner waren fasziniert und begeistert von dem Soundtrack, sie liebten es wirklich“, erinnert er sich, „aber dann kamen sie später an und sagten: ‚Weißt du, für uns ist das nicht die perfekte Partnerschaft. Aber für den Soundtrack würden wir hundertprozentig alles bezahlen.’“ Michael verlangte nach dem Grund dafür, warum das Studio ihm nicht eine Chance für die Willy-Wonka-Rolle geben wollte. „Ich glaube, Tim Burton wollte ohnehin Johnny Depp haben“, sagt Schaffel, „aber der Grund, den Warner Brothers angab, als ich ihnen etwas Druck machte, war ‘Wir können diesen Kerl nicht in etwas mitspielen lassen, was ein Film für Kinder sein soll. Als vermarktbare Idee wird das nicht funktionieren.’ Ich musste das Michael mitteilen und er war sehr verletzt, er regte sich furchtbar auf. Er sagte, diese Leute seien ignorant, weil sie immer noch dieses Zeug von 1993 aufwärmten.“ Warner Brothers sagte zu Schaffel, Michael könne ihnen den Soundtrack verkaufen, er solle den Preis nennen und dass er auf diese Art an dem Film beteiligt sein könnte, nur nicht mit der Hauptrolle. „Michael sagte: ‘Wenn ich nicht die Rolle von Willy Wonka haben kann, dann bekommen sie auch nicht den Soundtrack’, und er legte ihn einfach zu den Akten. Es war eine Schande, er hatte mit dem Soundtrack eine fantastische Arbeit geleistet. Ich bin sicher, er hätte damit einen Oskar gewonnen.“

Willy Wonka & Michael

Was für Tohme letztlich zum Druckmittel wurde, um Jackson dazu zu bringen, den Live-Auftritten zuzustimmen, war die Realisation, dass der Schlüssel zur Motivation Michael Jacksons bei seinen Kindern lag. „Tohme, der selbst eine große Familie hat, machte Michael bewusst, dass seine Kinder ihn noch nie hatten auftreten sehen, und er ihnen diese Gelegenheit schulden würde“, sagt Dennis Hawk, der Anwalt, der in einer guten Position war, diese Diskussionen der beiden Männer zu verfolgen. „Tohme sagte Michael auch, dass er Gefahr liefe, nichts mehr zu haben, was er seinen Kindern hinterlassen könnte, es sei denn, er würde sofort – auf der Stelle – wieder anfangen, zu arbeiten. Das traf Michael.“

Es dauerte dennoch mehrere Monate, bis diese Herangehensweise tatsächlich zum Tragen kam. In der Zwischenzeit ließ Michael sich weiter dahintreiben, oft ohne genügend verfügbares Geld, um seine Bodyguards zu bezahlen oder seinen Kindern die Art von Unterhaltung zu bieten, die sie gewohnt waren. In diesem Frühling wurde er in Las Vegas nur einmal gesehen, am 16. Mai, als er seine Kinder zu einer Vorpremiere der Chroniken von Narnia mitnahm. „Ich kann dir sagen, ein Teil von dem, was Michael wieder braucht, ist sein Sauerstoff“, erinnert sich Tohme. „Er muss sich wieder darüber bewusst werden, dass er der King of Pop ist. Michael weiß das, aber es ist ihm nicht bewusst. Wegen des Prozesses und all den Lügen, die über ihn verbreitet wurden, war er sich nicht mehr sicher, wie die Leute ihn sahen. Ich wollte, dass er wieder in die Öffentlichkeit zurückkehrte, und dabei gut aussah. Ich sagte zu ihm: ‘Michael, keine Rollstühle, keinen Schirm, keine Masken, und keine zwei unterschiedlichen Slipper mehr.’“

Durch Tohme ermutigt, hatte Michael seinen seit fast fünf Jahren öffentlichsten Auftritt in Los Angeles während der letzten Maiwoche 2008, als er an der 50. Geburtstagsfeier von Christian Audigier, dem französischen Designer der Marke Ed Hardy, teilnahm. Michael wurde lachend und tanzend fotografiert, er trug Schuhe mit hohem Absatz, schwarze Lederhosen und ein lavendelblaues Hemd mit gestickten Blumengirlanden auf der Brust sowie Abzeichen auf den Schultern. Audigier verkündete, dass die beiden gemeinsam eine Bekleidungslinie ausarbeiten würden. Michael hielt das für eine gute Idee und flog zurück nach Las Vegas, um sich in der finanziellen Situation wiederzufinden, die ihn jeden Monat mehr einengte.

