Der Review bietet einen Überblick über das „In The Studio With MJ“-Seminar von Brad Sundberg, das im April 2014 in Amsterdam stattfand. Er gibt Einblicke in Sundbergs persönliche Erfahrungen und Erinnerungen an die Arbeit und das Leben mit Michael Jackson. Die Teilnahme am Seminar ermöglicht den Fans einen tieferen Einblick in die kreative Arbeit des Künstlers, von der Entstehung der Songs bis hin zu intimen Momenten hinter den Kulissen.
Eine Review zum „In The Studio With MJ-Seminar“ mit Brad Sundberg am 18. + 19. April 2014 in Amsterdam.
In diesem Artikel werdet ihr keine Punkt-für-Punkt-Zusammenfassung von all dem bekommen, was wir in diesem Seminar hören, sehen, fühlen und erfahren durften. Es ist eher als Überblick zu verstehen, als Versuch, wenigstens einen kleinen Eindruck über Brads Seminare zu vermitteln – wobei es natürlich klar ist, dass kein Bericht jemals wirklich beschreiben kann, was diese Veranstaltung ausmacht. Es kann nicht mit Worten wiedergegeben werden, was man an Audios, Videos und durch Brad und seine Art, zu erzählen, vor Ort vermittelt bekommt. Brad hat ein großes Talent, seine Erfahrungen, Geschichten und Informationen unterhaltsam weiterzugeben. Sein Respekt und seine Verbundenheit zu Michael sind immer zu spüren, auch seine Freude darüber, zur richtigen Zeit am richtigen Ort und Augenzeuge der Talente und der Hingabe eines Bruce Swedien, Quincy Jones, Steve Porcaro, Bill Bottrell usw. gewesen zu sein. Es war niemals langweilig oder ermüdend, ihm dabei zuzuhören, wie es damals im Studio mit Michael Jackson war. Diese 4 und 6, (und sogar noch mehr…) Stunden waren von Anfang bis Ende interessant, informativ, auch amüsant und natürlich oft emotional. Allein dafür schon ein großes Danke an Brad!
Auch wenn einige der Geschichten, die Brad erlebt hat und erzählt, mittlerweile schon im Internet kursieren, ist es eine völlig andere Sache, sie doch direkt von ihm zu hören – und meistens kombiniert mit einem dazugehörendem Audio oder Video. Dazu durften Fragen gestellt werden, was natürlich jeder Veranstaltung einen eigenen Stempel aufdrückt.
>>Wer beabsichtigt, an einem dieser Seminare teilzunehmen, und sich möglichst viele „Überraschungsmomente“ erhalten möchte, sollte vielleicht diesen Text jetzt nicht weiterlesen, da wir zwar nicht auf alles eingehen werden, aber sicher einige Höhepunkte erwähnen. Andererseits denken wir, auch wenn man vorher weiß, was einen ungefähr erwartet, wird es der Freude an einem Live-Seminarbesuch nicht wirklich etwas nehmen können.<<
Wir haben in Amsterdam an zwei verschieden Veranstaltungen teilgenommen. Das Erste war ein sehr ungezwungenes vierstündiges Treffen am Freitagabend, („Shoe’s Optional” – mit integriertem „Sockenkontest“ 🙂 ) mit etwa 15 Leuten, bei dem Brad nicht nach einem Script oder einem vorgegebenen Ablauf vorging; das andere war das 6-Stunden Seminar am Samstag, welches mit 50 Teilnehmern bis auf den letzten Platz besetzt war. Bei diesem Seminar geht Brad anhand eines Scripts vor – allerdings nicht zwingend – d.h. er hat immer Zeit und Raum, um auf Fragen, Wünsche, Änderungen und Wiederholungen einzugehen, sodass man davon ausgehen kann, dass keines dieser Seminare genau einem anderen gleicht. Somit ist auch das 6-Stunden-Seminar sehr locker und ungezwungen. Es war so, dass ein paar der Demos, die wir Freitagabend etwas ausführlicher hören und sehen durften, auch im Samstag-Seminar gezeigt/gespielt wurden. Dazu kann man nur sagen: Zum Glück war das so, denn so konnten wir die schönsten, beeindruckendsten Beispiele gleich zweimal genießen.
