Die Veranstaltung „Brad x2“ brachte Michael Jacksons langjährigen musikalischen Direktor, Brad Buxer, und andere Teammitglieder zusammen, um ihre Erfahrungen mit MJ zu teilen. Buxer sprach von seiner Arbeit mit Jackson, sein Verhältnis zur Musik und die Bedeutung vieler berühmter Songs. In diesem intimen Setting reflektierten sie über ihre Erinnerungen und die einzigartige Genialität Jacksons, dessen Einfluss in der Musikwelt nachhaltig bleibt.
Wir befinden uns in einem kleinen Studio in einem Musik-Instrumente-Verleih am Sunset Boulevard, Los Angeles. Der Raum ist voll gepackt mit Leuten, die auf Stühlen vor einer niedrigen Bühne sitzen. Auf der Bühne, auf Barhockern, sitzen Michael Jacksons Toningenieur Brad Sundberg, der Organisator dieses Events und Toningenieur Brian Vibberts. Brad Buxer, Michaels langjähriger Musikdirektor sitzt am Keyboard. Michael Prince, MJs Toningenieur in den späteren Jahren, sieht auf den Bildschirm seines MacBooks. Sam Simms, Michaels Tour-Bass Gitarrist, ist noch nicht eingetroffen, kommt aber später auch dazu. So beginnt eine Reise in die Vergangenheit, voller Geschichten und Musik.
Alle Gäste des Events haben viel über die Jahre zu berichten, die sie mit Michael arbeiteten, aber der „Star“ des Abends ist Brad Buxer, der Mann hinter dem Keyboard. Die Veranstaltung nennt sich zwar Brad x2, aber es geht hauptsächlich darum, diesen Mann zu treffen, der in der Öffentlichkeit außerhalb der Fangemeinde kaum bekannt ist. Brad Buxer, 17 Jahre lang Michaels kreativer Partner, Arrangeur und Musikdirektor. Die meisten MJ Fans erinnern sich an Buxer aus den 90er-Jahren, an den Typ mit den blonden Haaren im Robert Plant Stil. (Buxer sagt, es war MJ, der vorschlug, seine Haare blond zu färben – nachdem er seinen ursprünglichen Plan aufgegeben hatte, sie rot zu färben!) Aber diese Zeit ist längst vorbei. Buxer trägt heute kurzes Haar in seiner natürlichen Haarfarbe, schwarze Hosen und ein lockeres Hemd – so wie ein ganz normaler Typ, von dem man nie denken würde, er sei ein Rockmusiker. Er spricht nicht sehr oft über seine Zusammenarbeit mit Michael Jackson. Eigentlich gab er seit Michaels Tod nur ein einziges Interview, 2009, mit dem französischen Magazin Black & White. Heute arbeitet er als Pilot, und Musik-Schreiben ist nur noch ein Hobby. Er war einverstanden, sich einen Abend lang mit Michaels Fans zu treffen, das macht dieses Treffen für uns sehr besonders.
Anfangs erscheint Buxer zurückhaltend zu sein, aber uns wird schnell klar, dass er ein sehr offener Mensch ist. Er scherzt nicht mit den Fans herum, wie Brad Sundberg es tut, und wenn er Witze macht, sind sie eher ironischer Natur. Er beginnt damit, zu erzählen, wie seine Zusammenarbeit mit Michael begann. MJ wurde auf ihn in den späten 80ern aufmerksam, als Brad Mitglied von Stevie Wonders Band war, und lud ihn ein, am Dangerous-Projekt mitzuarbeiten. Anschließend ging Buxer mit auf die Dangerous Tour. Es endete damit, dass die beiden fast 20 Jahre zusammen arbeiteten – auf der Bühne, in Studios, auf Neverland oder in Hotels, in denen Michael sich zu unterschiedlichen Zeiten seines Lebens aufhielt.Buxer erinnert sich an ihr Luxusquartier im 4 Seasons Hotel in New York City, wo sie den gesamten 34 Stock belegten. Er erinnert sich an die Zeit, die er auf Neverland verbrachte, an die Tiere in Michaels Zoo – die Affen, Elefanten, Lamas und die Rehe, – daran, zu viele Süßigkeiten im Kino gegessen zu haben und an seine Fahrt mit dem Motorrad auf dem Rand von Michaels Pool (ein Kunststück, das Michael völlig ausflippen ließ). Als er über die Neverland Ranch sprach, erwähnte er, dass es dort kein richtiges Aufnahmestudio gab und sie deshalb mobile Ausrüstung benutzten. Für gewöhnlich haben sie auf Neverland ihre Ideen ausgearbeitet und sind anschließend zum Aufnehmen in professionelle Studios gegangen.
