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“A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.” – Michael Jackson

Amalia Amaki – Michael Jackson entdecken — TEIL II


Amaki spricht in einem Interview mit Catherine M. Gross über die Liebe, den Einfluss und das Vermächtnis von Michael Jackson. Sie betont, dass seine bedingungslose Liebe und seine Kunst die Menschen immer noch inspirieren. Auch heute noch können Menschen eine Verbindung zu ihm aufbauen und seine Musik und seine Botschaften genießen. Amalia schreibt auch ein Buch und kreiert Kunstwerke, die von Michael Jackson inspiriert sind.


Amalia Amaki – Michael Jackson entdecken — TEIL I


Catherine M. Gross: Als Michael starb, bin ich sofort an den Computer gesprungen und habe nach jemandem gesucht, der diesen Raum füllte könnte. Ich weiß nicht, wie es anderen ging… Es war, als wenn eine riesige Lücke in der Atmosphäre entstand, es fehlt etwas. Es war wirklich so. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Ich fand eine Gruppe, die sich „Heal the World Foundation“ nannte, aber es war nicht das, was es vorgab zu sein. Ich bin dann zu Twitter und Facebook gekommen und habe alle diese Menschen kennengelernt, die genau so fühlten wie ich. Aber das ist nicht das Besondere. Das Besondere daran ist, dass diese Menschen Sachkenntnisse entwickelt oder begonnen haben, Dinge anzugehen, von denen sie bisher nur geträumt haben. Es war erstaunlich.

Amalia Amaki: Weil etwas um ihn ist, das uns herausfordert, diese Dinge zu tun. Was wirklich interessant ist… ich muss ehrlich gestehen, Mike ist für mich sogar jetzt so lebendig. Ich würde gerne eine Form (dieser Lebendigkeit) sehen – ich ziehe es vor, eine menschliche Form zu haben – aber er ist für mich noch immer lebendig. Es ist schwierig, genau zu artikulieren, was ich meine. Jedenfalls, was auch immer „er war“ er „ist noch“. Ich denke, die kommenden Generationen werden herausgefordert, Dinge zu tun, an die sie normalerweise nicht einmal denken würden. Ich kenne 4-Jährige, die sagen: „Ich bin Michael Jackson“.

Ich liebe John Mayer, ich liebe, was er gesagt hat. Als er nach Mike „Übergang“ gefragt wurde, antwortete er: „Wir haben einen entscheidenden Teil unserer menschlichen DNA verloren.” Ich liebe das. Ich dachte, das ist genau auf den Punkt gebracht. Da ist eine Leere, die nicht ausreichend gefüllt werden kann. Und ich möchte glauben, dass er mit diesem Übergang wirklich unsterblich geworden ist.

Catherine M. Gross: Ich glaube, genau das stimmt.

Amalia Amaki: Sehr sogar, also lebt er weiterhin für mich

Catherine M. Gross: Im seinerzeitigen Interview mit Oprah sagte er zu ihr: „Wen interessiert Sterblichkeit, ich interessiere mich für Unsterblichkeit.” Dann hört man ihn „HIStory“ singen; er denkt bereits an sein eigenes Vermächtnis. „Erschaffe jeden Tag deine Geschichte, mit jeder Seite, die du schreibst, schreibst du dein Vermächtnis.” Er schrieb an seinem Vermächtnis, er arbeitete an seiner Unsterblichkeit, und er hat sie erreicht. Er kann niemals sterben, denn er ist in unseren Herzen.

Amalia Amaki: Das ist wahr, so wahr. Ich unterrichte gerade einen visuellen Studienkurs, und die Hälfte des Kurses dreht sich um Michael. Ich verwende ihn als Weg – ich will nicht unbedingt Trainer sagen, aber es ist einfach der bessere Begriff – um Studierende zu trainieren. Sie sollen anzufangen, zu sehen und aufhören zu scannen, abzuschreiben, Dinge zu verwischen. Ich zeige ihnen den MJ-Faktor. Wir nehmen ein Segment z.B. „Smooth Criminal“ und wir schauen auf das Toursegment. Ich fordere sie (in dem Studienkreis) auf, herauszufinden, wie viele kulturelle Verweise sie (bezogen auf „Smooth Criminal“) finden können, die genau diese Leistung widerspiegeln. Ich bin dann immer erstaunt, wie verblüfft sie sind, wenn sie zurückkommen. Und sie kommen mit Stolz zurück. Einige haben weniger Hinweise gefunden, andere mehr. Sie erzählen, wann sie wo welchen Tanzschritt gefunden haben, in welchem Film die angedeutete Aktion zu sehen ist, der Hut, die Kleidung in alten Magazinen etc. Es ist schon erstaunlich, wenn die ganze Klasse wieder zusammen kommt und beginnt, ihre Entdeckungen auszutauschen. Ich schließe immer mit den Worten: „O.k. Sie haben einige Dinge übersehen. Wir können 50 oder 60 Zusammenhänge verzeichnen, aber Sie haben einige Dinge übersehen.“ Wir befassten uns gerade mal mit einer Performance (Short film); was glaubt ihr also, wie viel mehr man über Michael Jackson entdecken kann? Das ist ein Darsteller, über den wir nicht mal angefangen haben herauszufinden, wer dieser Mann wirklich ist. Das Problem ist, man kann es sich eigentlich nicht leisten, die Gelegenheit, „zu sehen“, zu verpassen; Teil eines anderen Aspekts davon ist die Tatsache seiner kulturellen Intelligenz; dass er nichts als selbstverständlich betrachtete, weder die Dinge, die er sah, noch, was er hörte, noch, was er fühlte. Für ihn was alles legitim, und alles bot die Möglichkeiten im Erschaffen dieses magischen Experiments, mit dem er uns von der Bühne aus fütterte. Ich glaube nicht, dass ich alles wahrgenommen habe, was ich jemals gesehen habe. Ich glaube nicht, dass ich auf dieser Seite des Vorhangs lange genug leben werde, um Gerechtigkeit (für Michael) zu schaffen, in einer Analyse von allem (um die Bedeutung seiner Person ganzheitlich zu analysieren.), was er getan hat. Ich glaube nicht, dass ich so lange leben werde. Ich glaube nicht, dass ich noch so lange auf dieser Seite des Vorhangs sein werde – und das ist für mich schon eine unglaubliche Aussage im Hinblick auf eine einzige Person.

