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“A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.” – Michael Jackson


John Bähler, ein langjähriger Freund und Musikarrangeur von Michael Jackson, teilt seine Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit dem King of Pop. Er erinnert sich daran, wie er Michael und die Jackson 5 bei Motown kennenlernte und erkannte schon damals dessen außergewöhnliches Talent. Bähler spricht auch über den kreativen Prozess der Zusammenarbeit und die besondere Verbindung, die er zu Michael hatte. Er betont die Bedeutung von Michaels Song „Heal The World“, der eine Botschaft von Brüderlichkeit und Liebe transportiert. Trotz seines tragischen Todes bleibt Michael in Bählers Erinnerung als ein liebenswürdiger und talentierter Mensch, der die Welt mit seiner Musik berührte.


John Bähler begann, wie sein Bruder Thomas, mit Michael und den Jackson 5 zusammenzuarbeiten, als sie bei Motown unterzeichneten. Als Musik- und Stimmarrangeur war er noch über viele Jahre sowohl beruflich als auch freundschaftlich mit Michael verbunden, nachdem er Motown verlassen hatte. John Bähler ist einer der Macher von Heal The World, wo er auf großartige Art den Chor leitete, der die Stimme des King Of Pop unterstützt und zugleich die Ohren der Zuhörer erfreut. Nach seinem jüngeren Bruder ist es jetzt an John, meine Fragen zu beantworten und seine Erinnerungen mit uns zu teilen.

Brice Najar: Wie dein Bruder Tom, hast auch du während der Motown-Ära mit Michael als Stimm- und Musikarrangeur zusammen gearbeitet. War dir zu der Zeit schon bewusst, dass er ein großer Star werden würde? Hast du ihn unter den anderen Künstlern bei Motown als etwas Besonderes erkannt?

John Bähler: Absolut! Als ich anfangs mit Michael arbeitete, sagte jeder, er sei 11Jahre alt, aber er war 13, sah aber aus wie 11. Ich arbeitete mit der Gruppe, mit allen fünf Jungs. Michael stach nicht nur in der Gruppe hervor, sondern in der Musik generell. Ich will sagen, dass er sehr außergewöhnlich und besonders war. Dieser Mensch hatte mehr Liebe in sich als irgendjemand anderes. Ich habe über ihn gehört und auch selbst oft gesagt, dass ein Bild von Michael Jackson erscheinen sollte, wenn man im Lexikon das Wort „Liebe“ nachschlägt. Er war der liebenswürdigste, netteste, großzügigste, süßeste, charismatischste Kerl, und er liebte es, den Leuten Streiche zu spielen. Mir fehlen wirklich die Worte, wenn ich von Michael Jackson spreche, denn ich liebe ihn so sehr und unsere Verbindung bestand über eine äußerst lange Zeit, eigentlich bis etwa 1,5 Jahre bevor er starb.

Es war also wirklich ganz offensichtlich. Als wir mit ihm Ben aufnahmen, ich glaube, das war seine erste Single als Solo-Künstler, wussten wir schon, dass es keine Grenzen gab. Nichts konnte diesen Kerl stoppen! Sogar als er mit 50 Jahren starb, war die Quelle seiner Kreativität noch lange nicht versiegt. Er hatte noch so viel mehr zu geben. Natürlich kam er in das Alter, in dem das Performen nicht mehr ganz so leicht war, als Jahre zuvor, aber seine Seele war noch immer jugendlich.

Etwa 18 Monate bevor er starb, rief er mich an. Genauer gesagt war es sein musikalischer Direktor, der anrief und sagte: „Michael würde gerne mit dir sprechen.“ Ich sagte: „Großartig! Ruf mich jederzeit an, ich bin immer da, ich stehe immer zur Verfügung.“ Normalerweise kamen solche Anrufe immer kurz bevor einem großen Projekt, deshalb dachte ich, dass er anrufen würde, damit ich ihm bei der Tour helfen würde, die er nicht machen konnte. Aber dann rief er nicht an, und ich sah die Leute, mit denen er sich umgab, und machte mir Gedanken, denn meiner Meinung nach, (und das ist wirklich meine ganz persönliche Meinung, und ich möchte nicht, dass die Öffentlichkeit mich deshalb steinigt) hatte er sich mit „Jasagern“ umringt. Mein Bruder und ich waren Michael gegenüber nie Jasager. Michael war für uns wie ein jüngerer Bruder, und Michael wählte nie nach „Farbe“ aus, sondern er suchte immer nach Talenten. Als ich also einige dieser Jasager um ihn herum sah, war ich beunruhigt, aber ich konnte nichts tun …

Brice Najar: Erinnerst du dich noch daran, als du ihn zum ersten Mal getroffen hast? Welche Erinnerungen hast du an diese Sessions bei Motown?

John Bähler: Oh ja, ich habe einige Geschichten! Ich traf ihn zum ersten Mal etwa 1970 oder ’71, als sie bei Motown unterzeichneten. Ich produzierte und arbeitete schon mit ein paar anderen Künstlern bei Motown, und sie riefen mich, um mit den Jungs zu arbeiten. Michael war sehr jung. Eine Sache, an die ich mich erinnere, ist, dass sie als Jungs immer viel herumblödelten, während sie arbeiteten, weil sie Brüder waren. Damals hatte ich lange Haare und zu der Zeit war sie auch noch braun. Ich war also still und ließ sie gewähren. Was ich aber nicht wusste und was Michael mir Jahre später erzählte war, dass ich immer meine Haare zurück strich, wenn ich nervös war. Und Michael sagte dann jedes Mal: „Hey Jungs, John streicht seine Haare zurück, wir sollten uns besser wieder beruhigen!“ Das war ihr Zeichen.