Michael auf Christian Audigiers Geburtstagsparty

Am 3. Juni traf sich Jackson zu einem Dinner mit Tom Barrack in der Verona Sky Villa des Las Vegas Hilton und räumte ein zu wissen, dass er wieder zurück auf die Bühne gehen müsse oder ansonsten riskiere, den ATV Katalog, der Vermögenswert, der ihn all die Jahre gestützt hatte, zu verlieren. Barrack hatte Ideen. Colony Capital besaß das Las Vegas Hilton Hotel, jenes Hotel, in dem Elvis 1969 seine berühmten Comeback-Konzerte aufgeführt hatte und wo er anschliessend weitere sieben Jahre aufgetreten war. Colony besass auch einen Anteil von 75 % an den Station Casinos, die den Markt in Las Vegas dominierten. Michael konnte als Top-Act in jedem der Veranstaltungsorte in Las Vegas neu starten, schlug Barrack vor, so oft auftreten, wie er wolle, bis zu 180 Shows pro Jahr und dabei Zehntausende Millionen verdienen. Oder er könnte, falls er das bevorzugen würde, seine Brüder an einer Show beteiligen, die pro Jahr vielleicht 20–30 Mal aufgeführt würde und ihm immer noch mindestens 10 Millionen einbringen würde. Michael hatte an der zweiten Idee keinerlei Interesse, und an der ersten auch nur sehr wenig, aber er brauchte dringend einen Förderer, weshalb er Barrack versprach über beide Vorschläge nachzudenken.

Michaels Erkenntnis, dass das Zurückkehren auf die Bühne möglicherweise der einzige Weg nach vorn sein würde, war für Tohme der Hoffnungsschimmer, der den Durchbruch versprach. „Ich arbeitete daran, und ich arbeitete an ihm“, erinnert sich Tohme. „Denn er war immer noch nicht wirklich bereit zu sagen, dass er es tun würde. Aber er sagte: ‚Sieh zu, was du tun kannst. Bleib dran.’ Und ich sagte ihm: ‘Michael, du musst es tun. Für die Kinder. Für dich. Zeig es der Welt.’ Und er sagte: ‘Ja, ja, ja.’“ Noch bezeichnender war vielleicht, dass Michael entschied, die Arbeit an dem ‚Comeback-Album‘ hinauszuzögern, sodass dessen Veröffentlichung mit dem Event, wofür auch immer er sich für sein Comeback-Konzert“ entscheiden würde, zusammengehen könnte.

Im Juli 2008 bestätigte Michael sein Vertrauen in Tohme, indem er ihm gleich zwei Vollmachten ausstellte (jede bezeugt durch einen Anwalt), die dem Araber fast die vollständige Kontrolle über seine finanziellen und geschäftlichen Angelegenheiten gaben. Einen Monat später unterzeichneten die beiden Männer einen Dienstvertrag, in dem Tohme als Jacksons Manager benannt und ihm ein Anteil von 15 % an jedem Geschäft, das er aushandelte, eingeräumt wurde. „Michael verstand, dass ich ihn liebte“, sagt Tohme. „Er wusste, ich wollte nur sein Bestes. Bevor wir unterzeichneten, trafen wir eine Vereinbarung: Er wird sich nie in irgendwelche meiner geschäftlichen Entscheidungen einmischen und ich mich nicht in seine künstlerischen Entscheidungen.“ Diese beiden Interessengebiete überlappten sich jedoch beträchtlich, wie Tohme schließlich entdeckte.

Laut Michael Amir Williams, war das, was Michael zwischenzeitlich jedoch am meisten an seinem neuen Manager beeindruckte, Tohmes Behauptung, er habe eine enge Beziehung zur königlichen Familie Bruneis. „Das war der Hauptgrund, warum Michael Tohme um sich haben wollte,“ sagt Brother Michael. „Er dachte Tohme sei mit dieser Familie verbunden und könne ihm leicht das Anwesen (von Prince Jefri Bolkiah) am Spanish Gate Drive beschaffen.“

