Paris Jackson, Tochter von Michael Jackson, spricht über ihren Frieden nach familiären Leiden und Abhängigkeit. Sie teilt ihre Verbindung zu ihrem Vater, symbolisiert durch mehr als 50 Tattoos. Paris reflektiert über Selbstverletzung und Depression, betont den Druck der Öffentlichkeit und ihre Suche nach Identität in einem digitalen Zeitalter.
In ihrem ersten ausführlichen Interview spricht Michael Jacksons Tochter über die Leiden ihres Vaters und wie sie nach Abhängigkeit und seelischer Qual ihren Frieden findet.
Paris Michael Katherine Jackson starrt auf einen berühmten Körper. „Das ist Marilyn Monroe“, flüstert sie, und blickt auf eine Wand voller grauenhafter Autopsiefotos. „Und das ist JFK. Diese Fotos findet man nicht einmal online.“
An einem Donnerstagnachmittag, Ende November, schlendert Paris durch das Museum of Death, ein vollgestopftes Labyrinth von nach Formaldehyd riechendem Horror auf dem Hollywood Boulevard. Es ist nicht unüblich, dass die mit Enthauptungsfotos, Snuff Filmen und Devotionalien von Serienkillern konfrontierten Besucher in Ohnmacht fallen, oder sich übergeben müssen. Aber Paris, noch nicht so weit entfernt von der Emo- und Gothic Phase ihrer frühen Teenagerzeit, scheint all das auf irgendeine Art beruhigend zu finden. Es ist ihr neunter Besuch. „Es ist beeindruckend“, sagt sie während ihres Rundgangs, „sie haben einen echten elektrischen Stuhl und einen echten Kopf!“
Vergangenen April wurde Paris 18 Jahre alt. Durch ihr Leben, dass sich zwischen behütet und qualvoll exponiert sein abspielte, kann sie in einem Augenblick viel älter, und im nächsten viel jünger erscheinen. Mit ihrem Mix aus Hippie-Punk Modegeschmack (heute trägt sie ein Batik-Shirt, Leggings und Converse High-Tops) und ihrem grenzenlosen Musikgeschmack (ihre Sneaker sind dekoriert mit Lyrics von Mötley Crüe und Arctic Monkeys; sie ist besessen von Alice Cooper – den sie „bae“ (Schatz) nennt – und dem Songwriter Butch Walker; liebt Nirvana aber auch Justin Bieber), ist sie ein echtes Kind des 21. Jahrhunderts. Aber noch viel mehr ist sie das Kind ihres Vaters. „Als Mensch ist sie im Grunde genau wie mein Vater“, sagt ihr älterer Bruder, Prince Michael Jackson. „Der einzige Unterschied ist ihr Alter und ihr Geschlecht.“ Paris ist Michael sehr ähnlich, fügt er hinzu, „in all ihren Stärken und fast all ihren Schwächen. Sie ist sehr leidenschaftlich. Sie ist sehr emotional, bis zu dem Punkt, an dem ihre Emotionen ihr Urteilsvermögen trüben.“
Mit verblüffender Geschwindigkeit hat sich Paris mehr als 50 Tattoos zugelegt, die ersten schon heimlich, als sie noch nicht volljährig war. Neun davon sind Michael Jackson gewidmet, der starb, als sie 11 Jahre alt war und sie, Prince und ihren jüngsten Bruder Blanket damit aus ihrer – wie sie es wahrnahmen – abgeschiedenen, beinahe idyllischen kleinen Welt herausriss.
„Man sagt immer ‚Die Zeit heilt alle Wunden‘“, sagt sie. „Aber das stimmt nicht. Du gewöhnst dich nur daran. Ich lebe mit dem Bewusstsein ‘Ok, ich habe das Einzige verloren, das je wichtig für mich war’. Alles, was mir in der Zukunft Schlechtes widerfährt, kann niemals schlimmer sein, als das, was schon passiert ist. Auf diese Art kann ich damit umgehen.“ Michael besucht sie noch immer in ihren Träumen, sie sagt: „Ich fühle ihn ständig, er ist immer bei mir.“
Michael, der sich selbst als Peter Pan sah, liebte es, seine einzige Tochter Tinker Bell zu nennen. Neben ihr Schlüsselbein hat sie sich FAITH, TRUST AND PIXIE DUST tätowieren lassen. Auf ihrem Unterarm hat sie das Bild vom Dangerous Album, auf der Hand das BAD – Logo, und die Worte QUEEN OF MY HEART – in der Handschrift ihres Vaters – einem Brief, entnommen, den er ihr einst schrieb – stehen seitlich auf dem linken Handgelenk. „Er hat mir immer nur Freude geschenkt“, sagt sie. „Warum sollte ich mich also nicht konstant an diese Freude erinnern?“
Sie hat auch Tattoos zu Ehren von John Lennon, David Bowie und den zeitweisen Rivalen ihres Vaters, Prince. Dazu Van Halen und, innen auf ihrer Unterlippe, das Wort MÖTLEY (ihr Freund trägt an gleicher Stelle CRÜE). Am rechten Handgelenk trägt sie ein geflochtenes Bändchen mit Jade, das Michael in Afrika kaufte. Er trug es, als er starb und Paris’ Nanny hat es für sie wiedergefunden. „Es riecht immer noch nach ihm,“ sagt Paris.