Da wir wie erwähnt an zwei verschiedenen Veranstaltungen teilnahmen, ist das, was jetzt folgt, auch kein chronologischer Abriss eines Seminars, sondern eine Zusammenfassung von diesen beiden Terminen.
Auf ein paar spezielle Einspielungen wird hier auch deshalb nicht eingegangen, um den folgenden Veranstaltungen (z.B. in St. Petersburg) nicht die Überraschung zu nehmen.
Die ‘Reise ins Studio’ begann mit den Tönen von einem Demo zu „Earth Song“. Sehr berührend dieses frühe a-capella-Demo und diese ersten Harmonien aus dem Jahr 1988, noch mit unvollständigen Lyrics – aber dennoch auch in diesem frühen Stadium schon mit genau dem Gefühl, welches auch die Jahre später veröffentlichte Version von „Earth Song“ ausmacht. Wir können nachvollziehen, dass Joe Vogel wohl fast vom Stuhl gefallen ist, als er das in einem Seminar zum 1. Mal hörte. Man muss sich nur vorstellen, er schrieb diese Abhandlung zum Epos „Earth Song“ und bekommt dann DAS zu hören!
Ziemlich zu Beginn (und auch später immer mal wieder :)) outet Brad sich als GROSSER Fan von „Streetwalker“ – einem Song, an dem Michael für das BAD-Album arbeitete. Obwohl (oder weil…) Quincy den Song so gar nicht mochte, mietete Michael einfach das Studio 9 an und bastelte dort mit einem Team weiter daran. Michael liebte den Song! Letztlich schaffte „Streetwalker“ es damals nicht aufs Album. Der Favorit von Quincy Jones und Frank DiLeo: „Another Part Of Me“ machte das Rennen. Brad ist ohne Frage großer Fan von „Streetwalker“ und es kam die Frage auf, warum es das Duo mit Stevie Wonder „Just Good Friends“ auf das Album geschafft hatte. Wir erfuhren aber auch von Brad, dass Michael und Stevie sich wie Brüder liebten und das wohl ein triftiger Grund dafür gewesen sein mochte.
Wir hörten zwei verschiedene Demo-Versionen von „Streetwalker“ (beide anders als die schließlich auf „Bad 25“ veröffentlichte Version)und dieser Song ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass auch hervorragende Stücke nicht immer den Sprung auf ein Album schafften – und nicht nur Brad ist glücklich darüber, dass der Song dann auf BAD 25 endlich gewürdigt wurde.
An der Stelle muss noch erwähnt werden, dass Brad selbstverständlich eine sehr gute Soundanlage hatte, und jeder Song, jedes Demo ein absoluter Hörgenuss war – und es niemals den Wunsch gab, die oft beträchtliche Lautstärke zu reduzieren, auch wenn Brad vorsichtshalber immer wieder nachfragte, ob es uns nicht zu laut sei (eher im Gegenteil – man wünschte sich oft „lauter!“ – und dieser Wunsch wurde gerne erfüllt).
Brad erzählte auch, dass Michael es liebte, im Studio die Musik sehr, SEHR laut zu hören, und es dadurch einigen Verschleiß an Lautsprechern und Kopfhörern gab, die auf Dauer wohl nicht dieser Lautstärke gewachsen waren.Wenn Brad die Lautstärke aufdrehen sollte, kam von Michael ein: „Hurt me, Brad, hurt me!“ („Tu’ mir weh, Brad!“)
Hier sei auch ein Hinweis auf die Geschichte erlaubt, wo Bruce Swedien und Matt Forger das Gitarrensolo von Van Halen zu „Beat It“ auf ‚Michael-Lautstärke‘ anhörten und dabei ein Lautsprecher überhitzte und Feuer fing.