Catherine M. Gross: Es gibt Menschen, die das so nicht sehen oder sehen wollen. Aber z.B. „Man in the Mirror“ war ähnlich einem Evangelium (Gospel). Als, wenn man direkt mit Michael verbunden wäre. Ihm zuzuhören war ähnlich, wie in einer Kirche zu sein, weil er diesen Teil von dir berührt hat. Irgendwo hält irgendjemand eine Predigt und ein paar Menschen schreien „Halleluja“. Aber am Ende der Konzerte von Michael sieht man Menschen, die sich umarmen, man sieht diese Einheit und Gesten darüber hinaus. Auch wenn die Leute dort mit Feuerzeugen oder Kerzen sind, gibt es doch ein geistiges Element dazu und das ist verblüffend. Auch, wenn ich das Lied „Keep the Faith“ höre. Michael wollte unbedingt einen Chor hinter ihm.

Amalia Amaki: Von einer egoistischen Perspektive gesehen – und ich bin hier sehr egoistisch – hätte ich gerne von dieser spirituellen CD gehört, von der ich wusste, dass er daran arbeitete. Er arbeitete an einem Projekt; nicht nur mit Andrae Crouch, sondern er wollte auch einen Psalmisten einbeziehen. Eine Art Prophet aus Südafrika mit dem Namen Kim Clement. Ich glaube Kim sollte Keyboard und Tamburin spielen. Ich hätte mir gewünscht, mehr von diesem Projekt zu erfahren. Ich weiß, dass es in Arbeit war. Ich weiß nicht, ob die Balladen neu oder einfach unveröffentlicht waren. Also ich konnte etwas wie „Keep the Faith“ als Teil davon sehen; jedenfalls es war ihm sehr ernst damit, und es war in Vorbereitung. Ich bin überzeugt, es wäre phänomenal gewesen. Ich fand immer, dass die Art symphonische Oper sehr spirituell gestützt ist. Es gibt einige unglaubliche Projekte, und hätte er noch ein paar Jahre länger gelebt, hätten wir seine Inspirationen genießen können. Manchmal bete ich dafür, dass diese Projekte fertiggestellt und irgendwo verborgen liegen, sodass wir irgendwann doch noch in den Genuss dieser Erfahrung kommen können. Ich weiß, dass das sehr egoistisch ist, aber gerade das wäre eine weitere Gelegenheit, eine weitere Dimension dieses Mannes hinter der Maske zu erforschen, weil er ein solch spirituelles Wesen war.

Catherine M. Gross: Und ich denke, das ist, was wir bekommen haben. Es gibt differenzierte Arten der Liebe. Es gibt die körperliche Liebe, die zeitlich begrenzt ist, manchmal nur für eine Saison. Es gibt also die Liebe auf Zeit und die Liebe aus einem Grund. Michael war hier für beides und er ist immer noch bei/mit uns. Es ist mehr als eine Jahreszeit…

Amalia Amaki: Es war keine körperliche Liebe. Es war so viel höher als das. Wenn irgendjemand fähig ist… wenn du fähig bist, alles zu vergessen, was du jemals über die Liebe gewusst, gedacht oder erzählt bekommen hast – nur einen Moment lang – und dann zu fragen, „Was oder wie ist die höchste Form der Liebe? ” wäre meine Antwort darauf: „Wenn du ein Beispiel davon in Fleisch und Blut sehen willst, dann schau dir Michael an. Für ihn gab es keine Agenda. Er hat nicht geliebt, um geliebt zu werden, er liebte einfach. Er war Liebe.“ Er konnte nichts dafür; seine Liebe war bedingungslos, sie stand nicht zum Verkauf, sie konnte nicht manipuliert werden. Man konnte Mike zu Boden treten, sich umdrehen und ihm helfen aufzustehen, ihn um Vergebung bitten und er würde einem verzeihen und sagen „Ich liebe dich“. Er konnte nicht anders als lieben, es war seine Natur.

Catherine M. Gross: Und wie Beth sagt, es ist bedingungslose Liebe.

Amalia Amaki: Ja, reine, pure Liebe. Wirklich rein, unverdorben, und ich denke, dass es deshalb ein tendenzielles Misstrauen gibt, weil dies so selten ist. Der Durchschnittsmensch ist mit dieser Art der Liebe nicht vertraut. Wir funktionieren mehr auf eine Art Gegenseitigkeit: „OK, ich liebe dich, wenn du mich zuerst liebst. Wenn du mich liebst, liebe ich dich auch“. Wir sind gegenüber kostenlosen Geschenken sehr misstrauisch, und das ist, was er gegeben hat, kostenlose Geschenke. Er konnte nichts dafür, es floss aus ihm heraus; er konnte einfach nicht anders; das ist, was er war.