Ohne mit der Wimper zu zucken, heftet sie ihre blau-grünen Augen auf die Attraktionen des Museums, bis sie zur Abteilung mit den Tierpräparaten kommt. „Diesen Raum mag ich nicht so sehr“, sagt sie und rümpft die Nase. „Bei Tieren ist meine Grenze erreicht. Das kann ich einfach nicht. Es bricht mir das Herz.“ Vor kurzem nahm sie Koa, einen hyperaktiven Pit-Bull-Mischling Welpen auf, der jetzt ein unruhiges Zusammenleben mit dem eher gemütlichen Labrador Kenya führt, den ihr Dad vor 10 Jahren mit nach Hause brachte.
Paris beschreibt sich selbst als „desensibilisiert“ gegenüber selbst drastischster Darstellungen der menschlichen Sterblichkeit. Im Juni 2013, ertrinkend in Depressionen und Drogenabhängigkeit, versuchte sie sich im Alter von 15 Jahren das Leben zu nehmen, indem sie sich die Pulsadern aufschnitt und 20 Motrin Pillen schluckte. „Es war purer Selbsthass“, sagt sie, „ein geringes Selbstwertgefühl, der Gedanke, nichts wirklich richtigzumachen, und es nicht wert zu sein, weiterzuleben.“ Sie hatte sich selbst Verletzungen zugefügt, sich geritzt und es gelang ihr, es vor ihrer Familie zu verbergen. Einige ihrer Tattoos verdecken jetzt die Narben und auch das, was, wie sie sagt, Spuren ihres Drogengebrauchs sind. Sie hatte schon zuvor Selbstmordversuche durchgeführt, „viele Male“, sagt sie mit einem unpassenden Lachen. „Es war nur dieses eine Mal, dass es bekannt wurde.“ In dem Krankenhaus gab es eine „3 Versuche Regel“, erinnert sie sich, und nach diesem letzten Versuch bestand man darauf, dass sie sich einer stationären Therapie unterziehe.
Bis zum Tod ihres Vaters zu Hause unterrichtet, stimmte Paris zu, die 7. Klasse einer Privatschule zu besuchen. Sie passte nicht hinein – überhaupt nicht – und begann ihre Zeit mit den einzigen Kindern zu verbringen, die sie überhaupt akzeptierten. „Viele ältere Leute, die viele verrückte Dinge taten“, sagt sie. „Ich habe einige Sachen gemacht, die 13-, 14-, 15-Jährige nicht tun sollten. Ich versuchte zu schnell erwachsen zu werden, und ich war kein wirklich netter Mensch.“ Sie hat auch Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht, und leidet noch immer unter grausamen Online-Kommentaren. „Die Sache mit der Redefreiheit ist klasse“, sagt sie. „Aber ich denke nicht, dass unsere Gründerväter die Social Media vorausgeahnt haben, als sie diese Gesetze und Dinge ins Leben riefen.“
Es gibt ein weiteres traumatisches Erlebnis, das sie nie öffentlich erwähnt hat. Sie sagt, als sie 14 Jahre alt war, habe ein „völlig Fremder“ sie sexuell belästigt.
„Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber es war keine sehr gute Erfahrung, es war sehr schwer für mich und zu dieser Zeit habe ich es niemanden erzählt.“
Nach ihrem letzten Selbstmordversuch absolvierte sie das zweite Highschool Jahr und die Hälfte des darauffolgenden Jahres in einer therapeutischen Schule in Utah. „Für mich war es das Beste“, sagt sie, „ich bin ein völlig anderer Mensch.“ Vorher, sagt sie mit einem kleinen Lächeln, „war ich verrückt. Ich war wirklich verrückt. Ich machte so viel durch, Teenager-Ängste und solche Dinge. Und ich versuchte, mit meiner Depression und meinen Ängsten ohne Hilfe klarzukommen.“ Sie sagt, ihr Vater litt ebenfalls unter Depressionen, und ihr wurden die gleichen Antidepressiva verschrieben, die er zuvor nahm. Jetzt braucht sie jedoch keine Psychopharmaka mehr.