Brice Najar: Du hast zu vielen Songs von MJ und den J5 bei Motown beigetragen, man könnte Stunden darüber sprechen. Kannst du uns etwas mehr über den kreativen Prozess einer der anspruchsvolleren Kompositionen berichten?

John Bähler: Ich weiß nicht mehr genau, welche Aufnahme es war, an der wir arbeiteten, aber ich hatte ein besonders kompliziertes Gesangs-Arrangement für sie geschrieben und sie sagten nur: „Das können wir nicht singen, das können wir nicht …“ Und ich sagte nur: „Doch, das könnt ihr.“ Also übte ich mit ihnen all die einzelnen Teile ein, aber es war immer noch schwierig für sie, deshalb sang ich sie mit ihnen zusammen. Als wir dann bereit für die Aufnahme waren, stand ich neben dem Mikrofon, um die Background-Teile mitzusingen, und Michael machte sich bereit für den Lead Gesang. Der Produzent kam aus dem Studio und sagte: „Du kannst bei der Aufnahme nicht mitsingen!“ Was aber ganz eindeutig eine Sache von „schwarz und weiß“ war. Ich sagte: „Ok, kein Problem.“ Der Produzent ging also wieder in sein Studio-Abteil zurück. Der Toningenieur (er war ebenfalls schwarz und sehr cool, leider weiß ich seinen Namen nicht mehr) kam heraus und winkte mir zu und stellte das Mikrofon so ein, dass die Jungs in Richtung des Aufnahmestudios blickten und ich mit dem Rücken dazu gegenüber von ihnen stand. Das Mikrofon war so eingestellt, dass es von beiden Seiten offen war. Ich konnte also mit ihnen mitsingen, ohne dass es jemand bemerkte. Mein Dank geht an diesen netten Ingenieur, er war klasse! Ich sang also auf dieser Aufnahme mit und keiner wusste es – bis jetzt, jetzt weiß es jeder. Ich sang jeden Teil mit ihnen, es war wunderbar. Es war nur der eine Song, ich glaube, es müsste Looking Through the Window gewesen sein. Die meiste Zeit war es nicht nötig, mit ihnen zu singen. Aber das hatte ich über ihre Köpfe hinweg geschrieben – damit meine ich nicht ihr Talent, sondern dass das Konzept ungewöhnlich war. Ich denke, ich sang noch bei mehreren Sachen mit. Ich sang bei einigen Aufnahmen von Michael, aber was die Gruppe betrifft, ist das eine der Geschichten, an die ich mich erinnere. Jetzt weiß es die ganze Welt! (lacht)

Brice Najar: Du sagst, es war ganz eindeutig eine Sache von „schwarz und weiß“. Warst du der einzige Weiße, der bei Motown arbeitete?

John Bähler: Ja, mein Bruder und ich waren tatsächlich die einzigen weißen Typen im ganzen Gebäude. Wir beide sind mit Gospelmusik aufgewachsen, wir waren gewissermaßen auch farbenblind. Ich meine damit, dass Black Music das war, womit wir aufwuchsen, und wir teilten es nicht in „weiß“, „schwarz“, „lila“ ein – egal, was es war, es war einfach großartige Musik. Das war auch ein Grund, weshalb wir zu Motown kamen, weil Berry Gordy mitbekommen hatte, dass jemand bei Motown etwas gehört hatte, dass ich geschrieben hatte und sie es für sehr „soulful“ hielten und mich dann zu sich riefen.

Brice Najar: Zu der Zeit hatte Michael noch nicht seine Erwachsenenstimme. Wie bist du als Stimm-Arrangeur damit umgegangen, jemanden aufzunehmen, dem während der Aufnahme die Stimme brach?

John Bähler: Soweit ich es wahrnahm, hat seine Stimme sich nie verändert. Er konnte diesen Stimmbruch abfangen, wie man es nie zuvor gehört hatte, und seine Sprechstimme war ohnehin sehr hoch. Er sprach ganz hier oben! (imitiert MJ) Er hatte viele hohe Noten in seinem Repertoire, und die Songs, die er als Kind sang, wie ABC und solche Sachen, hat er dann zwar in einer anderen Tonlage gesungen, aber die Qualität war immer gleich hoch und auch die Energie war immer gleichbleibend! Es war also nie ein Problem. Das heißt, jeder Song an dem ich mit ihm gearbeitet habe, über all diese Jahre, all diese Songs wurden für ihn geschrieben, weshalb ich wirklich nie darüber nachdachte. Daran sieht man, wie gut es lief. Ganz ehrlich – ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, es gab nie ein Gespräch darüber. Wie du weißt, war Michael so unglaublich talentiert und zu 100 % professionell. Er war einfach nur umwerfend!

Brice Najar: Hast du, abgesehen von Michael, auch Erinnerungen an seine Brüder?

John Bähler: Michael sagte mir einmal, als er noch sehr klein war, dass Jackie der beste Sänger und Tänzer der ganzen Familie sei. Aber er war so schüchtern, extrem schüchtern, sogar noch schüchterner als Michael. Später habe ich Jackie davon erzählt und er sagte zu mir: „Ich fühle mich einfach im Vordergrund nicht wohl. Ich bleibe lieber im Hintergrund. Michael war der jüngste, und wir waren alle größer als er. Deshalb schoben wir ihn immer nach vorn.“ Und so begann es.

