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„A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.“ – Michael Jackson



Nach Michaels Tod, 2009, erschuf der Fotograf und Künstler David LaChapelle diese Serie aus 3 Fotografien mit dem Titel: American Jesus (The Beatification: I’ll never let you part, for you’re always in my heart / Archangel Michael: And no message could have been any clearer / Pietà: Hold me, carry me boldly)

Als Modell für die Serie, die auf Hawaii fotografiert wurde, diente La Chapelle der MJ-Impersonator Carlo Riley. LaChapelles Werke sehen oft aus wie Gemälde, oder Photoshop Arbeiten, sind aber immer Fotografien, die er bis in jedes kleinste Detail „live“ arrangiert und inszeniert.

Im Folgenden sind mehrere Aussagen von David LaChapelle zu seiner Fotoserie „American Jesus“ und zu seiner Sicht von Michael Jackson zusammengetragen und übersetzt. Sie stammen aus Interviews und Lesungen, die David seit 2009 zu dieser Foto-Serie gegeben hat.


LaChapelle – Interview Magazine, 20091

Er war ein Mensch, der biblische Extreme lebte: Die weltweit berühmteste Person, auf fast hingebungsvolle Art geliebt, der dann in das tiefste Tief der Gesellschaft abstürzte; er wandelte sich von einem dunkelhäutigen Schwarzen in einen hellhäutigen und während all dem sang er diese heilsamen Lieder. In dem Interview mit Martin Bashir sieht man ein kahlköpfiges, an Krebs erkranktes Kind. Später sieht man ihn noch einmal, und es geht ihm viel besser, und seine Familie sagt, dass Michael ihn geheilt hat. Ich bin katholisch, und das Heilen von Kranken ist ein Kriterium der Heiligkeit. Ich sage nicht, dass er wirklich ein Heiliger war, aber er war so überirdisch und erfüllt auf jeden Fall die Kriterien des Märtyrertums. Er hinterfragt all diese Aspekte von Geschlecht und Rasse, die wirklich heiße Themen unserer Gesellschaft sind. Warum kann ein Mann nicht die Hand eines Kindes halten? Muss es erotisch gesehen werden? Ich denke, das sagt genau so viel über unsere Gesellschaft aus, als über ihn.

Für das Foto habe ich einen Michael Jackson Impersonator benutzt. (Carlo Riley, Anmerkung) Ich habe viele Wochen damit verbracht, die Pixel so zu verschieben, um das Gesicht von Michael Jackson von ca. 1990 zu erschaffen. Es ist eine Fotografie, aber es ist kein Porträt, es ist eine neue Definition dessen, was ein Foto ist. Wir verbrachten sehr viel Zeit mit den Details, und es besteht kein Zweifel daran, dass es Michael Jackson ist. Aber er hat nie selbst dafür Modell gestanden. Es war ein seltsames Konzept. In gewisser Weise war es, wie ein Gemälde zu erstellen. Anschließend war es Zeit, wieder zu den anderen Dingen zurückzukehren, den Collagen.

Archangel Michael- And No Message Could Have Been Any Clearer 1990 Chromogenic Print © David LaChapelle
Archangel Michael: And no message could have been any clearer

LaChapelle – Flaunt Magazine, September 2009

Sein Tod lehrt uns über Verachtung und Verurteilung. Es ist ein Beweis der unnatürlichen Angst unserer Gesellschaft vor allem, was anders ist. Er beleuchtete die grundlegenden Vorurteile gegenüber Geschlecht und Hautfarbe. Er entlarvte unser Bedürfnis, diejenigen zu stürzen, die wir zuvor bewundert haben; unser Bedürfnis dabei zuzusehen, wie der größte Star, mit den größten Errungenschaften so tief stürzt, bis es die Hölle auf Erden sein musste. Wir drängten dem reinen Herz unsere Perversionen auf – eine moderne Hexenjagd, im Fernsehen ausgestrahlt.

Er schien androgyn zu sein, schon als junger Mann zeigte er eine Mischung seiner männlichen und weiblichen Seite. Auch wenn er sehr aggressiv und männliche Darbietungen zeigte, konnte er auch fließend Ambivalenz darstellen – er hatte definitiv diese Magie, die wie ein naturgegebener Segen auf die Sicht der Welt ist, und seine Anziehungskraft so groß machte. In manchen Kulturen wird Andersartigkeit gefeiert, in anderen verboten. Für Entertainer gibt es weniger strenge Vorstellungen. Aber aufgewachsen als Zeuge Jehova und weltlicher Performer mit pluralistischer Sichtweise, musste es eine Herausforderung sein. Fakt ist, er war eine übernatürliche Erscheinung, und es ist unmöglich sich vorzustellen, wie viel Freude diese Musik der Welt gegeben hat, wenn man all die vielen Stunden zusammen nimmt, die Menschen ihr zugehört und darauf getanzt haben.

