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“A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.” – Michael Jackson


Dieser umfangreiche Artikel verfolgt die Geschichte der Umweltbewegung und betont die Rolle des verstorbenen Popstars Michael Jackson als prominenten Umweltaktivisten. Mit Fokus auf Jacksons „Earth Song“, verwebt der Artikel die Geschichte von Umweltkatastrophen, Umweltaktivismus und der Musik- und Filmkarriere des Künstlers. Der Artikel schließt mit einem Aufruf zur Verantwortung jedes Einzelnen für den Schutz des Planeten und würdigt Jacksons Beiträge zur Förderung des Umweltbewusstseins.


Das Lied der Erde singen: Jemand sang das Lied der Erde schon lange, bevor es modern wurde, ihre Stimme zu werden

Die Worte „Stummer Frühling“ beschwören ein entsetzliches Bild herauf – nach den dunklen, kalten Wintermonaten bricht ein Pseudo-Frühling heraus, mit einem lautlosen Wind, der keine Geräusche von Singvögeln mit sich trägt, keinen Froschgesang, kein Grillenzirpen, keine Bienen, um die Blumen zu bestäuben, und deshalb auch keine Blumen oder Nahrung … und kein … Leben.

Schwer vorstellbar. Aber genau dieses Szenario stellte sich eine Autorin vor, die etwa 1962 die ersten Umwelt-Alarmglocken läutete, eine Meeresbiologin namens Rachael Carson schrieb „Der stumme Frühling“ (Silent Spring) nachdem sie einen Pestizid-Cocktail aus Heizöl und DDT entdeckt hatte, der auf Feldern versprüht wurde, um die Nutzpflanzen vor zerstörerischen Insekten zu schützen. Das Pestizid rottete nicht nur Insekten aus; es tötete auch Bienen und anderes Getier. Carsons Buch, welches die Gefahr beschrieb, Nutzpflanzen mit tödlichen Substanzen zu besprühen, die sowohl vogelartige Spezies als auch Säugetiere töteten, wurde ein rasanter und wütender Gegenschlag durch die Chemie-Konzerne entgegengebracht. Damit begannen die Öko-Kreuzzüge.

Die Sechzigerjahre

Während dieses Jahrzehntes des Kalten Krieges, wird ein Atomteststopp Abkommen vereinbart; man beginnt, sich für Wasser- und Luftqualität zu interessieren und es entsteht eine Lobby für saubere Luft und Wasser; der Rhein ist durch die Einleitung von Pestiziden verunreinigt, wodurch es zu einem massiven Fischsterben und zur Entstehung eines tödlichen Ökosystems kommt, dessen Regeneration Jahrzehnte in Anspruch nahm; der Fluss Coyahoga, der am meisten verschmutzte Fluss der USA, entzündete sich selbst und dieser Vorfall wurde wenig beachtet, bis das Time Magazine die Story publik macht: ‘Im Coyahoga leben keine Fische und er sickert anstatt zu fließen.’ Das menschliche Bewusstsein öffnet sich einen kleinen Spalt, als die Apollo 8 das Foto vom „Erdaufgang“ (Wikipedia: Earthrise) veröffentlicht. Das Foto zeigt einen verdunkelten Blick auf die Erde, die über dem Mondhorizont „aufgeht“. Der Naturfotograf Galen Rowell nennt es „das wichtigste Umwelt-Foto, das je aufgenommen wurde.“