Nachdem er kurz über Blood On the Dancefloor gesprochen hatte, eine Aufnahme von Teddy Riley, die sie in Montreux von einem DAT Band wiederherstellen mussten, geht Buxer zu seinen eigenen Zusammenarbeiten mit Michael über. Anders als bei den Songs, die Michael von anderen Produzenten bekam, haben die Songs, an denen Michael mit Brad arbeitete, seinen größten künstlerischen Input. Der erste Song, über den Brad spricht ist In The Back, der 2004 auf The Ultimate Collection veröffentlicht wurde. Der Text des Songs ist nicht fertiggestellt und Michael „ad-libs“ die Strophen zum Großteil. Trotzdem sieht Buxer diesen Song als ein Zeugnis von Michaels Genius. Er demonstriert uns die Struktur des Songs, in dem er die Takte zählt: „eins, zwei, drei, vier.“ Der erste Takt fällt auf den ersten Beat des Basses, und als er bis zur Bridge (Überleitung) durchzählt, sehen wir, dass die Bridge auch auf Takt „eins“ beginnt. Die Lyrics jedoch laufen konträr zur Musik und passen sich nicht diesem Muster an. Buxer beschreibt das als eine „völlig auf den Kopf gestellte“ Struktur und spricht über umgedrehte Up-und-Down-Beats, aber weil ich kein Musiker bin, kann ich es nur als „eine Verschiebung“ beschreiben. Buxer bestätigt, dass dieser Song komplett von Michael geschrieben wurde. Um seine Worte zu bestätigen, spielt er uns eine Aufnahme vor, in der Michael ihm am Telefon sehr genau erklärt, wie die Musik klingen soll. Auf seine übliche Weise singt Michael jeden Teil mit seiner Stimme und mit Beatboxing: den Bass, die Drums – und er ist sehr genau damit. Er verbringt 5 Minuten damit, nur das Intro des Songs zu erklären, und fragt anschließend „Okay?“, um sich zu versichern, dass der Arrangeur auch verstanden hat, was Michael von ihm erwartet. Michael schrieb den ganzen Song in dieser „auf den Kopf gestellten“ Struktur, und das macht deutlich, was für ein Genie er war – und warum. Niemand konnte so etwas tun – außer ihm.
Anschließend spricht Buxer über Stranger In Moscow. Von allen Songs, an denen er mit Michael zusammen arbeitete, ist sein Beitrag zu diesem Song am größten und Brad verheimlicht nicht, dass ihm das sehr viel bedeutet. Er liest das gesamte Kapitel über diesen Song aus Joe Vogels Buch vor – die Entstehungsgeschichte ist gut dokumentiert.
>>Joe Vogel über Stranger In Moscow: „Stranger In Moscow“ – Wie fühlt es sich an?