Catherine M. Gross: Alles um ihn war Liebe. Gerade schreibt jemand im Chatraum über das 1. Buch der Korinther, Kapitel 13, das Kapitel über die Liebe. Ja, ich glaube wirklich, dass Michael ähnlich dem war, wie in dem Kapitel beschrieben, das war nicht gespielt. Das Kapitel sagt etwas darüber aus, was wir sehen, wenn wir tief in einen Spiegel schauen. Siedah hat dieses Lied (Man in the Mirror) geschrieben und viele Male fühlst du so, wie du etwas geschrieben hast. Das heißt aber nicht, dass du es nach außen so projektieren kannst, sodass die Bedeutung wirklich verstanden wird. Du hörst es in deinem Kopf. Wir haben eine Schriftstellerin hier, die versteht, wie ich das meine: weil es gerade da ist, bedeutet es nicht, dass man es wegnehmen und jemandem anderem geben kann. (Anm. Weiter unten verstehen wir, wie das gemeint ist)

Michael war bereit, alles, was in ihm war, herauszuholen und es jedem zu geben. Für mich als Person, die nicht mal fähig ist, einen kleinen Brief auf eine Seite zu ziehen, ist das geradezu unglaublich. Ich denke, es ist enorm wichtig, sich zu öffnen und eigene Fähigkeiten zu teilen und weiterzugeben. Menschen haben Angst, ihre Herzen zu öffnen und die Liebe darin mit anderen zu teilen. Menschen haben genügend Lebensmittel zu Hause, aber sie haben Angst zu teilen, weil es dann für sie selbst nicht ausreichend wäre…Sie sind nicht egoistisch, aber das Gefühl oder der Gedanke zu teilen ist einfach nicht vorhanden. Aber du bist anders – und alle Anwesenden in dem Chatraum glauben das auch; du hast etwas Spezielles. Wir sind alle nicht wirklich in der Lage, das Gott Gegebene in uns herauszulassen. Gott gibt uns etwas, er gibt uns ein Geschenk, und ich zitiere eine Stelle in der Bibel, die sagt, „lass dein Geschenk heraus“ Die Wenigsten sind in der Lage dieses Geschenk (seine Fähigkeiten) herauslassen / zu nutzen.

Amalia Amaki: Und Michael würde auf die Frage, woher das alles kommt, antworten: „Gott hat es mir in den Schoß gelegt“. Und er würde weiter sagen – und ich liebe diese Aussage – „Manchmal habe ich ein Problem damit, meinen Namen dafür zu geben; ich habe es zwar geschrieben, aber ich bin nicht der Autor, ist kam von ‚oben‘. Und er würde das weiterhin sagen. Ich glaube tief, dass „Man in the Mirror“ – es tut mir leid, ich kann mich gerade nicht an den Namen des Mannes erinnern, der die Musik dazu geschrieben hat; Siedah hat die Lyrics geschrieben – aufgrund einer starken und leidenschaftlichen Verbindung entstand. Ich rede von einer spezifischen Leidenschaft, die nichts mit Fleischeslust zu tun hat.

Catherine M. Gross: Jemand erwähnte gerade Glen Ballard Aai:

Richtig… Diese außerordentliche Leidenschaft und das tiefe Gefühl, was er (Michael) zu sagen hatte, herauszulassen vor allen Menschen, war so in Michael verwurzelt, dass er dieses Lied „aus ihnen (Siedah/Glen) praktisch herausgezogen hat“. Ich denke, etwas in ihm zwang dieses Lied an die Oberfläche; zwang „es“, geschrieben zu werden. Ich glaube das wirklich. Und wenn ich an andere Lieder wie z.B. „Human Natur“ denke, das er auch nicht selbst geschrieben hat… nun, er zog diese Musik einfach an, weil es die Dinge waren, die er singen musste. Er wurde geboren, jene Lieder zu singen. Er war ein Gesandter, und genau auf diesen Aspekt der Bühnenshow will ich aufmerksam machen. Da gab es den kriegerischen Teil und es gab diesen Teil, Menschen zu dienen/zu bekehren, mit jenen Liedern, diese zu singen, er geboren wurde. So zog er diese Dinge an, um sie erst zu verschlingen und dann auszuspeien vor Tausenden Menschen. Es ist ein Teil dessen, wie er die Welt verändert hat. Er veränderte die Gedanken/Ansichten der Menschen. Habt ihr jemals bemerkt, dass die unterschiedlichen menschlichen Rassen nie ein Problem für Michael waren? Auf seinem schicksalhaften Weg gab es solche Klassifizierungen für ihn nicht; etwas in ihm/um ihn kannte dies nicht. Sie sagten, er habe die Rassentrennung gebrochen/den Rassismus besiegt, aber ich sagte, für ihn gab es keine Trennung, keine Mauer. Schon im Alter von fünf Jahren wusste er Dinge und kannte auch diese traurige Seite des Vorhangs. Sie lassen dich nicht durch ohne… nun ja, einiges erdulden zu müssen. Du bist dabei niedergestoßen worden; aber ich bewundere wirklich die Weise, wie er aufgestanden ist. Es ist schwierig für jeden Teenager, sich durch die Pubertät zu kämpfen und mit den hormonellen Ausbrüchen fertig zu werden. Und trotzdem ging er da durch und auf die Bühne und hat dabei seine Zuschauer völlig fasziniert. Das war sicher nicht immer leicht in der westlichen Welt, in der wir so unter Einfluss des physischen Äußeren stehen. Dies als so junge Person zu tun war erstaunlich, aber es ist auch ein Zeugnis dessen, wozu du fähig bist, wenn du weißt, warum du geboren wurdest. Und ich bin überzeugt davon, dass er dies immer wusste.

