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“A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.” – Michael Jackson


Bill Whitfield und Javon Beard haben ein Buch über ihre Zeit als Security für Michael Jackson geschrieben, um den Fans eine persönlichere Sicht auf Jackson zu bieten. Sie betonen Jacksons Engagement als Vater und seinen Respekt vor seinen Fans. Sie erzählen von seinem Bedürfnis nach Nichtverletzlichkeit, seinem Humor, seiner Besorgnis über die Erwartungen an seine Performance-Kapazität und seinen Bedarf an Privatsphäre und ruhigem Familienleben. Ihre positiven Erfahrungen mit Jackson bekräftigen ihre Zuneigung und Respekt vor ihm.


MJJC: Was hat sie dazu bewogen, ein Buch zu schreiben?

Bill & Javon: Wir schrieben ‘Remember the time“, weil wir über Michael Jackson, wie wir ihn kannten, eine Geschichte zu erzählen hatten. Bist du Michael Jackson Fan und Unterstützer, dann hast du verdient, ihn von einer mehr persönlichen Seite zu kennen, nicht nur zu wissen, wer er war, sondern auch, was er als Mensch und Vater mitgemacht hat. Du hast einen wahren Bericht von denjenigen verdient, die dabei waren, und nicht von denen, die nur wiedergeben, was sie aus zweiter Hand gehört haben.

Wir haben lange Zeit damit gekämpft, ob wir ein Buch schreiben sollten, oder nicht. Grundsätzlich stimmen wir denen zu, die sagen, Mr. Jackson sollte sein Privatleben haben, und er sollte in Frieden ruhen. Aber letztlich kamen wir zu dem Schluss, dass seine Fans verdienen, etwas darüber zu erfahren, und es hoffentlich für einige etwas abschließen lässt und anderen ein Stück Wahrheit bringt. Wir fühlten auch die Verpflichtung, der Welt über unsere Zeit mit Michael Jackson zu berichten, denn es gibt sonst keinen, der diesen Teil der Geschichte erzählen könnte. Während der Zeit, die Mr. Jackson in Las Vegas verbrachte – ab seiner Rückkehr aus Irland bis zum Beginn von This Is It – waren einfach nicht viele Leute um ihn herum. Meistens waren es nur wir, Mr. Jackson und die drei Kinder. Mr. Jackson wurde die Möglichkeit genommen, seine Geschichte selbst zu erzählen, und die Kinder waren zu jung, um wirklich viel über das zu wissen, was zu der Zeit vor sich ging. Bleiben nur wir. Wenn die Welt je ganz verstehen will, was diesem geliebten und unbeschreiblichen Mann passierte, ist das die Geschichte, die erzählt werden muss. Wie Michael Jackson starb, wissen wir schon. Unser Ziel ist es, den Leuten zu helfen zu verstehen, warum.

MJJC: Wie lange hat es gedauert, das Buch zu schreiben? War es eine Herausforderung, die Erfahrung, Michael Jackson zu beschützen, in Worte zu fassen? Erzählt uns darüber.

B & J: Der längste und schwerste Teil dieses Prozesses war es, einen Verleger zu finden, der unsere Herangehensweise und unsere Philosophie verstand. Als er noch lebte, war Mr. Jacksons Leben voller Geier, die ihn in jeder möglichen Weise ausnutzen wollten. Wir sahen das, als wir mit ihm zusammen waren und auch als er gestorben war, an der Art, wie Leute an uns wegen unserer Geschichte herantraten. Es gab einen fast zweijährigen Prozess, in dem wir versuchten, mögliche Leute für eine Zusammenarbeit zu befragen. Als wir die richtigen Partner gefunden hatten, Leute, denen wir vertrauen und mit denen wir uns wohlfühlten, dauerte das eigentliche Schreiben des Buchs etwa ein Jahr. Wir verbrachten einige Tage damit, nur zusammenzusitzen, uns zu erinnern und einfach unsere Geschichte zu erzählen, und verbrachten dann die nächsten Monate damit, stundenlang am Telefon die Kapitel durchzugehen, Edits zu machen und so weiter.