Die Siebzigerjahre

In den Siebzigern moderierte David Suzuki eine TV-Serie namens „Die Natur der Dinge“ (The Nature of Things), die das Verhältnis der Menschen zur Natur untersuchte; der „Tag der Erde“ (Earth Day) wird gegründet, die USA gründen die „Umweltschutz Behörde“ (Environmental Protection Agency), Aldo Leopold veröffentlicht „Am Anfang war die Erde. Plädoyer zur Umwelt-Ethik“ (Sand County Almanac); Greenpeace wird gegründet; der Club of Rome, die Vereinten Nationen und andere Organisationen rufen überall auf der Welt, beginnend mit Stockholm, Schweden, Umweltkonferenzen ins Leben; Gesetze zur Reinhaltung von Luft und Wasser und zum Schutz gefährdeter Arten werden erlassen; im Kernkraftwerk Three Mile Island kommt es zu einem Störfall, wobei Radioaktivität in der Atmosphäre freigesetzt wird; und es kommt zu mehreren Ölkatastrophen. Diese Ereignisse fallen unter die Rubrik „Naturschutz“. Die signifikanteste Aussage zur Verletzlichkeit der Umwelt kommt in überraschender Form aus einer ungewöhnlichen Quelle: Die NASA veröffentlicht das Foto AS 17-148-22727, genannt „Blaue Murmel“.

Zum ersten Mal erblickt die Menschheit die ganze Erde als eine wunderschöne, atemberaubende Insel, gesehen aus der Perspektive des Weltraums. Das ikonische Foto veranschaulicht, dass es sich um einen eigenständigen und begrenzten Planeten handelt, auf dem wir ohne teilende Grenzen, die Menschen von Menschen trennen, leben. Das Bewusstsein öffnet sich weiter. 

Die Achtzigerjahre

In den 1980er-Jahren spitzt sich die Umweltbewegung zu und die Kämpfe werden ernst: Die Rainbow Warrior, das Flaggschiff von Greenpeace, wird während einer französischen Geheimoperation zerstört, als sie den Hafen verlassen wollte, um gegen französische Atomtests zu protestieren; das Ozonloch wird entdeckt; es kommt zu Chemieunfällen und Ölkatastrophen, darunter Exon Valdez, Bhopal und Tschernobyl – der größten Nuklear-Katastrophe der Geschichte; es entstehen Umweltschutz Netzwerke zum Schutz des Regenwaldes, der Ozeane, des Wattenmeers und von Flüssen; Weltklimaberichte zum Zustand der Umwelt werden herausgegeben, darunter auch der erste Bericht, der vor Klimaveränderungen warnt. Aber 1988 geschieht etwas wirklich Bemerkenswertes – das Time Magazine zeigt, anstatt der üblichen „Person des Jahres“, den „Planeten des Jahres“, und der Titel des dazugehörenden Artikels fragte: „Was, um alles in der Welt, tun wir?“ (What in the World Are We Doing?)

Die Neunzigerjahre

Die 90er sind ein Jahrzehnt der Nachforschungen, Schulungen und Abkommen, Gipfeltreffen, Kongresse, Protokolle und in dem die Welt damit beginnt, Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Taten zu sanieren, zu einer Zeit, als die Weltbevölkerung auf 6 Milliarden Menschen angewachsen ist – eine Verdopplung der Bevölkerung seit der ersten Warnungen in den Sechzigern.

Das einundzwanzigste Jahrhundert

Das erste Jahrzehnt des einundzwanzigsten Jahrhunderts beginnt mit Präsident George W. Bushs Ablehnung des Kyoto Protokolls und seinem Boykott des Gipfeltreffens der Vereinten Nationen in Johannesburg; das Jahrzehnt ist geprägt von Orkanen, darunter auch Hurricane Katrina in den USA; von Erdbeben, Flutkatastrophen und Tsunamis; das FBI initiiert die Überwachungs- „Operation Backfire“ und stellt eine Liste von Tier- und Umwelt-Aktivisten zusammen, deren Aktionen als Terrorismus bezeichnet und die nun als „Umweltterroristen“ betitelt werden; der frühere US-Vize-Präsident Al Gore veröffentlicht den Film „Eine unbequeme Wahrheit“ („An Inconvenient Truth”), eine Dokumentation über den Klimawechsel und die auf der Erde angerichteten Umweltzerstörungen, welche die Bevölkerung in Schock versetzt und zu einer der weltweit erfolgreichsten Dokumentationen wird, wobei tausende Aktivisten freiwillig dabei helfen, den Film dem Publikum zugänglich zu machen. Er gewinnt zahlreiche Preise und führt zu einem Nobelpreis für Gore.