Ich verwende gerne das Beispiel, wenn man ein Buch liest und weiß, wie es endet. Es ist ähnlich: als wenn er das Buch gelesen hätte und wusste, dass er gewinnt. So konnte er so furchtlos wie möglich sein; von Tag zu Tag.

Catherine M. Gross: Ich denke an einen jungen Mann namens Joseph. Joseph hatte einen Mantel mit vielen verschiedenen Farben, die für alle Künstler interessant sein sollten. All diese verschiedenen Farben, mit den verschiedenen Schattierungen. Primäre Farben haben sich in wunderbare Dinge verwandelt, aber der Neid und die Eifersucht seiner Brüder trieben ihn weg. Ich denke, das ist ihm ein kleines bisschen in seinem Leben widerfahren. Ich glaube das.

Amalia Amaki: Ich denke mehr als nur ein wenig…

Catherine M. Gross: Ja, ich bin ich ziemlich sicher, dass es so war. Als sich alles drehte, war es Joseph, der ihnen helfen musste. Ich denke wirklich, wenn man sich diese verschiedenen Charaktere in der Bibel anschaut, „sieht“ man immer wieder Michael. Das ist erstaunlich.

Amalia Amaki: Gar keine Frage; er war ein solch spirituelles Wesen und Liebe war seine Natur. Deshalb konnte er in islamische Länder gehen und sagen „Ich liebe dich“ und sie glaubten ihm. Er konnte zu den Asiaten sagen „Ich liebe dich“ und sie glaubten ihm. Es liebte auf eine Weise, die keine Unterschiede kannte. Tatsächlich schaffte er eine multikulturelle Kongregation (Zusammenschluss) aufgrund dieser Tatsache, dass er aus reiner Liebe bestand. Es war frei, es gab keine Agenda.

Catherine M. Gross: Amalia, wir sind jetzt auf Facebook eine globale MJ-Familie; wir sind ein multikultureller Zusammenschluss geworden. Wir sind mehr als ein Zusammenschluss. Das ist eine Sache, die ich nie für möglich gehalten habe. Wenn ich rausgehe und über meine Hautfarbe spreche, so hat das mit Politik zu tun, aber nie mit meiner globalen MJ-Familie. Es sind Dinge außerhalb. Wir sind „Eins“ in Michaels Namen geworden.

Amalia Amaki: Und genau deshalb sage ich, dass er die Welt verändert hat. Er hat es getan. Wir sind die Beweise.

Catherine M. Gross: Beth sagt, dass er mit jüdischen Menschen „BAD“ produziert hat, und ich denke, Michael war es egal, mit welcher Rasse/Nationalität/Religion er zusammen gearbeitet hat. Ich gehe mit Amalia konform, wenn sie aus Kipling’s „IF“ auszugsweise zitiert: „Wenn du den König und den Bettler ehrst…. dann bist du ein Mann, mein Sohn”. (If— in German) Und Michael war ein absoluter Mann! Selbst als Kind war er mit all diesen unterschiedlichen Menschen zusammen – und was besonders war, war, dass er jeden gleich behandelte.

Amalia Amaki: Ja, absolut. Ein typischer Michael-Moment konnte sein, dass er jemand anschaut und sagte, „Gott, dein Make-up ist schön. Wer hat dich geschminkt? ” Und in der nächsten Sekunde fragt er ein kleines Kind: „Hey, möchtest du hierherkommen? ” Und dann wieder im nächsten Moment spricht er über „Es gibt so viel Armut auf der Welt. Was können wir dagegen tun?“ Er ist so flexibel, weil sein zugrunde liegendes Element einfach nur ist: „Ich interessiere mich für dich/Ich sorge mich um dich“. Ich erinnere mich, dass mal jemand Michael laut zurief: „Ich habe gehört, dass du nun Moslem bist?“ Er war es nicht, aber er suchte nach einer passenden Antwort, um dieses „richtig/falsch“ auszuschließen. „Also, ich hörte, dass du nun Moslem bist?“. Und Michael antwortete: „Ich bin ein Mensch, der sich für dich interessiert/der sich um dich sorgt.“

Es ist also diese Spontanität. So kannst du nicht sein, wenn du nicht der bist, der du vorgibst, zu sein. Du könntest dich nicht so ausdrücken, so leicht und so überzeugend. Es würde nicht funktionieren. Er konnte sich so ausdrücken, weil er es genau so meinte. Er hat gewusst, wer er war. Der Typ war sprachlos. Ich meine, da kommst du zurück und jemand sagt das zu dir. Im Wesentlichen sagte er (Michael) also, „auf welcher Seite ich stehe, ist unwichtig. Tatsache ist, ich bin hier und du bist dort…“ Schlussendlich ist die Aussage „wir sind beide hier und ich interessiere/sorge mich für/um dich.“ Es ist das Zentrum dessen, wer er war und wer er ist. Wir sehen häufig fundamentalen Stress als Schwäche an, und es braucht eine sehr starke Persönlichkeit, um das Herz auf Zunge zu tragen und trotzdem zu überleben. Genau das macht dich absolut verwundbar, aber das ist, was du bist.

Meine Mutter hatte wunderbare Sprüche, und ein Spruch, den sie immer zu sagen pflegte, war: „Egal, wie lange es die Kuh versucht, sie wird nie hüpfen können.“ Du bist, was du bist.

Und er war einfach Liebe; er konnte nicht anders. Er wusste, dass einige der Herausforderungen an ihn mit der Tatsache verbunden waren, dass er sich weigerte, diese Liebe zu verbergen. Er handelte und reagierte nicht auf die Weise, wie man meinte, dass ein Superstar handeln würde.