Ein weiteres wunderbares Demo, was Brad uns vorspielte, war „I Cant Help It.“ Brad beschrieb es als Top-Beispiel für etwas, was Quincy Jones „3-Part-Rhythm-Section“ nennt. Damals waren die Studios mit immer besseren Geräten ausgestattet. Immer mehr Tonspuren waren möglich und sie probierten damit herum.Laut Brad waren all diese Spielereien mit der Zeit etwas ermüdend und Quincy sehnte sich nach etwas ganz Einfachem, einer „3-Part-Rhythm-Section“.
Auf dem „I Cant Help It“-Demo war lediglich ein Schlagzeug, eine großartige Pianobegleitung und natürlich Michaels wunderbar perfekter Leadgesang zu hören. Absolut beeindruckend und ein wirklich hervorragendes Beispiel für die Qualität und „soulfulness“ von Michaels Stimme, völlig pur.
Besonders nah ging uns auch die Geschichte zu den Gesangs-Aufnahmen von „Keep the Faith“. Ein Moment, der Brad bis heute sichtlich berührt und uns alle mucks mäuschen still seinen Worten und anschließend dem Song noch mal ganz anders lauschen ließ.
Sowieso werden wir künftig noch viel genauer hinhören. Es ist nicht so, dass es ‚entzaubert‘ in den Schaffensprozess eingeweiht worden zu sein, sondern im Gegenteil, es ermöglicht einem, noch mal auf eine neue Art zu hören/erleben und macht den immensen Zeitaufwand für die Produktion eines Albums greifbarer.
Sehr beeindruckend – und nicht weniger unterhaltsam – waren auch die Songs, die Brad in Form eines etwa 14-spurigen, digitalen „Multitrack-Mixboard“ mitbrachte. Dieses ist ein digitales Board, auf dem man die unterschiedlichen Tonspuren (Lead-Vocals, Background-Vocals und alle beteiligten Instrumente und sogar eine separate Spur nur für Michaels Fingerschnippen…) getrennt voneinander hören kann, bzw. man kann verschiedene Spuren kombinieren oder isoliert abspielen. Hört man so z.B. nur Michaels Lead-Gesang, erkennt man Dinge (wie z.B. seine mit aufgenommenen „Tanzgeräusche“) natürlich sehr viel deutlicher, als im fertigen Mix. Auf diese Weise durften wir immer neuen, gewissermaßen „frisch gemixten“ Versionen von „Bad“ und „Blood On The Dancefloor“ lauschen, wobei das Highlight für uns dabei aber Michaels Lead-Vocals in dieser puren Form, vor allem bei BOTDF, waren. (Wow! Please do it again, Brad!) Unglaublich die Vorstellung, man hätte selbst die Möglichkeit, sich in diesen reinen Vocals so oft und lange wie gewünscht zu verlieren!
Brad erklärt natürlich auch etwas zur technischen Seite dieser Multitracks. Er beschrieb z.B. anhand von David Williams Gitarrenspiel beim Song „Bad“, welcher Aufwand und welches Können dahintersteht. Auch die Bläser waren sehr beeindruckend. Beim Anspielen der einzelnen Tonspuren entdeckten wir einmal sogar eine Maultrommel oder das nur selten auftauchende ‘Bumm’ einer Basstrommel, alles Ingredienzen, die einen Song perfektionieren.