Am Anfang war es schwer, über unsere Erfahrungen zu sprechen. Oft machte uns der Gedanke wütend, „Gab es da noch mehr, was wir hätten unternehmen können?“ Es war schmerzhaft, einige der schlechten Dinge, die ihm zustießen, wieder zu durchleben. Oft hatte er nicht seinen Frieden finden können, weil er von den Medien so übel porträtiert wurde und weil es so viele Menschen gab, denen er nicht trauen konnte. Wir wollten ihn immer davor schützen, aber es gab Dinge, die konnte man nicht kontrollieren. Aber je mehr wir schrieben, und je mehr Augenblicke mit Mr. Jackson wir wieder durchlebten, umso sicherer wussten wir, das Richtige zu tun.

MJJC: Die meisten Bücher über Michael sind mit viel Sensationsgier geschrieben. Ihres nicht. Warum ist das so und warum haben sie sich zu einer anderen Art Bericht entschieden?

B & J: Sensationsgier ist genau das Gegenteil von dem, was wir schreiben wollten. Erstens war unsere Zeit mit Mr. Jackson nicht „sensationell“, weder im Guten noch im Schlechten. Es gab keine großen Tabloid-Skandale, aber auch keine ausverkauften Stadien-Konzerte. Der Großteil der zweieinhalb Jahre mit Mr. Jackson waren eine ruhige Zeit, in der er überwiegend darauf fokussiert war, seine Kinder großzuziehen und ihnen ein Zuhause zu geben. Es gab viele Spannungen und Dramen mit seiner Familie und mit geschäftlichen Dingen, aber kein großes Spektakel, sodass unsere Geschichte eine Chance bietet, zu erkennen, wie der Mensch abseits der Kameras wirklich war. Wir sagen den Menschen immer, ‘wir arbeiteten nicht für den King of Pop, wir arbeiteten für Michael Jackson.’ Das sind zwei unterschiedliche Personen. Erst ganz am Ende, als die This Is It-Maschinerie in LA startete, merkten wir, dass das Tabloid-Spektakel wieder begann, und nicht auf gesunde Weise. Aber davon waren wir nicht direkt betroffen. Wir blieben in Las Vegas und tätigten ein paar Angelegenheiten von Mr. Jackson dort, und wir sollten ihn in London wieder treffen, um dort als Security von seinem gemieteten Anwesen eingesetzt zu werden.

Wir wollten die Geschichte auf diese Art erzählen, in unserer eigenen Sprache, um dem Leser das Gefühl zu geben, als wären sie beim Geschehen dabei. Vieles, was man über Michael Jackson lesen kann, hebt ihn entweder auf ein Podest oder wirft ihn in die Gosse. Wir wollten ein Buch, das ihm den verdienten Respekt zukommen lässt, seine Legacy ehrt, aber auch ein Buch, was auf dem Boden bleibt und ihn als normalen Mensch zeigt, denn das ist, was die meisten Menschen bei ihm missverstehen. Die Tabloids wollen ihn immer als Witzfigur zeigen, aber hinter dem King-Of-Pop-Spektakel war ein menschliches Wesen, voller Liebe und Generosität, der unter Schmerzen und Einsamkeit litt. Wir wollen der Welt den wirklichen Menschen zeigen, denn Michael Jackson verdient es, als Mensch behandelt zu werden.

Wir wählten auch, die Geschichte aus unserer Sicht zu erzählen, um Spekulationen aus zweiter Hand und aufgewärmte Tabloid-Stories, auf die sich andere Michael Jackson Bücher stützen, zu vermeiden. So wie die Medien Mr. Jacksons Leben bis zum heutigen Tag behandelten, glauben wir nichts, was über ihn geschrieben wird, was wir nicht selbst bezeugen können. Außer dass wir auf einige gut dokumentierte Informationen verweisen (z. B. wie viele Thriller Alben verkauft wurden) und der Erwähnung einiger öffentlich bekannter Fakten (z. B. über die Hypotheken auf Neverland) ist das Buch ein Bericht über das, was wir sahen und hörten, und wie unsere Reaktionen und Gefühle dazu waren. Wir wollten es so ehrlich und realistisch wie möglich.