Nachdem sie nüchterner und glücklicher war, als je zuvor, mit Menthol-Zigaretten als einzigem verbliebenen Laster, zog Paris kurz nach ihrem 18. Geburtstag aus dem Haus ihrer Großmutter Katherine aus und in das alte Familien-Anwesen der Jacksons. Sie verbringt fast jede Minute eines jeden Tages mit ihrem Freund Michael Snoddy, einem 26-jährigen Schlagzeuger, Mitglied der Percussion Band Street Drum Corps, und in Virginia geboren, dessen gefärbter Irokesenschnitt, Tattoos und ständig herunterhängende Hosen nicht den Boyband-Look und das welpenhaft Süße verbergen können. „Ich habe nie zuvor jemanden kennengelernt, der mich so fühlen ließ, wie Musik mich fühlen lässt“, sagt Paris.
Als sie sich kennenlernten, hatte er ein unüberlegtes, mittlerweile überdecktes Tattoo der Südstaatenflagge, das bei den Jacksons verständlicherweise Bedenken auslöste. „Aber als ich ihn besser kennenlernte“, sagt Prince, „war er ein wirklich netter Kerl.“
2015, Nach dem Abschluss der Highschool – den sie ein Jahr vorgezogen hatte – stattete Paris einem College einen kurzen Besuch ab, aber es war nicht das Richtige für sie. Sie ist Erbin eines riesigen Vermögens – der Michael Jackson Family Trust ist mehr als 1 Milliarde wert, mit in verschiedenen Schritten gestaffelten Auszahlungen an die Kinder. Aber sie möchte ihr eigenes Geld verdienen und jetzt, da sie dem Gesetz nach erwachsen ist, ein anderes Erbe antreten: die Berühmtheit. Und welche Wahl hat sie, als charismatische, wunderschöne Tochter eines der weltweit berühmtesten Männer? Momentan ist sie Modell, Schauspielerin – alles noch in Arbeit. Wenn ihr danach ist, kann sie eine majestätische Haltung einnehmen, die fast einschüchternd wirkt, wobei sie dennoch locker genug bleibt, um sich auch mit ihrem mit einem gigantischen Ziegenbart ausgestatteten Tätowierer anzufreunden. Sie hat tadellose Manieren – man kann sich vorstellen, dass sie wohlerzogen wurde. Vor kurzem bezaubere sie so den Produzenten Lee Daniels, der jetzt mit ihrem Manager über eine Rolle in seiner Show „Star“ auf Fox verhandelt. Sie spielt verschiedene Instrumente, schreibt und singt Songs (ein paar davon hat sie mir auf einer Akustik-Gitarre vorgespielt, und sie sind vielversprechend, wenn sie auch eher an Laura Marling, als an Michael Jackson erinnern), aber sie ist sich nicht sicher, ob sie den Gedanken an einen Plattenvertrag verfolgen soll.
Besonders als Model zu arbeiten, ist für sie wie selbstverständlich und sie empfindet es als heilsam. „Ich hatte sehr lange Zeit Probleme mit dem Selbstwertgefühl“, sagt Paris, die die kosmetischen Eingriffe ihres Vaters sehr gut versteht, nachdem sie selbst erfahren hat, wie Online-Trolls ihr Aussehen auseinandernahmen, seitdem sie 12 Jahre alt war.