Seit dem Film „Eine unbequeme Wahrheit“, und anderen Filmen über Umweltangelegenheiten, rücksichtslose Wirtschaftsunternehmen und unkontrollierten Konsum, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf den Planeten, sind wir alle darüber informiert, was es mit dem Klima und dem Klimawechsel auf sich hat. Kapitalkräftige Interessenvertreter von Unternehmen arbeiten daran, der öffentlichen Stimmung mit Zynismus zu begegnen, sie erklären die Forschung und die Wissenschaftler zum Feind. Einige illustre Wissenschaftler behaupten jetzt, wegen den in der Vergangenheit durch rücksichtsloses Verhalten angerichteten Schäden und der Gleichgültigkeit gegenüber der Erde, der Bevölkerung und der Wissenschaft, die uns zum Punkt ohne Wiederkehr, an dem unsere gesamte Existenz bedroht ist, gebracht hat, sei der Wendepunkt entweder schon vorbei oder er stehe unmittelbar bevor.

Wenn berühmte und anerkannte Umweltschützer aufgezählt werden, enthält die Liste Berühmtheiten wie Rachael Carson, Aldo Leopold, Jane Goodall, Julia Hill (die 2 Jahre lang auf einem Baum lebte,) Thoreau, Roosevelt, Chico Mendes, Gaylord Nelson (Gründer des Earth Day,) David Brower (Sierra Club,) John Muir, Joanna Macy, James Lovelock, Ansell Adams, Aldo Leopold, John Audubon, Al Gore und David Suzuki.

Aber niemand erwähnt jemals Michael Jackson.

Ja, genau, den Michael Jackson.

Der weltweit berühmteste Mann und musikalische Superstar war ein Umweltschützer und sah den ganzen Planeten als ein Dorf an. Er wusste Bescheid über Mikro- und Makro Ökosysteme. Er verstand den Einfluss der Umwelt auf alle Lebensformen, von der Zelle hin zu den Sternen.

Jackson war ein Studierender und begeisterter Leser; die Bibliothek von Neverland beinhaltete 10.000 Bücher, viele davon sind an den Rändern mit seinen persönlichen Notizen versehen. Er interessierte sich für alles, von Thoreau bis zu Tagore, von Musik bis zur Medizin; besonders interessierte er sich für Metaphysik und Heilung. Er las Patch Adams und Norman Cousins und verstand, dass Lachen die beste Medizin ist. Er spielte und ermunterte zum Spielen, um das innere Kind in jedem hervorzubringen – in Kindern und Erwachsenen; er öffnete seine Ranch für Freunde und Busladungen voller Kinder aus der Stadt, für kranke und benachteiligte Kinder – auch in den Zeiten, in denen er selbst abwesend oder auf einer Tour war.

Er verstand die chemischen Reaktionen im Gehirn und wie diese und die Hormone den Heilungsprozess beeinflussten. Er meditierte, nutzte Affirmation und Visualisierung und lehrte sie auch anderen.

Seit seiner Kindheit ein Empath, fühlte Michael Jackson den Schmerz der Welt genauso intensiv, wie er auch ihre Schönheit fühlte. Er erlebte den Schmerz und die Zwiespältigkeit von Ehrfurcht und Leid. Er bewunderte die Natur, liebte Tiere, schätzte schöne Dinge, liebte alle Kulturen der Welt, während er sich gleichzeitig mit Verzweiflung, Verlust, Angst, Hunger und Krieg auseinandersetzte. Seine Mutter Katherine erzählt darüber, wie er als kleiner Kerl im Fernsehen die Meldungen von Kinder-Wohltätigkeitsorganisationen über den Kampf gegen Hungersnöte ansah, und beim Anblick der Fliegen, die um die Münder von Kindern mit aufgeblähten Bäuchen herumschwirrten, in Tränen ausbrach. Er verkündete seiner Mutter eindringlich: „Eines Tages werde ich etwas tun, um das zu verändern.“ Sie berichtet, dass er es mit solcher Überzeugung sagte, dass sie ihm glaubte.