MJJC: Viele Personen in Michaels Vergangenheit nutzen ihre Bekanntschaft oder ihr Arbeitsverhältnis mit ihm dazu, um Geld zu machen. Können sie uns sagen, was ihre Motivation war, dieses Buch zu schreiben?

B & J: Geld war nie unsere Motivation. Wir lehnten Angebote von Tabloids ab, die wollten, dass wir ihnen Dreck und Skandale aus Mr. Jacksons Leben servierten. (Wir hatten nicht mal Dreck, den wir ihnen hätten geben können, denn das ist nicht der Mann, den wir kennen.) Wie wir in der Einleitung des Buchs schreiben, verkauften wir es nicht für eine große Vorauszahlung an einen großen Verleger, der auf Tabloid-Geheimnisse wartet. Wir gingen zu einem kleineren Verlag, der uns eine geringe Zahlung leistete, um die Möglichkeit zu haben, das Buch so zu schreiben, wie wir es wollten. Wir behielten auch nichts von der Vorauszahlung für uns selbst. Wir investierten es darin, sicherzustellen, dass Mr. Jacksons Geschichte richtig geschrieben wurde. Das meiste zahlten wir an einen Schriftsteller, Tanner Colby, ein New York Times Bestseller-Autor, bei dem wir spürten, dass er die Geschichte mit dem gebührenden Respekt behandeln würde. Der Rest diente dazu, verschiedene Ausgaben zu decken, wie Reisen zu den Editoren, Meetings und ähnliche Dinge. An dem Buch werden wir nur verdienen, wenn ihr, die Fans, entscheidet, dass wir gute Arbeit geleistet haben, und wenn ihr dieses Buch unterstützen werdet. Das wird unsere Belohnung sein.

MJJC: Was dachten sie über Michael, bevor sie für ihn arbeiteten? Hat sich ihre Meinung dadurch verändert?

B & J: Wir waren beide immer große Fans von Michael, auch bevor wir für ihn arbeiteten. Bill hat immer noch sämtliche Singles von den Jackson 5. Javon hatte tatsächlich Smooth Criminal als Klingelton, als er den Anruf bekam, für Mr. Jackson zu arbeiten. Keiner von uns glaubte die Vorwürfe, die gegen ihn gemacht wurden, oder die anderen verrückten Dinge, die die Medien druckten. Er schien immer so nett und sanft-sprechend, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun.

Leider ist es so, wie bei allen Prominenten, deren Leben durch die Tabloids verzerrt wird, dass du zwar nicht glaubst, was geredet wird, aber auch keine persönlichen Kenntnisse über sie hast. Als wir dann die Möglichkeit bekamen, für ihn zu arbeiten, achteten wir mehr auf ihn und seine Handlungen, und wir sahen, wie sich die Dinge bestätigten, die wir immer von ihm glaubten. Wir sahen, was für ein verantwortungsbewusster Vater er war und wie er sich um diejenigen kümmerte, die weniger Glück im Leben hatten. Unsere Meinung über ihn hat sich also nicht wirklich geändert, aber es war schön zu erfahren, dass der Michael Jackson, den wir als Fans unterstützten, nicht der Michael Jackson war, den uns die Medien verkaufen wollten.

MJJC: Hatte Michael einen Lieblings-Radiosender, den er hörte, wenn er im Auto/SUV unterwegs war?

B & J: Mr. Jackson hörte im Auto nur klassische Musik. Manchmal, wenn einer von uns das Radio auf einen R&B Sender eingestellt hatte, sagte er, wir sollten es so lassen, aber ansonsten war es so gut wie immer Klassik – mit einer Ausnahme. Einmal lief ein Song im Radio, und nachdem er ihn gehört hatte, ließ er uns zu Best Buy fahren, um ihn für ihn zu kaufen. Dann spielte er es immerzu im Auto und sang mit – und er sang diesen Song mit Überzeugung. Das Lied sprach ihn wirklich an, und all das, dem er ausgesetzt war. Aber dazu müsst ihr das Buch lesen.