Damals, in den 1970ern, fuhr Jackie immer zu meinem Haus (er fuhr einen Rolls-Royce Convertible), um zu sehen, was ich so machte. Und dann hielt er an und wir unterhielten uns. Auch mit Jermaine hatte ich ein gutes Verhältnis. Ich mag dieses Kind. Also, er ist natürlich kein Kind mehr, aber für mich ist er trotzdem eins. Tito und Marlon waren so klein, dass ich sie nicht so gut kennenlernte, wie Jermaine und Jackie. Eines Tages ging ich mit meiner Frau zu einer Grammy Award Verleihung, und auf dem Weg dahin sah ich Jermaine auf der anderen Straßenseite, wollte ihm aber nicht über die Straße zurufen. Aber dann drehte er sich um und sah mich und rief: „John!!“ Er kam über die Straße und umarmte mich. Es war etwas peinlich und gleichzeitig aufregend, dass er sich nach all den Jahren noch an mich erinnerte. Sie sind eine ganz besondere Familie und es passiert dir im Lauf deiner Karriere nicht so oft, dass du mit solchen Leuten arbeiten kannst – und dann ist es auch nicht wirklich Arbeit.

Brice Najar: Obwohl die J5 Motown verließen, bist du mit Michael in Kontakt geblieben, und er buchte dich über Jahre hinweg regelmäßig für Gesangs-Arrangements. Denkst du, dass ihr ein besonderes Verhältnis hattet, das über die rein professionelle Zusammenarbeit hinausging?

John Bähler: Wir haben jahrelang mit Michael und den Jungs und dann mit Michael allein zusammengearbeitet, bis sie Motown verließen, um bei EPIC zu unterzeichnen. Dann begann ich mit Michael zu arbeiten. Ich kann euch gar nicht sagen, wie oft Michael 16 Takte von Songs schrieb und mich dann anrief, um in sein Haus auf der Neverland Ranch zu kommen, wo ich dann diese 16 Takte aufnahm und er mich bat, etwas zu schreiben. Ich schrieb etwas und sang die Teile und irgendwann später hörte ich einen Song und dachte: „Das klingt irgendwie vertraut! Ach ja, genau, dazu habe ich den Refrain geschrieben.“ Er hat viele dieser Demos gemacht, deren Rhythmen einfach erstaunlich waren, und ich kam dann zu ihm und wir nahmen alles auf, was er von einem Song schon hatte, manchmal war es nur ein Stückchen. Es waren bestimmt 20 oder 25 davon. Wenn die Familie etwas davon veröffentlicht, würde ich es sehr gerne hören wollen.

Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich ganz allein mit ihm dort war. Ich erinnere mich deshalb an diesen Tag, weil er seinen Hut, den er immer trug, abgenommen und ich ihn mir auf den Kopf gesetzt hatte, und er passte perfekt! Ich sagte: „Michael, ich brauche auch so einen!“ Er antwortete: „Du hast keinen?“ „Nein!“ Und er: „Dann werde ich dir einen besorgen!“ Aber natürlich hat er es nie getan, und wenn ich jetzt daran denke, wünschte ich, ich hätte einfach gesagt: „Ich hätte gerne diesen!“ Er hätte einfach „ok“ gesagt. Aber ich war nicht einer von diesen aufdringlichen Typen. Ich glaube, ich besitze nicht einmal ein Foto von uns beiden …

Wie auch immer … Michael und ich singen also Teile des Background-Gesangs und aus irgendeinem Grund hatte ich zwei Ohrhörer in den Ohren. Über all die Jahre, die ich schon Background-Sänger war, trug ich immer nur einen Ohrhörer, damit ich mich selbst live mithören konnte. Heute tragen die meisten Sänger zwei, denn sie wollen sich zusammen mit allem hören, was der Toningenieur einspielt. Ich möchte das aber nicht hören und benutze deshalb nie zwei Ohrhörer. Jedenfalls trug ich an dem Tag aber dennoch zwei, und nach den ersten beiden Takten des Stücks hörten wir einen fürchterlich schiefen Gesang. Wir beide sahen uns an und dachten: „Was zum Teufel ist das?!“ Wir hielten das Band an und ich nahm die Ohrhörer raus und Michael sah mich an und sagte: „Das bist du! Hahaha …!“ Ich hatte diese Ohrhörer an, und konnte mich nicht singen hören und hatte deshalb vollkommen schief gesungen. Ich hoffe, dass sie das nicht aufgenommen haben, es war wirklich das übelste, das mir in meiner Laufbahn passiert ist. Als ich dann wieder nur mit einem Ohrhörer sang, war alles wieder gut. Aber Michael lag vor Lachen am Boden, denn er nannte mich immer Mr. Perfect, und als das passierte, fand er es einfach nur zu gut!

Ich vermisse ihn. Ich spreche ständig mit ihm. Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt zuhört, er antwortet ja nie. Aber vielleicht eines Tages, wer weiß? Bei mir hier im Flur habe ich einen Brief, den Michael meiner Frau Janet geschrieben hatte, nachdem wir auf Neverland waren. Als er starb, habe ich daraus für uns eine Art Gedenken an ihn gemacht. Ich habe den Brief zusammen mit dem Umschlag eingerahmt, alles von Michael handgeschrieben, und jeden Tag, wenn ich daran vorbeikomme, sage ich „Hi!“ zu ihm.

