all4michael

„A lot of people misunderstand me. That’s because they don’t know me at all.“ – Michael Jackson



In einem historischen Verkauf hat das Estate von Michael Jackson seinen Anteil am Sony/ATV-Katalog an Sony für 750 Millionen Dollar verkauft. Der Katalog, der 1985 für 41,5 Millionen Dollar gekauft wurde, war über die Jahre hinweg einer der wertvollsten Vermögenswerte. Obwohl der Verkauf als kluger Schachzug für das Estate angesehen werden kann, ist es auch eine bittere Pille für die Fans, da der Katalog ein Symbol von Michaels Kämpfen und Erfolgen war. Trotzdem wird Michaels musikalisches Erbe immer weiterleben und die Welt weiterhin inspirieren.


„Ich verlasse Sony als Free Agent … der die Hälfte von Sony besitzt!“

– Michael Jackson, 2002.

Sony kills Music Michael Jackson

Viele fragen sich, ob Michael 2002 mit diesen mutigen, herausfordernden Worten in der Tat sein eigenes Todesurteil unterschrieben hat. Der Sony/ATV Katalog, eine milliardenschwerere Anlage, wurde sowohl sein größter Vermögenswert als auch seine größte Bürde. Es war unbestreitbar der größte Coup seiner unternehmerischen Laufbahn und die Krönung seines Geschäftssinns. Der Katalog wurde gleichzeitig die Quelle seiner größten Qual, da der Rest seines Lebens ein obsessiver Kampf wurde, dieses Vermögen um jeden Preis zu bewahren – vielleicht sogar mit seinem eigenen Leben.

Michaels berühmte Anti Sony Rede von 2002:

Michael Jackson against Sony Speech in London

„Sie wollen meinen Katalog und sie werden mich dafür umbringen.“

– Michael Jackson.

Michael Jackson Go back to hell Mottola

Die Nachricht, die letzte Woche vom Estate kam, schlug wie ein Donnerschlag ein und erschütterte selbst den Glauben und das Wohlwollen vieler Estate-Befürworter bis ins Mark. Hier ist das offizielle Statement, das am 14. März 2016 vom Michael Jackson Estate veröffentlicht wurde:

Statement des Michael Jackson Estates an die Fans:

Wie ihr euch erinnert, wurde letzten Oktober die „buy-sell“ Klausel des Partnerschaftsvertrags, die besagt, dass ein Vertragspartner den Anteil des anderen zum höchstmöglichen Preis kaufen kann, durch Sony ausgelöst. Wie jetzt bekannt gegeben wurde, haben Sony und das Estate eine Absichtserklärung unterzeichnet, die besagt, dass Sony den Anteil des Estates am Sony/ATV kaufen wird. Eine Kopie der offiziellen Presseerklärung wird mitgesendet. In den vergangenen Monaten haben wir verschiedene Optionen, die das Estate, anstatt Sony in die Käufer-Position gesetzt hätten, durchdacht und es gab gewichtiges Interesse von möglichen Partnern, mit uns zusammen daran zu arbeiten. Schließlich jedoch war Sonys Angebot im besten Interesse von Michaels Kindern und wir trafen die schwere Entscheidung, dieses Angebot anzunehmen. Die Vereinbarungen werden zudem die finanzielle Zukunft von Michaels Erben sichern. Die Summe, die Sony zahlt, 750 Mio.$, ist ein substanzieller Beitrag im Interesse des Estates für die Company, wenn man die Verschuldung der Company, die Kaufoption und andere Regulierungen, die die Partnerschaftsvereinbarung verlangt, berücksichtigt. Es ist ebenfalls ein großer Beleg für Michaels Geschäftssinn, dass seine ursprüngliche Investition über die letzten 30 Jahre so deutlich an Wert gewonnen hat.

Für unsere Entscheidung gibt es verschiedene Gründe. Einen Teil des Gewinns werden wir nutzen, um die Kredite und Bürgschaften zurückzuzahlen, die Michael mit seinem Anteil an Sony/ATV abgesichert hatte, was bedeutet, dass das Estate, nachdem es vor 7 Jahren mit 500 Mio.$ Schulden gestartet war, jetzt komplett schuldenfrei sein wird, mit erheblichen finanziellen und anderen Vermögenswerten. Das Guthaben der Einnahmen aus diesem Verkauf, nach Abzug von Steuern, Gebühren und anderen Ausgaben, wird vom Estate einbehalten und schließlich an einen Trust, der Michaels Begünstigten zugutekommt, geleitet. Und zu dem erlaubt diese Transaktion dem Estate, Kapitalanlagen zu diversifizieren, die sich bisher in musikalischem und intellektuellem Eigentum konzentrierten.

Wir möchten betonen, dass der Verkauf keine Auswirkungen auf das 100 % Eigentum der Publishing-Rechte aller von Michael geschriebenen Songs hat, die Teil von Mijac Music bleiben, sowie auch die Songs einiger von Michaels Lieblings-Songschreibern, die er außerhalb des Sony/ATV kaufte. Darunter befinden sich „After Midnight“, „Love Train„, „I Got A Woman“, „When A Man Loves A Woman“, „People Get Ready“, „Great Balls of Fire“, „Runaround Sue“, sowie der ganze Sly and the Family Stone Katalog und weitere Songs. Das Estate wird auch weiterhin im Besitz der alleinigen Rechte an allen Solo-Master-Recordings und Kurzfilmen bleiben. Es besteht keine Absicht, diese sich ganz im Besitz des Estates befindlichen Werte zu verkaufen.

Ist der Verkauf von Michaels Anteil des Sony/ATV auch für uns alle bittersüß – besonders für diejenigen, die 1995 am Aufbau von Michaels Company beteiligt waren – ist der Fakt, dass wir überhaupt in dieser Position sind, ein weiterer Beleg für Michaels Voraussicht und Genialität, in Musikrechte zu investieren. Wie wir in der offiziellen Pressemitteilung schreiben, war Michaels Katalog, der 1985 für 41,5 Mio. $ gekauft wurde, 1995 ein Eckpfeiler bei der Gründung des Sony/ATV, und wird, wie der Wert dieser Transaktion zeigt, immer noch als eine der cleversten Investitionen der Musikgeschichte betrachtet. Uns ist bewusst, dass einige Fans hofften, dass das Estate Käufer des Anteils von Sony am Sony/ATV sein würde, und nicht andersherum. Das war auch unser Ziel, als wir diesen Weg letztes Jahr einschlugen. Aber letztlich machte das Angebot Sonys mehr Sinn, wie oben begründet. Wir sind darin engagiert, Michaels Legacy zu schützen und zu vergrößern, und den Wert seines Estates zugunsten seiner Kinder zu maximieren. Dieser Verkauf erlaubt es uns, Besitztümer, die Michael sehr am Herzen lagen, (seine eigenen Songs und die, die er außerhalb des Sony/ATV kaufte) zu schützen, seine Schulden zu tilgen und seine Legacy für zukünftige Generationen weiterzuentwickeln.

In den vergangenen fast sieben Jahren haben wir einige sagenhafte Triumphe seitens des Estates miterlebt, aber es gab auch mehrere beunruhigende Tiefpunkte: als wir gesehen haben, dass viele von Michaels wertvollsten Vermögenswerten sukzessive verscherbelt wurden. Sicher hat das Estate seit Michaels Tod Millionen an Gewinn generiert und Branca und McClain machten einen meist lobenswerten – wenn auch zeitweise umstrittenen – Job, um die Marke Michael Jackson als zeitgemäßes wirtschaftliches Gut am Leben zu erhalten und florieren zu lassen. Und sie mussten einen bewundernswerten Job leisten, um dieses Schiff trotz der Menge an fortlaufenden Klagen instand zu halten. Das ist der gute Teil. Aber dann gab es auch die Tiefpunkte – der Verlust von Neverland (ein Besitz, den Michael erhalten hatte, obwohl er nicht plante, dort jemals wieder zu leben), das schrittweise Verhökern vieler seiner persönlichen Sachen (während sich Fans seit Jahren dafür aussprachen, für diese Gegenstände ein dauerhaftes Museum zu bekommen) und eine IRS-Forderung von über 750 Mio. $, die für viele ein beunruhigendes und suspektes Fragezeichen bleibt, besonders für ein Estate, das leicht so viel wert ist und das angeblich seit mehr als vier Jahren schuldenfrei ist.

