Michael Jacksons einzigartige Musik transzendiert Rassengrenzen und definiert weltweit die Möglichkeiten der Popmusik neu. Trotz seiner bahnbrechenden Erfolge und seines enormen Einflusses wurde ihm jedoch von vielen Kritikern der Respekt verweigert, den er verdiente. Jacksons Erbe stellt nicht nur seine unübertroffene kreative Brillanz dar, sondern auch seinen mutigen Kampf um Anerkennung und Respekt als afroamerikanischer Künstler in einer von Rassentrennung und Stereotypen geprägten Branche.
Sein heutiger Einfluss beweist, dass er einer der größten Schöpfer aller Zeiten ist, aber Jacksons Kunst bekommt weiterhin nicht – wie die vieler andere Schwarzer Künstler auch – den Respekt, den sie verdient.
Mehr als zweieinhalb Jahre nach seinem viel zu frühen Tod, macht Michael Jackson weiter damit, uns zu unterhalten. Der Cirque du Soleil mit seiner die Massen begeisternden Michael Jackson Immortal World Tour kreuzt derzeit durch Nordamerika, während eine kürzliche Episode von Glee mit dem Thema Jackson einen Sprung der Einschaltquoten von 16 % und seine höchsten Musikverkäufe der Saison beschert hat. Sogar Madonnas Halbzeit-Superbowl-Spektakel lässt auf einen Trend zurückblicken, der durch Jackson initiiert wurde.
Aber da gibt es einen weiteren bedeutsamen Teil an Jacksons Erbe, das Aufmerksamkeit verdient: Seine Pionierrolle als afroamerikanischer Künstler, der in einer Industrie arbeitete, die sich immer noch mit Rassentrennung, stereotypen Vorstellungen und kaum Interessenvertretung herumquält.
Jackson hat niemals irgendwelche Zweifel an seinen Ansprüchen gelassen. Er wollte der Beste sein. Als sein äußerst erfolgreiches Album Off the Wall (1981 das bestverkaufte Album, das jemals ein schwarzer Künstler veröffentlicht hat) bei den Grammy Awards nur schmählich ausgezeichnet wurde, bestärkte dies Jackson nur in seinem Beschluss, etwas noch Besseres zu machen. Sein nächstes Album Thriller wurde das bestverkaufte Album, das jemals ein Künstler jeglicher Rasse in der Geschichte der Musikindustrie herausgebracht hat. Außerdem gewann es rekordbrechende sieben Grammy Awards, riss Farbbarrieren im Radio und Fernsehen nieder und definierte auf der globalen Messlatte die Möglichkeiten der populären Musik völlig neu.
Jedoch unter Kritikern (vorherrschend Weißen) wuchsen die Skepsis und das Misstrauen nur. „Ihm wird nicht so schnell vergeben werden, dass er so viele Plattenteller bedient hat“, sagte James Baldwin 1985 voraus, „denn verdammt sicher greift er nach dem Messingring, und der Mann, der die Bank von Monte-Carlo knackte, kann Michael nicht das Wasser reichen.“
Baldwin bewies prophetische Fähigkeiten. Zusätzlich zu einer Flut von Spott über seine Intelligenz, seine Rasse, seine Sexualität, seine Erscheinung und seines Verhaltens, wurden sogar sein Erfolg und sein Ehrgeiz von den Kritikern als Beleg für den Mangel an künstlerischer Ernsthaftigkeit benutzt, Rezensionen beschrieben sein Werk regelmäßig als „kalkuliert“, „aalglatt“ und „seicht“. Etablierte Rockkritiker wie Dave Marsh und Greil Marcus lehnten Jackson notorisch als das erste große Musikphänomen ab, dessen Einfluss mehr kommerziell sei als kulturell. Elvis Presley, die Beatles und Bruce Springsteen, behaupteten sie, forderten sie Gesellschaft heraus und gestalteten sie neu. Jackson aber verkaufe einfach nur Platten und unterhalte.