Und in der Tat verwendete er einen Großteil seines Lebens darauf, diese „Veränderung zu machen.“ Er sang es und war Vorbild dafür, indem er in allen Ländern seiner Touren Waisenhäuser besuchte und an ein Krankenhaus in jeder Stadt seiner Tour eine große Menge an medizinischer Ausstattung spendete. Durch die Kindheit als Zeuge Jehovas, erlangte er große Achtung vor Gott und der Schöpfung; als er älter wurde, erweiterte sich sein Blick auf die Welt und seine Glaubensvorstellungen entsprachen denen eines Pantheisten oder Kosmologen. Er sah die Menschheit wahrhaftig als Eins. Schon in seiner Jugend mit den Jackson 5 schrieb er Texte, die ein Aufruf an die Menschheit waren, als eine Einheit zusammen zukommen.

„Can You Feel It“, geschrieben von Michael und seinem Bruder Jackie, bittet um ein Ende von Rassismus, Krieg und Gleichgültigkeit gegenüber „deinem Bruder“ – eine seiner vielen Referenzen an die Bibel.

„We Are The World“ geschrieben im gleichen, aus Mitgefühl geborenen menschlichen Geist, war 1985 eine weitere Hymne, entstanden aufgrund einer Idee des Sängers und Aktivisten Harry Belafonte, eines weiteren Helden der Unterdrückten. Belafonte war von der Hungersnot in Afrika, die Millionen Leben forderte, beunruhigt. Michael Jackson und Lionel Richie waren dazu berufen, das Lied zu schreiben, welches dann von einigen der weltweit bekanntesten Musiker aufgenommen werden würde: Ray Charles, Stevie Wonder, Bono, Tina Turner, Bruce Springsteen, Billy Joel, Willie Nelson, Kenny Loggins, Kenny Rogers, Diana Ross, Bob Dylan und anderen zusammen mit Richie and Jackson. Richie, Jackson und ihre Mitsinger erinnern uns daran: „wir sind die Welt/wir sind die Kinder“ und wir können Entscheidungen treffen, die die Welt freundlicher machen und allen Menschen auf der Erde ein besseres Leben ermöglichen.

„Heal The World“ ist ein weiteres Lied Jacksons darüber, die Kraft des menschlichen Herzens zu nutzen und wirbt für die Liebe für die gesamte Menschheit als Mittel gegen die offensichtlichen sozialen Versäumnisse der Menschen. Er fordert die Welt dazu auf, zusammenzukommen, um diesen Ort besser zu machen – zu einem Ort ohne Angst und Sorgen. Er erinnert daran, dass

people are dying
if you care enough for the living
make a little space
to make a better place
Menschen sterben
wenn du genug auf das Leben achtest
mache ein wenig Platz
um einen besseren Ort zu schaffen

„Cry“ beginnt Jackson mit einer Mahnung zur Empathie: „Jemand zittert, wenn der Wind bläst/ jemand vermisst einen Freund/ jemand fehlt ein Held …“ und er sagt den Tag voraus, an dem es keinen Krieg mehr geben wird. Sein Kurzfilm (Musikvideo) zeigt Menschen jeder Herkunft, jeden Alters, jeder Rasse und Hautfarbe, die sich an den Händen halten – wie in „Hands Across America“, einer Aktionsveranstaltung von 1986, die sich über die gesamten USA ausdehnte und 34 Millionen Dollar für Notleidende und Heimatlose einbrachte, und an der Jackson ebenfalls teilnahm.