Catherine M. Gross: Ich frage mich, ob er wusste, wie sehr wir ihn liebten? Wahrscheinlich gebe ich das Zitat nicht korrekt wieder, aber Michael sagte einmal, „wenn man die Welt betritt in dem Wissen geliebt zu werden und diese mit diesem Wissen wieder verlässt, kann man mit allem, was dazwischen passiert, fertig werden“.

Dinge ändern sich. Wir haben gerade Vitiligo Welttag, und ich glaube, dass wir aus Michaels Geburtstag einen Nationalfeiertag machen werden. Sein Vermächtnis geht weiter. Du unterrichtest über ihn, du lässt Dinge zum Vorschein kommen, bist hier bei und mit uns.

Amalia Amaki: Ich schreibe Bücher.

Catherine M. Gross: Du schreibst Bücher? Darüber freue ich mich sehr. Hallo ihr alle, Amalia schreibt an einem Buch, es kommt im Frühjahr heraus; und es sind Gedichte und Bilder/Eindrücke. Möchtest du gerne etwas zu diesem Buch sagen? Es ist ein ganz besonderes Buch.

Amalia Amaki: Es ist ein spezielles Buch. Es wurde es durch eine Reihe von erlittenen Verlusten ausgelöst. Das Buch besteht aus Gedichten, die Leuten gewidmet sind, die mich in verschiedenen Situationen meines Lebens gerettet haben. Insgesamt sind es sechzehn Menschen, die geehrt werden, und Mike ist einer davon. Es beinhaltet auch Gespräche, die ich mit jenen Leuten habe/hatte, weil ich ihnen so dankbar bin.

Jedes Gedicht mit einem Bild verbunden, und jedes Bild ist ein Eindruck/Ausdruck meiner Kunst. Es ist ein Heilungsprozess, zu dem ich durch sehr viel Leid kommen musste und eine Huldigung an die Menschen, die mir mit ihren Gesprächen geholfen haben; meine Eltern eingeschlossen. Eines der Beispiele, die ich mir an Mike genommen habe, war, was es bedeutet zu lieben.

Ich hatte einige Ideen von der Liebe und sie waren ok., aber es war nicht wirklich lieben. Es war also ein notwendiges Projekt für mich und ich habe währenddessen plötzlich begriffen, dass ich – so sehr ich meinen Vater liebte, respektierte und verehrte – niemals ein Gedicht für ihn geschrieben habe. Dieses Projekt ist also in gewisser Hinsicht ein Meilenstein für mich. Außerhalb dieses Projekts fing ich an, an meinem ersten „visuellen MJ-Ausdruck“ an zu arbeiten, welches „MJ – Visualisierung in Blau“ genannt wurde. Nachdem ich begonnen hatte, daran zu arbeiten, war mir klar, dass ich mehr tun muss. Es gibt da Dinge, die ich verstehe, aber nicht weiß, wie ich sie in Worte ausdrücken soll. Meine erste Sprache ist das Visuelle. Ich glaube, dass ich Dinge so visuell ausdrücken kann, wie ich es sprachlich nicht könnte. So war es eine natürliche Folge in meinem nächsten Projekt, das auszudrücken, was ich beobachtet und entdeckt hatte. Es mit meinem persönlichen Verständnis dafür auszudrücken. Es war wirklich eine Reise.

Catherine M. Gross: Ich halte es für erstaunlich, weil es egal ist, welche Sprache du sprichst. So wie du es ausdrückst, hat jeder eine eigene Sprache.

Amalia Amaki: Es ist ähnlich, wie du es in deinen Gedichten ausdrückst. Du hast ein Gedicht geschrieben, aber vorher war es eine Vorstellung, ein Bild. Weißt du Catherine, deshalb denke ich, dass darin die Kunst liegt. Ich denke nicht, dass Gott dich auf eine bestimmte Reise schickt, ohne das entsprechende Equipment dazu, um diese Reise zu vollenden. Es kann gar nicht unvollständig sein; es kann nicht unfertig sein, und es kann auf keinen Fall leer sein. Also irgendwo darin ist… vielleicht musst du umdenken; eine andere Idee davon bekommen, was es bedeutet, ein visueller Künstler zu sein. Mike war ein visueller als auch ein darstellender Künstler. Schaue auf seine Arbeit, schließe die Augen, wenn du seine Musik hörst… immer wieder. Das ist es, was ich tun würde; alles in mich hinein fließen lassen, in jede einzelne Pore meines Körpers. So eröffnet sich dir eine Vorstellung, ein Bild. Es muss nicht immer eine Leinwand oder ein Foto oder etwas Dreidimensionales sein; du kannst auch Worte dieses Image schaffen lassen. Darin, denke ich, liegt die visuelle Kunst.

Catherine M. Gross: Ich habe es gesehen, ich habe es ganz sicher gesehen, so wahr mein Name Catherine ist. Ich konnte es sehen, aber ich wusste nicht, wie ich es verständlich ausdrücken sollte. Wir haben es immer in uns und wissen nicht, wie wir es herauslassen sollen. Ich wusste also nicht, wie ich es ausdrücken sollte und habe für mich die beste Möglichkeit darin gesehen, es jemand anderen zu erzählen, der es für mich ausspricht. Ähnlich einem Menschen, der zwei Sprachen spricht. Ich habe mich einmal in einem Flughafen verlaufen und traf eine Dame, die sich auch verlaufen hatte; sie sprach aber spanisch. Wir haben uns also zusammen getan. Sie hatte eine Bibel, und ich hatte eine Bibel. Sie las also ihr erstes Kapitel der Bibel und ich meines. Und wir entwickelten ein Verständnis dafür, wer wir waren und was wir uns sagen wollen. Und plötzlich – ich kann nicht sagen, warum – wusste ich, dass sie mich lehren wollte, wie man „wie ist Ihr Name?“ auf Spanisch sagt. Sie sagte „cuál es su nombre?“ Und ich hörte „wie ist die Qualität und Realität deiner Zahl?“ Das war es also, was ich hörte: „cuál es su nombre? ” Was heißt: „Wie ist Ihr Name?” Auf eine seltsame Weise passieren Dinge; Menschen können dir vermitteln, was sie meinen. Wir waren fähig, uns zu verbinden, aber ich hatte niemals Gelegenheit, mich mit einem Künstler zu verbinden. Es ist wunderbar; es ist wie sprechen wollen, aber nicht die richtigen Worte finden können.