LaChapelle – Tel Aviv Museum of Art Solo Exhibition, 2010

Letztlich war es eine moderne Hexenjagd. „Die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Michael Jackson“. Berichten zufolge der teuerste Gerichtsprozess gegen eine Einzelperson, die den Steuerzahler 80 Millionen Dollar kostete. Und sie fanden nichts.

Vielmehr ist es so, dass man, wenn man die Prozessmitschriften liest, erkennt, dass diese Farce niemals vor Gericht hätte kommen dürfen. Die Anklage fand nichts und die Beschuldigungen gegenüber Michael Jackson waren falsch und abscheulich. Der Hauptankläger schien einen persönlichen Rachefeldzug gegen Michael zu führen. Die Geschworenen befanden ihn unschuldig – der Fall wurde geschlossen.

Warum wollen wir sehen, wie unser einst geliebtes Idol abstürzt? Der Absturz von höchster Höhe in die dunkelste Tiefe? Warum freut man sich wenn, man die Zerstörung eines anderen Menschen beobachtet? Wie Michael es ausdrückte: Es beginnt mit dem Mann im Spiegel, wir müssen auf uns selbst sehen, und diese wichtige Frage beantworten.

LaChapelle
The Beatification: I’ll never let you part, for you’re always in my heart

LaChapelle – Lesung in Stockholm, Schweden, Dezember 2012

Er war ein unschuldiger Mann, es besteht kein Zweifel daran, dass Michael völlig unschuldig war. Deshalb ist es eine Tragödie, dass wir diesen großartigen Künstler verloren haben. Und sein Leben ist biblisch oder episch, in dem Sinn, dass er der berühmteste Mensch der Erde war und dann mit dem Schlimmsten beschuldigt wurde, das es gibt: pädophil zu sein. Und das zu überleben – manche sagen jetzt sicher: „Aber er ist doch gestorben“ – aber er war ein Held, weil er das bis zu seinem 50. Lebensjahr überlebt und all diese Last so lange ertragen hat.

Und dann seine Vitiligo, die seine Haut fleckig werden ließ. Vitiligo lässt deine Pigmente verschwinden und so hatte er mehr weiße Stellen in seinem Gesicht, als dunkle, und deshalb bleichte er es einheitlich weiß. Und die Leute sagen dann: „Oh, er wollte weiß sein.“

Michael hatte sicher ein paar plastische Operationen, deshalb sah er anders aus. Ich denke, er wollte auf der Bühne wunderbar aussehen, und das tat er. Und wir verspotten das, was anders ist, als wir selbst, das, was wir nicht verstehen. Wir fürchten uns vor dem, was wir nicht verstehen oder was anders ist, als wir selbst. Man sagt, es gibt etwa 30 Kategorien des menschlichen Gesichts, in die jeder von uns eingefügt werden kann. Und jetzt haben die Leute die Möglichkeit, 40 Kategorien zu erschaffen, Kategorien, die in der Geschichte der Kunst zuvor nie gesehen wurden. Und diese Menschen haben heute die Technologie, ihr Gesicht in etwas völlig Neues umzuwandeln, das wir nie zuvor gesehen haben. Es könnte also sein, dass auch so etwas dazu beigetragen hat, dass wir so hart über ihn urteilten und ihn vorverurteilten. Er war unschuldig, er hatte nichts getan. Und von diesem Level an Berühmtheit und Beliebtheit wurde er zu dieser Witzfigur gemacht … und er war ein großartiger Künstler, der uns so viel gab. Nach seinem Tod fand man heraus, dass er 400 Millionen Dollar an wohltätige Organisationen gespendet hatte und Kalifornien gab 80 Millionen Dollar dafür aus, ihn vor Gericht zu bringen. Diese Sache hätte niemals vor Gericht kommen dürfen.

Diese Bilder sind für mich seine wahre Essenz, der wahre Michael. Michael, der Erzengel. Ich sage nicht, dass er eine religiöse Figur ist, oder ein Heiliger. Aber ich glaube, er ist so dicht daran, wie es nur geht. Jemand, der wirklich wie ein Engel war, uns all dies wunderbare Musik gab und immer nur die reinsten Absichten hatte – und wir haben ihn dafür verurteilt und gekreuzigt.