In „Black or White“ vereinigt Jackson die Rassen mit einer Methode, die zu dieser Zeit der neuste Stand der Technik war – mit der Magie des Films erschafft er eine Montage von Gesichtern, die sich von einer Ethnie in eine andere verwandeln (morphen), und jede Rasse, Abstammung und jedes Merkmal des menschlichen Gesichts zeigt. Die Ironie dieses Klassikers für Jackson selbst, liegt in seiner ererbten Krankheit Vitiligo, die die Pigmentzellen der Haut zerstört, im Zusammenhang mit Lupus, einer weiteren Autoimmunerkrankung, die Gelenkprobleme verursacht und Knorpelgewebe zerstört. Er verwandelte sich von schwarz zu weiß und änderte sein Aussehen durch Operationen, Diäten und der Behandlung seiner Erkrankungen, nachdem Thriller, sein episches und bestverkauftes Album aller Zeiten, ihn in den Superstardom katapultierte.

Obwohl er oft dafür verspottet wurde, seine Haut zu bleichen und sein Aussehen zu verändern, um seine Rasse zu leugnen, war er ein stolzer, schwarzer Mann, der sein Leben auf der Bühne, vor den Augen der Öffentlichkeit, lebte; für einen Mensch und Performer, der in der Öffentlichkeit steht, konnte nichts verheerender sein, als weiße Flecken, die auf einer schokoladenbraunen Haut erschienen, oder die Zerstörung von Knorpelgewebe, das Knochen und Gelenke im Körper zusammenhält.

Ein Studium von Jacksons Texten und besonders seiner Musikvideos, die er als Kurzfilme bezeichnete, ist aufschlussreich und beständig in den wiederkehrenden Themen – Menschheit, Liebe und Einheit. Jeder einzelne Film ist mit Metaphern, Botschaften und Mitgefühl gefüllt – und einer nicht zufälligen Mehrdeutigkeit. Als ein vorbildlicher und zurückhaltender Geschichtenerzähler, erreicht dich Jacksons Botschaft, bevor es dir bewusst ist, und du findest dich selbst eingetaucht in den Pathos eines jeden Themas, das er in Angriff nimmt oder präsentiert.

Unter den unzähligen Themen von Jacksons Filmen – versteckte Wirkstoffe in Kunst gekleidet – findet man menschliches Versagen, zeitkritische Fragen oder gesellschaftliche Probleme mit subtilen, manchmal unmerklichen, unterschwelligen und dennoch eindringlichen Referenzen an andere ikonische Werke, Urformen (Archetypen) und universal und für alle Menschen geltende Leitgedanken.

Doch das Kronjuwel in Jacksons Schatzkammer ist sein Opus „Earth Song“, den er als sein bedeutendstes Werk betrachtete, mit seiner ungewöhnlichen Verschmelzung von Oper, Rock, Pop, Blues und Gospel, vollendet mit Chor und Orchester. Die Inspiration kam durch das Time Magazine, als der Verlag 1988 die ikonische Jahresausgabe veröffentlichte, die normalerweise eine Person mit einem signifikanten Einfluss auf die Welt vorstellte, die dann als „Person des Jahres“ am Cover abgebildet wurde. Doch in diesem Jahr zeigte das Time Magazine anstatt einer Person am Cover den „Planeten des Jahres“, mit einer Grafik, die eine in Ketten liegende, als Geisel genommene Welt zeigte, und dem Titel des dazugehörenden Artikels, der fragte: „Was, um alles in der Welt, tun wir?“ (What in the World Are We Doing?)

Als jemand, der an das Potenzial der Menschen glaubte, ihre gesellschaftlichen Probleme gemeinsam zu lösen, der die Natur liebte, Tierhaltung und die Verbindung von Mensch und Tier befürwortete, verinnerlichte Jackson die Gefährdung aller Lebewesen und von allem, was ihm lieb und teuer war, so auch der Erde selbst. Ihm nahestehende Freunde zitieren ihn: Michael Jackson dachte in Dimensionen von Epochen und Planeten, während viele Menschen in Dimensionen von Zeit und Raum denken.