„Michael wollte dieses Haus wirklich unbedingt,“ sagt Tohme. „Michael hatte eine Vision, er wollte daraus eine Residenz machen, aber auch ein Museum. All die Dinge, die er kaufte – und er wurde von den Medien dafür kritisiert – aber er wollte einen Ort ähnlich wie Graceland erschaffen, der wie ein Monument für ihn sein würde, während er noch lebte, und wenn er tot sein würde. Und er wusste, das könnte nicht Neverland sein.“ Das Spanish Gate Anwesen war groß genug, um sogar Michaels riesige Kunst- und Antiquitäten-Sammlung zu beherbergen, die zu der Zeit auf verschiedene Lagerhäuser in Santa Barbara, Santa Monica und Las Vegas verteilt war. Zusätzlich zu dem gewaltigen Haupthaus gehörte zu dem Haus, was Prinz Jefri für sich geschaffen hatte, auch noch ein „Sporthaus“, das einen Pool mit olympischen Ausmaßen, verschiedene Fitnessräume, eine Squashhalle, einen Racketballplatz und eine Disco enthielt, dazu noch zwei 4 500 Quadratfuß große Gästehäuser. „Ich tat mein Bestes, um es ihm zu ermöglichen“, erklärte Tohme. „Ich bin sehr, sehr gut mit einem hohen Regierungsbeamten von Brunei befreundet. Ich rief ihn an und sagte ihm: ‘Wir machen daraus etwas wie Graceland.’ Ich handelte den Preis schließlich bis auf 45 Millionen herunter. Aber dann musste ich feststellen, dass es in Las Vegas schwierig ist, einen Ort wie diesen zu finanzieren. In Los Angeles gibt es viele Anwesen, die eine derartige Summe kosten, aber nicht in Las Vegas. Sie würden vielleicht 20 Millionen Dollar finanzieren, vielleicht auch 25 Millionen, aber mehr nicht.“

Das Geld zusammenzubekommen, das Michael für den Kauf des Spanish Gate Haus benötigen würde, wurde für Tohme zu einer weiteren Karotte, die er nutzen konnte, um die Rückkehr seines Klienten zur Bühne zu motivieren: „Ich sagte zu Michael: ‘Ein Mal noch. Wir werden die Welt erobern. Du wirst wieder an der Spitze sein und du wirst auch das Haus bekommen.’“

In der Zwischenzeit, während sie nach dem passenden Konzert-Paket suchten, drängte Tohme Michael dazu, nach Los Angeles zurückzukehren. „Ich sagte ihm, ‘LA ist der Ort des Geschehens. Die Leute möchten nicht nach Las Vegas kommen, um sich mit dir zu treffen.’ Aber Michael zögerte.“

Michaels Haus in der Palomino Lane, LV

Michaels Widerstand gegenüber dem Gedanken, Las Vegas zu verlassen, ließ nach seinem 50. Geburtstag spürbar nach. Am 28. August hatten sich Dutzende britische Fans vor dem Tor des Palomino Hauses versammelt, um für Michael bis in die Morgenstunden des 29. August zu singen. Als er mit Good Morning America ein Telefon-Interview durchführte, das vor Sonnenaufgang in Las Vegas begann, war er immer noch begeistert, obwohl er kein Auge zu getan hatte. Und er war erfreut zu hören, dass Millionen Menschen ihren Kanal auf ABC eingestellt hatten, um etwas davon zu hören. „Ich werde wohl nur etwas Kuchen mit meinen Kindern essen und wir werden ein paar Cartoons ansehen“, antwortete er auf die Frage, wie er feiern würde.

ABC Interview with Michael Jackson on His 50th Birthday (8-29-2008)

Vollständiges Interview

Später am Tag wurde Michaels Mut jedoch gebrochen, als er einen Brief erhielt, der von vielen Nachbarn unterzeichnet war. „Er rief mich an und er weinte wie ein Baby“, erinnerte sich Tohme. „Ich sagte, ‘Michael, was ist passiert?’ Er sagte, ‘Sie schickten mir etwas, in dem es heißt, dass sie keinen Kinderschänder auf der anderen Straßenseite haben wollen.’“ Was ihn besonders verletze, sagte Michael, waren die Beschwerden darüber, dass die Wasden Elementary School, die man von Michaels Fenster aus sehen konnte, in direkter Nachbarschaft läge, und das es nicht angebracht sei, einen beschuldigten Sexualtäter in der Nähe zu haben. Wie eine „besorgte Mutter“ gegenüber dem Review Journal erklärte: „Von allen Häusern, die er hätte kaufen können – warum ausgerechnet eines, was gegenüber einer Grundschule liegt? Ich weiß ja, dass er nie wegen irgendetwas verurteilt wurde und wohnen kann, wo er will, aber …“

Am nächsten Tag flog sein neuer Manager nach Las Vegas. „Ich sagte zu ihm, ‘Michael, es wird Zeit hier wegzugehen’,“ erinnert sich Tohme. „Ich wollte, dass er nach Los Angeles kommt. Er war sich immer noch nicht sicher. Also sagte ich, ‘Warum kommst du nicht für ein paar Tage nach LA und lernst meine Familie kennen und wohnst bei uns?’ Ich brachte ihn also zu meinem Haus, wir aßen zusammen, er blieb eine Weile, aber dann ging er zurück nach Las Vegas.“

