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“A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.” – Michael Jackson


Reverend Barbara Kaufmann teilt in ihrer emotionalen Reflexion des 2009 erschienenen Films „This Is It“ ihre neu gewonnene Anerkennung für den verstorbenen Michael Jackson. Sie betrauert ihre vorherige Missachtung seines Talents und die fragmentierten Anschuldigungen, die seine Karriere überschatteten. Durch den Film bestätigt sie Michael als einen liebevollen, künstlerisch begabten und unverständlich verletzlichen Menschen, ein Symbol der Liebe für den Planeten und die Menschen selbst. Sie beklagt den Verlust, den sein Tod für die Welt darstellt.


Original-Beitrag von Reverend Barbara Kaufmann  –  November 2009

Wieder einmal trage ich Schuld daran, jemanden, bevor er uns für immer verließ, nicht genügend gewürdigt zu haben. So ergeht es mir jetzt mit Michael. Ich nenne ihn nun beim Vornamen, da ich ihn „persönlich“ kennenlernte – doch erst nach seinem Tod und erst, nachdem ich seinen Film „This is it“ sah.

Endlich verstehe ich Michael, den Menschen und das kreative Genie und ich sehe seine unglaublich große Liebe zu den Menschen und unserem Planeten … die von diesem einzelnen Menschen ausging.
Jemand, der den Texten seiner Songs lauscht, wird erzählen können, wie dieser Mensch war …

“Heal the World
Make it a better place
For you and for me and the entire human race.
There are people dying
If you care enough for the living
Make a little space
Make a better place.”
„Heile die Welt
Mach daraus einen besseren Ort
Für dich und für mich und für die ganze Menschheit
Menschen sterben
Doch wenn du genügend für die Lebenden sorgst
Erschaffst du einen kleinen Raum
Einen besseren Ort“
“When they say why, why? Tell ‘em that it’s human nature.
Why, why do you do me this way?”
„Wenn sie fragen: „Warum, warum, warum?“, sag ihnen, das ist die menschliche Rasse,
Warum, warum tut ihr das mit mir?“
“I'm starting with the man in the mirror
I'm asking him to change his ways
And no message could have been any clearer
If you wanna make the world a better place
Take a look at yourself and then make a change.”
„Ich beginne mit dem Menschen im Spiegel
Ich bitte ihn darum, sich zu ändern
Und es gibt keine Botschaft, die klarer sein könnte
Wenn du aus der Welt einen besseren Ort erschaffen möchtest
Schau dich selbst an und dann ändere die Richtung“

Nachdem ich das Kino verlassen hatte, saß ich über eine Stunde auf dem Parkplatz in meinem Auto und weinte. Ich wusste nicht, warum. Es geschah unfreiwillig. Im Kino wollte ich, dass der Film niemals endet. Ich wollte das Kino nicht verlassen. Ich wollte nicht, dass die Magie sich in Luft auflöst. Ich wollte nicht, dass er uns verlassen hat.

Ich spürte die Endlichkeit dieses letzten Vorhangs und erkannte, dass es für mich mit ihm keine Chance mehr gab, meine Zweifel rückgängig zu machen. Ich wollte Vergebung dafür, jemals welche gehegt zu haben. Ich war unbeweglich vor Trauer, ihn betrogen, ihn übersehen, ihn abgelehnt, ihn infrage gestellt, ihn angezweifelt zu haben. Die Tränen flossen … weil es kein „noch einmal“ gab. Die Welt verlor etwas Un-ausgesprochenes, etwas Un-aussprechliches mit seinem Tod. Weil es etwas Strahlendes war. Weil Michael so viel Liebe in sich trug. Weil ich seine Einsamkeit spürte. Seine Verletzlichkeit. Doch am meisten trauerte ich um das Licht, das in der Welt verlöscht. Das tue ich heute noch.

Ich hatte mich immer gefragt, ob Michael der Dinge, die die Leute ihm vorwarfen, schuldig sei. Mich quälten meine eigenen Gefühle, mein eigener Abscheu sollten diese Anschuldigungen wahr sein. Mich quälte das „Was-wäre-Wenn“. Sie müssen wissen, ich wuchs mit den Jackson 5 auf und meine Kinder wuchsen mit Michaels Musik auf. Ich hatte das Gefühl, wenn Michael schuldig wäre, wäre dies ein persönlicher Betrug an mir und ein Betrug an meinen Kindern. Ich war glücklich, als er für „nicht schuldig“ befunden wurde, doch nicht jeder akzeptierte seine Unschuld und ich gebe zu, in einem winzigen Eckchen in mir drin, machte ich mir immer Gedanken. Anschuldigungen machen so etwas mit Menschen – sie säen Zweifel.