Aufgrund des besonderen Aufnahmeverfahrens von Bruce Swedien (von Quincy Jones und Bruce Swedien „Acusonic Recording Process“ genannt, wurde jedes Instrument jeweils für die rechte und linke Box getrennt aufgenommen und dazu noch jeweils gedoppelt. D.h. David Williams spielte seinen kompletten Gitarren-Part (der noch dazu in dieser „Bad“-Gesamtversion über 8 Minuten geht – eine Länge, die übrigens üblich war, um für eventuelle Dance-Mixes vorbereitet zu sein) – viermal ein. Das Können der Musiker zeigte sich darin, dass ihr Spiel bei der zweiten Aufnahme fast deckungsgleich verlief (… wobei genau dieses „fast“ den besonderen Reiz ausmacht, weil es lebendiger und voller klingt.)
Es wurde nie etwas einfach nur einmal eingespielt, dann kopiert und vervielfacht. Jedes Instrument, und natürlich auch jede Background-Harmonie von Michael wurde auf diese Weise mehrmals aufgenommen und dann zu einer Spur zusammengefasst.
(Anmerkung: das ist wahrscheinlich eine sehr vereinfachte Wiedergabe dieses Prozesses – da wir aber völlige Laien auf diesem Gebiet sind, geben wir hier nur wieder, wie wir es verstanden haben.) Da wir alle Michaels Background-Chorgesang kennen, heißt das, dass dementsprechend auch all diese 6- oder 8-stimmigen Harmonien, mehrmals aufgenommen wurden. Hier sei noch mal erwähnt, dass nicht, wie heute üblich ein Part eingesungen, kopiert und vervielfältigt wurde, sondern der ganz lange Weg gegangen wurde. Michaels tat das sogar bis zu 16 Mal über die volle Länge! (Vocals links 8 Mal und Vocals rechts 8 Mal = 8 stimmiger Chor)
Ach, und da kommt mir noch der wummernde Bass zu „Who Is It?“ in den Sinn (ich kann ihn sofort wieder fühlen). Auch bei dem Song wurde am digitalen Mischpult veranschaulicht, welche exzellenten Tonspuren zu der Komplexität führen, die wir an Michaels Alben so schätzen. Brad stellte auch ganz klar Bill Bottrells Talent heraus, nicht zuletzt bei einer Gegenüberstellung von dem fantastischen „Monkey Business“ (Gänsehaut!!!) zu „If You Don’t Love Me“ (welches dagegen sehr einfach gestrickt wirkt). Allein all das SO laut über eine grandiose Anlage zu hören, war genial.
Anhand dieser Beispiele und Brads Erläuterungen zum Aufwand, aber auch zum dazugehörigen Können und Talent der Musiker, war es gut zu verstehen, was zum einen die Qualität von Michaels Alben ausmacht, aber es erklärte auch, warum die Arbeit daran so viel Zeit in Anspruch nahm und ist ein Grund, weshalb auch die Produktionskosten relativ hoch waren. Wenn man dann noch Bruce Swediens nahezu ‚wissenschaftliches Vorgehen‘ beim Einfangen der Sounds dazu nimmt (Brad spricht immer mit großem Respekt von Bruce’ Können), kann nur Magie erschaffen werden (natürlich ist bei „Bad“ nicht Quincy Jones Talent zu vergessen! (Verzeihen wir ihm mal „Streetwalker“ rausgekickt zu haben ;))
Brad spielte u.a. auch noch einige andere Demoversionen. Ein frühes Demo, ließ die ersten Ansätze zum von Teddy Riley produziertem „Jam“ erklingen, und wir taten uns tatsächlich schwer es herauszuhören, bis es typische Züge annahm. Dann war da eine weitere Aufnahme, bei der zunächst niemand erkannte, um welchen Song es sich handelte. Erst eine spätere Version klärte, dass es sich um „Someone Put Your Hand Out“ handelte – wobei sich die frühe Version sehr von der endgültigen unterschied.
Wir hörten auch das Original Demo von „For All Time“ – von Steve Porcaro (von Toto), ein Lied, welches Porcaro ursprünglich für seine Tochter schrieb. Michael mochte den Song und sang ihn 1990 für das Dangerous Album ein. Veröffentlicht wurde „For All Time“ dann aber doch erst 2007 auf Thriller 25.