Amalia Amaki: Aber du könntest es; es arbeitet für jeden. Wir nennen es „Muse“ und ich denke, jeder hat etwas oder jemanden, der unsere Muse sein könnte. Ich bin gesegnet, die Zeit erlebt zu haben, als Mike noch am Leben war, denn er war meine Muse. Und für mich lebt er weiter, denn wenn ich unmotiviert oder frustriert bin und mich etwas von meiner Produktivität abhält, dann suche ich die Verbindung mit ihm.

Catherine M. Gross: Du kannst ihn hören.

Amalia Amaki: Das ist alles, was ich benötige, um wieder in die Spur zu kommen. Etwas in mir sagt: „ok, geh an die Arbeit“; du kannst nicht auf deinem Geschenk sitzen bleiben, das geht nicht! Und wahrscheinlich treibt er so viele Menschen an. Ganz egal, ob du ihn nun live gesehen hast oder nicht. Das Potenzial, Menschen zu bestimmten Dingen zu bewegen/hinzuziehen ist immer noch vorhanden, und ich kann das bezeugen. Viele beklagen, dass sie ihn nie live erlebt haben; nicht einmal, als er auf dem Höhepunkt seiner Karriere war, weil sie zu beschäftigt mit anderen Dingen wie Kindererziehung u.ä. waren. Ich erzähle ihnen, dass sie nichts verpasst haben, weil die Macht und der Einfluss und die Wahrheit darüber, wer und was er war, noch immer hier ist.

Catherine M. Gross: Amalia, Faith zitiert gerade Vincent Van Gogh: „Wenn Du eine innere Stimme hörst, die sagt „Du kannst nicht malen“, male unbedingt, und diese Stimme wird schweigen.” Oh meine Güte, welch ein schönes Zitat.

Amalia Amaki: Ja, das ist es. Da gibt es noch einen Künstler… also es gibt zwei Künstler, die immer im Gespräch miteinander waren und ich verwechsle gerne die Zitate, aber ich glaube, dieses Zitat ist von Josef Albers (er war Maler und Farbentheoretiker) „Wenn du hörst oder fühlst, du kannst nicht, dann bedeutet das: du musst!“ Etwas nicht zu tun oder zu kreieren ist also keine Option, wenn du gerade dafür geboren wurdest. Ich liebe dieses Zitat. Er (Albers) wusste, dass hier Angst der Grundgedanke ist. Meine Mutter pflegte zu sagen: „Angst ist das Feuer, das die Flamme schürt.” Also, wenn die Angst das Feuer ist, dann bringe es zum Glühen, anstatt es zu löschen. Ich bringe es immer zu Michael zurück, denn er war die Motivation nicht aufzuhören oder stehenzubleiben. Es sind wahrscheinlich die kleinen Dinge, die für ihn die größten Herausforderungen geschaffen haben; denn es gilt, diese nicht nur zu überwinden, sondern diese Überwindung auch noch geheim zu halten. Nur du kämpfst mit dem Dämon, den sonst keiner sieht. Wer kann wohl diesen Kampf mitfühlen oder verstehen? Es ist eine erstaunliche Geschichte. Wir werden wahrscheinlich niemals das volle Ausmaß seines Einflusses auf die Welt erfahren.

(Telefonate kommen herein)

Amalia Amaki: Interessant sind gleichzeitig die Gespräche über „Streetwalker“ und aus welchem Grund er dieses Lied wirklich mochte. Er hat dieses Lied ausgeschlossen, denn Frank DiLeo bewegte sich zu diesem Rhythmus auf eine solche Art und Weise, dass Mike scherzend meinte, dass es nicht ins Album kommt, wenn die Leute sich so dazu bewegen. Es war wohl ein scherzhafter Moment für ihn; und zur gleichen Zeit erinnerte er sich an „Another Part of me“ und meinte wohl, dass dies ein besseres Lied ist; ein besserer Übergang.

Es gibt also diese Seite in ihm, die – ich will es jetzt nicht Perfektionismus nennen – ein ganz bestimmtes künstlerisches Feingefühl hatte und wusste, wann man besser auf dieses Feingefühl hört und nicht sofort der Intuition folgt.

Catherine M. Gross: Kommen wir auf die Idee des Schaffens zurück. Ich verstehe immer noch nicht, wie du das tust. Ich verstehe nur den Kontext von deiner Veröffentlichung. Ich weiß nichts über andere Menschen, die sich selbst als Künstler sehen, sei es Schreiben, ein Image kreieren oder was auch immer. Ich selbst kann das nicht.