Michael hatte immer große Ideen für mich, aber weil ich ihn nicht ständig anrief und bedrängte, vergaß er es oft. Er hatte so viel um die Ohren. Den Hut, den er mir nie gab und da war noch eine kleine Heal The World Statue mit Figuren von Kindern, die mit Michael zusammen eine Weltkugel hielten. Er hatte sie in seinem Bahnhof stehen, und als Janet und ich sie sahen, sagte ich: „So eine hätte ich gerne! Wo kann man sie bekommen?“ Michael sagte: „Ich werde dir eine besorgen!“ Natürlich kam er nie dazu, und ich rief ihn auch nie an und fragte: „Wo bleibt sie?“. Ich glaube, das ist auch einer der Gründe dafür, dass er mich und meinen Bruder respektierte. Wir gehörten für ihn nie zum Showbusiness. Ich meine, wir sahen ihm wirklich dabei zu, wie er von dem Michael Jackson, den wir kannten, zu dieser Michael Jackson-Persona heranwuchs. Je nachdem, wer in den Raum kam, wenn es ein Fremder war, zog er seine Sonnenbrille, den Hut und all das an, schwarze Hosen und Hemden trug er ohnehin. Wenn er mit uns allein war, nahm er all das ab und war einfach nur der Michael, den wir schon immer kannten. Nicht so viele Menschen haben ihn so erlebt und das ist sehr schade. Ich denke, sie würden anders über ihn denken, hätten sie ihn so erlebt. Er war die Verkörperung von Liebe. Er liebte Kinder, denn er hatte keine Kindheit. Als er 13 oder 14 Jahre alt war, rief er bei mir zu Hause an und meine Frau rief mich und sagte: „Schatz, da ist Michael am Telefon!“ Ich nahm den Hörer und sagte: „Hi, Michael!“ Und er antwortete: „Hi!“ (imitiert Michael)

„Was machst du?“

„Oh, ich bin auf Tour.“

„Ok, wo bist du?“

„Cincinnati.“

Einsilbige Antworten. Ich denke, er rief einfach nur an, um meine Stimme zu hören, und ich musste ihn in ein Gespräch drängen, weil er so schüchtern war. Aber zumindest war er mutig genug, den Hörer zu nehmen und mich anzurufen. Er tat das ständig, nur um eine Stimme von zu Hause zu hören. Ich sah mich immer als einen Ersatzvater, aber ich denke, ich war eher ein älterer Ersatzbruder, wie auch mein Bruder, und ich glaube, er respektierte mich und meinen Bruder auch wie Brüder. Er sagte sogar ganz oft: „Welcher bist du? Hast du We Are The World gemacht oder Heal The World?“ Und ich antwortete: „Ich habe Heal The World gemacht. Mein Bruder ist der mit We Are The World. „Oh, ja … Ok“! Ich glaube, er dachte, wir sind nur eine Person.

Brice Najar: Ich habe gelesen, dass du gesagt hast, es war David Paich, der das Projekt Feed The World, aus dem später Heal The World wurde, vorschlug, und ihr beide später an den ersten Arrangements für diese Aufnahme gearbeitet habt. Kannst du uns einen kleinen Einblick in den kreativen Prozess geben?

John Bähler: Auf den ersten Demos dazu waren nur meine Frau, ich und Jon Joyce. Dann ging ich damit zu David und er spielte mir den Track vor und erzählte mir, worauf es ankam. Ich schrieb dann das Background-Arrangement für 4 Stimmen und wir sangen für das Demo jeden Teil 3 – 4 Mal ein, damit er so voluminös wie möglich wurde, denn Michael wollte einen Chor, aber er wollte nicht so viel Geld für einen 16 – 20 stimmigen Chor ausgeben. Und Michael mochte es! Danach machten wir 2 oder 3 weitere Demos, bevor wir schließlich die eigentliche Aufnahme machten. Als wir das machten, konnte Michael wegen einer Erkältung nicht dabei sein, also spielten wir es ihm übers Telefon vor und er weinte! Er war so ein emotionaler Mensch. Er sagte: „John, das ist genau das, was ich wollte. Es ist unglaublich, ich glaub’ es einfach nicht …“

Was sehr interessant ist, und ich erst vor ein paar Monaten, also 20 Jahre danach, herausfand, ist, dass Michael damals auch meinen Bruder anrief und sagte: Ich hätte gerne, dass du mir ein Chorarrangement für Heal The World machst.“ Und mein Bruder arbeitete daran, ohne dass ich davon wusste, aber er schwört, dass Michael beide Arrangements benutzt hat. Also ich bin sicher, dass alles, was ich geschrieben habe, auch auf der letztlichen Aufnahme ist, ich kann es hören, besonders wenn man genau hinhört, bemerkt man das, worauf ich besonders stolz bin, den Bass-Teil. (singt es) Es war eine bewegende Melodie, die das, was Michael singt, unterlegt. Daran erkenne ich z. B. dass es mein Arrangement ist, denn darauf war ich sehr stolz, und Michael auch. Es sticht nicht hervor, aber wenn du es herausnimmst, fühlst du, dass es da ist. Du hörst immer wieder etwas Neues, wenn du seinen Songs zuhörst. Ob er 14 oder 35 war, er wusste immer, was man noch hinzufügen musste und das machte ihn meiner Ansicht nach zu einem Genie.