EDIT (Juli 2014)
In Brads Seminaren im Juni in LA war Steve Porcaro persönlich anwesend und berichtete über die von ihm geschriebenen Songs Human Nature und For All Time:
Demnach ist Human Nature der Song, den Steve für seine Tochter schrieb, nachdem sie in der Schule von einem Jungen gemobbt wurde. Die Lyrics lauteten ursprünglich:
l tell her that it’s human nature
When she asks,
“Why, why does he do it that way?”
Ich sage ihr, dass es die menschliche Natur ist
Wenn sie fragt,
„Warum, warum macht er das so?“
Steve Porcaro stellte den Song zuerst seiner Band Toto vor, die ihn aber ablehnten, weil sie ihn nicht für einen guten „Stadion-Rock-Song“ hielten.
(Natürlich wurde Human Nature durch Michael später zu einem super Stadion-Song 🙂
Human Nature kam eigentlich auch nur zufällig zu Michael, da Steve Porcaro noch ein paar andere Demos aufnahm, um sie Quincy Jones vorzuspielen. Da er keine leere Kassette hatte, spielte er diese Demos auf die Rückseite der Kassette, auf der schon seine Demo-Version von Human Nature drauf war. Steve bezeichnete diese Seite (mit HN) dann als B-Seite, und die neuen Demos, die Quincy sich anhören sollte, als A-Seite. Quincy hörte jedoch nicht nur die A-Seite, sondern zufällig auch die B-Seite, und er war direkt von der Stimmung von Human Nature begeistert. Die Lyrics wurden dann von John Bettis überarbeitet. Als Michael den Song aufnahm, brauchte er dazu nur wenige Takes.
Zu For All Time gab es auch ein paar neue Informationen von Steve Porcaro: Er bestätigte, dass dieser Song nicht zu den Thriller Outtakes gehört (obwohl er als solcher auf Thriller 25 veröffentlicht wurde), sondern aus der Dangerous Zeit stammt, und Michael ihn auch nur da einmal einsang.
Der dritte Song, den Porcaro für Michael schrieb, ist Chicago 1945. Auf einem dieser Seminare in LA spielte Steve ihn sogar vor. Auch dazu gab er ein paar interessante, neue Informationen:
„Das Traurige dabei ist, dass jeder diesen Song mittlerweile gehört haben könnte, wenn die Plattenfirma es richtig angegangen wäre. Vor Veröffentlichung des Xscape Albums, fragte man Porcaro um die Genehmigung, Chicago 1945 darauf zu veröffentlichen, aber er gab nicht seine Erlaubnis dazu. Er sagte zu uns: „Es scheint so zu sein, dass die Songs heute sofort zu einem Remix verarbeitet werden“. Es war deutlich zu erkennen, dass dieses Vorgehen ihm nicht gefiel. Und während ich als Fan diesen Song sicher gerne in meiner Sammlung hätte, respektiere ich doch voll und ganz die Einstellung Porcaros. Ich denke, als Musiker und Songschreiber versteht er sehr gut, was die Unversehrtheit eines Songs für den Künstler bedeutet. Und als Kollege von Michael weiß er auch zweifellos, wie sorgfältig Michael mit seinen Kompositionen umging. „Weniger ist mehr“ war ein Prinzip, das sowohl für Quincy als auch für Michael sehr wichtig war. „Chicago 1945 ist ein großartiger Song, der sicher keine ‚zeitgemäße‘ Überarbeitung nötig hat, und der es verdient so gehört zu werden, wie er ist.“
Interessant war auch die Geschichte, wie 1988 das langsamere Intro für „The Way You Make Me Feel“ anlässlich Michaels Auftritt bei den Grammys aufgenommen wurde. Da Michael für dieses Ereignis etwas Besonderes erschaffen wollte, sich aber schon in Pensacola befand, wo die Proben für den zweiten Teil seiner BAD-Tour im Pensacola Civic Center stattfanden, mussten sie improvisieren. So wurde ein alter Truck mit aller nötigen Technik ausstaffiert vor dem Hotel geparkt. In Michaels Hotelraum richtete man dann eine Aufnahme-Box ein (d.h. man stellte einfach Matratzen an die Wände!). Brad verkabelte das Hotelzimmer aus dem Fenster heraus mit dem geparkten Lkw, und während Michael oben im Zimmer das TWYMMF Intro einsang, zeichnete er es unten auf (und wir alle können hören, wie gut das geworden ist!)