Jedoch nicht zurück zum Palomino-Haus. Obwohl er das Anwesen weiterhin als Lagerraum nutzte, zog Michael wieder ins Palms, und besuchte auch wieder das Aufnahmestudio dort, jedoch nicht so häufig und auch zwangloser als während seines ersten Aufenthalts. Er kam nachmittags hinein, mit allen drei Kindern, Blanket an der Hand, bekleidet mit schwarzen Jeans und einem Seidenhemd, spielte auf dem Keyboard herum, arbeitete an Melodien und Lyrics, und ging dann ein- oder zwei Stunden später wieder.

Zurück in Los Angeles fand Tohme einen Verbündeten für seine Kampagne, die „richtige Performance“ für Michael zu finden, als er einen Anruf von Peter Lopez bekam, einem der vielen Anwälte, die Michael in den vergangenen Jahren repräsentierten. So wie viele andere, die für die Rolle „des Einen“ ausgetestet wurden, blieb auch Lopez auf unbezahlten Rechnungen sitzen. „Peter wusste, dass ich jetzt Michaels Manager war“, erzählt Tohme, „und er sagte mir ‚Mir wird noch Geld geschuldet.’ Er fragte mich, ob ich ihn bezahlen könne. Ich sagte ihm, zurzeit gäbe es kein Geld. Aber wenn man dir noch etwas schuldet, will ich sehen, dass man dich bezahlt. Beweise es mir. Er kam also zum Bel-Air Hotel, um mich zu treffen. Und ich erzählte ihm, er hätte die Gelegenheit, mir dabei zu helfen, Michael wieder an die Spitze zu bekommen. Ich sagte ihm ‚Vergiss alle Gerüchte. Michael wird wieder an die Arbeit gehen. Hilf mir dabei, das richtige Konzert-Konzept für ihn zu finden.’ Und ich erkannte, dass er viel mehr Interesse hatte, über dieses Thema zu sprechen, als über das Geld, das ihm geschuldet wurde.“

Lopez war der bekannteste lateinamerikanische Entertainment-Anwalt von Los Angeles. Unter seinen Freunden war der neue Gouverneur, Arnold Schwarzenegger, der Lopez in die State Athletic Commission berufen hatte. Lopez war mit der früheren Schauspielerin von Dukes of Hazzard Catherine Bach verheiratet, und seine vergangene und momentane Klientenliste beinhaltete die Eagles, Britney Spears, Jennifer Lopez und Andrea Bocelli. Aber „Peter wußte, dass nichts damit zu vergleichen war, Michael Jackson zu einem Comeback zu verhelfen“, erinnert sich Tohme.

Als Erstes vereinbarte Lopez ein Meeting mit Live Nation, was Tohme nicht sehr beeindruckte. „Ich mag diese Typen nicht“, sagte er zu Lopez, der daraufhin AEG vorschlug. Tohme behauptet, nichts von Michaels vorherigem Treffen mit Randy Phillips gewusst zu haben, der den Gedanken, Michael bei AEG unter Vertrag zu stellen, nie ganz aufgegeben hatte. Was die Dinge aber wirklich voranbrachte, war ein Telefongespräch zwischen zwei Milliardären, Barrack und Anschutz. Barrack erzählte Anschutz, wie beeindruckt er von dem persönlichen Treffen mit Michael Jackson war. Anschutz deutete an, dass der Wert der Neverland Ranch sich leicht verdoppeln könnte, wenn Michaels öffentliches Image wieder aufleben und seine Karriere wieder in Schwung kommen würde. Außerdem könnte eine Reihe von Shows in AEG’s O2 auch zu einer Art ständigem Arrangement als Performer in Las Vegas führen, die in einem der Hotels oder Casinos, die zu Colony gehören, stattfinden könnte. Als das Gespräch mit Barrack beendet war, rief Anschutz sofort Randy Phillips an und bat darum, sich mit dem Chef von Colony Capital zu treffen, um zu besprechen, was nötig wäre, um sich eine Zusage von Michael Jackson für eine Serie von Konzerten in der O2-Arena in London zu sichern. Barrack reichte Phillips an Tohme weiter, der vorschlug, dass der Chef von AEG Live sich mit ihm auf einen Drink im Bel-Air Hotel treffen solle.