MJJC: Lud Michael je Fans zu sich nach Hause ein?

B & J: Mr. Jackson lud oft Fans dazu ein, Neverland zu besuchen, aber die Häuser, die er in Las Vegas mietete, waren nicht das Gleiche. Es waren keine Häuser, die er zeigen wollte. Es waren einfach nur Aufenthaltsorte. Deshalb hatten wir nie Fans dort drinnen. Die meiste Zeit mit Fans verbrachten wir im Auto, am Weg von oder zum Haus. Wir hielten immer an und er grüßte sie und unterhielt sich etwas mit ihnen.

Als er in Las Vegas lebte, sah sich Mr. Jackson nach einem neuen Auto um, und an einem Sommerabend arrangierten wir für ihn eine Testfahrt in einer SUV-Stretch-Limousine. Das Fahrzeug hatte Platz für 16 Personen. Als wir die Ausfahrt herausfuhren, waren dort etwa 5 Fans vor dem Tor. Mr. Jackson sagte dem Fahrer, er solle anhalten, er kurbelte das Fenster herunter und fragte die Fans, ob sie mitfahren wollten. Er öffnete dann die Tür und sie sprangen hinein. Wir fuhren etwa 45 Minuten herum, und Mr. Jackson unterhielt sich mit den Fans. Auch wenn es für uns als Security nervenaufreibend war, es ging alles gut. Ihm gefiel es, und ihnen auch.

MJJC: Hörten sie Michael je ohne sein Falsetto sprechen?

B & J: Nein. Mr. Jackson sprach immer mit der gleichen, ruhigen, sanften Stimme die er in der Öffentlichkeit benutzte.

MJJC: Michael liebte es, viel zu lesen. Wissen sie, ob er Romane oder Autobiografien oder wahre Geschichten bevorzugte? Falls er Romane las, was war seine Lieblingsthematik?

B & J: Mr. Jackson las gewissermaßen alles, was er in die Finger bekam. Wir unternahmen ständig Fahrten zu Barnes & Noble, um in einer Nacht 5 oder 10.000 Dollar für Bücher aus zugeben. Falls er bestimmte Präferenzen hatte, konnten wir es nicht feststellen. Wenn es ein Buch gab, das wir ihn regelmäßig lesen sahen, war das die Bibel.

MJJC: Können sie uns den Unterschied zwischen dem „öffentlichen“ Michael und dem „privaten“ Michael beschreiben?

B & J: Der „öffentliche“ Michael Jackson war ein Entertainer. Der „private“ Michael Jackson war ein Vater, ein Sohn. Der öffentliche Michael war sehr Image-bewusst. Wenn er wusste, er würde irgendwo hingehen, wo es viele Kameras geben würde, ließ er seinen Hair-Stylisten einfliegen und bekam ein einmaliges Outfit von einem Top-Designer. Er verbrachte 4 – 5 Stunden damit, sich selbst für die Kameras und die grelle Beleuchtung vorzubereiten. Der private Michael liebte es einfach, mit seinen Kindern zusammen zu sein, Filme anzusehen, Popcorn zu essen und sorglos im Pyjama durchs Haus zu laufen.

MJJC: Können sie einen typischen Tag im Leben von Michael Jackson beschreiben?

B & J: Die geschäftliche Seite von Mr. Jacksons Leben war eine immer fortlaufende Maschine. Durch sein Management und seine Juristen waren seine Tage oft verplant mit Konferenzen, Telefonaten und Meetings. Täglich wurde für Mr. Jackson ein Plan ausgearbeitet, wo er hin musste und mit wem er sprechen musste. Manchmal folgte er dem Termin-Plan und manchmal sagte er, ‘zum Teufel mit dem Plan’ und tat, was er wollte.

MJJC: Was war beim Schutz von Michael Jackson das beängstigendste, was er tat und der Grund, weshalb sie am meisten um seine Sicherheit besorgt waren?