Hierzu ein Kommentar von Suzy auf allforlove:

Raven, ich habe von vielen Fans gehört, dass das Estate 2012 behauptet hat, dass alle Schulden abbezahlt sind, aber das stimmt einfach nicht.

Der von Dir zitierte Forbes-Artikel von 2012 behauptete niemals, dass ALLE Schulden abbezahlt sind. Tatsächlich gibt er Folgendes ausdrücklich an:

„Es sind noch einige Geschäftsschulden Jacksons offen – und zwar ein Kredit, den FORBES auf 280 Millionen $ schätzt und der mit dem Sony/ATV Katalog verbunden ist.“

Das ist also die Antwort darauf, wessen Schulden das waren. Es waren MJs und niemand sagte, dass ALLE Schulden 2012 beglichen wurden; nur alle persönlichen Schulden, aber dieser Artikel stellte ebenfalls fest, dass die Geschäftsschulden von Sony/ATV immer noch vorhanden sind.

– Anm.d.Übers.]

Wie entstand solch eine Diskrepanz und warum entspricht der Betrag, für den der Katalog an Sony verkauft wurde – 750.000.000 – fast exakt dem Betrag, der angeblich dem IRS geschuldet wird? (Zugegeben, es muss erst bei Gericht entschieden werden, ob das Estate tatsächlich diesen Betrag bezahlen muss).

JACKSONS ANTEIL AN SONY/ATV „STEHT NICHT ZUM VERKAUF“ – JOHN BRANCA, 2010

60 Minutes Interview von 2013, in dem Branca erklärt „Wir sind keine Verkäufer!“

John Branca in 60 minutes / John Branca en 60 minutos (Sept. 2013)

Im Laufe der letzten Woche habe ich alle Argumente beider Seiten gelesen – die des pro- und die des contra-Estate Lagers. Ich bin offen gestanden noch immer nicht sicher, was genau ich mit alldem machen soll, da ich gewiss nicht in irgendeiner Position bin, um zu wissen, wie es ist, mit multimilliardenschweren Vermögenswerten zu jonglieren oder all die trickreichen Komplexitäten zu entwirren, die beim Führen eines Musikunternehmens oder eines Multimilliarden-Dollar-Estates entstehen. Ich weiß allerdings, was ich in meinem Herzen und in meinem Bauch fühle und ich habe es nicht geschafft, eines der beiden mit dieser Entscheidung ins Reine zu bringen. Ich werde es bei der Aussage belassen, dass es sich wie ein sehr trauriger Tag anfühlt und ich kann nur wenig Trost in all den Medienbestrebungen finden, die das irgendwie als einen positiven oder großen Coup für das Michael Jackson Estate darstellen. Dennoch möchte ich allerdings für einen Moment durch all die tosenden anti- und pro-Estate Gesinnungen waten, um zu der tatsächlichen Wahrheit in dieser Angelegenheit zu gelangen – was dieser Verkauf tatsächlich für Michael Jacksons künstlerisches Vermächtnis, die Zukunft seines Estates und den Vorteil seiner Erben bedeutet (und nicht bedeutet).

Wenn man sich all die Schlagzeilen ansieht, die letzte Woche geschrieben wurden, klingt es, als hätte das Michael Jackson Estate gerade 750 Millionen Dollar zu seinem bereits geschätzten 700 Millionen Wert dazugewonnen. Die meisten Artikel konzentrieren sich auf das offensichtliche – dass ein 47 Millionen Investment im Jahr 1985 jetzt mehr als das sechzehnfache des ursprünglichen Investments abgeworfen hat. Am Papier sieht das sicherlich beeindruckend aus – und das ist es.

Dieser „Gewinn“ ist allerdings auf den Verkauf einer Anlage zurückzuführen, die Milliarden wert war. Ich bin kein Mathegenie, aber selbst meine Idioten-Mathematikkenntnisse tun sich schwer damit, genau zu begreifen, wie der Verlust einer Multimilliarden-Dollar Anlage (eine, die die Verlagsrechte von über 2 Millionen Songs, einschließlich vieler der aktuellen meistverkauften Künstler, enthielt, auf irgendeine Art und Weise als Gewinn interpretiert werden kann. Obwohl 750 Millionen $ sicherlich eine atemberaubende Summe ist, welche die meisten von uns sogar in unseren wildesten Fantasien nur schwer verstehen können, ist es ein Tropfen auf den heißen Stein verglichen mit einem geldmachenden Monster wie dem Sony/ATV Katalog, der idealerweise Gewinn generieren würde, solange sich die fast 600 Musiker auf dieser Liste verkaufen. Und das würde in Anbetracht dessen, dass diese Liste sowohl viele der legendärsten Performer, als auch viele der aktuell angesagtesten Künstler enthält, noch lange, lange Zeit so sein. Ernsthaft, hat sich schon einmal jemand darum bemüht, sich tatsächlich anzusehen und zu begreifen, von wie vielen Musikern Michael Jackson Anteile der Verlagsrechte besaß? Die Liste, die ich oben verlinkt habe, ist viel zu lang, um sie hier herzukopieren, aber selbst ein flüchtiger Blick darauf ist genug, um jeden Musikliebhaber ins Schwärmen zu bringen! Wenn man den meisten Medienberichten folgt, würde man zu dem Schluss kommen, dass die größten Namen der Industrie, die Michael „besaß“, die Beatles, Eminem, Taylor Swift und wenige andere waren, die symbolisch in den Medienartikeln über den Sony/ATV Katalog genannt wurden. Das ist eine grobe Unterschätzung. Michaels Musikverlagsimperium bedeutete, dass er nicht nur einen Anteil an den Veröffentlichungen der Beatles hatte (der wohl kommerziellste Act aller Zeiten), sondern auch an deren Erzrivalen, den Rolling Stones (den wohl reichsten weißen Musikern der Welt!) und vom „King“ Elvis Presley! Das bedeutet, dass Michael Jackson – der einzige schwarze Entertainer Amerikas, dessen Name laufend in Verbindung mit diesen weißen Legenden als ernst zu nehmender Kandidat für den „Top Künstler“ genannt wird – einen Teil von ihnen allen „besessen“ hat, sowie völlige Kontrolle über seine eigenen Songs und Veröffentlichungen hat. Die Liste setzt sich fort mit Country-Legenden wie Willie Nelson und Patsy Cline (beständige Verkäufer), über die Jazz-Legenden Duke Ellington und Miles Davis, von James Brown bis Little Richard (an den Michael seine eigenen, gestohlenen Songrechte zurückgab) und schließlich bis zu den aktuell meist verkaufenden Acts wie Coldplay, Pharrell Williams, Taylor Swift und Lady Gaga. Das bedeutet, dass Michael Jackson im Grunde jedes Mal, wenn ein Lied von diesen Künstlern gekauft oder gespielt oder eine Lizenz vergeben wurde, verdiente; und nach seinem Tod war das Geld, das für seinen Estate und seine Begünstigten erwirtschaftet wurde.

Darum ist es noch absurder zu denken, dass ein Ausverkauf für 750 Millionen Cash – ganz gleich wie beeindruckend diese Summe klingt – mit dem Bruttowert des Sony/ATV Katalogs gleichzusetzen ist!

Als eine arbeitende Amerikanerin kann ich allerdings auch dafür bürgen, dass es letzten Endes irrelevant ist, wie groß Dein Bruttoeinkommen auch sein mag. Entscheidend ist letztlich der Nettolohn, den Du einstecken kannst. Das von solch einer enormen Anlage generierte Geld kann nur unter der Voraussetzung von Wert sein, dass das Geld evident ist – mit anderen Worten, wenn es Gewinn bringt. Es ist kein Geheimnis, dass Michael den Sony/ATV Katalog in den meisten seiner Geschäfte während der letzten vierzehn Jahre als ständige Leverage nutzte. Aber angeblich wurden all diese Schulden vor Jahren getilgt. Zumindest war das der erweckte Eindruck. Bedenkt diesen Forbes-Artikel aus dem Jahr 2012, der uns damals versicherte, dass die letzten persönlichen Schulden Michaels beglichen wurden und sein Estate finanziell bereinigt war. [siehe hierzu der Kommentar von Suzi weiter oben – Anm.d.Übers.]