Auch wenn Buxer in dem Booklet des Albums nicht erwähnt wird, ist er dennoch Co-Autor des Songs und derjenige, der die Akkorde erdacht hat. Buxer erklärt die zwei unterschiedlichen Arten, auf die Michael und er zusammenarbeiten konnten. Oftmals hatte Michael schon eine fertige Melodie im Kopf und Buxers Job war es dann, die Melodie auf seinem Keyboard so zu spielen, wie Michael sie in seinem Kopf hörte, und ein zur Melodie passendes Arrangement zu finden. Auf diese Art gestaltete sich ihre Zusammenarbeit bei Heal The World, In The Back, Childhood, Beautiful Girl und anderen Songs. Bei Stranger In Moscow war es jedoch anders: Michael wollte, dass Brad einfach einige Akkorde spielt, bis er etwas hörte, was ihm gefiel, und Buxer spielte im Verlauf die jetzt gut bekannte Akkord-Sequenz. Buxer sagt, der gesamte Song wurde innerhalb von eineinhalb- bis zwei Stunden geschrieben, und als es vollendet war, konnte er nicht glauben, dass das gerade wirklich so passiert war. „Ich wollte etwas in der Art ‘Wow, haben wir gerade zusammen einen Song geschrieben?’ sagen, erinnert sich Buxer. „Aber ich habe es nicht gesagt.“ Er trägt Michael nicht nach, dass er in den Album-Kredits nicht erwähnt wurde. „Fehler passieren“, sagt er. „Michael war immer sehr großzügig mir gegenüber.“ Es wird klar, dass ihm die Erfahrung als solche viel mehr bedeutet, als seinen Namen in einem Booklet zu lesen.
Was Buxer auch erwähnte war, dass der Drum-sound in Stranger In Moscow aus MJ’s Beatboxing gemacht wurde. Buxer sagte, dass er für Michael sehr oft Drum-sounds einsetzte, die aus dessen Beatboxing bestanden, weil sie einfach fantastisch klangen.
Als Nächstes sprechen wir über Childhood. Und wir feiern sogar gerade den 20. Geburtstag von Childhood, denn wie sich Brian Vibberts erinnert, wurde der Song am 27. Juni 1994 aufgenommen. Childhood ist ein weiterer Song, der komplett von Michael geschrieben wurde, und Buxer sagt, er habe eine Weile gebraucht, um dafür das passende Arrangement herauszufinden. „Es ist ein wirklich entzückender Song“, sagt er, „ich würde nichts in der Art schreiben können.“ Auch hierbei war Michael sehr bestimmt in dem, was er hören wollte und arbeitete mit Buxer solange daran, bis er die genau passenden Akkorde von ihm zu hören bekam.
Nach einer kurzen Pause sprechen wir über das Touren und die Live-Shows. Buxer beschreibt die Aufgaben eines musikalischen Direktors – wie er oftmals die Shows vorbereiten musste, während die Band die Zeit in der Hotelbar verbrachte, und auf welche Art er den Musikern Anweisungen gab. Er sagt, die Stücke wurden für die Live-Shows normalerweise beschleunigt, und dann wurde die Tonlage wieder so eingestellt, dass die Instrumente wieder ihren normalen Sound hatten. Er hatte sehr freundliche Worte für Michaels Gitarrist David Williams, über den er sagte, er sei absolut brillant und es sei ein großer Spass gewesen, mit ihm zusammen zu sein. Buxer spricht auch kurz über Kosten, und warum Live-Shows oft Verluste einbrachten: Es lag an den fünf Flugzeugen, die sie zum Touren brauchten und den irrsinnig hohen Hotelrechnungen.
Buxer erinnert sich an ein paar lustige Momente während der Live-Shows: wie sie Slash während Black or White auf die Bühne schieben mussten, weil er keine Ahnung hatte, an welcher Stelle im Song sein Gitarrensolo kommen sollte, oder als Michael während dem Konzert von Royal Brunei Brads Name rief („Brad, what you gonna do?“), weil Brad das Outro des Songs länger spielte, als nötig. Er erzählte auch eine Geschichte von Bill Clinton (laut Buxer ein sehr netter Kerl und ein guter Freund Michaels), der bei Black or White im Apollo 2002 während der Show Saxofon spielen wollte. Buxer musste ihm sogar einen Saxofon-Part schreiben – der aber nicht wirklich in den Song passte und dann doch nicht benutzt wurde.