B & J: Um ehrlich zu sein, am Anfang wart ihr das, die Fans. So wie bei jedem Prominenten, für den wir arbeiten, geht es immer darum, die Fans und Massen auf Armlänge entfernt zu halten. Jeder ist eine potenzielle Bedrohung. Natürlich war Mr. Jacksons Verhältnis zu seinen Fans anders. Er drehte sein Fenster hinunter und winkte die Leute herbei, um sich zu unterhalten. Als Security ist es normal, dazwischenzugehen und als Puffer zu dienen, aber Mr. Jackson winkte uns immer zu Seite und sagte „Seid nett zu meinen Fans. Sie werden nie zulassen, dass mir etwas passiert.“ Er wusste, dass seine Fans seine größten Unterstützer und Beschützer waren.

Aber ansonsten und wegen des Schutzes seiner Kinder, war Mr. Jackson sehr wachsam über seine Sicherheit. Da er sein Leben lang der weltweit berühmteste Mensch war, wusste er alles über Personenschutz und Privatsphäre, sodass es selten vorkam, dass er sich selbst in eine gefährliche Situation begab. Er dachte auch immer an den Fan, der John Lennon erschoss. Er wusste, dass einige Leute zu obsessiv waren und er hatte Angst, dass jemand sein Fan-Sein nutzen könnte, um ihm nahe genug zu kommen, um ihn zu verletzen. Aber auch wenn Mr. Jackson seinen Schutzschild lockerte, um seinen Fans nahe zu sein, taten wir als Security das niemals.

MJJC: Wie ging Michael mit all dem Tabloid-Trash, der über ihn geschrieben wurde, um? Wie fit war Michael am Computer? Benutze er oft das Internet? Welche Seiten hat er besucht? Durften seine Kinder fernsehen oder das Internet benutzen?

B & J: Er ging gar nicht damit um, er weigerte sich. Er schloss es völlig aus seinem Leben aus. Er wollte nicht, dass seine Kinder dem ausgesetzt sind. Weil verschiedene Talkshows immer noch Witze über ihn machten, gab es kein TV oder Kabel TV im Haus. Sie sahen sich nur Filme und Shows auf DVD an. Die einzigen Zeitungen, die er regelmäßig las, waren das Wall Street Journal und der Robb Report, denn beide enthalten keine Tabloid-News. Immer wenn er zu einem Zeitungsladen oder Buchgeschäft ging, informierten uns seine Manager darüber, ob es aktuelle Ausgaben gab, die etwas Negatives über ihn berichteten. Wenn es welche gab, ging einer von uns voraus und nahm all diese Exemplare aus dem Regal. Aus dem gleichen Grund ging er nie ins Internet und erlaubte es auch seinen Kindern nur, wenn sie beaufsichtigt wurden. Er surfte nur ein paarmal im Internet, nachdem Bill ihm gezeigt hatte, wie man auf Ebay Sammlerstücke kauft und darauf bietet. Da er sich selbst von den Medien abgeschnitten hatte, wart ihr, die Fans, einer der besten Nachrichtendienste für Mr. Jackson. Er las jeden einzelnen Brief, den er bekam; wir machten lange Autofahrten, und er saß hinten und ging die Post durch. Er bekam Briefe von Leuten, die über ihre Erlebnisse in China schrieben, dem Mittleren Osten, von überall her. Sie machten ihm Vorschläge, worüber er singen sollte. Diese Briefe waren seine Inspiration und seine Verbindung zur Außenwelt.

MJJC: Erzählen sie uns etwas mehr über Michaels Verhältnis zu seinen Kindern. Wie erzog Michael seine Kinder?