Brice Najar: Kannst du uns noch mehr über die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern von Toto erzählen?

John Bähler: Als ich nach Kalifornien zog, waren Steve und Jeff Pocaro meine Nachbarn. Ich kaufte 1967 ein Haus genau neben den Pocaros. Ich kannte sie gut, ihr Vater war ein hervorragender Percussionist. Jeff übte immer Schlagzeug. Das Haus war ziemlich lang und in der Mitte gab es einen Übungsraum und der war genau gegenüber dem Fenster von dem Zimmer, in dem ich an meinen Arrangements schrieb. Während ich also schreibe, spielt Jeff gegenüber mit Kopfhören Schlagzeug. Ich rief dann immer zu ihm rüber: „Kannst du mal aufhören?“ Aber er hörte mich natürlich nicht, wegen der Kopfhörer. (lacht) Also, ich kannte diese Jungs wirklich schon, seitdem sie noch ziemlich jung waren.

David (Paich) traf ich, weil er eine Band gründen wollte. Sie hieß nicht Toto, aber es war eine Band von Jeff und er war damals etwa 15 Jahre alt, also konnte David nicht viel älter gewesen sein. Ich kannte Davids Vater, Marty Paich, sehr gut. In der Nähe von unserem Haus gab es einen kleinen Stadtpark, und Joe Pocaro erzählte mir, dass die Jungs dort samstags auf einer Tanzveranstaltung spielen würden, falls ich es gerne sehen wollte. Ich ging also hin, und es haute mich um, wirklich – und sie spielten nicht einmal etwas Besonderes, nur Standard-Nummern. Ich ging dann am nächsten Tag zu ihnen rüber und ihre Mutter, Eileen, öffnete die Tür. Ich sagte: „Ma’am, ihre Jungs sind absolut unglaublich!“ Ich glaube, es waren Jeff und Steve (Pocaro) und David (Paich) und noch ein anderer Junge. Ich glaube, sie waren zu viert oder fünft. Ich fuhr fort: „Ich habe morgen eine Session. Könnte ich Jeff dafür haben? Sie sage: „Nein.“ Ich sagte: „Aber er ist großartig! Viel besser als die meisten Leute, mit denen ich arbeite!“ Sie entgegnete: „Er ist erst 15 Jahre alt und wenn ich ihm erlaube, mit ihnen eine Session aufzunehmen, wird er nicht mit der Highschool weiter machen. In unserem Haus gibt es eine Regel: Keine Sessions, bevor du nicht deinen Highschool-Abschluss gemacht hast.“

Ich habe schon einiges mit ihnen gemacht, bevor sie Toto waren, und auch noch danach, nachdem Jeff gestorben war. Das war das Schlimmste, was passieren konnte …

Brice Najar: Könnte man Heal The World als eine Fortsetzung der Arbeit sehen, die du 1990, im Jahr davor, mit Totos Compilation Past To Present gemacht hast? Um es präziser zu machen: du hast auf dieser Platte bei drei Liedern den Chor geleitet.

John Bähler: Es könnten die gleichen Leute gewesen sein, oder auch nicht. Wir hatten solch eine große Gruppe an hervorragenden Sängern. Es könnte z. B. sein, dass ich für Michaels Sachen mehr schwarze Sänger eingesetzt hatte und für Totos vielleicht nicht so viele. Ich habe mich wirklich immer nach dem Sound gerichtet, den wir erreichen wollten und dann die Leute engagiert, mit denen ich glaubte, diesen Sound erreichen zu können. Die Zusammensetzung des Chors war also nicht immer gleich. Es gab eine zentrale Gruppe von etwa 5 – 8 Leuten, die wir meistens einsetzten, und dann nahmen wir andere dazu, um 16 oder 20 Stimmen zu bekommen, je nachdem …

Brice Najar: Als David Paich mit diesem Projekt begann, hatte er da schon Michael als Sänger im Kopf, oder hatte er noch an keinen speziellen Sänger gedacht?

John Bähler: Michael hat es ja geschrieben, aber ich weiß, dass ganz zu Anfang des Songs David beteiligt war. Das war, als es noch Feed The World hieß. Als wir das erste Demo machten, gab es noch keinen Text, nur die Melodie der Strophen. Ich fragte Michael: „Was möchtest du versuchen zu sagen?“ Er sagte: „Ich weiß es nicht. Es wird einfach zu mir kommen.“ Er saß immer in dem großen Baum hinter seinem Haus und die Dinge kamen zu ihm. Er bat David, für ihn das Arrangement und das Demo zu machen. Der Song war aber noch nicht vollständig bis dahin. Aber Michael arbeitete oft so. Die Aufgabe war, die Samen von Michaels Idee zu nehmen und dabei zu helfen, sie erblühen zu lassen. Denn Michael schrieb keine Musik. (Noten) Er schrieb seine Texte und er brauchte immer einen Musikalischen-Leiter, und meistens waren es Keyboarder. Obwohl David nie sein Musikalischer-Leiter war, war er doch sehr fähig, und Michael wusste das. Ich wünschte, ich wüsste, wie diese beiden in Verbindung gekommen waren. Ich habe nie daran gedacht, David zu fragen. Er rief mich an, er gab mir das Band von einem Demo und dann nahmen wir in seinem Haus ein weiteres Demo auf.

Brice Najar: Human Nature ist wohl wie ein Symbol für die Zusammenarbeit von Michael und Toto. Aber ich denke, das trifft auch bei Heal The World für David Paich, Jeff und Steven Pocaro, die alle darauf spielen, zu. Würdest du dieser Aussage zustimmen, da du auch an dieser Komposition beteiligt warst?