Gestern bestätigte ein Vertreter des Estates des Sängers gegenüber FORBES, dass das Estate am Montag die letzten Dollar eines Kredits abbezahlt hatte, der mit Mijac Music in Verbindung stand – dem Katalog, der viele Songs beheimatet, die der King of Pop komponiert hat, einschließlich Hits wie „Beat It“ und „Billie Jean“.

Die Begleichung bedeutet, dass das Estate die letzten ausstehenden persönlichen Verbindlichkeiten Jacksons eliminiert hat (FORBES berichtete letzten Monat, dass Jacksons persönliche Schulden mit Ende des Jahres beglichen sein würden). Das ist keine kleine Leistung, bedenkt man die angehäuften Verpflichtungen – rund eine halbe Milliarde Dollar – die von dem Sänger zurückgelassen wurden, als er 2009 verstarb.

Jacksons Estate konnte diese Schulden dank der andauernden Popularität des King of Pop und seines Werkes früher als erwartet zurückzahlen, welche die Einnahmen allein im letzten Jahr auf 145 Millionen $ steigen ließ

– Auszug aus „Michael Jackson’s Personal Debts Paid Off, Just in Time For Bad 25“ von Zack O’Malley Greenburg.

Also … haben sie uns damals nur Rauch ins Gesicht geblasen oder war das Estate wirklich schuldenfrei? Wenn das Estate 2012 schuldenfrei war, warum wird der Verkauf des Katalogs damit begründet, dass es um Schuldentilgung geht? Gewiss können keine nach 2012 gemachten Schulden Michael Jackson zur Last gelegt werden. Wenn sich das Estate also seit 2012 verschuldete, nachdem es angeblich bereits schuldenfrei war, wessen Schulden sind das dann?

Was die Tendenz der Medien betrifft, diesen 750 Millionen $ Deal als cleveren Coup und finanziellen Glücksfall für das Estate darzustellen: bedenkt, was Tim Ingam in seinem Artikel „Sony’s Historic Buyout of Sony/ATV: Five Things You Need to Know“ sagt:

3) DAS MICHAEL JACKSON ESTATE MACHTE EIN GROSSARTIGES GESCHÄFT …

Als sie den Verkauf des Sony/ATV Anteils verkündeten, wiesen John Branca und John McClain, Co-Exekutoren von Jacksons Estate, darauf hin, was für ein cleverer Deal das für alle Beteiligten ist.

In einer gemeinsamen Erklärung sagten sie: „[Michaels] ATV Katalog, der 1985 für 41,5 Millionen netto Anschaffungskosten erworben wurde, war der Grundstein des Joint Ventures und wie der Wert dieser Transaktion belegt, eine der klügsten Investitionen der Musikgeschichte.“ Einfache Mathematik zeigt, dass sie einen sehr robusten Standpunkt haben.

Für 41,5 Millionen $ kaufen. Für 750 Millionen $ verkaufen.

Das ist eine 18-fache Rendite.

Shamone.

*****

4) … ABER NICHT SO GROSS WIE SONY

Also warum zahlte Sony solch einen scheinbar überhöhten Betrag für den ATV Katalog?

Weil er seit 1985 erheblich an Wert zulegte – das liegt auf der Hand.

Doch was im Statement von Branca und McClain ebenfalls ausgelassen wurde, ist der Fakt, dass der Wert dieses Katalogs noch immer steigt – und zwar schnell – dank der sich verändernden Konditionen des Musikmarktes … besonders das Streaming.

Sehen Sie sich nur die Jahreseinnahmen von Sonys Geschäftsbereich der Musikveröffentlichungen allein in den vergangenen drei Jahren an.

Sonys jährliche Einnahmen
Ja, das Publishing wird von den Einnahmen der Musikaufnahmen in den Schatten gestellt… aber von den beiden Sparten wächst das Publishing gegenwärtig schneller.

Bedenkt, dass Michael zu seinen Lebzeiten ganz leicht einen Großteil seiner eigenen finanziellen Schulden selbst hätte verringern können, wenn er einfach seinen Anteil an Sony/ATV verkauft hätte. Und gleichzeitig hätte sich der Stress gemildert, der mit seinem Besitz einherging. Dass er sich zu Lebzeiten dazu entschieden hat, es nicht zu tun, lag sicherlich nicht am Mangel an interessierten Käufern! Dies stammt aus einem USA Today Artikel von Gary Strauss aus dem Jahr 2004, in dem Charles Koppelman zitiert wird. Und vergesst nicht, dass alle hier angeführten Zahlen den Wert des Katalogs von vor über zwölf Jahren widerspiegeln!

Jackson lieh sich 2001 knapp 200 Millionen $ von der Bank of America und setzte seinen Anteil an Sony/ATV als Sicherheit ein. Branchenkenner schätzen den Wert des Katalogs basierend auf den Verkäufen konkurrierender Kataloge der letzten Jahre auf 600 Millionen $ bis 1 Milliarde $. Koppelman, ein erfahrener Manager in der Musikindustrie, sagt, 1 Milliarde $ spiegelt den Wert von Sony/ATV eher wider.

„Käufer würden Schlange stehen, wenn er jemals zum Verkauf stünde“, sagt Koppelman. „Und ich wäre in der ersten Reihe.“

Veröffentlichungsrechte für Lieder sind wegen ihrer zunehmenden Verwendung (z. B. in Filmen, Werbespots, Videospielen und TV-Shows) lukrativ. Wie bei Häusern in guter Lage steigt der Wert von Musikkatalogen mit erstklassigen Beständen weiter.

An dieser Stelle sollte angemerkt werden, dass Koppelman 1984 einer der Bieter für den Katalog war. Er kannte den Wert damals sehr gut und sicherlich war er sich seines Wertes zwanzig Jahre später im Jahr 2004 noch bewusster.

Michaels Verwendung des Katalogs als Sicherheit für seinen Kredit im Jahr 2001, entfachte vielleicht die Mediengerüchte von damals, dass Michael plante, seinen Katalog zu verkaufen. Doch in einer gut dokumentierten Pressemitteilung machte er seine Absichten klar und deutlich:

Michael Jackson 1995 Sony ATV Fusion
Der historische Tag der Unterzeichnung. Michael fusioniert seinen ATV Katalog mit Sony, um einer der reichsten Künstler im Business zu werden – und vielleicht der mächtigste.

Und seinem Wort treu bleibend kämpfte Michael in der letzten Dekade seines Lebens einen heldenhaften Kampf, um seinen Anteil an Sony/ATV zu behalten. Es war eine Anlage, für deren Erhalt er so leidenschaftlich kämpfte, wie Scarlett O’ Hara in Vom Winde verweht kämpfte, um Tara zu behalten, und vielleicht wenig überraschend aus sehr ähnlichen Gründen – es war nicht nur der Nettowert, der für ihn zählte. Für Michael stellte dieser 50 Prozent Anteil an Sonys Verlagswesen alles dar, wofür er gekämpft und geblutet hatte, ein greifbares Symbol seiner Leistungen in einer Industrie, in der immer alle Chancen gegen ihn als schwarzer Künstler standen, der sich buchstäblich aus dem Nichts hochgearbeitet hatte. Für ihn repräsentierte er sowohl, wer er war, als auch alles, wofür er kämpfte, um es zu erreichen. Und genau deswegen ist der Ausverkauf seines Anteils an Sony/ATV für Fans solch eine bittere Pille.