B & J: Für die Mitglieder der MJJ Community ist es sicher keine Überraschung, dass Mr. Jackson ein sehr netter und liebevoller Vater war. Was die Leute vielleicht nicht wissen ist, wie aufmerksam und engagiert er in jedem Aspekt ihrer Erziehung war. Er wusste über alle staatlichen Anforderungen des Homeschoolings Bescheid, und er setzte sich jede Woche mit dem Lehrer hin, um über die Stundenpläne zu sehen und um sicherzustellen, dass seine Kinder alle nötigen Ziele erreichten. Wenn wir das Haus verließen und es draußen kalt war, und Blanket seine Mütze und Handschuhe nicht hatte, bekamen wir einen Anruf, „Kommt zurück. Du hast die Handschuhe vergessen.“ Er war für alles da, in jeder Beziehung. Man kann sicher davon ausgehen, dass Vater zu sein zu der Zeit das Wichtigste in Mr. Jacksons Leben war, wichtiger als das Aufnehmen, Performen und sonstiges. Die Kinder standen an erster Stelle – immer.

Offen gestanden musste Mr. Jackson seine Kinder nicht oft disziplinierten. Meistens benahmen sie sich gut, sehr höflich, sie sagten immer „bitte“ und „danke“ für alles. Blanket war der Wilde, der Rebell. Wenn sich einer von ihnen danebenbenahm, oder bei einer Schulaufgabe schlecht abschnitt, konnte es sein, dass er sich mit demjenigen zu einem Gespräch hinsetzte, oder er nahm ihnen ein paar Privilegien weg, in dem er eine Filmnacht strich oder Ähnliches. Aber auch das war selten. Er war ein ausgezeichneter Vater und er vermittelte diesen Kindern einen guten Charakter und Werte, und das erkennt man daran, wie sie mit dem enormen Druck umgehen, dem sie seit seinem Tod ausgesetzt sind.

MJJC: Besuchte Michael in Las Vegas jemals einen Nacht-Club?

B & J: In Vegas war Mr. Jackson sehr darauf fokussiert, Vater zu sein, den Kindern abends mit den Hausaufgaben zu helfen und früh aufzustehen, um ihnen Frühstück zu machen, und sie für die Schule anzuziehen. Es gab also nicht viele Ausgeh-Nächte. Wir gingen zu einem Prince-Konzert am Strip, und Mr. Jackson lehnte die Einladung zu einem backstage-Gespräch mit Prince ab. Es war spät und seine Kinder waren noch auf, und er wusste, sie würden nicht schlafen, bis er nach Hause käme. Also fuhren wir direkt mit ihm nach Hause. Wir gingen in einen Nachtclub, als wir im Januar 2008 im Palms waren. Mr. Jackson wollte einfach etwas ausgehen und Leute beobachten. Dieser Club hatte eine VIP-Loge von wo aus man alles überschauen konnte, also machten wir das für ihn fest. Wir waren vielleicht für 3 Minuten in dem Club, als der DJ begann einen seiner Songs zu spielen; sie mixten ihn und schnitten ihn mit einigen anderen Songs zusammen. Mr. Jackson wippte mit dem Kopf den Takt mit und er sagte: „Wow, ich wusste nicht, dass sie immer noch meine Musik spielen.“ Wir dachten „was?“ und sagten zu ihm: „Sir, sie spielen ihre Musik noch ständig. In Bars, in Clubs und überall.“ Er sagte: „Tatsächlich?“ Er schien überrascht. Er war aus dem Spotlight heraus und für so lange Zeit von der Klatschpresse malträtiert worden, dass er zu der Zeit wohl wirklich darüber beunruhigt war, dass die Welt sich einfach weitergedreht hatte und er nicht mehr bekannt war. Es machte ihn wirklich glücklich, seine Songs in einem Club wie diesem zu hören.

MJJC: Wann erlebten sie ihn am glücklichsten? Wann am traurigsten?

B & J: Am glücklichsten sahen wir ihn immer während den stillen, einfachen Momenten, wenn wir ihn z. B. mit seinen Kindern unbemerkt ins Kino bringen konnten, und er die Premiere eines großen Action-Films zusammen mit einem großen Publikum ansehen konnte, wie eine ganz normale Familie. Oder auch in der Zeit, die wir in Virginia verbrachten, als er mit seinen Kindern in einem Haus wohnte, mit einem riesigen Hof. Aus der Entfernung konnte man die vier ums Haus herumlaufen sehen und sie spielten und lachten. Es war gut, ihn lachen zu hören. Und er lachte auch sehr laut.