John Bähler: Absolut. Michael hatte ein Gespür für Talente. Und wenn er ein Talent erkannte, hat er es auch genutzt. Nachdem er Motown verlassen hatte und eigenständig gearbeitet hatte, nahm er sein erstes Album mit Quincy Jones auf. Dabei war Michael mehr mit meinem Bruder (Thomas) involviert, als mit Quincy. Als er Quincy verließ, hatte ich wieder mehr mit ihm zu tun.

Jeden Tag schrieb Michael 4, 6, 8 oder 12 Liedanfänge! Manchmal war es auch ein Refrain, und nicht der Anfang, und er wusste noch gar nicht, wie die Strophen sein würden. Er entwickelte einen Rhythmus, und darauf ein Stück von einem Song aufzubauen: Das war seine Arbeitsweise, und so wurde aus Feed The World Heal The World und die endgültige Version. Mehrere talentierte Leute arbeiteten daran und Michael war der Kapitän des Schiffes. Er war der Kapitän und wir warfen nur Gedanken in den Raum und warteten ab, was davon hängen bleiben würde. Und alles, was ihm gefiel, wurde weiter verfolgt. Was mir sehr an der Zusammenarbeit mit Michael gefiel war, dass er dich immer ermutigte, du selbst zu sein. Er hat dir nicht gesagt, was du tun sollst – er wollte hören, was du denkst und was du in musikalischer Hinsicht gedacht hast. Das liebte ich an ihm! Er hatte auch eine besondere Art, dir zu sagen: „Nein, das ist es nicht“, ohne dass du dich schlecht fühlen musstest. Du hattest so viele Freiheiten bei ihm. Wenn er dir sagte: „Nein, das ist nicht das, was ich hören wollte“, hast du einfach gesagt: „Ok, dann versuchen wir es mit einer anderen Idee.“

Ich erinnere mich nur an eine Sache während all dieser Jahre, die wir zusammenarbeiteten, die mir auch leidtut, aber leider passierte. Einmal habe ich Michael enttäuscht. An den Song, oder den Teil des Songs, kann ich mich nicht erinnern, aber ich schrieb die Harmonien. Wir beide sangen sie zusammen und er sagte: „Da fehlt eine Note.“ Ich sah das Notenblatt an und dachte: „Wie kann da eine Note fehlen, es sind wirklich alle Noten da.“ Ich konnte den Fehler nie finden, und er war ganz frustriert. Er war nicht sauer, er war einfach nur frustriert, weil er nicht das hörte, was er hören wollte. Das war das einzige Mal, wo ich leider nicht hören konnte, was er von mir hören wollte …

Brice Najar: Heal The World transportiert die Botschaft von Brüderlichkeit, und natürlich verstärkt Michaels talentierte Darbietung diese Komposition, aber dennoch denke ich, dass dieses Werk, mehr als alle anderen in seiner Karriere, das Ergebnis einer Teamarbeit ist, die zu diesem großartigen Erfolg führte. Sind alle Beteiligten im Studio in das Thema des Songs eingetaucht, um dieses Ergebnis zu erreichen?

John Bähler: Es wurde nicht ausgesprochen, aber du konntest es zumindest bei dem Chor spüren, dass sie genau verstanden hatten, was Michael sagen wollte. Die Botschaft kam bei jedem von uns an. Von meinem Standpunkt aus kann ich sagen, dass es beim Schreiben unterschiedliche Elemente gibt, das menschliche und das sprachliche Element. Wenn ich etwas Inspirierendes schreibe, spüre ich das, ich fühle mich dann wie ein Gefäß. Es kommt von irgendwoher zu mir, durch mich hindurch und auf das Papier. Wenn ich schreibe wie ein Handwerksgeselle (journeyman), ist es uninspiriert und das hört man. Ich sage das, weil Heal The World von Anfang an, noch bevor ich alle Lyrics gehört hatte, nicht in meiner Hand lag. Es ist vollends durch Inspiration geschrieben, und ich glaube, deshalb bedeutete der kleine Teil, den ich beisteuerte, Michael so viel: Er konnte das fühlen.

Brice Najar: Wenn du mit Michael darüber gesprochen hast, hattest du das Gefühl, dass er HTW besonders mochte, musikalisch gesehen, aber auch weil er seine Charity Organisation danach benannte?

John Bähler: Das war Michaels Lieblingslied und deshalb spielten sie es auch als letzten Song bei seinem Memorial. Er liebte vieles von dem, was er geschaffen hatte, aber bei Heal The World sagt die Botschaft meiner Meinung nach mehr über Michael aus, als bei jedem anderen Song, den er geschrieben hat. Das ist, wie er die Welt sah und es begann als Feed The World, weil er dachte, das sei eine Sache, bei der etwas verändern könne. Je mehr er darüber nachdachte, und sich in die Lyrics und Strophen vertiefte, desto deutlicher wurde ihm, dass es um etwas viel Größeres als Feed The World geht, dass es darum geht, die Welt zu heilen (Heal The World)! Und das sagt alles über ihn als Mensch aus. Es drückt aus, wer er war und wie er sein Leben lebte. Die Leute können es nicht glauben … ER WAR LIEBE! Es ist schwer zu glauben, denn es glaubt dir keiner, dass ein Mensch so liebevoll und freundlich sein kann. Hatte er Fehler? Yeah, hatte er. Er ließ zu oft seine Nase machen. Ich meine, es war auch etwas Verrücktes an ihm, aber in der Tiefe seiner Seele – so wie ich ihn kannte, und ich denke, auch mein Bruder würde das sagen – war er die Verkörperung von Liebe. Ich sah Michael nie wütend. Niemals! Ich sah ihn weinen, ich hörte ihn weinen. Wir weinten zusammen, wenn wir betroffen waren, aber er war nie wütend auf mich.