„Viele Leute halten mich für hässlich, und viele finden das nicht. Aber wenn ich als Modell arbeite, kommt dieser Moment, in dem ich all die Probleme mit dem Selbstbewusstsein vergesse, und mich nur auf das konzentriere, was der Fotograf mir sagt – und dann fühle ich mich schön. So gesehen ist es eigennützig.“
Hauptsächlich teilt sie jedoch die Heal-The-World-Impulse ihres Vaters („Ich habe wirklich Angst um das Great Barrier Reef“, sagt sie. „Es stirbt. Der ganze Planet stirbt. Die arme Erde, Mensch.“) und sieht Berühmtheit als ein Mittel, um Aufmerksamkeit auf ihr wichtige Anliegen zu lenken. „Ich bin mit dieser Plattform geboren“, sagt sie. „Soll ich es verschwenden und mich verstecken? Oder soll ich es ausweiten und für wichtigere Zwecke einsetzen?“
Ihr Dad hätte wohl nichts dagegen einzuwenden. „Wenn du größer werden möchtest, als ich, dann kannst du es werden“, sagte er zu ihr. „Aber wenn du es nicht willst, ist es auch ok. Ich möchte nur, dass du glücklich bist.“
Momentan wohnt Paris in dem privaten Studio, in dem ihr Dad das Demo von „Beat It“ aufnahm. Das Haupthaus im Tudor-Stil auf dem jetzt leer stehenden Familienanwesen der Jacksons in Encino, L.A., von Joe Jackson 1971 mit den ersten Einnahmen der J5 gekauft, und von Michael in den Achtzigern neu aufgebaut, wird zurzeit renoviert. Aber das von Michael gebaute Studio in einem Backsteingebäude auf der anderen Hofseite, hat etwa die Größe eines ordentlichen Apartments in Manhattan, komplett mit eigener Küche und Badezimmer. Paris hat es in ein atmosphärisches, kuscheliges Schlafzimmer verwandelt.
Die Spuren ihres Vaters finden sich überall, am deutlichsten in den Kunstwerken, die er beauftragte. Außerhalb des Studios gibt es ein gerahmtes Bild im Disney-Stil, mit einem Cartoon-Schloss und einem gezeichneten Michael im Vordergrund, umarmt von einem kleinen, blonden Jungen. Die Inschrift lautet: „Von Kindern, Schlössern und Königen“. Im Innern nimmt ein Wandgemälde die ganze Wand ein, mit einem weiteren Cartoon-Michael, der ein grünes Buch mit dem Titel „Die Geheimnisse des Lebens“ festhält, und aus einem Blumen umrankten Fenster blickt.
Die von Paris ausgewählte Dekoration sieht etwas anders aus. Da gibt es ein Bild von Curt Cobain im Badezimmer, ein Poster von den Smashing Pumpkins an der Wand, einen Laptop mit Against Me!, sowie Never Ending Story Aufklebern, psychedelisch anmutende Wandbehänge, viele falsche Kerzen. Vinyl Schallplatten (Alice Cooper,The Rolling Stones) dienen als Wanddekoration. In der Küche steht ganz beiläufig eine gerahmte Platin-Schallplatte, mit der Aufschrift „für Michael gewidmet von Quincy Jones“. („Die habe ich am Dachboden gefunden“, sagt Paris schulterzuckend.)
Über der benachbarten Garage befindet sich ein Mini-Museum, das Michael als Überraschungsgeschenk für seine Familie gestaltete. Die Wände und Decken sind mit Fotos ihrer Geschichte bedeckt. Michael hat dort seine Tanzschritte geübt; jetzt steht das Schlagzeug von Paris’ Freund da.
Wir machen uns auf den Weg in ein nahegelegenes Sushi Restaurant, und Paris beginnt vom Leben auf Neverland zu erzählen. Sie verbrachte die ersten 7 Jahre ihres Lebens auf der 2700-Acre großen Fantasiewelt ihres Vaters, mit eigenem Vergnügungspark, Zoo und Kino. („Alles, was ich als Kind nie tun konnte“, nannte Michael es.) Während dieser Zeit wusste sie nicht, dass ihr Vater Michael hieß und von seinem Ruhm wusste sie noch viel weniger. „Ich dachte, sein Name sei Dad, Daddy“, sagt sie. „Wir wussten nicht wirklich, wer er war. Aber er war unsere Welt. Und wir waren seine Welt.“ (Letztes Jahr erklärte Paris den Film Captain Fantastic, in dem Viggo Mortensen einen exzentrischen Vater spielt, der versucht, für seine Kinder einen utopischen Zufluchtsort zu erschaffen, zu ihrem „Lieblingsfilm aller Zeiten“.)