Ein wirkliches Highlight war auch der etwa 15 Minuten Zusammenschnitt eines Audios einer Session während der Arbeit am Dangerous-Album, die im Original über mehrere Stunden ging, und in deren Verlauf „Give In To Me“ entstand. Vor Beginn dieser völlig zwanglosen Session hatte Michael Brad gefragt, welche Musik er gerne höre und kurzerhand wurde ein Runner losgeschickt, der eine Auswahl der genannten CDs (Pink Floyd, Led Zeppelin, Jimmy Hendrix, ELO usw.) besorgte. Brad, Bottrell und Michael hörten dann also Stunden lang Musik, aßen Pizza, (Brad und Bill hatten dazu ein paar Coronas 🙂 ) erzählten und Bottrell ‘klimperte’ auf seiner Gitarre herum. Da fragte Michael, wie es wäre, einfach ein Mikrofon anzuschließen und zu sehen, was passiert. Auf Brads Audio hört man dann zuerst lediglich einen einfachen, programmierten Drumbeat, wozu Gitarrenriffs erfunden werden und Michael mit seiner Stimme und der Melodie spielt, dann skattet er einzelne Worte, woraus sich erste Lyrics entwickeln (wobei es beeindruckend ist, wie viele dieser spontan entstandenen Lyrics wirklich auch in der endgültigen Version noch unverändert zu finden sind). Es ist sicher einmalig, wie man auf diese Weise die Entstehung und Entwicklung dieses Songs mitverfolgen kann und ein sehr anschauliches Beispiel für das, was Michael meint, wenn er sagt: „Lass den Song zu dir sprechen, lass ihn dir sagen, in welche Richtung er gehen will.- Schreib nicht die Musik – lass die Musik sich selbst schreiben.” („Don’t write the music, let the music write itself“) In dieser „Give In to Me“-Session ist genau das spürbar – absolut faszinierend. Ein tolles Dokument, welches wir Dank Brad hören durften.
Hier ein winziger Teil des Audios von dem, was dieser „Out of the moment”- Session vorausging:
Da Brad nicht nur an Michaels Alben im Studio mitarbeitete, sondern lange Zeit auch für die Ausstattung der Neverland-Ranch mit Soundtechnik zu ständig war, berichtete er auch über seine Zeit dort. Eine der Geschichten ist, dass Michael ihn einmal beauftragte, direkt hinter dem Neverland Haupttor eine – natürlich unsichtbare – Soundanlage zu installieren, damit die Besucher beim Öffnen der Tore mit Musik empfangen wurden. Selbstredend wurde es eine sehr leistungsstarke Anlage – mit versteckten Boxen in Bäumen und im Boden. Brad mixte zum Einstellen eine CD mit einem Medley von Michaels eigenen Hits. Dann kam der Tag, an dem er Michael die Anlage vorführte und seinen Mix in voller Lautstärke abspielte. Michael war von dem Sound sichtlich begeistert, wollte es immer noch lauter („Hurt me Brad!“) und tanzte und groovte vor seinem Tor zu „Billie Jean“. Brad freute sich riesig, dass sein Werk so gut ankam. Aber als die CD durchgespielt war, sagte Michael, er wolle nicht seine eigenen Songs dort haben, sondern er wünsche sich zur Begrüßung der Gäste „Danny Boy“, eine sehr melancholische Ballade. Brad war entsetzt und versuchte Michael zu überzeugen, dass die Gäste sicher gerne am Tor Michaels Musik zur Begrüßung hören würden – aber Michael blieb bei „Danny Boy“. Er meinte, es sei ihm unangenehm, wenn dort seine eigene Musik lief. Von da an wurde auch Brad – zu seinem Leidwesen – bei seinen unzähligen weiteren Besuchen Neverlands von „Danny Boy“ begrüßt (eine Melodie, die seiner Meinung nach nur auf Beerdigungen von Feuerwehrleuten gespielt wurde 🙂 )