LaChapelle – Lesung Fotografiska in Stockholm, Schweden – 2013

Michael wollte auf der Bühne wunderbar aussehen, wie ein Gemälde, und für seine Fans schien er ein Engel zu sein. Er hatte immer nur die besten und wunderbarsten Absichten – aber wir entschieden, ihn zu verurteilen und zu kreuzigen. Seine geheimgehaltenen Spenden an wohltätige Organisationen summierten sich auf über 400 Millionen – erst nach seinem Tod wurde das öffentlich. Und Organisationen für Kinder und Krankenhäuser, wie das Michael Jackson Burn Center in Los Angeles, sind ein Beweis seiner engelsgleichen Seite, die traurigerweise von den Mainstreammedien ignoriert wurde.

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American Jesus (Pietà): Hold me, carry me boldly

LaChapelle – Interview, Museum Groningen, 2018

Die Pietà ist wohl die berühmteste und am häufigsten dargestellte Todes-Szene der Kunstgeschichte, weit zurück bis zu den ersten biblischen Abbildungen. Viele Künstler haben eine Pietà geschaffen und für mich bedeutet sie das Symbol für den größten Verlust. Eine Mutter, die ein Kind verliert, es kann keinen größeren Verlust geben. Und diese Idee greife ich auf, ich habe schon mehrmals eine Pietà geschaffen. Und hier ist Michael Jackson in den Armen von Jesus. Wir verloren diesen großartigen Künstler, und für mich ist er ein Märtyrer unserer Zeit, ein Mensch, der der Welt so viel gab.

Es ist unglaublich, wie eine derart berühmte Person, weltberühmt, auf der Spitze seiner Karriere, wahrscheinlich die weltweit berühmteste Person, dann zu einem Monster gemacht wurde – und es war nicht wahr. Alles ging nur um Gier. Alles, was man tun muss, ist die Gerichtsmitschriften zu lesen, als er vor Gericht unschuldig befunden wurde. Es war der teuerste Prozess der USA gegen eine Einzelperson. Nicht gegen einen Terrorist – gegen Michael Jackson. Die USA gaben 80 Millionen Dollar aus, um etwas herauszufinden, was er getan hatte – und natürlich konnten sie nichts finden. Es war eine moderne Hexenjagd, im Fernsehen übertragen. Und wir müssen uns fragen, was reizt uns daran, einen Menschen auf ein hohes Podest zu stellen, und zu sehen, wie anschließend die Boulevard-Presse wie ein nie endender Albtraum für ihn wird? Und warum gefällt es uns, unsere einstigen Helden leiden zu sehen und ein bizarres Vergnügen an ihrem Untergang zu finden?

Quellen:

  1. Der Link http:// www. interviewmagazine. com/blogs/art/ 2009-09-14/david-lachapelle-rape-of-africa-/ funktioniert leider nicht mehr. ↩︎
David LaChapelle speaking with FLAUNT Magazine in September 2009

“His death teaches the world about condemnation and judgment. It proved our society’s unnatural fear of anything that’s different. He illuminated basic prejudices like gender and skin color. He exposed our need to topple those we once adored; our need to witness the brightest star, highest achiever, fall to the depths of what must have been a living hell. We imposed our perversions on the pure of heart – a modern day televised witch hunt. He seemed to be androgynous, from when he was a young male and female sides a mixture of both. Although he has an aggressive masculine delivery he could also flow and present ambiguity -definitely had that magic, which seemed to be a kind of naturalness a blessing for which to see the world through – and made his appeal so broad —In some cultures this otherness is celebrated, some forbidden -for an entertainer there are less rigid perceptions –For being raised a Jehovah’s Witness … and secular performer with a pluralistic POV it must have been challenging -The facts are: he was a supernatural phenomenon – and it’s incalculable to realize how much joy that music, if you put together all those hours of people listening and dancing to it, has given the world.”

David LaChapelle speaking at the Tel Aviv Museum of Art Solo Exhibition lecture in 2010

“In the end,  this modern day witch hunt —“the people of the United States of America -against Michael Jackson” reportedly the most expensive court case in US history against an individual cost taxpayers $80 million.
…And they found nothing … In fact, if one reads the court transcripts, which are currently available to the public upon request, one will find this farce should never have gone to trial in the first place. The prosecution found nothing and the accusations against Michael Jackson where false and of the most heinous nature. The main prosecutor seemed to have a personal vendetta against Michael. The jury found him innocent of all charges -the case closed-
What is it in our nature that wants to see the once beloved idol’s demise? The fall from the greatest heights to the darkest depths? Why do we get enjoyment out of watching the destruction of another human being? Like Michael said, it starts with the man in the mirror, we need to look at ourselves and ask this important question.”