Der entscheidende Punkt seines Ehrgeizes war nicht Geld und nicht Ruhm; es war Respekt. Es sollte keine große Anstrengung sein, in solch einer Behauptung die rassenbezogenen Untertöne herauszuhören. Historisch gesehen ist diese Zurückweisung schwarzer Künstler (und schwarzer Stilrichtungen) mit seinem Mangel an Substanz, Tiefe und Sinn so alt wie Amerika selbst. Es war die Lüge, die die Minstrel-Shows möglich machte (Minstrel-Show, in der stereotype Schwarze durch Schwarze ‚black minstrelsy’ oder durch Weiße mit Schwarzen Gesichtern ‚blackface minstrelsy’ dargestellt wurden). Es war eine allgemeine Kritik an Spirituals (in Relation zu traditionellen Hymnen), an dem Jazz der 20er- und 30er-Jahre, an R&B der 50er und 60er, an Funk und Disco der 70er und an Hip-Hop in den 80ern und 90ern (und das bis heute). Die kulturellen Gatekeeper verfehlten nicht nur, die ursprüngliche Gesetzmäßigkeit dieser neuen musikalischen Stile und Formen zu erkennen, sie tendierten auch dazu, die Verdienste der afroamerikanischen Männer und Frauen als Wegbereiter entweder zu übersehen oder herabzusetzen. Für weiße Kritiker war der King of Jazz nicht Louis Armstrong, nein, es war Paul Whiteman; der King of Swing war nicht Duke Ellington, es war Benny Goodman; der King of Rock war nicht Chuck Berry oder Little Richard, es war Elvis Presley.
Wenn man sich diese Geschichte der Weißen Krönungen ansieht, sollte man untersuchen, warum die Medien solche Einwände dagegen hatten, Michael Jackson als den King of Pop zu bezeichnen. Ganz sicher haben seine Verdienste einen solchen Titel gerechtfertigt. Jedoch bis zum heutigen Tag bestehen viele Journalisten seit seinem Tod 2009 darauf, ihn als den „selbst ernannten King of Pop“ zu bezeichnen. In der Tat ging der Rolling Stone im Jahr 2003 sogar so weit, diesen Titel lächerlicher Weise Justin Timberlake zu übereignen. (Um im historischen Muster zu bleiben, stellte das Magazin im letzten Jahr die Formel auf, Eminem als den King des Hip-Hop zu krönen – nicht etwa Run DMC, Public Enemy, Tupac, Jay-Z oder Kanye West).
Jackson war sich dieser Historie sehr bewusst und lehnte sich unbeirrbar dagegen auf. 1979 brachte der Rolling Stone eine Titelgeschichte über den Sänger heraus, der sagte, er habe das Gefühl, als ob er den Titelstatus nicht verdient habe. „Mir wurde immer wieder erzählt, dass schwarze Menschen auf den Titelblättern der Magazine keine Auflage machen“, vertraute ein verärgerter Jackson jemandem an. „Warte ab. Eines Tages werden diese Magazine um ein Interview betteln.“
Jackson hatte, natürlich, Recht (Rolling Stone Herausgeber Jann Wenner schickte tatsächlich einen selbstironischen Brief an ihn im Jahr 1984, in dem er den Fehler einräumte). Und zumindest während der 1980er-Jahre schien Jacksons Abbild allgegenwärtig zu sein. Jedoch langfristig gesehen scheinen Jacksons ursprüngliche Bedenken zu stimmen. Wie die unten aufgeführte Aufschlüsselung zeigt, ist sein Erscheinen auf dem Cover des Rolling Stone, der größten offensichtlichen Musikpublikation der Vereinigten Staaten, sehr viel geringer als, jenes weißer Künstler:
John Lennon: 30
Mick Jagger: 29
Paul McCartney: 26
Bob Dylan: 22
Bono: 22
Bruce Springsteen: 22
Madonna: 20
Britney Spears: 13
Michael Jackson: 8 (zwei davon nach seinem Tod erschienen; auf einem ist ebenso Paul McCartney abgebildet)
Ist es wirklich möglich, dass Michael Jackson, der wohl einflussreichste Künstler des 20. Jahrhunderts, weniger als die Hälfte des Anteils von Bono, Bruce Springsteen oder Madonna zugestanden wurde?