„Wir konnten nicht einfach Karussell fahren, wenn wir Lust hatten“, erinnert sie sich, während sie im Dunkeln am Rand einer Straße in Encino entlangläuft. Sie liebt es, auf der Seitenmarkierung zu laufen, viel zu dicht an den Autos – es macht ihren Freund verrückt, und mir gefällt es auch nicht. „Eigentlich hatten wir ein ziemlich normales Leben. Wir hatten etwa jeden Tag Schule, und wir mussten gut sein. Und wenn wir gut waren, durften wir jedes zweite Wochenende wählen, ob wir ins Kino wollten, oder die Tiere besuchen oder was auch immer. Aber wenn du dich nicht anständig benommen hattest, dann durftest du diese Dinge nicht tun.“
2011 beschrieb Michaels Bruder Jermaine ihn in seinen Memoiren als „Beispiel für das, was ein Vater sein sollte. Er verinnerlichte in ihnen die Liebe, die unsere Mutter uns gab und er bot ihnen diese gefühlsbetonte Vaterschaft, die unser Vater, wenn auch unverschuldet, uns nicht bieten konnte. Michael war Vater und Mutter zugleich.“
Michael bot den Kindern die Wahl, eine reguläre Schule zu besuchen. Aber sie lehnten es ab. „Wenn du zu Hause bist“, sagt Paris, „wird dein Daddy, den du mehr liebst, als alles andere, gelegentlich mitten in der Schulstunde vorbeikommen, und dann heißt es: ‘Oh, cool, keinen Unterricht mehr heute, wir machen jetzt etwas mit Daddy zusammen.’ Wir dachten: ‘Wir brauchen keine Freunde. Wir haben doch dich, Daddy, und den Disney Channel!’“ Sie war, wie sie bemerkt, „ein ganz schön verrücktes Kind.“
Ihr Vater brachte ihr auch das Kochen bei. Größtenteils Soulfood. „Er war ein toller Koch“, sagt sie. „Sein gebratenes Hühnchen ist das weltbeste. Er brachte mir auch bei, Süßkartoffel-Pie zu backen.“ Paris bäckt vier solcher Kuchen für Thanksgiving bei ihrer Großmutter – das einen Tag vor dem eigentlichen Feiertag gefeiert wird, wegen des Zeugen-Jehova-Glaubens Katherines.
Michael schulte Paris in allen erdenklichen Musikgenres. „Mein Vater arbeitete mit Van Halen, also hörte ich Van Halen“, sagt sie. „Er arbeitete mit Slash, also hörte ich Guns N’ Roses. Er machte mich mit Tschaikowsky und Debussy, Earth, Wind and Fire, den Temptations, Tupac, Run-DMC vertraut.“
Sie sagt, Michael legte Wert auf Toleranz. „Mein Dad erzog mich in einem sehr toleranten Haus“, sagt sie. „Ich war acht Jahre alt und in diese Frau auf dem Cover eines Magazins verliebt. Anstatt mit mir zu schimpfen, wie die meisten homophoben Eltern, machte er Spass mit mir und sagte: ‘Oh, du hast dir eine Freundin gesucht.’“
„Das, worauf er bei uns den größten Wert legte“, sagt Paris, „außer uns zu lieben, war Bildung.“ Und er sagte nicht Dinge wie: ‘Oh yeah, der große Columbus entdeckte dieses Land!’ Er sagte: ‘Nein, verdammt noch mal, er hat die Ureinwohner abgeschlachtet!’“
Hat er es wirklich so ausgedrückt? „Er hatte ein bisschen ein schmutziges Mundwerk. Er fluchte wie ein Seemann.“ Aber er war auch „sehr schüchtern.“
Paris und Prince sind sich durchaus darüber bewusst, dass die Öffentlichkeit ihre Abstammung anzweifelt. (der jüngste Bruder Blanket ist wegen seiner dunkleren Haut weniger Opfer der Spekulationen) Die Mutter von Paris ist Debbie Rowe, eine Krankenschwester, die Michael kennenlernte, als sie als Arzthelferin bei seinem Hautarzt, dem verstorbenen Arnold Klein, arbeitete. Sie führten über 3 Jahre eine eher unkonventionelle anmutende Ehe, während der, wie Rowe einmal aussagte, sie nie ein gemeinsames Heim teilten. Michael sagte, Rowe wollte ihm die Kinder „als ein Geschenk“ an ihn geben. (Rowe sagte, Paris erhielt ihren Namen nach dem Zeugungsort.) Ihr Arbeitgeber Klein war einer von mehreren Männern – darunter auch der Schauspieler Mark Lester, der 1968 die Hauptrolle im Film Oliver! Spielte – die einräumten, sie könnten Paris eigentlicher leiblicher Vater sein.