Amalia Amaki: Es ist keine Wahl mehr für mich. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich fotografiere nie mehr oder mixe keine medialen Stücke mehr. Ich kann nichts dafür, es ist in mir, und ich brauche es wie die Luft zum Atmen. Wenn ich an all die wunderbaren Dinge denke, die Michael uns gegeben hat.. es war für ihn genauso notwendig wie das Atmen selbst. Es geht nicht darum, was er tat, sondern wer er ist. Wenn ich also über die Kreativität auf der Bühne denke, so gab es niemals zwei gleiche Aufführungen; aber nicht, weil es nicht unmöglich gewesen wäre, das zu tun. Ich bin unter Sängern und Darstellern groß geworden; mein Vater war ein Sänger. Es gibt Menschen, die… denk an deine kirchliche Erfahrung; da gibt es Leute, die jeden Sonntag auf die gleiche Weise singen. Es ist möglich, das zu tun, aber ich habe ihn nie zweimal auf die gleiche Weise auftreten gesehen.

(Telefonat) Lana: Es gab einen Punkt, an dem du sagtest, es wäre nie zu spät, mit Michael und seiner Musik in Verbindung zu kommen. Ich würde diesen Punkt gerne ausführlicher behandeln, weil ich Studenten in meinem Unterricht hatte, die nicht einmal geboren waren, als Michael noch auftrat. Aber ich sah, dass sie mit ihm verbunden waren. Seine Nachricht und sein Geist lebt weiter. Könntest du erklären, wie Menschen heute noch mit ihm in Verbindung treten können oder welche Verbindung das ist?

Amalia Amaki: Gut, ich erkläre es zuerst sehr praktisch und bringe es dann auf eine spirituelle Ebene, wo es im Prinzip hingehört. Es ist wirklich ein Segen, dass wir die CDs und die DVDs haben, um diesen ersten Kontakt herzustellen; zu sehen, was er erschaffen hat; sein Aussehen, sein Auftreten auf der Bühne. Mit all dem ist es weiterhin möglich, weil es immer noch lebendig ist. Die Musik ist lebendig. Diese ganze Performance, die er auf der Bühne zusammengestellt hat und die ich mit der Kirche verbinde, ist noch lebendig. Genau das ist, warum sogar ein drei oder vier Jahre altes Kind… Ich liebe Kinder und ich verstehe völlig, warum er sie so geliebt hat. Sie sind 3, 4, 5 und 6 Jahre alt und sie sagen nicht, dass sie sich WIE MJ bewegen können. Nein, sie sagen, sie SIND Michael Jackson. So sichern sie sich volles Eigentumsrecht an dem Ganzen, ohne den Prozess durchlaufen zu müssen, wo man ihnen sagt, „Oh, tu das nicht, du kannst nicht tanzen.“ Sie hören es nicht. Sie sagen „Ich bin Michael Jackson”; sie sagen nicht „Ich tanze wie er“; sie sagen „Ich bin er.” In dieser Art zu denken ist wesentlich kraftvoller, als zu sagen „Wie macht er das?“. Dreh es einfach um.

Weißt du was? Ich erinnere mich an ein Gespräch über Spiegel. Spiegel faszinieren mich genauso wie Masken. Auch ein Spiegel ist eine Maske, er reflektiert die Dinge, die davor stehen – verdreht. Rechts ist links und links erscheint recht. Es ist ähnlich, wenn man auf eine Fotografie schaut und sagt „Oh das bin ich”. Geh auf meine Facebook-Seite und werfe einen Blick auf mich. Schau mich an und du hast eine Idee davon, wer ich bin. Dieser Teil (diese Idee) in uns ist einfach da. Du hast es nicht erlernt und du kannst auch nicht lernen, was du schon weißt. Du verlernst dieses innere Wissen auch nicht. Du weißt es einfach. Es gibt ein Wissen in uns, das begrenzt ist, aber wir haben auch etwas in uns, das unvergänglich ist. Und was unvergänglich ist, kann nicht beherrscht werden. Und Michael hatte diese unglaublich starke Präsenz und ungeachtet der Angriffe auf dieser Seite des Vorhangs, wusste er, dass er ewig war; und weil er ewig war, wusste er. Genau das sagte er zu Oprah, aber Oprah erkannte es nicht. Sie war wahrscheinlich nicht bereit dafür; sie konnte es nicht erkennen; aber er wusste es, er weiß es. Also konnte er es projizieren. Und ich sage euch, kein anderer, niemand, mit dem ich persönliche Erfahrungen in meinem Leben gemacht habe, war in der Lage gewesen ist, sich so zu strecken und zu berühren, wie er es konnte und tat.

Du kannst nicht tun, was er tat, ohne zu wissen, was er wusste. Es ist ähnlich einem Krug mit Wasser, das man auf die Straße gießt, und es verdampft. Die meisten Menschen sagen „…weg ist es….“ . Aber es ist nicht verschwunden, es verdampft und steigt in die Luft; überall ist Feuchtigkeit, bis sich irgendwann eine Wolke bildet und zurückkommt. Das Wasser ist nicht verschwunden; du siehst nur den Dampf nicht. ER ist nicht gegangen.

Catherine M. Gross: Ich dachte gerade an die Zeit, als ich „Special Ed“ lehrte. Ich habe Wasser auf einen Penny tropfen lassen und gefragt, wie viele Wassertropfen der Penny wohl aufnehmen kann. Ich habe vergessen, wie viele Wassertropfen ein Penny auffängt, aber der Punkt war, dass sich das ganze Wasser als Rinnsal in EINER Lache verband. Sogar verschiedene Wassertropfen bilden eine Einheit. Ich hielt das immer für erstaunlich. Ich weiß, dass sie (die Schüler/Studenten) nur die zusammen kommenden Wassertropfen sahen, aber ich sah noch etwas anderes. Vielleicht sind wir ähnlich wie diese Wassertropfen.