Heal The World – das ist absolut die Botschaft, die aus der Tiefe von Michaels Herzen kommt. Ich denke, deshalb sind auch so viele Menschen davon berührt

Brice Najar: An diesem Song haben sowohl David Paich als auch Marty Paich (als Dirigent des Orchesters) wahrscheinlich zum letzten Mal gemeinsam während ihrer Karriere mitgewirkt, und ich könnte natürlich David selbst fragen, aber ich dachte, es ist sinnvoll, deine Meinung zu dieser besonderen Konstellation zu hören.

John Bähler: Die letzte Session, an der ich 1994 arbeitete, bevor ich nach Branson zog, war für einen Country Sänger, dessen Name mir nicht mehr einfällt – aber egal – Marty Paich arrangierte die Saiteninstrumente und er war auch bei der Session anwesend. Das war nur wenige Monate, bevor er starb. Ich traf ihn, umarmte ihn und es war wunderbar. Aber ich war nicht persönlich dabei, als Marty und David gemeinsam (an HTW) arbeiteten. Ich denke, Marty war auch dort mit den Saiteninstrumenten beschäftigt, bin mir aber nicht sicher. Es wäre eine gute Idee, David danach zu fragen.

Brice Najar: Das Ende des Songs ist wunderschön, besonders, weil dein Chor von Jeff Pocaros Schlagzeug unterstützt wird, dessen Snare-Drum-Sound sehr einzigartig ist. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich es anhöre, auch wenn ich es sicher schon hunderte Male angehört habe. Wie hast du den Chor arrangiert, um MJ möglichst gut zu unterstützen, ohne ihn zu übertönen, aber dennoch so, dass dieser Teil einer der Teile ist, die diesen Song ausmachen?

John Bähler: Zuerst war da Jeff Pocaros Schlagzeug, und alles, was vorhanden war, beeinflusste das, was ich schrieb. Das Chorarrangement wurde von allem beeinflusst, was bereits vorhanden war. Und Michaels Lead Gesang war noch nicht einmal aufgenommen. Ich glaube, als wir schließlich den großen Chor aufnahmen, hatte er eine grobe Version der Vocals aufgenommen. Manchmal begann er die Sachen vom Ende her und arbeitete sozusagen von hinten nach vorn. Je nachdem, welche Idee ihm zuerst kam. Anfangs gab es keine Lyrics und wir wussten nicht, was er damit sagen würde, und er schrieb viele seiner Songs auf diese Weise. Nicht, dass es vor ihm oder nach ihm keiner so macht. Jeder Songschreiber hat seine eigene Art, sich jedem seiner Songs zu nähern. Burt Bacharach würde vielleicht eine seiner verrückten Melodien schreiben und sich dann von David Paich die absolut passenden Lyrics dazu schreiben lassen. Es kam mir wirklich immer so vor, als ob sich Burt nur an sein Klavier setzte und den Song einfach so spielte. Es fiel ihm einfach so zu. Michael, der ja kein ausgebildeter Musiker war, dafür aber ein unbeschreibliches musikalisches Gehör hatte, konnte Musik zwar nicht lesen, aber er hörte sie und er spürte instinktiv, wie ein Song sich anfühlte. Das war wichtiger als alles andere. Was immer ihm zuerst in den Kopf kam, konnte die Saat für einen neuen Song sein. Er sagte immer, er würde auf seinem großen Baum sitzen – und ich weiß genau, welchen Baum er meint – und ich weiß, dass er das tat.

Brice Najar: Denkst du, dass du zu Michael eine besondere emotionale Verbindung aufbauen konntest, weil du ihn schon als Junge gekannt hast? Hast du ihn ihm immer mehr den Teenager gesehen, als den ikonischen Superstar? Hat Michael das gespürt, und sich mit dir wohler gefühlt, als mit anderen Leuten?

John Bähler: Vor vielen Jahren besuchte ich zusammen mit meiner Frau die Ranch. Michael sagte: „Lass uns in den Proberaum gehen.“ Es war eher ein Tanzstudio (inklusive vieler Instrumente und anderem Equipment), in dem wir probten. Zu meiner Frau sagte er: „Würdest du für mich auf Prince aufpassen?“ Prince war 18 Monate alt, und Michael ließ ihn bei meiner Frau, und das war sehr cool, denn es war sonst niemand im Haus. Die Ranch war so groß, dass wir ein Golf-Kart nehmen mussten, um mit Brad Buxer, seinem damaligen Musikalischen-Leiter, zum Proberaum zu kommen. Wir arbeiteten – und es dauerte Stunden. Als wir schließlich fertig waren, suchte er draußen nach Buxer, damit er mich zurückbringen würde, aber er war nicht da. Michael sagte: „Ok, dann bringe ich dich zurück.“ Und ich sagte: „Nein, nein, das ist ok, ich warte auf ihn.“ Aber er sagte: „Komm schon!“ Er hatte ein schwarzes Golf Kart, mit schwarzem Dach und Fenstern aus Plastik in den Türen, und einem höllischen Soundsystem, mit riesigen Verstärkern! Unglaublich, dieses Golf Kart! Er kämpfte zu der Zeit mit ein paar rechtlichen Problemen und auf dem Weg zurück zum Haus fragte ich ihn nach seinen Anwälten und solchen Sachen. Ich gab ihm immer Ratschläge – ob er sie annahm oder nicht. Als wir am Haus ankamen, bekam ich meine Tür nicht auf und Michael sprang heraus, rannte um das Auto und öffnete sie für mich. Als ich ausstieg, sah ich ihn an und sagte: „Was ist an dem Bild hier falsch? Michael Jackson hält mir die Tür auf und ist mein Fahrer!“ Es war lustig.