Zwischen Popcorn-Shrimps und Lachs-Röllchen, stimmt Paris zu, dieses eine Mal über diese Angelegenheit zu sprechen. Sie hätte sich für eine einfache Antwort entscheiden können, hätte sagen können, dass es nichts zur Sache tut, weil Michael Jackson in jedem Fall ihr Vater ist. Das ist, was ihr Bruder – der sich selbst als „objektiver“ als Paris beschreibt – anscheinend vorschlägt. „Jedes Mal, wenn mich jemand fragt“, sagt Prince, „frage ich: ‘Was ist der Punkt?’ Was für einen Unterschied macht es? Besonders für jemanden, der mit meinem Leben überhaupt nichts zu tun hat. Inwiefern betrifft das dein Leben? Meines verändert es nicht.“
Aber Paris ist sich sicher, dass Michael Jackson ihr biologischer Vater ist. Sie glaubt es mit einer Leidenschaft, die sowohl berührend als in diesem Moment auch absolut überzeugend ist.
„Er ist mein Vater“, sagt sie, und blickt mir scharf in die Augen. „Er wird immer mein Vater sein. Nie war er es nicht, und nie wird er es nicht sein. Leute, die ihn wirklich gut kannten, sagen, dass sie ihn in mir erkennen, auf eine fast beängstigende Art.“
„Ich sehe mich selbst als schwarz“, sagt sie und fügt später hinzu, dass ihr Dad „mir in die Augen sah und mit dem Finger auf sie deutete und sagte: ‘Du bist schwarz. Sei stolz auf deine Wurzeln.’ Und ich dachte: ‘Ok, er ist mein Vater, warum sollte er mich anlügen?’ Ich glaube einfach, was er mir gesagt hat. Weil ich nicht wüsste, dass er mich je angelogen hätte.“
„Die meisten Leute, die mich nicht kennen, sagen, ich sei weiß“, räumt Paris ein. „Ich habe helle Haut, und besonders seitdem ich meine Haare blond gefärbt habe, sehe ich aus, als sei ich in Finnland oder so ähnlich geboren.“ Sie deutet an, dass es ja nicht gerade unbekannt sei, dass gemischtrassige Kinder so aussehen, wie sie – und führt aus, dass ihr Teint und ihre Augenfarbe so ähnlich seien, wie bei dem Schauspieler Wentworth Miller, der einen schwarzen Vater und eine weiße Mutter habe.
Anfangs hatte sie keine Beziehung zu Rowe. „Als ich sehr, sehr jung war, hat meine Mutter einfach nicht existiert“, erinnert sich Paris. Schließlich wurde ihr klar, „dass ein Mann keine Kinder bekommen kann“ – und als sie etwa 10 Jahre alt war, fragte sie Prince: „Wir müssen eine Mutter haben, oder?“ Also fragte sie ihren Dad, „und er sagte: ‘Yeah.’ Und ich: ‘Wie heißt sie?’ Und er sagte nur: ‘Debbie.’ Und ich: ‘OK, dann kenne ich jetzt ihren Namen.’“
Nach dem Tod ihres Vaters begann sie online über ihre Mutter nachzuforschen, und als Paris 13 Jahre alt war, trafen sie sich.
Im Zuge ihrer Behandlung in Utah, entschloss sich Paris, erneut Kontakt mit Rowe aufzunehmen. „Sie brauchte eine Mutterfigur“, sagt Prince, der es ablehnt, über sein eigenes Verhältnis – oder besser fehlendes Verhältnis – zu Rowe zu sprechen. (Paris’ Manager lehnte es ab, Rowe für ein Interview zu bestellen, und Rowe reagierte nicht auf unsere Anfrage, nach einem Kommentar.)
„Ich hatte viele Mutterfiguren“, entgegnet Paris, und zählt unter anderem ihre Großmutter und die Kindermädchen auf. „Aber zu der Zeit, als meine Mutter in mein Leben trat, war es nicht dieses ‚Mama‘-Ding. Es ist eher ein Verhältnis zwischen Erwachsenen.“ Paris erkennt sich selbst in Rowe, die gerade eine Chemotherapie im Kampf gegen Brustkrebs durchstand: „Wir sind beide sehr stur.“
Paris ist sich nicht ganz sicher, was Michael für Rowe empfand, sagt aber, dass Rowe in ihren Vater „verliebt“ war. Sie ist sich auch sicher, dass Michael Lisa Marie Presley liebte, von der er sich zwei Jahre vor Paris Geburt scheiden ließ. „In dem Musikvideo ‘You Are Not Alone’ kann ich erkennen, wie er sie ansah, und er war völlig von ihr eingenommen“, sagt sie mit einem zärtlichen Lachen.