Natürlich beschränkte sich diese Missachtung nicht nur auf Magazincover. Sie setzte sich fort in jegliche Umgebung der Printmedien. In einer Rede in Harlem 2002 protestierte Jackson nicht nur gegen die Herabsetzung seiner eigenen Person, sondern artikulierte auch, wie er in die lange Reihe afroamerikanischer Künstler passte, die um Respekt kämpfen:
„Alle Formen der populären Musik von Jazz bis Hip-Hop, bis Bebop, bis Soul (sind eine schwarze Erfindung). Du sprichst über verschiedene Tänze vom Catwalk bis zum Jitterbug, bis zum Charleston, bis zum Breakdance – dies alles sind Formen des Schwarzen Tanzes …Was wäre das Leben ohne einen Song, ohne einen Tanz und Freude und Lachen und Musik. Diese Dinge sind sehr wichtig, aber wenn du zum Buchladen um die Ecke gehst, dann wirst du nicht eine schwarze Person auf dem Cover entdecken. Du siehst Elvis Presley, du siehst die Rolling Stones … Aber wir sind die wirklichen Pioniere, die diese Formen erfunden haben.“
Wenn er auch sicherlich sein „nicht eine schwarze Person auf dem Cover“ rhetorisch etwas ausgeschmückt hatte, seine Ausführung im weiteren Sinne der mit Sicherheit unverhältnismäßigen Darstellung in den Printmedien war unzweifelhaft korrekt. Bücher über Elvis Presley allein übertreffen zahlenmäßig zusammen genommen die von Chuck Berry, Aretha Franklin, James Brown, Ray Charles, Marvin Gaye, Stevie Wonder und Michael Jackson. Als ich mein Buch Man in the Music: The Creative Life and Work of Michael Jackson im Jahr 2005 begann, gab es nicht ein einziges seriöses Buch, das sich auf Jacksons kreative Leistungen bezog. In der Tat konnte ich in meinem lokalen Buchgeschäft Barnes & Noble zeitweise lediglich zwei Bücher überhaupt über ihn finden. Und beide handelten von Skandalen und Kontroversen über sein Privatleben.
Es schien, als wäre der einzige Weg, über Michael Jackson zu berichten, ihn als Freak darzustellen, als Kuriosität, als Spektakel. Sogar Rezensionen seiner Alben, die nach Thriller erschienen, konzentrierten sich auf die Sensationen und waren mehrheitlich herablassend, wenn nicht sogar unverblümt feindselig.
Natürlich bezog sich diese armselige Darstellung nicht nur auf die Rasse. Die Neigungen waren meistens eher subtil, verhüllt und codiert. Sie wurden zusammengepackt mit diesem allumfassenden Anderssein und zusammengefasst zu dem „Wacko Jacko“-Medienkonstrukt. Zusätzlich, wie Baldwin scharfsinnig bemerkte, waren da die nicht gänzlich unzusammenhängenden Befürchtungen über seinen Reichtum und seinen Ruhm, Aufregung über seine Exzentrizität und Sexualität, Verwirrung über sein sich veränderndes Äußeres, Geringschätzung seines kindlichen Verhaltens und Ängste gegenüber seiner Macht.
Aber unter dem Strich bleibt dieses: Irgendwie, mitten in diesem Zirkus, der ihn umgab, brachte Jackson es fertig, einen der eindrucksvollsten Kataloge in der Geschichte der Musik zu hinterlassen. Selten hat ein Künstler so geschickt die Vitalität und Verletzlichkeit des menschlichen Befindens kommuniziert: das Hochgefühl, das Verlangen, die Verzweiflung und die Erhabenheit. Wahrhaftig, in Jacksons Fall verkörperte er buchstäblich die Musik. Sie durchschoss ihn wie elektrischer Strom. Er vermittelte sie mit allem, was ihm zur Verfügung stand – seiner Stimme, seinem Körper, seinem Tanz, seinen Filmen, seinen Worten, seiner Technologie und seinen Performances. Seine Werke waren multimedial auf eine Art, wie sie nie zuvor erfahren wurde.