Die Story ist wohlbekannt, verdient jedoch eine Wiederholung. Michael kaufte den ATV Katalog ursprünglich 1985 für damals 47,5 Millionen $, nachdem er von Sir Paul McCartney beraten wurde, dass das Investieren der Millionen, die er von seinem sich gewaltig verkaufenden Thriller Album einnahm, in das Musikverlagswesen der klügste Schritt für den seit Kurzem enorm reichen, jungen Entertainer sein würde. Mit siebenundzwanzig Jahren – einem Alter, in dem die meisten neureichen, jungen Popstars ihr Geld für Autos, Häuser, Drogen und Frauen verschleuderten (vorausgesetzt, sie erleben ihren achtundzwanzigsten Geburtstag noch) – investierte Michael in das Musikverlagswesen. John Branca war damals beim Aushandeln des Deals behilflich – wenn auch zögernd (Berichten zufolge teilte er Michael damals mit, dass es um zu viel Geld ginge und der Konkurrenzkampf, mit dem er konfrontiert werden würde, zu hart sein würde). Michael war allerdings unerbittlich darin, genau das zu wollen. Es war Branca, der Berichten zufolge McCartneys Anwalt aufsuchte, um sicherzustellen, dass der Ex-Beatle selbst keine Pläne hatte, den Katalog zu kaufen. MJ Fans behaupten oft, dass Paul „zu geizig“ war, um den Katalog zu kaufen, doch anscheinend gab es noch einen selbstloseren Grund: 1990 gab McCartney in einer Pressekonferenz an, dass er den Katalog 1981 hätte kaufen können, aber ablehnte, weil er dachte, es würde ihn „zu schmuddelig“ erscheinen lassen, sowohl seinen als auch John Lennons Anteil der Songs zu besitzen.

Michael Jackson und Paul McCartney
Michael hat diese Songs nicht von seinem Freund McCartney „gestohlen“. Wie er Jahre später sagen würde: „Ich machte einfach gute Geschäfte.“

Jedenfalls hat Michael Jackson – im Gegensatz zu der verbreiteten Medienmeinung – den Katalog nicht von den Beatles „gestohlen“. Sowohl McCartney als auch Yoko Ono wurde die Gelegenheit gegeben, den Katalog zu kaufen, und beide Parteien lehnten ab. Das bedeutet, dass der ATV Katalog, als Michael den Kauf 1985 tätigte, eindeutig für den Meistbietenden verfügbar war – und dieser Bieter war Michael Jackson. Medienberichte, die abfällig kommentieren, dass Michael Paul McCartney „überboten“ hat, sind offensichtlich falsch. Die Wahrheit war, dass Sir Paul nicht ein einziges Gebot für den Katalog abgegeben hat.

 1995, lange bevor sich seine Beziehungen mit Sony verschlechterten, tätigte Michael eine monumentale Geschäftsentscheidung und stimmte zu, seinen ATV Katalog mit Sonys Verlagswesen im Tausch mit einem 50 % Anteil an Sonys Verlagswesen zu fusionieren, wodurch Sony/ATV entstand. Der Deal wurde durch den Zukauf von Famous Music im Jahr 2007 zusätzlich versüßt, der (um eine lange Geschichte stark zu verkürzen) Michael und seinen Erben im Wesentlichen eine Beteiligung an der Musik für Filme von all den Viacom-Holdings, einschließlich Paramount Pictures und DreamWorks garantierte (also ja, es scheint, dass Michael letzten Endes sogar gegenüber Spielberg und Geffen triumphierte, die ihn Jahre zuvor bezüglich DreamWorks hereingelegt hatten!). Das war auch die Akquirierung, die ihm die Rechte an Eminems Back-Katalog verschaffte, ebenso wie Beck, Bjork, Boyz To Men, Shakira und sogar Alternative Rock Acts wie Modest Mouse und P.O.D. Berichte über Michaels exakte Einnahmen aus der Sony-Fusion variieren, werden allerdings für gewöhnlich irgendwo zwischen 90 und 100 Millionen Dollar angegeben. Das bedeutet, dass sein ursprüngliches Investment von 47 Millionen $ innerhalb von zehn Jahren bereits einen ungefähren Gewinn von 50 Millionen $ eingebracht hat!

Wie viel verdiente Michael tatsächlich durch diesen Erwerb an der kommerziellen Nutzung dieser Songs? Ein in Taraborellis Buch zitierter Bericht der Los Angeles Times gliederte es folgendermaßen auf: Wenn „Yesterday“ 100.000 an Lizenzgebühren einnimmt, erhalten die Verwalter von Lennon und McCartney fünfzig Prozent, was natürlich in zweimal 25.000 aufgeteilt werden würde. Michael würde die verbleibenden 50.000 bekommen.

Obwohl es lediglich ein Mediengerücht war, dass Michael irgendwie diese große schmierige Sache durchzog und Paul McCartney bei dem Katalog „überbot“ – und die Medien wie gewöhnlich ihre Seitenhiebe auf jede erdenkliche Weise als ein Mittel, seine Leistungen zu verfälschen, an ihn austeilten – besteht kein Zweifel daran, dass manche von Michaels Geschäftsentscheidungen bezüglich dieser Songs, wie die Lizenzvergabe von „Revolution“ an Nike, bei Paul manche bitteren Gefühle hervorrief.

Als Michael begann, die Musik der Beatles für Werbung zu lizenzieren, war das ein kontroverser Schritt – aber sicher keine unzeitgemäße Entscheidung.

1988 BEATLES „Revolution“ ad for NIKE

Michael betrachtete es allerdings von einem sehr gerechtfertigten Standpunkt – Paul hatte seine Chance, seine Songs zu erwerben, entschied sich jedoch dafür, diese Möglichkeit nicht zu nutzen. Des Weiteren müssen wir bedenken, dass die Lizenzierung von Rocksong-Klassikern – und sogar von aktuellen Hits – in den späten 1980er-Jahren ein florierendes Geschäft wurde. Von Eric Clapton über Phil Collins bis Whitney Houston und sogar Neil Young – die Kommerzialisierung von bekanntem Rock und Pop Jingles wurde eine feste Größe in der TV-Werbung (ein Trend, der bis heute anhält). Trotz eigener Vorbehalte lizenzierte Michael seine eigene Musik für Pepsi-Werbung. Das war im Wesentlichen der Konflikt zwischen der Generation der 60er-Jahre und jener der 80er-Jahre, wo die 60er bereits zu einer verklärten, vermarktungsreifen Ära wurden (besonders, als die Babyboomer das Alter der Zielgruppe für viele Werbetreibende erreichten). Michael mag am Höhepunkt der Baby-Boomer-Generation geboren worden sein, aber er war im Grunde ein Produkt der Generation X und als solches in vielerlei Hinsicht ein Kind der 80er. Die sechzehn Jahre Altersunterschied zwischen ihm und McCartney war möglicherweise niemals markanter als in dem Zerwürfnis über diese Nike Werbespots. Michael war überzeugt, dass ein frisch- und relevant-halten der Songs für die derzeitige Jugend durch die Verbindung mit sichtbaren Handelswaren letzten Endes ein für beide Seiten vorteilhaftes Arrangement war und in dieser Hinsicht war Michael im Grunde nicht anders als die meisten seiner Zeitgenossen der 80er, was durch die Ausbreitung von Musikern bewiesen ist, die in dieser Ära zu Marktschreiern wurden.

Michael Jackson Pepsi
Ganz wie seine Videos gehörten Michaels Pepsi-Werbespots zu den unvergesslichsten TV-Werbespots dieser Ära.

In dieser Diskussion meine ich, dass es eigentlich keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg gibt, diese Angelegenheiten zu betrachten – es ist schlicht ein Unterschied der Generationsideologie, wie die größer werdende Kluft, die die politischen 60er von der MTV-Generation der 80er trennt. (Es mag irgendwie ironisch sein, dass Fans dreißig Jahre später gegen eine ähnliche Lizenzierung von Michaels Songs von seinem Estate an Firmen wie Jeep für TV- und Radio-Werbung protestieren).