Als jemand, der nicht vor Themen persönlicher Verantwortlichkeit zurückschreckte („Man In The Mirror“) und die Kraft des Kollektivs verpflichtete, gab Jackson sich daran, eine Ode an den Planeten zu schreiben, vertont mit Musik, in der sein nach Art eines Liebesgedichts von Rumi selbst geschriebenes Gedicht widerhallte – „Erde, meine Heimat mein Platz/ eine kapriziöse Besonderheit im Meer des Weltalls …“ Er brütete sieben Jahre über der Hymne und hegte sie. Die ersten Akkorde, die er in einem Hotelzimmer in Wien, der Heimat Mozarts, empfing waren: Von As-moll zu einem Cis Dreiklang; von einer A-Moll7 zu einem Cis Dreiklang, dann aufwärts modulierend von B-Moll zu einem Es Dreiklang.

Einfach, elegant und kraftvoll, klangen die Akkorde wie eine Klage für Gerechtigkeit für die Erde. Geschrieben in Form einer Kirtan (Eulogie), mit Call and Response-Gesang (Ruf und Antwort), führt Jackson das Stück genau auf diese Art, von einer hoch über den Köpfen seines Publikums schwebenden Plattform einer Hebebühne herab, auf:

What about the crying man
what about Abraham
what about the Holy Land?
Was ist mit dem weinenden Mann
was ist mit Abraham
was ist mit dem Heiligen Land?

Klagend stellt er Fragen zu Blutvergießen und Krieg und sterbenden Kindern; über Tiere und Natur und die Ozeane und den Zustand der Luft: „Ich kann nicht einmal mehr atmen!“
(„I can’t even breathe!“) Er möchte wissen, was mit dem Sonnenschein, dem Regen, dem Himmel passieren wird; er fragt, an welchem Punkt wir uns falsch entschieden haben, spricht die um sich greifende Gleichgültigkeit an und schreit ungläubig eine Frage heraus: „Interessiert uns das überhaupt?“ („do we give a damn?“) Begreifen wir, wie viel Tod und Zerstörung die Menschen auf diesem Planeten und an ihresgleichen verursachen?

Für sein episches und dramatisches Werk und Ode an die Erde setzte Jackson Orchester und den Andre Crouch Chor ein. Der Refrain, nur aus Lauten bestehend, lässt sein künstlerisches Talent erkennen, den Schmerz, anstatt in Worte zu fassen, zu vokalisieren. Den ersten Hinweis dazu, wie Schmerz ohne genaue verbale Definition vokalisiert wird, kann man in seinem Kurzfilm „Smooth Criminal“ finden. Es ist ein Sound, der eine ganze Enzyklopädie an menschlichen Erfahrungen in einer langen, klagenden Lautäußerung ausdrückt. Jackson gelingt es, aus ein paar einfachen, aber machtvollen musikalischen Akkorden Verzweiflung heraus zu wringen. Es ist die Sprache der Seele. Menschliche Trauer, ausgedrückt durch einen Laut tief aus der Kehle, muss der verzweifeltste existierende Klang sein – Jacksons Wehklagen im „Earth Song“ erinnert an eine Mutter, die gerade den sinnlosen Tod ihres einzigen Kindes erfahren hat.

Diejenigen, die am Mischpult im Aufnahmestudio saßen, hörten es ganz bestimmt auf diese Weise, als Jackson in der Kabine war, um es aufzunehmen. Er war, wie er es immer tat, alleine im Dunkeln – er sang für gewöhnlich ohne Licht. Seine Toningenieure erzählen davon, wie sich ihnen die Härchen an den Armen und im Nacken aufstellten, als der Gesang aus diesem tiefen, dunklen Ort erklang – sehr viel tiefer und weiter entfernt, als die Wände der Aufnahmekabine. Es war, als ob Jacksons wehmütige Klage direkt aus den Lungen von Mutter Erde heraus gebrüllt wurde; als ob er die Seele und den Atem des Planeten übermittelte.