– I just can’t stop loving you, Brunei – „Brad what are you gonna do?“ –
Wie auch Brad Sundberg oft betont, hörte Michael Musik gerne fürchterlich laut. Auf der Bühne war die Lautstärke der seitlichen Lautsprecher so hoch, dass es weh tat, dazwischen zu stehen. Aber auch Buxer sagt, er bemerkte trotzdem nie, dass Michael schlecht hörte. Michael mochte seine Musik in ohrenbetäubender Lautstärke, aber wenn Buxer ihm telefonisch ein filigranes Saiten-Arrangement vorspielte, hörte Michael es genauso gut.
Während des Teils, in dem Fragen gestellt wurden, fragte jemand Buxer nach Morphine, einem weiteren genialen von Michael geschriebenen Meisterstück. Buxer erklärte dazu, dass Michael Maschinengeräusche und einen Herzschlag haben wollte, Dinge, die das Bild von ‘einem Körper auf dem Behandlungstisch’ entstehen lassen. Es gab einige Fragen zu den Lyrics, aber Buxer sagte, er könne sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann genau die Lyrics geschrieben wurden. Oft geschah das spät im Gesamtprozess, oder gar im letzten Moment, während der Schwerpunkt der Arbeit bei der Musik lag. Vielleicht ist auch das mit ein Grund dafür, warum Buxer, wie die meisten der Mitarbeiter Michaels, die wir getroffen haben, anscheinend Remixe und Neu-Arrangements von Michaels Songs nicht besonders mögen. „Michael war ein Architekt der Musik“, sagt er. „Wenn du das Gebäude so sehen willst, wie es erdacht wurde, dann musst du dem Architekten treu bleiben.“ Er erwähnt Billie Jean – einen Song, dessen Basslinie Michael ganz bewusst konstruierte. „Hätte jemand anders die Musik zu diesem Song geschrieben“, gibt Brad zu bedenken, „hätte man es nicht auf die Art gemacht“. Michael arbeitete über Jahre an seinen Songs und er hat wirklich alles unternommen, damit die Musik so gut wie nur möglich wird. Manchmal habe Michael sogar andere Musiker dafür kritisiert, weil sie beim Arbeiten an ihren Songs nicht all ihre Möglichkeiten ausschöpfen würden.
Etwas, was Buxer immer wieder betonte, (und was auch andere Kollegen Michaels oft erwähnen), ist das zu zugrundeliegende Prinzip der Musik, dem sowohl Michael als auch Stevie Wonder folgten: „Less is more“ – „Weniger ist mehr“. Der Song sollte nicht mit Sounds überladen sein; es sollte nur dort sein, was in den Song passt und ihn besser macht. Um das zu demonstrieren, spielte Buxer uns ein Demo von Hollywood Tonight vor – das mit dem Killer-Bass-Teil und Michaels gesprochenen Anweisungen für die Bridge. „Hört, wie pur das ist“. Und das war es. Das Publikum applaudierte.
Seine liebste Erinnerung an Michael? „Zusammen durch die Flure von Hotels zu rennen. Er war ein schneller Läufer … Einfach nur mit ihm zusammen sein, schreiben, an seiner Musik arbeiten, reden, lachen und einfach Spass haben.“
Solche Worte machen dir mehr als alles andere deutlich, dass Michael für Buxer oder die anderen Gäste des Seminars kein Superstar war – er war ihnen ein Partner und Freund. Und sie sind an dem Abend zu uns gekommen, um Erinnerungen an ihre Freundschaft zu teilen. Wir danken ihnen, Mr. Buxer, Mr. Prince, Mr. Vibberts und Mr. Simms, dass wir diese Erinnerungen hören durften. Und natürlich ein großes Danke an Brad Sundberg für die Organisation dieses einmaligen Events.
Übersetzung: M.v.d.L.
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