Nun, nachdem ich „This is it“ sah, kenne ich die Wahrheit. Michael Jackson verletzt niemals jemanden absichtlich. Niemals. Ich übersah seinen unglaublich liebenswerten Umgang mit seiner Band nicht, seine „Wir bekommen das hin“ -Versicherung an deinen Musikdirektor, der seinen Beitrag perfekt gestalten wollte, denn es war schließlich Michael Jackson, den er zufriedenstellen wollte. Ich sah seine nicht enden wollende Geduld mit den Sängern, Musikern und Tänzern, denn er arbeitete Hand in Hand mit ihnen, um ihre Performances zu verfeinern. Ich hörte den herablassenden Ton in der Stimme derer, die ihn ansprachen und seine liebenswürdigen und geduldigen Antworten. Ich hörte Michael, den Anführer, Lehrer und Meister, der eine bildliche Sprache benutzte, den anderen zu helfen, seine Absichten zu erspüren. Ich hörte Michael, den Guru, der sie dazu drängte, ins Rampenlicht zu rücken und mit ihrer eigenen Begabung zu erstrahlen. Ich sah seine Hände, die das aussprachen, was seine Worte nicht vermochten und ich sah das zärtliche und manchmal nicht so zärtliche Genie in diesen Gesten, in diesen Händen.

Michael wurde von Millionen geliebt und verehrt – von Freunden und Fans. Diese Liebe und diese Bewunderung von Künstler zu Künstler erstrahlte aus dem spärlichen Publikum, das aus seiner Besetzung und der Crew für die Konzerttournee „This is it“ bestand. Michael lehrte sie, genau, wie er mit ihnen probte. Seine absolute Klarheit war erstaunlich. Sein Verständnis über Transzendenz, Mysterien, kreativer Spannung und vor allem der Gebrauch von Magie und bildlicher Sprache, um Menschen an Orte außergewöhnlichen Bewusstseins und durch tiefe Gefühle zu führen, an Orte, an denen sie niemals zuvor waren und die sie sich niemals zuvor haben ausmalen können, war genial. Jeder von uns besitzt tief in sich drin diese Begabung, doch Konvention, Tradition, Voraussetzung und kulturelle Grenzen können uns davon abhalten, dorthin zu gelangen. Angst vor Performance reicht viel tiefer als Lampenfieber. Seine Klarheit in der Performance und seine Führung war Bescheidenheit in Perfektion.

Aufgrund seines frühen Erfolgs berührte uns Michael in den Begrenzungen unseres alltäglichen Lebens, das an uns zehrt und uns unserer Vorstellungskraft, Verwunderung und kreativer Impulse beraubt. Michaels Stardasein begann sehr früh in seinem Leben, seine Kindheit war alles andere als durchschnittlich. Und mit seiner Begabung erreichte er ungehinderten Zugriff auf nahezu die ganze Welt und ganz sicher zum kreativen Reich der Verwunderung und der Erfindung. Dass er fast sein ganzes Leben ohne gesunde Grenzen lebte, schufen in ihm große eine große Sehnsucht und einen großen Ehrgeiz, aber auch großen Schmerz, betrogenes Vertrauen und die Angst, stets unverstanden zu sein.

Michael ging an seine Grenzen, unerbittlich und hart. Er war ein Showman, ein Geschäftsmann und ein Genie. Das großartige Genie seiner Werke und vor allem seiner Konzerte waren transzendentale Erfahrungen. „Transzendenz“ bringt uns über unser Selbst hinweg, an einen Ort, an dem unser Selbst und die Welt etwas Größeres werden und auch wir werden dort größer. Michael wurde für das geliebt, was er uns an Möglichem/Machbarem zeigte. Er war der Mensch im Spiegel und derjenige, der ihn uns hochhielt, um hineinzuschauen. Sind wir alle der Kindheit so weit entrückt, dass wir uns nicht erinnern?