Zu bestimmen, was für diese Songs der beste und profitabelste Nutzen war, war natürlich Teil der inhärenten Risiken und Verantwortlichkeiten, die mit dem Besitz des Katalogs einhergehen. Aber es lohnt sich, daran zu denken, dass Michael nur in Verlagswesen investierte, wenn die betreffenden Songs und Künstler von großer persönlicher Bedeutung für ihn waren.

Ein Zitat aus The Pop History Dig:

Jackson setzte seine Suche nach weiteren zum Verkauf stehenden Musikkatalogen fort, aber nur jene mit Songs, die ihm etwas bedeuteten. Ihm wurden Dutzende weitere Kataloge präsentiert, etwa 40 oder so, aber er bot nur auf eine Handvoll von ihnen.

Little Richard
Little Richard. Einer der vielen Künstler, denen Michael die Verlagsrechte zurückgab, die ihnen Jahre zuvor gestohlen wurden.

Wenn Michael sich dazu entschied, für einen Katalog zu bieten, geschah es immer entweder, weil es Songs und Künstler waren, die er persönlich bewunderte, oder aus einem selbstlosen Begehren heraus (wie er es oft in den Fällen von Künstlern wie Little Richard und Sly Stone tat), um den Songschreibern ihre rechtmäßigen Gewinne zurückzugeben, die ihnen skrupellose Plattenfirmen Jahre zuvor gestohlen hatten. Dies war ein weiteres Ziel von Michaels Erwerb von Musikverlagen, das in den Medien oft wenig Resonanz fand, doch Michael war für die Rettung vieler schwarzer Künstler vor bitterer Armut verantwortlich und er gab ihnen ihre rechtmäßigen Gewinne zurück.

Ich denke nicht, dass wir überhaupt abschätzen können, was diese Errungenschaft für Michael als schwarzem Entertainer und Geschäftsunternehmer bedeutete. Es repräsentierte eine symbolische „Rücknahme“ von all dem, was schwarzen Künstlern gestohlen wurde – nicht nur finanziell, sondern auch kulturell und musikalisch. Und wenngleich er die Kompositionen der Beatles liebte; die Tatsache, dass keiner dieser Künstler den Grad an Berühmtheit erlangt hätte, wenn sie nicht die zu wenig geschätzten schwarzen Künstler für ihren eigenen Erfolg genutzt hätten, konnte niemals aus seinem Bewusstsein schwinden.

Michael Jackson Victory Tour
Es ging um mehr als nur Geld. Der Besitz des Katalogs repräsentierte ein symbolisches „Zurückgeben“ von alldem, was schwarze Künstler verloren hatten.

Die eigentliche Frage, die hier gestellt werden muss, ist eine sehr einfache, doch leider keine, die auch eine einfache Antwort nach sich zieht: Hatte das Estate in dieser Angelegenheit eine echte Wahl? Im Oktober wurde berichtet, dass Sony die Klausel in dem Vertrag ausgelöst hat, die einer Partei ermöglichte, den Sony/ATV Katalog-Anteil des anderen zu kaufen, und in der offiziellen Stellungnahme des Estates erwähnten sie diese Handlung als eine, die ihre Reaktion in dieser Angelegenheit forderte. Da ich zugegebenermaßen nur wenig über die Feinheiten rechtlicher Dokumente weiß, recherchierte ich, was genau der Ausdruck bedeutet, solch eine Klausel „auszulösen“. Kurz gesagt, und ohne zu sehr in Juristensprache zu verfallen, bedeutet es einfach, dass eine Vereinbarung zwischen zwei oder mehreren Vertragspartnern eingegangen wurde, die von bestimmten einzuhaltenden Bedingungen abhängig ist, üblicherweise innerhalb bestimmter Fristen. Wenn diese Bedingungen nicht eingehalten werden, hat ein Vertragspartner den Rechtsanspruch, ihre Option auszulösen, [den Vertrag] auszulösen, auszusteigen oder gegebenenfalls eine Übernahme einzuleiten. Auf der Lexology Webseite wird eine „Trigger Klausel“ (Auslöseklausel) in diesem Auszug teilweise erklärt:

Viele Verträge beinhalten eine Klausel, die einen Auslöser zur Aktivierung dieses Vertrages vorschreibt. Ein verbreitetes Beispiel ist die Klausel, die besagt, dass eine Übereinkunft über den Verkauf von Grund und Boden, abhängig von einer genehmigten Finanzierung ist. Ein weiteres Beispiel wäre die Klausel in einem Vertrag, die die Inkraftsetzung von durch den Beschluss der Gesellschafter gefassten Bedingungen abhängig macht. Solche Klauseln nennt man aufschiebende oder auflösende Bedingungen.

Werden diese aufschiebenden Bedingungen erfüllt, hat das zur Folge, dass der gesamte Vertrag vollziehbar wird. Diese Vollziehbarkeit funktioniert rückwirkend so, als ob der Vertrag von Anfang an ohne Bedingungen gewesen wäre. Treten die auflösenden Bedingungen nicht in Kraft, hat das die Ungültigkeit des Vertrages zur Folge.

In der Zeit nach der Unterzeichnung der Vereinbarung bis zur Erfüllung der aufschiebenden Bedingungen, ruhen die Rechte (und Pflichten) der Vertragspartner, jedoch besteht zwischen ihnen eine verbindliche Vereinbarung, von welcher keine Partei Abstand nehmen kann, bis die vereinbarten Bedingungen erfüllt sind.

Die auslösenden Bedingungen können sich auf alle Rechte und Pflichten der Vertragspartner beziehen, oder auch nur auf einige davon. Die, die nicht aufgeschoben sind, müssen dennoch erfüllt werden.

Haben die Vertragspartner nicht ausdrücklich eine bestimmte Zeitspanne zur Erfüllung der aufschiebenden Vereinbarungen festgelegt, wird stillschweigend vorausgesetzt, dass es in einem angemessenen Zeitraum in Kraft tritt. Was angemessen bedeutet, ist abhängig von den Umständen des einzelnen Falls. Werden die Bedingungen nicht innerhalb einer angemessenen Zeitspanne erfüllt, wird der Vertrag wirkungslos, gemäß den Grundsätzen, die unten beschrieben werden.

In diesem Fall datiert sich die „Auslöseklausel“ im Vertrag zwischen Sony und Michael Jackson (und somit Michael Jacksons Estate) zurück auf 2006, ein Schritt, den Michael selbst initiierte. Trotz Michaels eigenen trotzigen Worten gegen Sony im Jahr 2002, ist es so, dass er doch wieder mit Sony Geschäfte machte, auch wenn ich persönlich glaube, dass es eher aus Verzweiflung anstatt aus Entgegenkommen, oder deshalb, weil sie, wie man sagt, „das Kriegsbeil begraben hatten“, geschah. Die Vereinbarung, die zu der Klausel führte, die Sony die Option ermöglichte, seinen Anteil des Sony/ATV aufzukaufen, wurde 2006 getroffen, als der Konzern ihn angeblich vor dem Bankrott rettete.

Die Vereinbarung, die in Mr. Jacksons Suite im Burj Al Arab Hotel getroffen wurde, rettete den Sänger vor dem Bankrott. Im Gegenzug bekam Sony größere operative Kontrolle über Sony/ATV und die Option, die Hälfte von Mr. Jacksons Anteil zu kaufen.

– Auszug aus „Jackson Assets Draw the Gaze of Wall Street“ von Andrew Ross Sorkin und Michael J. de la Merced.

Und ein weiteres Zitat aus Pop History Dig:

Im April 2006 lebte Jackson nach seinem Prozess wegen Kindesmissbrauchs vorübergehend im Bahrein. Da er Geld benötigte, nutzte Jackson wieder den Sony/ATV/Beatles Katalog, um ihm mit Krediten auszuhelfen. Es schien, als müsste er einen Teil seiner Anteile des Katalogs verkaufen, um an finanzielle Mittel zu kommen. Stattdessen kam Sony zu Hilfe und schickte zwei Abgesandte nach Bahrein. Die Vertreter von Sony handelten für Jackson einen Deal aus, der dazu führte, dass Jackson durch eine Neufinanzierung einen niedrigeren Zinssatz auf seine 300 Millionen Dollar Schuld erhält. Als Gegenleistung erhielt Sony eine größere Befugnis über den Sony/ATV/Beatles Katalog, sowie zusätzlich die Option, eine weitere Hälfte von Jacksons Anteil zu kaufen. Das bedeutet, dass Jackson nur 25 % des Sony/ATV/Beatles Katalogs bleiben, falls Sony diese Option nutzt.