„Wir saßen zusammen und redeten, ich mochte ihn“, erinnert sich Tohme. „Er würde alles tun, um Michael Jackson zu bekommen. Das sagte er. Ich sagte: ‘Wir brauchen Vorauszahlungen, wir brauchen dieses und jenes. Lass mich darüber nachdenken und mit Michael sprechen.“ Als Dennis Hawk, der Anwalt, der Tohme dabei assistierte, Michaels Angelegenheiten zu managen, Jackson und Tohme erzählte, dass Phillips „ein erstklassiger Kerl“ sei, dem man vertrauen könne, dass er alles tun würde, um eine Show aufzustellen, die keine Wünsche offen ließe, bekam das Lager von Tohme Rückenwind.

Innerhalb von Tagen war ein Treffen mit Phillips und Anschutz im MGM Grand in Las Vegas geplant worden, in dem der AEG Vorstand eine Villa besaß. „Michael und ich sprachen vorher viel darüber, und ich sagte zu ihm: ‚Du musst stilvoll aussehen, zeig ihnen, mit wem sie es zu tun haben’,“ erinnert sich Tohme. Der Co-Vorstand von AEG Live, Paul Gongaware hatte andere Anweisungen für das Treffen: ‚Tragt Freizeitkleidung‘, schlug er den Leuten vor, die daran teilnehmen würden, denn ‘MJ misstraut Leuten in Anzügen’. Sie sollten auch darauf vorbereitet sein, mit „Mikey“ etwas „Fluff“ zu reden (unbedeutendes Zeug), fügte Gongaware dem noch hinzu. Tohme, Hawk und Lopez saßen schon auf der einen Seite des Konferenztischs, gegenüber von Anschutz, Phillips, Gongaware und Tim Leiweke von AEG, als Michael zusammen mit Blanket eintraf. „Er sah fantastisch aus“, erinnert sich Tohme. „Er war bestens angezogen und in guter Form, machte einen glücklichen Eindruck und seine Augen waren klar. Ich konnte von der ersten Sekunde an sagen, dass sie sehr von ihm beeindruckt waren.“

Phillips gab später zu, dass er davon beeindruckt war, wie Jackson sich verwandelt hatte – von dem uninteressierten, fahrigen Star, den er ein paar Monate zuvor getroffen hatte. Michael schien jetzt „fokussiert wie ein Laser“ zu sein, sagte Phillips, er sah nicht nur aufmerksam in die Augen von Philip Anschutz, sondern er wollte auch ein Geschäft aushandeln.

Phillips, Michael und Tohme (London 2009)

Anschutz, ein Unternehmenstitan, der in den Medien meist als „zurückgezogen“ oder „geheimnisvoll“ beschrieben wird, „schien mir ein sehr netter Mann zu sein“, sagt Tohme, „ein aufrichtiger Mann, sehr freundlich. Ich konnte sehen, dass auch Michael das empfand.“ Sie hatten sich im Voraus darauf geeinigt, dass Michael nach einer kurzen Einführung und einem allgemeinen Gespräch über das, was er sich von einer neuen Live-Show erhoffte, jedem die Hand schütteln und sich verabschieden würde. „Denn das ist Michael Jackson,“ erklärt Tohme, „er sitzt nicht stundenlang dort und redet mit diesen Leuten. Ich wollte ihn erheben, ich wollte, dass er sich wie der King of Pop fühlt. Wir hatten schon seine Security und seinen Fahrer arrangiert, die draußen auf ihn warteten. Sobald er gegangen war, fingen wir an, über ein Comeback-Konzert im O2 zu verhandeln. Michael hatte mir gesagt, er würde nie wieder ein Konzert in den USA geben.“ Als die Gäste schließlich die Villa von Anschutz verließen, hatten sie per Handschlag ein Abkommen getroffen, dass Michael Jackson im Herbst 2009 eine Serie von zehn Konzerten in der O2 Arena in London geben würde. Phillips und Tohme verständigten sich auf eine Präsentation der Idee, von der sie glaubten, sie würde dem Entertainer gefallen: „Auf diese Art, Michael, werden Fans von der ganzen Welt zu dir kommen, anstatt dass du zu ihnen kommen musst.“ „Und Michael Jackson gefiel das“, sagt Tohme.