Paris Jackson war etwa neun Jahre alt, als ihr bewusst wurde, dass ein großer Teil der Welt ihren Vater nicht so sah, wie sie es tat. „Nachts weinte mein Vater bei mir“, sagt sie, als sie Mitte Dezember an der Theke eines New Yorker Cafés sitzt, und einen kleinen Löffel in ihrer Hand wiegt. Sie fängt auch an, zu weinen. „Stell dir vor, dein Vater weint bei dir, weil die Welt ihn dafür hasst, etwas getan zu haben, das er nicht getan hat. Und für mich, war er das Einzige, was zählte. Ich sah, wie meine ganze Welt litt, und ich begann die Welt zu hassen, für das, was sie ihm antaten. Ich dachte: ‘Wie können die Menschen nur so gemein sein?’“ Sie unterbricht. „Tut mir leid, ich werde emotional.“
Paris und Prince haben keinen Zweifel daran, dass ihr Vater trotz der mehrfachen Kindesmissbrauchs-Beschuldigungen unschuldig war, dass der Mann, den sie kannten, der wirkliche Michael war. Wiederum sind sie sehr überzeugend – könnten sie von Tür zu Tür gehen, und darüber reden, würden sie die ganze Welt umstimmen.
„Nur ich und meine Brüder sahen, wie er uns abends, bevor wir zu Bett gingen, A Light in The Attic vorlas“, sagt Paris. „Keiner weiß, wie es ist, ihn als Vater zu haben. Und wenn sie es wüssten, würde sich ihre gesamte Wahrnehmung von ihm für immer völlig verändern.“ Ich werfe vorsichtig ein, dass das, was Michael ihr in diesen Nächten sagte, ziemlich hart für eine 9-Jährige war. „Er hat uns nicht beschissen“, entgegnet Paris. „Du versuchst, deinen Kindern die bestmögliche Kindheit zu schenken. Aber du musst sie auch auf die beschissene Welt vorbereiten.“
Michaels Prozess von 2005 endete mit einem Freispruch, aber er zerstörte seine Reputation und veränderte die Lebensweise seiner Familie. Er entschied sich, Neverland für immer zu verlassen. Die nächsten 4 Jahre reisten sie durch die Welt, verbrachten lange Zeit im ländlichen Irland, im Bahrein, in Las Vegas. Paris machte es nichts aus – es war aufregend, und ihr Zuhause war da, wo ihr Daddy war.
2009 bereitete Michael sich auf ambitionierte Comeback-Konzerte in der O2 Arena in London vor. „Er machte es für uns zum großen Ereignis“, erinnert sich Paris. „Er sagte: ‘Yeah, wir werden für ein Jahr in London leben.’ Und wir waren sehr gespannt – wir hatten sogar schon ein Haus dort, in dem wir wohnen würden.“ Aber Paris erinnert sich auch an seine „Erschöpfung“, als die Proben begannen. „Ich sagte zu ihm: ‘mach doch ein Schläfchen’, denn er sah müde aus. Wir waren dann in der Schule, was bedeutet, wir waren im Wohnzimmer im Erdgeschoss, und wir sahen, wie Staub von der Decke fiel und hörten das Stampfen, weil er oben am Proben war.“
Paris hat eine bleibende Abneigung gegenüber AEG Live, dem Veranstalter der geplanten This Is It Tour – ihre Familie verlor den Prozess wegen fahrlässiger Tötung gegen sie, weil die Jury die Behauptung AEGs, dass Michael für seinen Tod selbst verantwortlich sei, akzeptierte. „AEG behandelt ihre Performer nicht gut“, wirft Paris ihnen vor. „Sie laugen sie aus und arbeiten sie zu Tode.“ (Ein Vertreter von AEG lehnte einen Kommentar ab.) Sie erzählt, dass sie Justin Bieber auf seiner letzten Tour ansah und Angst um ihn hatte. „Er war müde, so wie er durch die Bewegungen ging. Ich sah auf mein Ticket und sah AEG Live, und dachte zurück daran, dass mein eigener Vater ständig erschöpft war, aber nicht schlafen konnte.“
Paris macht Dr. Conrad Murray – der wegen fahrlässiger Tötung ihres Vaters verurteilt wurde – verantwortlich für die Abhängigkeit von dem für den Tod ursächlichen Narkosemittel Propofol. Sie nennt ihn „den Doktor“, und macht dazu satirische Anführungszeichen in der Luft. Aber sie hat schlimmere Verdächtigungen zum Tod ihres Vaters.
„Er ließ Andeutungen fallen über Leute, die hinter ihm her waren“, sagt sie. „Und einmal sagte er in etwa: ‘Eines Tages werden sie mich umbringen.’“ (Lisa Marie Presley berichtete Oprah über ein ähnliches Gespräch mit Michael, der seine Ängste darüber ausdrückte, dass ungenannte Parteien es auf ihn abgesehen hätten, um seine Hälfte des mehreren Millionen schweren Sony/ATV Musikkatalogs zu bekommen.)