Michael Jackson Sony is phoney
Wir wissen, wie er sich damals fühlte. Aber verlangen verzweifelte Zeiten auch nach verzweifelten Maßnahmen? Und wenn dem so ist, kann es dabei helfen zu erklären, was jetzt passierte?

Während ich bestimmt nicht die von den Medien verbreitete Version von Sony als Ritter in makellos weißer Rüstung, die herbeieilten, um Michael aus einer finanziellen Notlage zu retten, abkaufe, ist es dennoch Fakt, dass Michael diesen Vereinbarungen 2006 zustimmte. Hätte er tatsächlich 2006 die Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt (obwohl meiner Kenntnis nach nie bestätigt wurde, dass dieses je seine Absicht war; Medienberichte sind wie immer mit Vorsicht zu genießen) hätte er seinen Anteil des Kataloges sicher ohnehin verloren. Indem er dieser Vereinbarung zustimmte, war es ihm möglich, diesen Vermögenswert zu behalten, jedoch unter viel schlechteren Bedingungen. Es bedeutete nicht nur möglicherweise einen wesentlich geringeren Anteil (25 % anstatt 50 %), sondern auch, dass Sony die Möglichkeit in Anspruch nehmen konnte, jederzeit während der letzten 10 Jahre seinen Anteil zu kaufen. Dennoch blieb Branca, trotz des regen Interesses vieler potenzieller Käufer im Jahr 2009, die ihre Augen schon auf den goldenen Preis geheftet hatten, dabei, dass Sony/ATV „nicht zum Verkauf“ steht – ein Gedanke, den er während der letzten 6 Jahre mehrfach ausdrückte.

Dennoch weisen viele Fans  – besonders die aus der Anti-Estate-Fraktion – schnell auf den offenkundigsten Interessenkonflikt Brancas hin, der, obwohl er einer der Testamentsverwalter des Estates ist, auch Senior-Berater bei Sony ist. Dieses spielt sicher eine große Rolle bei Entscheidungen, dass Sony – die Firma, die Michael so sehr hasste, dass er bereit war, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um eine Kampagne gegen sie zu starten – ihn dennoch in irgendeiner Weise immer am Haken hat.

Man kann sich wohl nur vorstellen, wie sehr es ihn verärgert haben muss, 2006 diesen Vereinbarungen zuzustimmen. Aber wenn die einzige andere Option bedeutete, den Katalog zu verlieren, macht es aus geschäftlicher Sicht perfekten Sinn. Auch wenn es aus einer verzweifelten Lage heraus geschah, war es doch eine Entscheidung, die es ermöglichte, seinen Anteil des Katalogs zu behalten, und sicherzustellen, dass er und seine Kinder auch weiterhin davon profitieren würden. Wie immer hat er sicherlich weit vorausgeschaut, und sich vorgestellt, dass er irgendwann in der Zukunft wieder „im Sattel sitzen“ und in einer Position sein würde, bessere Vereinbarungen auszuhandeln. Das Zustimmen zu dieser Klausel, auch wenn ihm die Risiken bewusst waren, diente dem augenblicklichen Zweck und verschaffte ihm wertvolle Zeit. Immer optimistisch, bin ich sicher, dass er es als zeitlich begrenzte Maßnahme ansah, die ihm über eine momentane Notlage hinweg helfen würde, da Michael sich immer sicher war, dass ihn sein nächstes großes Projekt wieder finanziell besser dastehen lassen würde. Aber gleichzeitig lieferte ihm dieses auch weitere Gründe, Sonys Motiven zu misstrauen und steuerte einen großen Teil dazu bei, dass er seinen Seelenfrieden verlor, was seine verbleibenden Jahre prägte.

Sony ATV Logo

Michaels größter Vermögenswert … und größter Fluch.
Er brachte ihm enormen Wohlstand und Gewinn, während er systematisch seinen Seelenfrieden zerstörte.

Michael Jackson Black or White

Der Sony/ATV Katalog wurde, kurz gesagt, zu seinem größten Segen und größten Fluch, ein metaphorisches Kreuz, das er bis zu seinem Todestag am Rücken trug. Und viele halten daran fest, dass er sein Leben dafür gab – ein Glaube, der sicher nicht durch die letzten Ereignisse verringert wurde. Sicher ist, dass Michael Jacksons Estate in der derzeitigen Form als Resultat dieser Aktion viel des guten Willens und Vertrauens der Fangemeinde verloren hat, und es wird ein langer und schwerer Weg für sie werden, dieses zurückzugewinnen – falls sie es je können. Für Fans, die wissen, wie leidenschaftlich Michael in seinem Streit mit Sony war, und die mit ihm den Kampf um diesen Wert um jeden Preis durchlebten, gibt es keine Versöhnung. Ich verstehe das, weil ich genau diese Emotionen durchlebe, seit diese Nachricht bekannt wurde. In der Tat ist es aufreibend, an all das zu denken, was Michael durchmachte, dass die schieren körperlichen, emotionalen und mentalen Qualen, die er sich auflastete, um diesen Katalog zu behalten, vergebens waren, und es am Ende ohnehin alles Sony zufiel.

David gegen Goliath
Es war wirklich David gegen Goliath…

Vielleicht war es unvermeidbar, dass Goliath am Ende über David siegen würde. Tief im Innern wusste Michael immer, wem er gegenüberstand. Und auch wenn viele von uns gerne glauben wollen, sie könnten voraussagen, wie seine genauen Pläne für die Zukunft ausgesehen hätten, ist es in Wahrheit so, dass keiner von uns in der Lage ist, diese Vorhersage zu treffen. Michael wusste seit 2006, dass Sony jederzeit diese Klausel, ihn aufzukaufen, auslösen könnte – oder andersherum. Hätte er 2016 angesichts dieser Wahl weiterhin an dem Katalog festgehalten, auch wenn es bedeutet hätte, viel von seinen eigenen Geldmitteln einzusetzen, oder sogar neue Schulden zu machen – oder hätte er sich entschieden, den Gewinn, der 700.000.000 $ über seiner ursprünglichen Investition von 1985 lag, einzukassieren?

David gegen Goliath 2
… und für eine kurze Zeit gewann David.

Die Antwort scheint logisch, bis wir die möglichen Langzeit-Gewinne des Katalogs im Gegensatz zu einer einmaligen Zahlung überdenken, die, egal wie hoch sie auch auf dem Papier erscheinen mag, im Musikgeschäft schnell zerronnen sein kann, es braucht dazu nur eine schlechte Investition oder einen hohen Kredit, um sie zunichtezumachen. Die Wahrheit ist, dass wir nicht wissen, wie Michael sich in dieser Situation verhalten hätte, oder wie seine zukünftigen, den Katalog betreffenden Handlungen ausgesehen hätten, aber wenn wir Beständigkeit als ein Indiz ansehen, dann wissen wir, dass er immer vorausschauend das größere Resultat im Auge hatte. Auch wenn es Lebensumstände gab, die ihn dazu zwangen, kurzfristigere Lösungen einzugehen, wissen wir, dass es nur wegen dieser Umstände geschah, und nicht, weil es das war, was er wollte, oder weil es letztlich aus seinem eigenen Interesse heraus geschah. Wäre es nach Michael gegangen, hätte er wahrscheinlich wortwörtlich Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um zu vermeiden, seinen Anteil des Sony/ATV Katalogs abzugeben. Ich glaube, ich spreche für viele seiner Fans, wenn ich sage, es schmerzt am meisten, dass dieser Umstand wieder die Tatsache bewusst macht, dass Michael nicht mehr hier ist, um diese Entscheidungen selbst zu treffen, und es anderen überlassen ist, von denen wir nur hoffen können, dass sie im besten Interesse seiner Wünsche und seiner Kinder handeln – und das wird immer eine zerbrechliche Hoffnung mit nur wenigen Garantien sein.