Zwei Wochen später stimmte Michael zu, wieder nach Los Angeles zu ziehen und dort zu wohnen, bis er nach London abreisen würde. Tohme arrangierte ihm eine große Suite im Seitenflügel des Bel-Air-Hotels, weit abseits, wo das Management ihm erlaubte, ein Heimstudio mit einer portablen Tanzfläche einzurichten. Etwa eine Woche nach seinem Einzug probierte Michael Sessions mit verschiedenen Tänzern und Musikern aus. Er aß regelmäßig und schlief besser als all die Jahre zuvor. Tohme erinnert sich: „Er wollte der Welt zeigen, dass er immer noch Michael Jackson, der King of Pop ist. Und ich sah es vor meinen Augen wahr werden.“ An einem Tag brachte Tohme Mina Shafiei, eine der besten Schneiderinnen von Beverley Hills, mit zum Hotel, bekannt dafür, Hochzeits-Ausstattungen für Prominente zu kreieren, um an Michael für ein paar Seidenjacken und Brokathemden Maß zu nehmen, die er so mochte. „Ich wollte, dass Michael wie der größte Star von LA aussieht, sobald er nur den Fuß vor die Tür setzte“, erinnert sich Tohme. „Ich wollte, dass er sich wie der größte Star fühlte.“

Die Nachricht, dass sein an seinem 50. Geburtstag veröffentlichtes Sample-Album King of Pop in die Top Ten jedes Landes, in dem Sony es herausgebracht hatte, gestiegen war und dass man beabsichtigte, das King-of-Pop-Konzept für weitere Alben auszubauen, hatte Michael sehr ermutigt. Die sich verbreitenden Gerüchte über ein Comeback Michael Jacksons führten außerdem zu einer Menge Interviewanfragen. Tohme lehnte alle Veröffentlichungen ab, die nicht garantierten, dass sie in ihren Artikeln seinen Klienten immer nur als „Michael Jackson, der King of Pop“ bezeichnen würden. Die Zahl der Musiker, Produzenten und Songschreiber, die anriefen, um mitzuteilen, sie würden gerne im Hotel Bel-Air auf einen Besuch vorbeikommen, verdoppelte sich wöchentlich. Tohme sagt: „Michael wurde sehr froh. Er machte jeden Tag sein Work-out, tanzte, sah fantastisch aus, lächelte ständig und war immer klar und voll bei der Sache. Der Rollstuhl, der Schirm und die verschiedenfarbigen Slipper waren verschwunden. Es gab keine Medikamente, keine Schlafprobleme. Ich weiß das, weil ich ständig dort war. Ich sah ihn zwei bis drei Mal täglich. Wir sprachen am Telefon, sechs Mal am Tag. Ich konnte sehen und hören, wie es ihm jede Woche besser ging.“

Tohme schien seiner Rolle als Jacksons Manager gerecht zu werden und schloss ein Geschäft nach dem anderen ab. Eine „Michael Jackson Dance“ -Anwendung für My Space und Facebook, die 3 Tage vor Michaels Geburtstag veröffentlicht wurden, wurden zu einem Online-Verkaufserfolg. Im September eröffnete das deutsche Teen-Magazin Bravo die Serie Legends mit einer Extra-Ausgabe nur über Michael Jackson. Im selben Monat gaben Hot Toys bekannt, an Weihnachten eine neue Michael-Jackson-Actionfigur in Japan auf den Markt zu bringen. Vier Wochen später plante diese Firma die Veröffentlichung einer Michael Jackson-Cosbaby-Linie, einer Serie von sieben kleinen Figuren, die den Star in unterschiedlicher Aufmachung zeigen würde, von seinem Billie Jean Motown25 Outfit hin zum Kostüm der HIStory Tour.

Tohme hatte auch Sony dazu veranlasst, Jackson seinen Anteil von 12 Millionen Dollar auszuzahlen, der ihm vom Verkauf des Thriller25 Albums zustanden. „Sie hatten nicht das Recht, diese Einnahmen für den Katalog zurückzuhalten, sie mussten es weiterleiten“, erklärt Tohme. „Sony war nicht gewohnt, dass jemand, der Michael Jackson vertrat, so energisch mit ihnen umging, ihnen mit einer Rechtsprüfung oder Klage drohte. Aber mir war mein Verhältnis zu Sony egal. Mir war mein Verhältnis mit AEG egal. Mir war nur das Verhältnis zu Michael Jackson wichtig. Und das brauchte er.“ Jackson wies seinen Manager an, alles, was nach Schuldenabzahlung von den 12 Millionen übrig blieb in etwas einzuzahlen, das die beiden „The Lockbox“ (Schließfach/Schließkassette) nannten; Kapital, das Michael dazu gebrauchen würde, das Bolkiah Spanish Gate Anwesen zu kaufen, wenn die Shows in London beendet wären. Der neue Manager des Entertainers hatte AEG schon mitgeteilt, dass eine Bedingung von jeder Art Abkommen darin bestünde, dass eine bestimmte Summe (bei der sie sich schließlich auf 15 Millionen Dollar einigten) bezahlt werden musste, bevor Jackson überhaupt ein Konzert performte, sodass er sicher sein konnte, in die USA zurückzukehren und genug Geld zur Vervollständigung der nötigen Arbeiten an dem Bolkiah Haus in Las Vegas zur Verfügung zu haben.