Am traurigsten erlebten wir ihn, als sein Bruder Randy mit dem Auto durch das Tor brach und sich in die Einfahrt stellte und Geld verlangte, und dabei Mr. Jackson die Chance nahm an Elizabeth Taylors Geburtstagsparty teilzunehmen. Die ganze Geschichte dazu steht im Buch, aber nachdem das passiert war, verschwand Mr. Jackson in seinem Zimmer und wir sahen und hörten drei Tage lang nichts von ihm.

MJJC: Hat Michael ihnen den Moonwalk beigebracht?

B & J: Er zeigte uns nie den Moonwalk, aber er erzählte uns, wie der Lean in Smooth Criminal funktionierte. Verblüffend!

MJJC: Wer war ihrer Meinung nach ein wirklich guter Freund von Michael? Wer stand in guten und schlechten Zeiten zu ihm? Mit wem telefonierte Michael am häufigsten?

B & J: Mr. Jacksons Mutter war wohl die Einzige, die selbstlos immer zu ihm stand. Und es gab Miko Brando, Chris Tucker, Eddie Griffin und Rev. Jesse Jackson, die ihn ein paar Mal besuchten, und ihre Freundschaft schien aufrichtig zu sein, aber das Verhältnis zu seiner Mutter schätzte und bewertete er am höchsten.

MJJC: Erzählte Michael Witze?

B & J: Mr. Jackson hatte sehr viel Humor. Er machte oft mit uns und den Kindern Späße und wir lachten viel zusammen. Wir haben uns auch bemüht, das in diesem Buch wiederzugeben, denn vieles, was über ihn geschrieben wird, zeigt nicht diese wunderbare Seite von ihm.

MJJC: Gab es eine Gelegenheit, bei der sie Michael aus irgendeinem Grund wirklich wütend erlebten?

B & J: Mr. Jackson war bekanntlich nicht streitlustig. Er mochte keine Konflikte, aber so wie er von den Paparazzi und einigen Leuten in der Musikbranche behandelt wurde, gab es vieles, über das er sich ärgern konnte. Manchmal kam es heraus. Meistens arbeiteten wir für den netten, sanften Mann, der ‘Heal the World’ sang, aber gelegentlich erlebten wir auch den Typ von ‘Scream’.

An einem Nachmittag im Frühjahr 2007 war Mr. Jackson an Bills Mobiltelefon wegen eines Konferenzanrufes mit seinem Manager und seinem Anwalt. Wir hörten im Security-Trailer einen lauten Krach und liefen in die Küche, um zu sehen, dass er das Telefon durch die Glastür geworfen hatte, die in tausend Teile zersprungen war. Er hielt seine Hände an den Kopf und sagte: „Sie sind alle Teufel. Ich sollte meinen Vater kommen lassen, um ihnen einen Arschtritt zu verpassen.“ Dann bot er Bill an, ein neues Handy zu kaufen.

Es gab noch eine weitere Begebenheit, in Washington, DC, als Mr. Jackson eine Überwachungskamera sah, von der er dachte, sie nähme ein verbotenes Video seiner Kinder auf. „Die Beherrschung verlieren“ beschreibt nicht wirklich seine Reaktion, aber dazu müsst ihr das Buch lesen.

MJJC: Wie oft besuchten Friend und Flower Michael? Haben sie von den beiden seit dem Memorial noch einmal etwas gehört?

B & J: Friend und Flower besuchten ihn nur, als wir in Virginia waren, und natürlich getrennt voneinander. Seit dem Memorial hat Bill gelegentlich per E-Mail Kontakt mit Flower, meistens am Jahrestag von Mr. Jacksons Tod oder an seinem Geburtstag.

MJJC: Schien er bereit und fit für die This Is It Konzerte? Hatte er Angst? War er besorgt? Wollte es nicht tun, aber verpflichtete sich dazu?