Ironischerweise legte auch Joe Jackson in einem untypischen, zustimmenden Statement ein gutes Wort für das Estate ein:

Im Namen meiner Frau und mir möchte ich gerne persönlich den Verwaltern des Estates meines Sohnes für diesen tollen Job danken. Den Musikkatalog am oberen Ende des Marktwertes von über 750 Millionen Dollar zu verkaufen, hat die finanzielle Zukunft von Michaels Kindern, Prince, Paris und Blanket, mehrfach abgesichert. Es ist der Traum eines jeden Vaters, seine Kinder finanziell abzusichern. Das war der Grund dafür, dass ich in meinen jungen Jahren zwei Arbeitsplätze hatte und mich gleichzeitig durch die Entertainment-Welt kämpfte. Auch wenn mein Sohn Michael Jackson heute nicht mehr bei uns ist, weiß ich doch, dass er vom Himmel als stolzer Vater auf seine Kinder herabsieht, in dem Wissen, ihr Leben finanziell abgesichert zu haben.

Das ist allerdings ein vollkommen anderer Ton, als der, den er noch in seinem Interview mit Piers Morgan 2013 anschlug!

Michael Jackson’s Father, Joe Jackson – Piers Morgan Interview January 30, 2013

Sehen wir aber wieder auf die langfristige Entwicklung, ist die Zukunft der Kinder gerade sehr viel wackeliger geworden. Ein positiver Aspekt ist, dass Prince und Paris bald das Erwachsenenalter erreichen, und in der Lage sein werden, Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Eine endlose Einnahmequelle wurde durch eine definitive Summe ersetzt, die sich schließlich auflösen kann – es sei denn, die Kinder haben etwas vom Geschäftssinn ihres Vaters mitbekommen, und lasst uns in ihrem Interesse hoffen, dass es so ist.

Allem voran denke ich, dass das, was die meisten von uns empfinden, ein Gefühl der Hilflosigkeit ist. Das ist, was ich empfinde – dieses Gefühl, dass wir, egal, wie sehr wir uns eine andere Wendung der Dinge wünschen, einen vergeblichen Kampf gegen etwas viel Mächtigeres führen, gegen ein Großunternehmen und seine Billionen Dollar.

Der Stolz, mit dem Michael als „David“ im Grunde ein Stück von „Goliath“ genommen und besessen hatte, war ein Stolz, den wir alle, die ihn lieben und bewundern, nachempfinden konnten. Die Übernahme des Sony/ATV Katalogs war mehr, als nur das großartigste Geschäft in Michaels Karriere, es war, wie ich schon sagte (aber es ist eine Wiederholung wert), die symbolische Versinnbildlichung dessen, was passieren kann, wenn ein Underdog tatsächlich den amerikanischen Traum wahr macht. Man kann auf viele andere solcher symbolischen Eckpfeiler in Michaels Karriere verweisen, von der Zahl der verkauften Alben, hin zu den gewonnenen Auszeichnungen. Aber solche Meilensteine haben viele Künstler erreicht. Was Michael durch die Übernahme dieses Katalogs erreichte, war etwas viel Größeres – es beförderte ihn von einem phänomenalen, erfolgreichen Musik-Entertainer zu einer mächtigen Business-Ikone.

Von diesem Zeitpunkt an konnten die Medien ihn heruntermachen und schikanieren, aber sie konnten nicht ignorieren, was er erreicht hatte, wenn sie auch diesen Fakt so oft wie möglich herunterspielten. Tatsache war, er „besaß“ einen großen Prozentsatz der Musikindustrie – sie wussten es alle, und sie fürchteten es. Wie ein Fan auf Twitter schrieb, als Antwort auf die Frage, warum es für Michaels Fans so viel bedeutet, diesen Besitz zu haben: „Weil wir all den übereifrigen Fans anderer Künstler sagen können, dass Michael ihren Hintern besitzt.“

Eine Sache, die ich anbieten kann, auch wenn es im Moment kein großer Trost ist, ist, dass der Verlust von Michaels Anteil am Sony/ATV nichts an der Tatsache ändert, dass er ihn besaß, und es eine Leistung seines Lebens und seiner großartigen Karriere ist, die für immer in Stein gemeißelt bleiben wird. Wir müssen uns nur die Menge von Artikeln ansehen, die herauskamen, nachdem die Nachricht bekannt wurde, um zu einem unbestreitbaren Fakt zu kommen – einem, den kein Medien-Outlet leugnen konnte – und das ist der Fakt, dass es – egal, wie man persönlich zu Michael Jacksons Kaufaktion des Katalogs von 1985 steht – ein verdammt gutes Geschäft war.

Michael Jackson They Don't Care About Us
Was er erreichte, bleibt für die Nachwelt erhalten. Niemand kann es leugnen!

Wie sein Vermächtnis letztlich durch diesen Verkauf beeinflusst wird, bleibt abzuwarten. Wie ich schon sagte, „HIStory“ wird sich dadurch nicht ändern – die Welt weiß, was er tat und was er erreichte. Das ist der gute Teil. Dann müssen wir auch bedenken, dass, auch wenn Michael noch leben würde, der Erhalt dieses Wertes und der Profit daraus niemals garantiert wären. Michael wusste um die Vereinbarungen von 2006, die er unterschrieb und die es Sony ermöglichte, jederzeit seinen Anteil zu kaufen. (auch wenn er es wahrscheinlich mit der Überzeugung unterzeichnete, dass diese Option nie ausgelöst würde, oder er in der Position sein würde, um Sonys Anteil zu kaufen, falls es passieren würde.)

Dann gibt es da auch noch den Copyright-Act of 1976, der es den Beatles und vielen anderen Klassikern des Katalogs ermöglicht, die vollen Vermarktungsrechte zurückzubekommen.

Bisher gab es wohl noch keinen massenhaften Abzug von Künstlern vom Katalog, aber die Auswirkungen dieses Copyright-Gesetz werden in den Profiten des Katalogs zu spüren sein, es sein denn, es gibt einen nie endenden Strom von neuen Talenten, die bei Sony unterschreiben und die genauso profitabel sind, wie die klassischen Musiker es waren (lasst uns jedoch nicht vergessen, dass dieses auch Rechte zum Musik streamen einbezieht, was als die kommende Welle gesehen wird).

Ich weiß, das ist trotzdem keine Versicherung, um den bitteren Geschmack des Gefühls, dass Sony das letzte Wort und den letzten Lacher hatte, zu versüßen. Dazu kann ich nichts anderes anbieten, als zu sagen, dass ich die Frustration, die Wut, die Empörung und Hilflosigkeit teile, die viele Fans jetzt empfinden. Ich glaube nicht, dass sich das allzu schnell abschwächen wird. Michael war nicht nur irgendein superreicher Prominenter. Er war ein Prominenter, der hart gearbeitet hat, und durch seine eigene Zielstrebigkeit und Entschlossenheit ein Geschäftsimperium aufgebaut hat. Es war ein Imperium, das, auch wenn es am Ende mit Schulden belastet war, weiter bestand, hauptsächlich, weil Michael dafür kämpfte, viele dieser Vermögenswerte zu behalten, auch wenn es der einfachere Weg gewesen wäre, irgendeinen davon in Geld umzuwandeln. Man könnte argumentieren, dass das 2006 mit Sony unterzeichnete Abkommen – so zu sagen ein Geschäft mit dem Teufel – ein letzter Versuch war, an diesem Wert festzuhalten, egal mit welchen Mitteln. Genau deshalb ist es nun so frustrierend, Zeuge von dem zu werden, das viele Fans nur als schrittweisen Abbau dieses Imperiums wahrnehmen. Gehen wir nur nach den rechtlichen Vorschriften dieser Vereinbarung, die Michael 2006 unterzeichnete, dann kann man dem Estate Sonys Entscheidung, die Klausel auszulösen, nicht ankreiden. Aber es bleiben dennoch 3 verwirrende Fragen, die von den Fans zu Recht gestellt werden, nämlich:

Wie wirkt sich Brancas Interessenkonflikt als Aufsichtsrat von Sony darauf aus? Ist dieses Geld einfach dazu bestimmt, die IRS Steuerschulden des Estates zu tilgen? Und hätte das Estate es sich nicht leisten können, ihr Recht geltend zu machen, und Sonys Teil aufzukaufen, wenn man es nur wirklich gewollt hätte?