Er war ein lustiger Kerl. Wenn er mit meinem Bruder und mir zusammen war, war er einfach nur Michael. Auch wenn ich ihn vermisse, spüre ich, dass er immer noch hier ist, weil ich von Zeit zu Zeit seine Anwesenheit spüre, denn er ist ein kleiner Schlingel, der uns die ganze Zeit Streiche spielte. Zumindest versuchte er es, aber mein Bruder und ich waren auch nicht schlecht darin, und oft lag er vor Lachen am Boden.

Er nahm Rockin’ Robin auf und wir sangen darauf. Eines Tages waren mein Bruder und ich nur so zum Spass zu Besuch auf der Ranch. Michael hatte in seinem Wohnzimmer eine unglaubliche Limoges-Porzellan-Sammlung. Er besuchte diese Firma und verliebte sich in diese Sachen und sagte: „Ich nehme ein Stück von jedem.“ Sein Piano und das ganze Wohnzimmer stand voll damit – es war fantastisch! Als wir zusammen in dieses Zimmer gingen, sahen mein Bruder und ich uns an, nahmen Michael in unsere Mitte und sangen ihm harmonisch von beiden Seiten „Tweedele-lee-dee-dee“ in die Ohren. Michael ließ sich vor Lachen auf die Knie fallen und sagte „Ich glaub’s nicht, ihr Verrückten!“ Wir überraschten ihn immer mit solchen Sachen. Er hatte einen großartigen Humor, und wie ich schon sagte, spielte er gerne Streiche und es war sehr schwer, auch ihn hereinzulegen – aber mein Bruder und ich schaffen es, weil unser Humor wirklich verrückt ist!

Ich habe kleine Tonbänder in einer Plastiktüte und ich habe meinen Kindern gesagt: „Werft die nicht weg, wenn ich sterbe, denn ich habe jedes Treffen, das ich mit Michael und anderen Produzenten hatte, darauf aufgezeichnet!“ Ich hatte einen dieser kleinen Rekorder, das war noch vor der digitalen Zeit. Eines Tages hatte ich ihn in meiner Tasche und nahm ihn heraus und fragte Michael: „Stört es dich, wenn ich das aufnehme?“ Michael antwortete: „Nein, gar nicht.“ Ich schaltete den Rekorder ein und er sagte: „Warte, was ist das denn?“ Er hatte noch nie einen so winzigen Rekorder gesehen. Er sah ihn sich an und sagte: „Hast du den schon einmal in deine Tasche gesteckt, und eingeschaltet, ohne es jemand zu sagen?“ Ich sagte: „Nein, weißt du, ich würde so etwas nicht tun.“ Er sagte: „Ich würde das tun! Sofort!“ So war Michael! (lacht)

Meiner Meinung nach war er wie zwei verschiedene Personen, so wie es bei den meisten Performern ist. Der Michael, den du auf der Bühne gesehen hast, war die eine Seite von ihm, und die andere Seite war Michael, der Mensch. Das ist die Seite von ihm, die mein Bruder und ich immer sahen, die Seite, die außer seiner Familie nicht so viele Leute zu sehen bekommen. Seine Kinder sagen ja, dass er ein großartiger Vater war. Es gibt nichts Besseres, was man über seinen Vater sagen kann als das, was Paris an seiner Trauerfeier sagte. Mein Bruder und ich kannten diese Seite von ihm. Wir hatten ein besonderes und einzigartiges Verhältnis zu ihm, weil wir keine „Jasager“ sind, und er uns deshalb respektierte. Er akzeptierte unsere Meinung, und wir seine. Wir respektierten ihn als Musiker, als Sänger, als Songschreiber und der Umstand, dass er ein Superstar war, hat unser Verhältnis nie beeinflusst.

Brice Najar: Möchtest du uns zum Schluss noch sagen, was du heute machst?

John Bähler: Also, ich bin 74 Jahre alt, ich sollte mich schon zur Ruhe gesetzt haben. Aber es geht nicht, ich fühle mich immer noch jung! Gelegentlich mache ich ein paar Background-Gesänge – es macht einfach Spass, das zu tun, was ich 25 Jahre lang getan habe. Ich bin immer noch sehr aktiv und bin mit der Tour meiner Frau und ihrer Schwestern, den The Lennon Sisters, beschäftigt. 2016, zu ihrem 60 -Jährigen Jubiläum, werden wir wohl das sechzigste Mal auf Tour gehen. Sie haben es immer noch drauf, und du würdest nie darauf kommen, wie alt sie sind. Und wir haben drei Enkeltöchter, die auch auftreten. Für eines ihrer Alben habe ich 2 Songs geschrieben.

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Danke an Tom Bähler und Brice Najar!

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