B & J: Meistens schien Mr. Jackson bei guter Gesundheit zu sein, aber er erwähnte, dass er nicht in der Lage sei, für eine solche extreme, athletische Performance, wie er sie während der Bad- und Dangerous-Tour gegeben hatte. Er war 50 Jahre alt und einige dieser Jahre waren sehr hart für ihn. Seine Stimme war in großartiger Form, erstaunlich wie immer, aber der Veranstalter stellte physische Anforderungen, von denen er wusste, dass er sie nicht leisten konnte. Als die Idee, 50 Shows zu machen aufkam, hörten wir ihn am Telefon sagen: „Ich kann keine 50 Shows machen.“ Er sagte es in einem Ton, als wären diese Leute verrückt, ihn überhaupt danach zu fragen. Aber was immer geschäftlich vor sich ging, er war in eine Ecke gedrängt worden und ihm wurde gesagt, er habe keine Wahl. Es war nicht etwas, was er mit großem Enthusiasmus tat.

MJJC: Sie sagten, sie sprachen mit Michael, bevor er starb. Schien er glücklich zu sein? Können sie über ihr letztes Telefongespräch sprechen? Was war das Letzte, was Michael ihnen sagte?

B & J: Unsere letzten Gespräche mit Mr. Jackson waren nur kurze Anrufe über geschäftliche Angelegenheiten. Es wurde nichts Signifikantes gesagt, denn es wusste natürlich keiner, was passieren würde. Javons letztes Gespräch mit Mr. Jackson fand einige Wochen vor seinem Tod statt; Mr. Jackson fragte nach ein paar Dingen, die er in einem Lager in Las Vegas hatte und erkundigte sich nach Javons Familie, so wie er es immer tat. Bills letztes Gespräch mit Mr. Jackson fand ein paar Tage vor seinem Tod statt. Er schien gut gelaunt. Wir waren in Vegas und arbeiteten an den Security-Plänen für London, und Mr. Jackson rief an, weil er uns in LA haben und darüber Absprachen treffen wollte. Wir kamen nicht mehr rechtzeitig nach LA.

MJJC: Was vermissen sie an ihm am meisten?

B & J: Am meisten vermissen wir diese stillen, einfachen Momente, einfach zu sehen, wie er sein Leben als Vater genießt, wie er z. B. versucht, Paris die Haare zu kämmen, und es nicht richtig macht, oder wenn er Blanket sagte, nicht vom Thema abzuschweifen, oder Prince und Paris bei ihren kleinen Geschwisterstreitigkeiten half. Wir vermissen es auch, lange Fahrten mit ihm zu unternehmen und einfach über alles Mögliche zu reden. Er bat uns, das Radio leiser zu stellen und er fragte nach unseren Familien und wie es unseren Kindern geht. Wir sahen ein Mädchen über die Straße laufen, und er fragte uns, ob wir sie süß fänden, und wenn wir sagten, sie sei nicht unser Typ, meinte er, wir bräuchten wohl eine Brille, denn sie sei klasse. Wir vermissen auch die Aufregung, mit ihm zusammen zu sein und nie zu wissen, was der Tag bringen würde.

MJJC: Gibt es eine Botschaft, für die Mitglieder der MJJC und an Michaels Fans?

B & J: Die Fans sollten wissen, dass sie, abgesehen von Mr. Jacksons Mutter und seinen Kindern, an erster Stelle in seinem Leben standen. Er schätzte die Unterstützung, die seine Fans ihm während aller Höhen und Tiefen zukommen ließen, sehr, und er liebte sie, weil sie sich nie von ihm abwandten. Ihm war immer bewusst, dass es ohne die Fans keinen King Of Pop geben würde. Er verdankt euch alles. Und auch wir verdanken euch etwas. Wie wir es im Buch schreiben: es gäbe kein Buch ohne die Unterstützung und die Liebe von Mr. Jacksons Fans. Wir schrieben Remember The Time für euch. Es fühlt sich gut an zu wissen, dass wir unterstützt werden, denn ohne euch wäre das nicht möglich gewesen. Unsere Liebe geht an alle Fans und Unterstützer von Mr. Jackson.


Übersetzung: M.v.d.L.