Wie zahlt man unerkannt künstliche Gliedmaßen und Transplantationen für Kinder in unbekannten Krankenhäusern in unbekannten Ländern, während man Anschuldigungen wegen absichtlicher Verletzungen an Kindern ertragen muss? Wie blendet man die giftige Verdammung derer aus, die nicht mitbekommen haben, dass man für unschuldig erklärt wurde? Oder die es wegen ihres eigenen Schattens nicht mitbekommen haben? Wenn es niemals geschehen könnte, dass du einem kleinen Jungen wehtust, weil du, dein Selbst, sich dazu verschworen hat, Magie und Verwunderung für diesen „Jungen“ und für alle von ihnen zu verkörpern? Wir alle müssen es manchmal ertragen, mit Wunden umzugehen, mit dem Verlust der Unschuld. War deine Unschuld so groß, dass all dies nötig war, sie zu zerstören? Braucht es einen solch großen Schatten, das Licht, das du warst, zu verdecken? Wie kehrst du je nach Neverland zurück? Ich denke, das wirst du nicht tun.

Ich liebte stets seinen Tanz, wunderte mich jedoch immer über die „sexuellen Anspielungen“ in manchen seiner Bewegungen. Nun, da ich ihn beim Akt seiner Schöpfung beobachte, verstehe ich, dass sie aus der Leidenschaft eines Menschen entstehen, der „es rockt“, nicht weil er es wollte oder musste, sondern es war etwas, was durch ihn durch floss, durch seinen Körper. Der treibende Beat von Michaels Musik birgt eine Intensität, die den Körper drängt, sich zu bewegen, zu kreisen, zu springen, zu brummen und sich zu drehen. Die Intensität zentriert sich in der Leiste und im Solar Plexus, da sie dem „Keim des Gefühls“ entspringt. Es ist, extrem emotional, die Sprache purer Leidenschaft. Hindus haben ein Wort für solch leidenschaftliche Drehungen, „erdene Energie“, die aufsteigt aus einem Ort des menschlichen Körpers, wo der Geist auf Materie trifft und Körperlichkeit auf Seele. Es ist die Energie von Schwangerschaft, Geburt, Entstehung, von Kraft und kraftvollem Loslassen – all das steigt empor und wird zu Schöpfung. Es ist die stimulierende Energie, die von der Leistengegend über den Solar Plexus zum Rückgrat verläuft und zurück. Es ist der Ort der Kundalini-Kraft, dem Saft des Lebens. Und sie ist explosiv. Wie ein Orgasmus, eine schöpferische Kraft, die körperliche Erdbeben ans Rückgrat sendet. Es ist offensichtlich, dass Michael dies in seiner Musik spürte; diese Kraft wurde durch die Musik, durch ihn und durch seinen Körper freigesetzt.

„This is it“ ließ mich mit einigen Fragen zurück:

Wie lebt man mit dem Paradoxon, dass Millionen Menschen auf der Welt dich lieben, doch du kannst dein Haus nicht verlassen? Schiebst niemals einen Einkaufswagen in einem Lebensmittelgeschäft? Betrittst nie einen Laden, in dem deine Musik verkauft wird? Gehst nie zu einem Baseballspiel, einer Parade, in den Zoo oder mit deinen Kindern zu einem Picknick? Wie kannst du, obwohl du nie allein/in Ruhe gelassen wirst, so einsam sein? Wie kannst du so gut über Einsamkeit schreiben? Und, wenn du mit Menschen zusammen bist, wie sortierst du aus, ob jemand sich dir gegenüber authentisch verhält oder nur mit dir als einer öffentlichen Person spielt? Wie kannst du so scheu sein, dass es schon wehtut und doch so viel Begabung besitzen, dass sie nicht gezügelt werden kann? Warum sagst du nie nein, wenn und weil die Musik dich verfolgt, bis sie aus dir heraus bricht? Wie kannst du stundenlang bis zur Erschöpfung proben, denn du kannst die Größe deines schöpferischen Genies NICHT mit der Welt teilen? Wie kannst du aufstehen und in einer Welt mit so vielen Schatten ein Superstar sein? Wie kannst du weiter Zeilen schreiben, die diese Schatten hervorheben und angreifen? Wie kannst du es überleben, wenn diese Schatten sich gegen dich wenden? Ich verstehe nun, dass es ein Ruf war – die Art von Ruf, dem du nicht den Rücken zukehren konntest, da er zu dir gehörte. Oh ja, Michael wurde gerufen. Schaut euch seine Texte an, die meisten waren Gebete.