The famous american photographer David LaChapelle had an exhibition and a lecture in Stockholm, Sweden in december 2012

„He was an innocent man, there’s no doubt that Michael was completely innocent. So the tragic is that we’ve lost this great artist. And his live is like biblical or epic in a sense of that we have the most famous person on the planet and then brought down to the level of the worst thing you can be accused of, being pedophile. So to survive that – some may seay but he died, but he was a hero because he lived the 50th. – and carry that burden.

And also his vitiligo that turned his skin blotchy… vitiligo is when the pigment dissapears from peoples skin, and so he had more white blotches on his face than dark, so he bleached it all white, and people say, „oh, he wants to be white“. Michael did, like some plastic surgery, so he looked differently. I think he wanted to look beautiful on stage which he did. And we mock what is different from us, which we don’t understand. We fear what we don’t understand or what is different from us. They say that there are 30 categories of the human face that each one of us falls into, and people now have the ability to create the 40th category, you know, which is never been seen, in art history… so these people have the technology today to actually make their face in something brand new that we’ve never seen before. So maybe that was part of the reason too why we judged him so harshly and convicted him before. He was innocent, he hadn’t done anything. You go from that level of fame to be beloved all over the world, becoming this joke and to be persecuted to the level which he was… and to be such a great artist who gave us so much, you know, after he died we found out that he gave 400.0000 $ to childrens charities and California spent 8 Million $ in trying to prosecute him. This thing should never have gone to trial…

These images I feel is the true essence, the true Michael. Michael the archangel. I’m not saying that he is a religious figure or a saint but I think he is as close as we get, someone who was that incredible angel, giving us this great music and really having pure intentions and we just chosed to kind of persecute him. And crucified him.“

David LaChapelle lecturing at Fotografiska in Stockholm, Sweden, 2013

„Michael wanted to look beautiful on stage like a painting and he appeared to his fans as a real angel. He had the most beautiful intentions and we decided to persecute and crucify him. In fact – his secret charitable donations which came to over 400 million – discovered after his death and children’s charities and hospitals like the Michael Jackson burn center in Los Angeles (listed in the Guinness book of world records) proves this angelic side to him – sadly ignored by mainstream media.“

David LaChapelle, Interview, Museum Groningen, 2018

The Pietà is in art history probably the most famous and often repeated death scene going way back to the very first biblical images. Many artists have made their Pietà and so the Pietà for me has become a symbol of greatest loss. A mother losing a child, there can be no greater loss. And so taking that idea – I’ve done the Pietà several times. And here is Michael Jackson in the arms of Christ. We lost that great artist and to me he’s a modern day matyr and someone who gave the world so much… It’s amazing how someone so famous, world famous – probably the world famoust person at the hight of his career, who was then turned into this monster and it was not true. It was all about greed. All you have to do is to read the transcripts when he’s found innocent in the trial… the most expensiv trail in the U.S. History against an individual. It was not against a terrorist – it was against Michael Jackson. People versus… the U.S. versus Michael Jackson. The U.S. spent over 80 Million dollars to find something what he’d done, which they couldn’t find anything. And you know, it was a modern day witch hunt, televised. We have to ask ourselves, why do we like to put people up so high and then all the tabloid was just this never ending nightmare for him? And why we enjoy watching people suffer which once were heroes and somehow take this bizzare pleasure in their down fall?

https://vimeo.com/282271139

http://www.lachapellestudio.com/portraits/paris-jackson/

2017 fotografierte LaChapelle auch Paris Jackson für ein Interview mit dem Rolling Stone

2015 kreierte er das offizielle Video für den Queen / Freddie Mercury / Michael Jackson Song „There Must Be More To Life Than This“

Queen feat.Michael Jackson – There Must Be More To Life Than This Official Music Video HD

LaChapelles Bilder sind auch Teil der aktuellen Ausstellung „Michael Jackson On The Wall“ der National Portrait Gallery, London

https://www.npg.org.uk/whatson/michael-jackson-on-the-wall/exhibition/

Mehr über David LaChapelle:

„Um an Gott zu glauben, braucht es Mut“


Übersetzung: M.v.d.Linden


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