Genau darum ist die Tendenz so vieler Kritiker, die sein Werk nach den Maßstäben begrenzter, meistens weißer, euro-amerikanischer musikalischer Standards beurteilen, ein solcher Fehler. Jackson passte nahezu niemals in irgendeine Kategorie und trotzte vielen der Erwartungen der Rock/Alternativen Enthusiasten. Er war tief verwurzelt in der afroamerikanischen Tradition, was wesentlich dafür ist, um sein Werk zu verstehen. Aber das Markenzeichen seiner Kunst ist die Verschmelzung, die Fähigkeit verschiedene Stile, Genres und Medien zusammenzufügen, um etwas gänzlich Neues zu erschaffen.
Wenn Kritiker Jacksons Lyrics auf einem Blatt Papier einfach gegen jene von Bob Dylan halten, dann werden sie wahrscheinlich finden, dass Jackson den Kürzeren zieht. Es ist nicht so, dass Jacksons Lyrics nicht gehaltvoll genug wären (allein auf dem HIStory Album nimmt er die Themen Rassismus, Materialismus, Ruhm, Korruption, Falschdarstellung durch die Medien, ökologische Zerstörung, Missbrauch und Entfremdung in Angriff). Aber seine Größe zeigt sich in seiner Fähigkeit, seine Worte stimmlich, visuell, körperlich und klanglich zu verstärken, sodass das Ganze größer ist als die Summe seiner Teile.
Höre zum Beispiel auf seine nonverbalen Äußerungen – die Schreie, die Ausrufe, das Knurren, das Keuchen und die improvisierte Umgangssprache – mit denen Jackson sich jenseits der Einschränkungen der Sprache ausdrückt. Hör seinem Beat Boxing und Scatting zu; wie er Worte langzieht oder betont; seine Fähigkeit zum James-Brown-ähnlichen Stakkato; die Art, wie sich seine Stimme von harsch über weich bis vollendet bewegt; die leidenschaftlichen Rufe und Reaktionen; die Art, wie er sich ganz natürlich aufschwingt zu Gospelchören und elektrischen Gitarren.
Höre seinen virtuosen Rhythmen und reichen Harmonien zu; den nuancierten Synkopen und den typischen Bass Lines; den Schichten von Details und dem Archiv der ungewöhnlichen Klänge. Geh über die gewöhnlichen Klassiker hinaus und spiel’ Songs wie Stranger in Moscow, I Can’t Help It, Liberian Girl, Who Is It und In the Back. Beachte die Bandbreite der Inhalte und Strukturen, die erstaunliche Vielfalt (und Zusammensetzung) der Stile. Allein auf dem Dangerous Album bewegt sich Jackson von New Jack Swing zur Klassik, von Hip-Hop zu Gospel, von R&B zum Industrial, vom Funk zum Rock. Es war Musik ohne Grenzen oder Schwellen, und sie erklang rund um den Globus.
Allerdings erst nach seinem Tod 2009 wird ihm endlich mehr Respekt und Wertschätzung von der Intelligenzia entgegengebracht. Es ist eine der seltsamen Eigenschaften der Menschheit, wahres Genie erst dann anzuerkennen, wenn es gegangen ist. Noch bestehen die Zurückweisungen und das Missverhältnis in seriösen Printberichten trotz des wieder aufgelebten Interesses weiter.
Als ein ebenbürtiger Mitbewerber der Legende Muhammad Ali würde Michael Jackson nicht sehr zufrieden sein. Sein Ziel war, zu beweisen, dass ein schwarzer Künstler alles das tun kann, was ein weißer Künstler kann (und noch mehr). Er wollte sich über alle Grenzen hinaus bewegen, sich jede Anerkennung verdienen, jeden Rekord brechen und künstlerische Unsterblichkeit erlangen („Darum möchte ich dem Tod entfliehen,“ sagte er, „ich binde meine Seele in meine Werke ein“). Der entscheidende Punkt seines Ehrgeizes war nicht Geld und nicht Ruhm; es war Respekt.
Wie er kühn in seinem Hit von 1991 Black or White behauptete „Ich muss ihnen sagen, dass ich niemandem nachstehe“.
Übersetzung: Lilly
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