Und wie lebst du so nackt vor den Augen der Öffentlichkeit, in dem Wissen, dass du für einige alles bedeutest und anderen niemals genügen wirst? Wie kannst du im Leuchtfeuer „öffentlicher Überprüfung“ standhaft bleiben und es selbst zulassen, zur überlebensgroßen Zielscheibe für Opportunisten zu werden? Wie erträgst du stete Verunglimpfung durch skrupellose Ausbeuter, wenn diese unglaubliche Anschuldigung in deinem Bewusstsein, deiner Welt nicht einmal existiert? Wie schaffst du es, vor Gericht zu erscheinen, wo sie dich vernichtend kritisieren, dein Menschsein in Stücke reißen, dein Sein zerstören? Wie kannst du aus dem Bett aufstehen? Deinen Pyjama ausziehen? Wie kannst du dich davon erholen, angeklagt worden zu sein, auch wenn du der unaussprechlichen Taten für „nicht schuldig“ befunden wurdest, wo du doch Kinder immer liebtest wegen ihrer Fähigkeit der Verwunderung, wegen ihrer Unschuld? Wie kannst du jemals wieder Vertrauen fassen, nachdem jemand dein Vertrauen gewann und den besten Teil von dir am Boden des Schneideraums zurückließ und den restlichen Klatschfilm eine Dokumentation über dein Leben nannte? Ein System, das dazu da sein sollte, dich zu beschützen? Wie sammelst du die Teile deines Lebens, die so sorglos weggeworfen wurden, wieder auf? Und inmitten von alledem oder in den Nachwehen dessen, wie schaffst du es, dich dem Leben zu zeigen?

Vielleicht wurdest zu einem Einsiedler und suchtest nach etwas, um deine Schmerzen zu lindern und die Brutalität und Erschöpfung zum Verschwinden zu bringen. Vielleicht, um die Welt für eine Weile zum Verschwinden zu bringen. Vielleicht fandest du auch ein, zwei Ärzte, die dir ein etwas gaben, um dir deine Verletzungen zu erleichtern, während du versuchtest, dich selbst zu heilen. Können die Teile, die dir jene entrissen, die einen Teil von dir besitzen wollten, ersetzt werden? Wie tief ist die Wunde, die sie rissen? Gehen sie tief bis in die Seele oder bis auf den Knochen?

Wie erträgst du lebenslange Beleidigungen, Verleumdungen und Lügen, zu viele, um sie anzusprechen und zu quälend, sie einzulassen, da sie dich paralysieren würden? Wie hast du es geschafft, sie dein Herz nicht verhärten zu lassen? Wie erträgst du Kommentare über dein Gesicht? Mein Gott, dein Gesicht! Das Einzige, mit dem du dich der Welt zum Ausdruck bringen kannst, mit dem du deinen Gefühlen Ausdruck verleihen kannst. Wie lebst du mit Lupus, einer Krankheit, die deinen Körper verzehren will und mit Vitiligo, einer Krankheit, die dein Gesicht entstellt? Das Gesicht, das dich der Welt präsentiert, das Gesicht, mit dem du dein Leben bestreitest. Wie lebst du unter Schirmen, da die Sonne Flecken auf deiner Haut verursacht und deine Haut verschlechtert? Wenn du mit den Laserbehandlungen das Beste tust, was notwendig ist, dies jedoch deine Haut gebleicht und heller erscheinen lässt? Nun, da die Krankheit dir mehr helle als dunkle Stellen hinterließ und die Ärzte dir sagten, die bestmögliche Behandlung sei es, die dunklen Hautstellen zu lasern, um die Haut anzugleichen, wie erträgst du dann die Vorwürfe, du verrätst deiner Rasse? Wie gehst du dann damit um, Zielscheibe tausender Witze und unfreundlicher Bemerkungen zu sein, die dich pfählen? Wie erträgst du es, nicht einen einzigen Tag am Strand in der Sonne herumzutoben? Ich wünschte, „wir“ hätten dich, einfach so wie du warst, lieben und annehmen können. Ich wünschte, wir hätten dich und dein Gesicht mit unserem Geist wiegen können. Doch die Welt geht mit Makeln und Unvollkommenheit nicht freundlich um. Doch das wusstest du, nicht wahr, Michael? Als der Perfektionist und Künstler, der du warst, hast du dein Gesicht immer weiter verändert. Du fühltest immer mit den Unterdrückten, Behinderten und Entstellten – du warst ihnen näher, als es je einer von uns wusste. Du hast es so gut vor uns versteckt.