Sein zur Begleitung der Botschaft erstellter Musik-Kurzfilm, vermittelt den gleichen Ethos, den die Musik durch die meisterliche Komposition hervorruft, durch Bilder. Er beginnt unschuldig, mit einem Kind in einem üppigen Naturszenario, erinnernd an den Garten Eden, und setzt sich fort in Bildern, die die Erfahrung von Hunger, Jagd auf Tiere, Zerstörung der Ozeane, Abholzung und Krieg zeigen und auf denen oft auch Kinder zu sehen sind. Man sieht Jackson durch einen abgebrannten Wald gehen, einem heftigen, rätselhaften, Zerstörung andeutenden Wind standhalten, während die Schäden sich später wieder umkehren und das Ökosystem des Planeten neu geboren und wieder hergestellt wird.

„Earth Song“ war die Performance seiner Live-Konzerte, in der sich den Zuschauern das ganze Drama offenbarte, inklusive einer überdimensionalen Leinwand mit dem wunderschönen Bild der rotierenden Erde, einem spektakulären, auf die Bühne donnernden Panzer, mit Soldaten, mit Gewehren im Anschlag, um den Krieg und das unmenschliche Verhalten von Menschen gegenüber ihresgleichen zu zeigen. In einem Kostüm aus zerrissenen, zerfransten Kleidern, wrang Jacksons Performance sein Publikum buchstäblich aus. Hunderte fielen in Jacksons Konzerten in Ohnmacht und niemand vergaß die Bilder und Emotionen, die während einer Live-Performance aufgerufen und heraufbeschworen wurden, die von manchen als eine Art von Eintauchen in eine Tauf-Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit und einzigartiges gemeinsames Erleben geschildert wurde. Seine Zuschauer beschreiben, dass sie seine Veranstaltungen beschwingt und vereint in einer unbeschreiblichen Stimmung verlassen haben – er „war eine Kraft“.

Er wusste, dass die Botschaft seines Earth Songs tiefgründig und gewaltig sein musste, und Millionen Menschen auf der ganzen Welt erreichen musste, um den Impuls zu einer Veränderung zu setzen, besonders für die nächste Generation – die es letztlich durch die Jugend lernen würde, die die Botschaft „Was ist mit uns“ („What about Us“) hören und verinnerlichen und die Frage übersetzen würde: „Wo ist unsere Verantwortlichkeit für das Raumschiff Erde; wer lenkt unser Zuhause?“ „Jetzt weiß ich nicht, wo wir sind/ Ich weiß nur, wir sind weit abgetrieben.“ („Now I don’t know where we are/ I only know we’ve drifted far.“)

„Earth Song“ erreichte überall in Europa Platz 1, wurde zur erfolgreichsten Aufnahme in England, und wurde weltweit von 250 Millionen Michael Jackson Fans gehört.

Diejenigen, die mit Jackson über Jahrzehnte eng zusammenarbeiteten, erfuhren, dass er oft Musik in seinem Kopf hörte, die er einfach von irgendwo empfing. Er kreditierte immer den Schöpfer für seine Musik, indem er sagte, sie wurde im Weltall erschaffen, kam von Gott, und er pflückte sie einfach von dieser Quelle, lud sie herunter und arbeitete daran, den letzten Durchlauf so nahe wie möglich an den Original-Sound zu bekommen – der nur von ihm und dem inneren Ohr gehört wurde. Er war in jeder Beziehung ein Perfektionist; er benötigte 7 Jahre, bis er überzeugt war, dass „Earth Song“ vollendet sei.