In einer anderen Geschichte über Neverland berichtete Brad, wie er eine Soundanlage in Michaels Reptilienhaus – einer umgebauten Scheune – installierte. In dem Raum gab es viele Schaukästen für die Schlangen hinter dickem Glas. Besonders bei den Klapperschlangen gab es zwei Probleme: Die Schlangen gewöhnten sich schnell an die Besucher (und rasselten dann weniger) und man konnte ihr beeindruckendes Rasseln nicht durch das dicke Glas hören. Michael und Brad hatten dann die Idee, ein Mikrofon innerhalb des Kastens und einen Lautsprecher außerhalb zu positionieren. Brad ging dann sogar noch weiter und schlug vor, über den ganzen Weg durch das Reptilienhaus Lautsprecher in Höhe der Fußknöchel zu installieren. Der Schaukasten wurde dann mit einem Vorhang abgedeckt, damit die Schlangen die Menschen nicht sehen konnten und sich nicht an ihre Anwesenheit gewöhnten. Kamen dann Besucher in den Raum, zog man den Vorhang weg, und die Klapperschlangen klapperten…. Durch die Anordnung der Boxen in Fußhöhe hörte es sich an, als schlängelten sich die Schlangen unten am Boden, zwischen den Füßen herum. Michael amüsierte sich jedes Mal köstlich, wenn die Leute vor Schreck herumsprangen – er liebte solche Art Streiche.
Brad berichtete auch darüber, wie Busladungen voller Kinder und Betreuer auf Neverland ankamen und dass er oft sah, wie Michael sich mit diesen Kindern beschäftigte und spielte, und es war ganz offensichtlich, dass Kinder für Michael sehr viel bedeuteten und er von ganzem Herzen zum Glück dieser Kinder beitragen wollte.
Außer der vielen Audios, in deren Genuss Brad uns kommen ließ, hatte er auch noch ein paar wunderbare Videos im Gepäck. Z.B. gibt es eine schöne Aufnahme, entstanden während der Aufnahme des HIStory Albums in der Hit-Factory in New York, in der man Sean Lennon und Michael dabei beobachten kann, wie sie mit einem seltsamen Instrument experimentieren. Es handelt sich um eine Theremin, ein elektronisches Musikinstrument, bei dem man durch die Bewegungen der Hände über zwei Elektroden unterschiedliche Schwingungen erzeugt, die dann als Töne hörbar werden. Man sieht Michael und Sean mit diesem Instrument spielen und spürt regelrecht die Freude, die beide daran haben. Wunderschön auch solche Augenblicke aus dem Studio-Leben sehen zu dürfen. (Brad erwähnt noch, dass das Instrument niemals wirklich Verwendung fand, dass Michael aber regelmäßig Instrumente von überall her zum Ausprobieren ins Studio geliefert bekam…)
In einem anderen Video, ebenfalls aus der Hit-Factory NY, sieht man den Andrae’ Crouch Choir, zuerst während eines ungezwungenem Gospel-warm-up, welches schließlich in einer Art Gebet endet, bei dem alle Anwesenden – inklusive Michael – sich im Kreis an den Händen halten und singen – sehr berührend. In einer weiteren Sequenz erlebt man dann wie Mitglieder des Chors für ihren Part bei „They Don’t Care About Us“ proben – und entdeckt lustigerweise, dass Andrae in diesem Hightech Studio einen wirklich sehr simplen, blechern klingenden Kassettenrekorder benutzt, um das bereits bestehende TDCAU Demo abzuspielen, zu dem er dann den Chor arrangiert. Auch während dieser Aufnahmen ist immer wieder Michael zu sehen, wie er etwas abseits steht und interessiert dem Geschehen folgt.