Wie erklärt man einer Welt, die zu weit ging und niemals mehr unschuldig genug sein wird, zu verstehen, dass Jungs es lieben mit dir herumzuhängen, weil du eine Legende bist? Eine überlebensgroße Größe, die ihnen Hoffnung gibt in einer verzweifelten Kindheit und Jugend, jemand, der ihnen etwas Undefiniertes, wonach es sich zu streben lohnt, schenkt? Ja, sie sehen in dir Peter Pan, sie lieben dich dafür und möchten dir nah sein, weil du diese zügellose Freude und Verwunderung verkörperst, die ihnen zu entgleiten droht. Das, was die Welt beim Erwachsenwerden verlor, als sie die Unschuld einfachen „Glaubens“ verlor? Wie erklärt man, dass Jungs herumhängen, um sich etwas so Hauchzartes, das man sich nicht näher erklären kann, zu erhalten? Doch du weißt, was es ist und möchtest einfach, dass sie es sich ein wenig länger bewahren. Wie erklärt man, dass sie anfangen, herauszufinden, dass sie, wenn sie dich loslassen (mehr das, was du darstellst), sie der hoffnungslosen Realität ins Auge blicken müssten, dass sich niemand wirklich um diese Welt kümmert?

Oh ja, du erschienst exzentrisch, Michael. Und beschützt. Schöpferische Genies sind das immer. Ja, du marschiertest in deinem eigenen Rhythmus. Weil du den Rhythmus dieses Planeten, auf dem du bei deiner Geburt landetest, nicht mochtest. Ja, du warst Peter Pan, aber nur, weil die Welt kein Ort war, an dem du leben konntest, wo deine zerbrechliche Seele hätte genährt werden oder gedeihen können. Peter Pan hielt für dich mehr Verstand bereit als die reale Welt. Noch bis an dein Ende kämpftest du darum, aus ihr einen besseren Ort zu machen! Es wäre so viel leichter für dich gewesen, einer Welt, die dich nicht verstand, den Rücken zu kehren. Es wäre verständlich gewesen. Man hätte es sogar erwartet. Doch du warst immer ein Meister des Unerwarteten. Wie kommt es, dass du, Michael, dir weiter Gedanken machtest?

Dass Michael Jackson wahrhaftig ein Widerspruch war, ist eine Untertreibung, doch in seinem letzten Auftritt augenscheinlich. Seine Demut, Klarheit, Bescheidenheit und selbstlose Persönlichkeit „widerspricht“ ganz sicher den Augenblicken, in denen er „es rockt“. Seine Scheu widerspricht seinem Superstarstatus. In „This is it“ ist Michael wahrhaftig Michael – der Widerspruch. Die Pracht. Was, wenn Michael die dunklen Energien nicht begreifen konnte, die Gemütern entspringen, die nie wahre Unschuld und echte Naivität erkennen? Den kreativen, schöpferischen Impuls? Welch ein unglaubliches Geschenk an die Welt, das die Welt jedoch nicht würdigte – Löwen und Lämmer. Ja, die Welt kreuzigte wieder eines unserer Lämmer, der ein Licht (oh ja, er war ein Licht!)in unserer Welt war. Und auch dies hat Michael vielleicht verstanden. Nach alledem sang er noch von der „menschlichen Natur (Human Nature)“.

Und vielleicht konnten wir alle ihn bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Bis er von uns ging. Bis zu „This is it“. Wäre er noch hier, ich hätte den wahren Michael niemals kennengelernt. Ich hätte ihn nie gekannt. Hätte sein Genie nicht gesehen, seinen schöpferischen Impuls, seine klare Führung, den Besitz dieser ehrfurchtgebietenden Kraft und das Verantwortungsbewusstsein, von dem er wusste, dass er all das besaß. Ich hätte Michael weder in seiner Musik kennengelernt, noch die Musik in Michael. Ich zucke zusammen, wenn ich an Zeiten dachte, in denen er sich der Öffentlichkeit aussetzte, ohne zu wissen, was er zurückbekäme, Abscheu oder Liebe. Und doch arbeitete er an einem Comeback – er war bereit, der Welt und uns eine zweite Chance zu geben. Und es hätte ihn uns und uns ihm zurückgebracht, davon bin ich überzeugt. Hätte die Welt, den Großmut des Risikos, der Begabung, gewürdigt? Wir werden es nie erfahren. Letztlich hat er die Welt, uns, niemals aufgegeben.