Mittlerweile war es Tohme klar geworden, dass die Aussicht auf ein neues Heim, das Neverland ersetzen könnte, Michael mehr als alles andere motivierte, was man ihm angeboten hatte. „Er sprach ständig darüber, mehr als über das Comeback oder alles andere“, erinnert sich Tohme. „Das war sein Ziel, seine Belohnung und er war entschlossen, es zu erreichen.“ Zwischen diesem Zeitpunkt und der Fertigstellung der Shows in London, sagte Michael Tohme im Herbst 2008, solle jeder Penny, der von außerhalb des AEG Deals hereinkommen würde, zusammen mit dem Anteil von Thriller 25 in die „Lockbox“ gezahlt werden. „Er sagte, es solle geheim bleiben“, erinnert sich Tohme, „er wollte nicht, dass irgendwer es wusste oder es anrührte. Er wollte es selbst auch nicht anrühren. Und besonders seine Familie sollte es nicht anrühren. Er versprach mir, dass sie nie etwas von dem Thriller 25 Geld erfahren würden. Er wollte keinen Kontakt mit seiner Familie, welcher Art auch immer. Wir haben alle zwei Wochen seine Telefonnummer gewechselt, damit sie sie nicht erfahren würden. Er sagte, sie könnten meine Nummer bekommen und ihn über mich kontaktieren. Und er war sehr zuvorkommend. Er sagte ‚Hilf ihnen’. Wenn einer seiner Brüder anrief und Geld brauchte, sagte er ‚Gib es ihm’. Und er war immer großzügig zu seiner Mutter. Er liebte seine Mutter und vertraute nur ihr, sonst niemanden in der Familie. Aber er wollte auch nicht, dass sie die Telefonnummer bekam, denn die anderen würden sie dazu benutzen, um Dinge von ihm zu bekommen.“

Die Familie war jedoch auf den zunehmenden Aufruhr um Jackson herum aufgesprungen, und Ende Oktober musste Tohme ein Statement von Michael Jackson, über das Gerücht, dass Jackson beabsichtige, mit seinen Brüdern auf eine Reunion-Tour zu gehen, veröffentlichen: „Meine Brüder und Schwestern haben all meine Liebe und Unterstützung, und wir haben sicher viele großartige Erlebnisse geteilt, aber zur jetzigen Zeit habe ich keine Pläne, mit ihnen Musik aufzunehmen oder zu touren. Ich bin im Studio und arbeite an neuen, aufregenden Projekten und freue mich darauf, diese bald mit meinen Fans zu teilen.“

Ein Brief von Michael an seine Fans, Bel Air Hotel 2008

Im November schritten die O2-Verhandlungen schnell voran, erinnert sich Randy Phillips, und Michael schien jede Woche enthusiastischer zu werden, seine Karriere wiederzubeleben. Während eines Meetings mit Michael im Bel-Air Hotel sagt Phillips: „Ich fragte ihn geradeheraus ‘Warum sagst du jetzt Ja zu der Tour? Ist es das Geld?’ Michael antwortete, zum Teil sei es, um seine finanzielle Situation zu ordnen, aber der zweitwichtigste Grund sei, dass seine Kinder jetzt alt genug seien, um ihn auftreten zu sehen und zu verstehen, warum die Menschen ihn auf der Straße verfolgten. Und er wollte, dass die Menschen sich wieder über seine Arbeit unterhalten würden anstatt über seinen ‚Lebensstil‘. In diesem Meeting spürte Phillips zum ersten Mal, dass Jackson immer noch große Ambitionen hatte. Er beschrieb die Filme, die er machen wollte, sprach über das Comeback-Album, das er parallel zu den O2-Konzerten veröffentlichen wollte, sprach davon, dass er sich endlich wieder irgendwo niederlassen wollte, darüber, ein neues Zuhause zu finden, einen Ort, den er genügend lieben würde, um Neverland gehen lassen zu können.

Meeting im BelAir Hotel (Feb. 2009)

Dennoch wussten alle, die an der Ausarbeitung der Details der London-Verträge beteiligt waren, dass sie sich auf dünnem Eis bewegten. „Jeder sagte zwei Dinge über ihn“, sagte Tom Barrack gegenüber dem Fortune Magazine. „Erstens, wenn Michael Jackson ein Comeback machen würde, wäre es das großartigste Ereignis der Musikgeschichte. Und Zweitens, es würde niemals stattfinden.“

Die Leute sagten zu mir, ich sei verrückt, es würde mir das Herz brechen“, vermittelte Randy Phillips dem Rolling Stone. „Aber ich glaubte einfach an ihn. Wie oft in deiner Karriere kommst du mit derartiger Größe in Berührung?“


Übersetzung: M.v.d.L.