Zum Schluss möchten wir noch das Video erwähnen, was sicher bei den meisten Anwesenden emotional am tiefsten ging und zu Tränen rührte…. (Da wir an zwei Veranstaltungen teilnahmen, hatten wir das große Glück, es zweimal sehen zu dürfen.) Es handelt sich um die Aufnahmen des Orchesters für „Smile“ und „Childhood“. Ein Teil des Videos ist ein von Brad wunderschön gemachter Zusammenschnitt von Bildern und Sequenzen der Orchestermusiker und der anderen, im Studio anwesenden Personen, zur Musik von „Smile“. Danach sieht man Michael, wie er in seiner Aufnahme-Box vor dem Orchester steht, während es „Childhood“ einspielt. Da Michael die Instrumente über seine Kopfhörer hört, kommen wir in den Genuss seiner puren Stimme und werden Zeuge, wie er Childhood „live“ und in einem Take einsingt. Man sieht, wie er aus seiner Aufnahme-Box heraus begeistert mit dirigiert, zustimmende Zeichen mit Händen und Armen gibt, sieht auch auf seinem Gesicht, wie viel Gefühl er in diesen Song legt und wie viel Glück und Freude er ausstrahlt, als er diesen sehr persönlichen Song singt. Es ist absolut fantastisch „dabei“ zu sein und eigentlich nicht mit Worten zu beschreiben.
♥ Diesen Song a capella hören und Michael dabei zusehen zu dürfen, ist ein großes Geschenk – und macht uns sprachlos. ♥
In diesem Moment war jedem der Anwesenden völlig klar, warum er dort war – und welchen Menschen wir alle verloren haben. Sicher der emotionalste Moment des Seminars.
Soweit also unser kleiner Einblick über eine Auswahl der Dinge, die euch bei einem „In The Studio With MJ-Seminar mit Brad Sundberg“ erwarten. Wir können jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat, an einem dieser Seminare teilzunehmen, es zu tun. Für uns waren es zwei wunderbare, sehr lohnenswerte Tage in Amsterdam. Die Eindrücke und Bilder sind in jedem Fall einzigartig und unvergesslich.
Dazu wurde sich auch noch gut um uns Gäste gekümmert und die Location (unter dem Dach einer Kapelle mit ihren alten Kreuzbögen und bunt verglasten Kirchenfenstern) war sehr stimmig und würdig.
★ Thank you very much, Brad! ★ This was really, really Brad! ★
♥ Martina & ♥ Karin
Mehr Informationen über die „In The Studio With MJ“ – Seminare von Brad Sundberg gibt es hier:
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3 Antworten zu „Review: „In The Studio With MJ“ – Seminar von Brad Sundberg“
♥Vielen, vielen DANK…was für ein Erlebnis !!! Unter Tränen habe ich es nun gelesen und bin beeindruckt, tief berührt und dankbar, das ihr es mit uns teilt…all for MICHAEL…all for L.O.V.E.♥
DANKE, eure Hissi !!!♥
I was there too and how I loved that filled with emotions day. To listen to the stories and backgrounds of the things Michael was doing. A day to remember for all time. This review is so well written, I did NOT make notes there so now I can read this german Verschlag at ease. We are neighbors, I am from Nederland. ThanX for the lively and lovely written words, compliments! Marry
Thank you Martina and Karin, for an excellent review of an unforgettable day!