Ich frage mich, wer nun seine Rolle übernehmen wird – nicht als „King of Pop“, sondern als Anführer und Wohltäter. Welche Sprache wird sie sprechen? Wie wird er die Aufmerksamkeit der Welt erreichen? Michael sprach in der Sprache der Musik. Er konnte aufgrund der Sprache, in der er sich ausdrückte, Massen erreichen. Da er so sehr geliebt wurde, konnte Michael Kräfte mobilisieren, Menschen vereinen und auf ungewöhnlichste und spektakulärste Weise Geschichten erschaffen. Er war ein Mensch mit einer Botschaft und damit konnte er ein Millionenpublikum erreichen. Er nutzte die Musik, die universelle Sprache, um seine Botschaft herauszuposaunen. Er nutzte sie, einfach um das richtige Publikum zu erreichen, die Jugend. Michael verstand, dass junge Menschen die Hoffnung für unsere Zukunft und für die Welt bereithalten. Und seine Botschaft ging darum, die Welt zu heilen, sich um Kinder zu kümmern und darum, dass „wir eins sind“. Er war in der Lage, dies universell über Generationen hinweg an Menschen auf dem gesamten Globus zu verbreiten. Wer ist nun dazu fähig? Tief in uns, an einem stillen Ort, wissen wir, dass es niemals wieder einen Michael geben wird. Wir, die Welt, kümmerten uns nicht genügend um ihn, behandelten ihn nicht sorgsam und nun ging er fort.

Den Film zu sehen, den Michael nie zur Veröffentlichung vorgesehen hatte, gab mir das Gefühl eines Voyeurs, der einem Menschen dabei zusah, wie er sich darauf vorbereitete, seine Seele zur Beurteilung zur Verfügung zu stellen. Ich hatte das Gefühl, geheiligten Raum zu betreten. Doch ich bin dankbar dafür. Ich habe nun das Gefühl, die Seele des Menschen Michael zu kennen. Er liebte die großen Dinge. Oh, ich liebte seine Begabung schon immer, doch ich liebte nicht Michael, den Menschen. Es war nicht genug.

Mein letztes Geschenk von Michael an mich, war es, zu erkennen, dass „Man in the Mirror“, welches mein Lieblingslied von ihm ist, eine viel tiefere Botschaft besitzt als „sei der Wandel, den du dir von der Welt wünschst“ von Gandhi. Es gibt einige Menschen, die sein Licht schon früher erkannten und die niemals zweifelten, denn sie mussten in Michael den Widerschein ihres eigenen Leuchtens erkennen. Genau wie die, deren dunkelste Schatten er widerspiegelte. Ich wünschte, es hätte nicht seines Todes bedurft, um mir das helle Leuchten Michael Jacksons und meinen eigenen Spiegel zu bescheren. Ich liebte ihn einfach nicht so sehr, wie er mich liebte.


Übersetzung: achildsbliss, mjjackson-forever.com


Quelle: The Man And The Mirror

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Kommentare

Eine Antwort zu „Goodbye Michael – ein stiller Tribut“

  1. […] „Er war ein Mensch mit einer Botschaft und damit konnte er ein Millionenpublikum erreichen. Er nutzte die Musik, die universelle Sprache, um seine Botschaft heraus zu posaunen. Er nutzte sie, einfach um das richtige Publikum zu erreichen, die Jugend. Michael verstand, dass junge Menschen die Hoffnung für unsere Zukunft und für die Welt bereithalten. Und seine Botschaft ging darum, die Welt zu heilen, sich um Kinder zu kümmern und darum, dass „wir eins sind“. Er war in der Lage, dies universell über Generationen hinweg an Menschen auf dem gesamten Globus zu verbreiten. Wer ist nun dazu fähig? Tief in uns, an einem stillen Ort, wissen wir, dass es niemals wieder einen Michael geben wird. Wir, die Welt, kümmerten uns nicht genügend um ihn, behandelten ihn nicht sorgsam und nun ging er fort.“ – „ Schaut euch seine Texte an, die meisten waren Gebete.“ – Barbara Kaufmann (http://all4michael.com/2011/06/09/goodbye-michael-ein-stiller-tribut/) […]