Paris ist davon überzeugt, dass ihr Vater auf irgendeine Art ermordet wurde. „Absolut“, sagt sie. „Denn es ist offensichtlich. Alle Zeichen deuten darauf hin. Es hört sich wirklich nach einer Verschwörungstheorie an und es hört sich nach Mist an, aber alle echten Fans und jeder in der Familie weiß es. Es war geplant. Es war Bullshit.“
Aber wer hätte Michael Jackson gerne tot gesehen? Paris überlegt ein paar Sekunden lang, vielleicht, weil sie eine bestimmte Antwort in Erwägung zog, aber sagt dann nur: „Viele Leute.“
Paris möchte Vergeltung, oder zumindest Gerechtigkeit. „Natürlich“, sagt sie mit glühendem Blick. Natürlich möchte ich das, aber es ist wie ein Schachspiel. Und ich versuche, das Spiel richtig zu spielen. Das ist alles, was ich im Moment dazu sagen kann.“
Michael ließ seine Kinder in der Öffentlichkeit Masken tragen. Eine Sache, die Paris zuerst als „blöd“ empfand, später jedoch verstand. Um so beeindruckender war es, als ein tapferes kleines Mädchen am 7.7.2009 auf der im TV übertragenen Trauerfeier für ihren Daddy, spontan ans Mikrofon trat: „Seit ich geboren bin“, sagte sie, „war Daddy der beste Vater, den man sich nur vorstellen konnte, und ich wollte nur sagen, ich liebe ihn so sehr.“
Sie war 11 Jahre alt, aber sie wusste, was sie tat. „Ich wusste, dass es danach viel dummes Gerede geben würde“, sagt Paris. „Viel Leute würden ihn, und wie er uns erzogen hatte, hinterfragen. Das war das erste Mal, dass ich ihn je in der Öffentlichkeit verteidigte, und es war definitiv nicht das letzte Mal.“ Für Prince war das, was seine jüngere Schwester in dem Moment zeigte „mehr Stärke, als alle anderen von uns hatten.“
Am Tag nach ihrem Ausflug zum Museum of Death, fahren Paris, Michael Snoddy und Tom Hamilton, ihr 31-jähriger, nach Modell aussehender Manager, nach Venice Beach.
Wir schlendern an der Strandpromenade entlang und Snoddy erinnert sich an die Zeit, als er anfänglich als Straßenkünstler nach L.A. gekommen war. „Es war nicht schlecht“, sagt er. „Im Schnitt habe ich 100 Bucks am Tag gemacht.“
Paris hat ihre Haarverlängerungen zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trägt eine Sonnenbrille mit kreisrunden Gläsern, ein grünes Shirt über einer Leggings und einen Rucksack im Rasta-Muster. Heute ist ihre Stimmung dunkler. Sie spricht nicht viel, und schmiegt sich eng an Snoddy, der ein Willie Nelson Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln trägt.
Wir gehen in Richtung der Kanäle, an denen ultramoderne Häuser stehen, die Paris nicht mag. „Sie sehen zu streng aus“, sagt sie, „sie rufen dir nicht zu: ‘Hey, komm doch zum Essen rein!’“ Sie erfreut sich an einer Gruppe Enten. „Hallo, Freunde!“, ruft sie. „Kommt, wir spielen!“ Unter den Enten befindet sich ein Paar, das aussieht wie ein verliebtes Vogelpaar, das in enger Verbundenheit durch das trübe Wasser schwimmt. Paris seufzt und drückt Snoddys Hand. „Ziele“, sagt sie. „Hashtag ‚Ziele‘.“
Ihre Stimmung verbessert sich und wir kehren zum Strand zurück, um den Sonnenuntergang anzusehen. Paris und Snoddy steigen auf eine Betonabsperrung und blicken in Richtung des orange-rosa Spektakels. Es ist ein friedlicher Augenblick, bis eine mittelalte Frau in neonfarbener Jogging-Kleidung und knielangen Socken vorbeiläuft. Sie grinst das Paar an und drückt den Knopf ihrer kleinen, an der Hüfte befestigten Stereoanlage, woraufhin ein etwas altmodische klingender Trance-Song ertönt. Paris lacht und dreht sich zu ihrem Freund. Als die Sonne verschwindet, beginnen sie zu tanzen.
Übersetzung: M.v.d.Linden
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