Am 5. Mai 2009 kündigte Michael Tohme Tohme:

„Auf meine Anweisung hin und mit sofortiger Wirkung ist Dr. Tohme R. Tohme nicht mehr länger dazu befugt, mich zu repräsentieren und private oder geschäftliche Verhandlungen in meinem Namen zu führen….“

Dieser behauptete jedoch, dieses Kündigungsschreiben nie bekommen zu haben, und blieb bis zu Michaels Tod auf seinem Posten. Michael hatte sich auch gegenüber June Gatlin, seiner spirituellen Beraterin, dazu geäußert, dass er Angst vor Tohme hatte, wie in diesem Video zu hören ist:

Michael Jackson aveva paura del Dr Tohme Tohme[ TEL INEDITA]

June Gatlin: „Er hatte Michaels komplettes Leben übernommen. Michael hatte Todesangst vor ihm.“

Aufzeichnung eines Telefongesprächs mit Michael und June:

Michael: Als wir zuletzt gesprochen haben, sagtest du, ich sollte Tohme überprüfen, ich habe ihn komplett überprüft. Dieser Typ er ist … er hat diese Art, die ihn aussehen lässt wie … sieh, was er gemacht hat, … da ist eine Kluft zwischen mir und meinen Vertretern und ich rede nicht mit meinem Anwalt, meinem Buchhalter. Ich rede mit ihm und er redet mit ihnen.

June: Das ist nicht gut!

Michael: Ich weiß, dass es nicht gut ist. Ich mag es nicht. Ich möchte jemanden dabeihaben, den ich kenne und dem ich vertraue. Ich kenne meine Buchhaltungsunterlagen nicht, ich weiß es einfach nicht.

June: Oh, das ist nicht gut, Michael!

Michael: Ich weiß, dass es nicht gut ist.

Interviewer: Als Michael mit dir gesprochen hat, was hat er gesagt?

June: “June, ich mag ihn nicht. Ich vertraue ihm nicht. Er ist fies. Er versucht mich von allem und allen, die ich liebe zu trennen.“

Fortsetzung Telefongespräch Aufzeichnung:

June: Du kannst nicht erlauben, dass jemand völlige Kontrolle über dein Leben hat.

Michael: Da stimme ich dir vollkommen zu. Deswegen rufe ich dich an.

(Übersetzer unbekannt)


Anmerkung: Das oben übersetzte Kapitel stammt aus dem Buch „Untouchable – The Strange Life and the Tragic Death of Michael Jackson“ von Randall Sullivan. Die Übersetzung dieses Kapitels bedeutet jedoch nicht, dass ich auch das ganze Buch empfehlen möchte. Das Buch, das Tom Mesereau zwar immer anpreist und zitiert, weil es zumindest klarstellt, dass Michael unschuldig ist und zu Unrecht beschuldigt wurde, hat ansonsten jedoch einige Mängel, die nicht dazu beitragen, Michaels Leben richtig dazustellen. Es gibt ein paar gute Kapitel und viele, die schlecht recherchiert sind und dadurch Dinge verbreiten, die teilweise 1:1 aus Tabloid-Quellen übernommen wurden. Die Wahl der Quellen ist in diesem Buch immer ausschlaggebend für die Qualität der Aussagen, die in den einzelnen Kapiteln zu lesen sind. Und ich hatte den starken Eindruck, dass die Quellen teilweise auch so gewählt wurden, dass sie bei manchen Themen (besonders auffällig beim Thema „plastische Chirurgie“) eher die schon zuvor dagewesene Einstellung des Autors weitergeben wurde, als objektiv zu sein.

Das Kapitel, das ich übersetzt habe, bezieht sich zu einem Teil auf Gespräche des Autors mit Tohme Tohme. Deshalb auch die vielen direkten Zitate und natürlich oft die Sicht der Dinge aus Tohmes Perspektive. (… wobei man trotzdem zwischen den Zeilen eine andere Story erkennen kann.) Wie Sullivan in seinem Anhang schreibt, ist ihm bewusst, dass Tohme als Quelle kontrovers gesehen wird. Was ich jedoch interessant fand, ist, dass Tohme sich überhaupt zu mehreren persönlichen Gesprächen und einigen Telefonaten mit Sullivan bereit erklärte, da er insgesamt kaum Interviews gab und auch sonst nicht greifbar zu sein scheint.

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