Wenige erkennen in Michael Jackson einen Verteidiger der Menschheit und ihren lautesten und erfolgreichsten Cheerleader und Humanitär. Und noch mehr erkennen nicht den unerschütterlichen Verfechter für den Planeten und die Umwelt. Einer der Gründe, warum er die „Earth Song“ Performance in seine letzten Konzerte, „This Is It“, in London aufnehmen wollte, war: „Uns bleiben nur noch wenige Jahre, um es hinzubekommen, oder es wird alles vorbei sein. Wir müssen es tun; es liegt bei uns!“, wie er es seinen Mitwirkenden während des üblichen Gebets- und Dankes-Kreises bei Proben und Live-Konzerten sagte.

Und das Bewusstsein öffnet sich weiter, um 250 Millionen Seelen zu schlucken, während „This Is It“, die erfolgreichsten Dokumentation aller Zeiten, es noch weiter ausdehnt, um noch ein paar Millionen mehr einzuschließen und sogar noch eine andere Generation …

Diejenigen, die die wahre Jackson-Story kennen und nicht die Boulevard-Karrikartur, die von den Medien geschrieben wurde, um sein Leben aus Profitgier darzustellen und auszubeuten, wissen, dass er sich sehr um das Leben sorgte – um alles Leben, die Menschheit und die Erde. Das war der Grund für den größten Teil seiner Werke, mit ein paar dazwischen eingestreuten „Pop“-Stücken, um in der Welt der Pop-Kultur und -Musik relevant zu bleiben. Es war seine Lebensmission, ein Vermächtnis für Kinder und die Zukunft zu hinterlassen und „Earth Song“ war in seinen Augen sein größtes musikalisches Werk.

„Ich bin meiner Kunst verpflichtet. Ich glaube, das höchste Ziel jeder Kunst ist die Verbindung des Materiellen und des Spirituellen, des Menschlichen und des Göttlichen. Und ich glaube, das ist der wahre Grund für die Existenz von Kunst und dessen, was ich tue.

Und ich fühle mich glücklich, das Instrument zu sein, durch das Musik fließt …

Tief im Innern spüre ich, dass diese Welt, in der wir leben, ein gewaltiges, monumentales Symphonieorchester ist. Ich glaube, dass Klang die ursprüngliche Form jeder Schöpfung ist, und nicht einfach irgendein Klang, es ist Musik. Kennst du den Ausdruck „Sphärenmusik“? Also das ist eine sehr wörtliche Bezeichnung. In den Evangelien lesen wir: „Und Gott der Herr machte den Menschen aus dem Staub der Erde und atmete den Atem des Lebens in seine Nase und der Mensch wurde eine lebendige Seele.“ Dieser ‚Atem des Lebens‘ ist für mich die Musik des Lebens und sie durchdringt jede Faser der Schöpfung.“

~ Michael Jackson

„Earth Song“ war tatsächlich das letzte Lied, das Michael Jackson in seiner letzten Proben-Nacht, in den letzten Stunden seines Lebens, sang.


© 2014 B. Kaufmann, Words and Violence Founder, Writer/Editor, Voices Education Project




Übersetzung: M.v.d.L.


Quellen:

Bruce Swedien, In The Studio with Michael Jackson, Hal*Leonard Books, New York, 2009.

Joe Vogel, Man In the Music: The Creative Life and Work of Michael Jackson, Sterling, New York, 2011.

Chris Cadman & Craig Halstead, Michael Jackson for the Record, Bright Pen, England, 2009

Lynton Guest, The Trials of Michael Jackson, Aureus Publishing, United Kingdom, 2006
Michael

Jackson, Dancing the Dream, Doubleday/Transworld, London, 1992.

Interview: David Nordahl, Santa Fe, MN U.S.A.;  „Jackson: Artist, Collaborator, Friend.“

Brad Sundberg, „In the Studio with MJ“ Symposium, New York, 2013; Jackson: Sound Engineer and Collaborator- studio and Neverland.

Interviews and letters, Anonymous: Fans, biographers, guests.

Submitted by Marilyn Turkovich on Thu, 2014-08-28 17:43


* … Der Link http :// voiceseducation .org/ node/7894 funktioniert leider nicht mehr.

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