Amalia Amaki: Du bist auf dem richtigen Weg. Ich denke, deshalb war es Michael sehr wichtig, in jeder Performance „Jeden“ anzusprechen. Er forderte sein Publikum auf, mit ihm zu singen: „Komm, wir sind alle eins“ . Es ähnelt einer Konversation; es ist sehr ernst gemeint, und diese Aufrichtigkeit überflutet die Menge. Dieses Gefühl habe ich immer bekommen, wenn er rief: „Jeder, komm schon, wir sind Eins“. Ich glaube dieses „wir sind Eins“ -Konzept brachte das Publikum dazu, am Ende des Konzerts nicht gehen zu wollen. Ihnen wurde bewusst, dass er gegangen war. „Elvis hatte das Gebäude verlassen.” Er war gegangen, aber sie wollten nicht gehen, sie wollten nicht, dass es endet, und ich denke, an einem Punkt wurde ihnen bewusst: auch wenn es vorbei war, endete es nicht.

Catherine M. Gross: Es ist nicht vorbei.

Amalia Amaki: Ist es nicht. Es ist einfach erstaunlich.

Catherine M. Gross: Wir sind zusammen gekommen und wir sind buchstäblich hier im Geiste von Michael Jackson. Viele der Menschen, die ich gesehen habe, malen Michael. Und viele von ihnen haben vorher nie gemalt; aber jetzt tun sie es und sie können es! Ich beobachtete die Menschen und ich sah sie wachsen; ihre künstlerische Seite erwachte durch Michaels Geist.

Amalia Amaki: Nun, du weißt, dass er ein großer Künstler war, ebenso ein visueller Künstler. Und witzig, wie er war, würde er sagen: „Wenn ich kein Performer wäre, wäre ich ein berühmter Künstler.“ Die Leute würden sagen: „Ein Künstler?“. Und er würde antworten: „Nein, ein berühmter Künstler.” Die Idee dahinter ist also, egal, wie es gewesen wäre, er musste groß darin sein. Damit erschließt sich mir absolut, dass es ein Wissen in ihm gab, dass er respektierte. Er ehrte nicht nur sein Geschenk, er respektierte und beschützte es. Es gab auch sicher immer Gelegenheit, eine andere Person zu sein. Ich meine, sich im positivsten Sinne zu verändern/entwickeln aufgrund der eigenen Erfahrung mit Michael. Ich habe viele Geschichten darüber gehört, wie der Handschuh entstanden ist. Gut, zwei. Eine ist schön, die andere cool. Ich weiß auch, dass er dazu diente, zu verdecken; wobei ich nicht weiß, ob er die ersten Anzeichen von Vitiligo verstecken sollte. Jedenfalls hat mich immer interessiert, wie diese vielen ikonischen Dinge (an Michael) zusammen kamen oder welche Entscheidungen – z.B. zu einem Kleidungsstück oder zu einem Teil einer Uniform – dahintersteckten. Du meine Güte, ich kenne keine andere Person, die mit so vielen ikonischen Gegenständen bestückt war. Da gab es also einen Handschuh, dann den Filzhut, die Pailletten besetzte schwarze Jacke, den speziellen Halbschuh. Dann kamen die militärischen Uniformen, die Armbinde, der riesige Gürtel. Es gibt so viele Dinge, die Teil seiner Garderobe sind. Ich weigere mich, sie Kostüme zu nennen; es sind Uniformen. Und wenn du anfängst, sie aufzuzählen, hört es gar nicht mehr auf: Die vielen mit Pailletten besetzten Socken, die Perlenarmbänder. Außerhalb der Bühne und privat trug er andere Sachen; einen anderen Filzhut, die Sonnenbrille. Es gab so viele Dinge. Es ist immer wieder erstaunlich, zurückzublicken. Beth brachte diese Dinge in den Vordergrund und man muss aufpassen, dass man sich darin nicht verliert.

Weißt du, was so erstaunlich ist – ich weiß, ich verwende dieses Wort sehr häufig, aber würdest du mir ein anderes Wort geben, das ich benutzen soll… er würde es nicht zulassen. Er würde dir nicht erlauben, zu begrenzen, was Fakt ist. Jedenfalls diese Pailletten besetzte Jacke war die Jacke seiner Mutter. Er hätte in den Kleiderschrank seines Vaters schauen können, aber er entschied sich für ein Kleidungsstück seiner Mutter. Was ich damit sagen will… diese ganze Idee von Make-up, das er (anfänglich) selbst zusammengestellt hat und in das er sehr verliebt war; er hat weibliche Düfte getragen. Er mischte sie und sie sagten, das ist eigentlich für die weibliche Linie. Und er sagte: „Gut, das ist es aber, was ich will“. Jeder, der für kurze oder längere Zeit mit ihm zusammen war, erzählt, wie gut er immer gerochen hat. Eine der meisten Erinnerungen an ihn war sein Duft/sein Aroma. Er würde nicht erlauben, dies als ein Thema anzusehen. Und niemand denkt an diese Jacke als eine Frauenjacke. Es ist die Jacke „von Billie Jean“. Er verändert einfach völlig ….

Catherine M. Gross: Zu „BAD“ gibt es folgendes Statement: „Ok. Ihr könnt jetzt aufhören, an mich mit Handschuh und Mamas Jacke zu denken. Ich bin jetzt kein kleines süßes Törtchen mehr, ich bin BAD (cool)“.

Amalia Amaki: Ganz recht; „Ich bin eine Kraft, mit der zu rechnen ist“.


Weitere Videoinformation zu Amalia Amaki

Artist Speaks Series – Dr. Amalia Amaki

Übersetzung: Tina JG – vielen lieben Dank dafür!


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