Für die letzte Frage müssen wir bedenken, ob es das wert gewesen wäre, da die Millionen, die man dazu gebraucht hätte, direkt aus den Taschen von Michaels Erben gekommen wären. Michael könnte dem zugestimmt haben, aber wir können es nicht wissen, und tragischerweise ist er nicht hier, um diese Entscheidungen zu treffen. Ob dieses Geld direkt dazu verwendet werden wird, Brancas Steuerschulden zu begleichen, anstatt Michaels Kindern zuzukommen, wird sich erst mit der Zeit herausstellen. Zu dieser Sache stellt sich jedoch durchaus die beunruhigende Frage, wie ein 700 Millionen schweres Estate, das angeblich vor 4 Jahren schuldenfrei war, zu so einer IRS Forderung kommt.

Es ist leicht, sich in Zeiten wie diesen frustriert und hilflos zu fühlen, denn wir sind alle stolz auf Michaels Leistungen, und solche Verluste treffen uns persönlich – ich denke, das ist etwas, was nicht viele andere Fangruppen mit uns gemeinsam haben. Wenn ein kleines Stück von Michael verloren geht – oder wie in diesem Fall, ein riesengroßes Stück, fühlt es sich an, als hätten wir damit auch ein winziges Stück von uns verloren. Ich verstehe das. Auch ich fühle es so.

Aber wenn man sich alle Zusammenhänge ansieht, müssen Fans auch verstehen, dass wir angesichts der Macht und Interessen von Großkonzernen (und auch ihrer Gier) nur wenig unternehmen können, um solche Vorgänge zu beeinflussen. Deshalb (mit einem tiefen Seufzer an der Stelle) habe ich mich damit angefreundet, mich der Sache philosophisch zu nähern. Entweder können wir viel Energie dazu verschwenden, uns über Dinge, die wir nicht ändern können, aufzuregen und zu ärgern, oder wir können unsere Energie auf die positiven Dinge lenken, die wir beeinflussen können. Wie ich immer betone, sind es zwei Arten, auf die wir Michaels Legacy am besten unterstützen können: Weiterhin seine Musik zu feiern (die für die Ewigkeit ist) und seine Arbeit für unseren Planeten fortzuführen. Dieses sind, unter allen sonstigen Dingen, die beiden, die uns mit Gewissheit bleiben werden und vielleicht alles, was wirklich wichtig ist.

Michaels Vermögenswerte sind wie jeder materieller Besitz eines jeden Königreichs dazu bestimmt, früher oder später den Weg des Ozymandias (Anmerkung Übersetzer: Vergänglichkeit der irdischen Dinge) zu gehen. So wie Graceland und Strawberry Fields eines Tages zu Staub zerfallen werden, so wird es auch Neverland. Was überdauern wird, ist seine Kunst; die Magie, die er uns schenkte, und die Musik, über die wir auch noch in hundert Jahren sprechen werden. Keine noch so große unternehmerische Habgier kann uns das jemals nehmen. Ich weiß, dass diese Worte jetzt nur ein dürftiger Trost sind, und sie nehmen nicht das bittere Gefühl der Ereignisse weg. Sie beabsichtigen auch nicht, die verstörenden Fragen darüber zu mildern, ob Michael tatsächlich für seine Vermögenswerte gestorben ist. Auch wenn ein Teil von mir immer an das grundsätzlich Gute im Menschen glauben möchte, muss ich realistisch bleiben. Wir sprechen trotz allem von der Musikindustrie, und im Gegensatz zu der von den Medien gerne verbreiteten Meinung, glaube ich nicht eine Minute daran, dass Michaels Ängste, für seinen Katalog ermordet zu werden, nur Paranoia waren. Diese Ängste entstanden durch die Realität, die er erlebte und die er nur zu gut kannte.

Was ich damit wohl wirklich sagen will ist, dass wir als Fans nur bestimmte Dinge kontrollieren können, und es sinnlos ist, wenn wir um solche Dinge, die nicht unter unserer Kontrolle sind, weinen und wertvolle Energie daran verschwenden. Viele Fans sagen jetzt, dass der Verlust von Michaels Sony/ATV Teil an Sony unabwendbar war. Wir werden nie gegen die Interessen von Sony kämpfen können; sogar Michael konnte es nicht, nicht ganz, obwohl er es beherzt und couragiert versuchte. Zudem gibt es dazu zwei unterschiedliche Gedankengänge, die in der letzten Woche ausführlich diskutiert wurden. Einmal, dass der Katalog als ein Sinnbild für alles, wofür Michael gekämpft hat, um jeden Preis behalten werden sollte, und der andere, der sagt, es ist besser, dass dieses Ding, das ihm so viele Qualen brachte, endlich verschwunden ist. Es ist schwer zu sagen, was ich wirklich denken soll, da in beiden Argumentationen ein Stück Wahrheit liegt. Und es ist unmöglich, vorauszusagen, wie Michaels eigene Entscheidung ausgesehen hätte. Manche sagen ohne zu zögern, Michael hätte niemals verkauft, obwohl er öfter den Katalog als Sicherheit hinterlegte und sich des damit verbundenen Risikos wohl bewusst war. Immer wieder wurde er aus diesen Notlagen gerettet, doch oft nur um den Preis noch größerer Schulden und am Ende auch noch ohne die Garantie, dass ihm der Katalog nicht jederzeit weggenommen werden könnte.

Hätte Michael 2006 nicht dieses Abkommen mit Sony unterzeichnet, hätte Sony jetzt nicht diese Klausel auslösen können, um seinen Anteil zu kaufen, aber hätte er nicht unterzeichnet, hätte er schon 2006 seinen Anteil verlieren können. Am Ende war es eine Situation, in der er nicht gewinnen konnte, es erscheint, dass er damit einfach nur Zeit gewonnen hat. Das erleichtert jedoch keinesfalls die Fragen, die wir dennoch stellen müssen: Warum das Estate behauptet, Geld zu brauchen, um aus den roten Zahlen zu kommen, obwohl sie doch angaben, das Estate sei schon vor 5 Jahren schuldenfrei gewesen. Und es beantwortet auch nicht die verstörende Frage, warum die ausgehandelte

Summe fast auf den Dollar genau mit dem Betrag übereinstimmt, der Berichten zufolge dem IRS geschuldet wird. Natürlich könnte man argumentieren, dass nichts von Michaels Vermögenswerten und Geld noch einen Wert hätte, vor allem nicht für seine Erben, wenn es von der Steuerbehörde beschlagnahmt würde. Aber das führt nur zu noch mehr beunruhigenden Fragen bezüglich des Managements des Estates, und ich denke, wir sind es Michael schuldig, diese nicht völlig auszublenden. Dennoch weiß ich auch, dass es nicht möglich ist, mit einem von Verbitterung beschwerten Herzen über Ereignisse, die wir nicht kontrollieren können, und mit einem Tunnelblick, weiter voranzugehen. Wie ich schon sagte, das Einzige, das wir garantiert sicher haben, ist Michaels Kunst, und diese wird für zukünftige Generationen weiter bestehen, noch lange, nachdem der Rest vergessen ist. Und das ist es, worauf wir alle unsere Bemühungen und all unsere Energie fokussieren müssen.

Auch wenn mein Herz angesichts dieser Entscheidung schwer ist, gibt es dennoch so viel zu feiern.

In Brüssel haben sich nach den jüngsten Terrorattacken die Menschen versammelt und „Heal The World“ gesungen:

Brussels vigil-goers sing Michael Jackson’s ‚Heal the World‘

Dieser helle Fleck in einer ansonsten unruhigen Woche erinnerte mich an Michaels unbesiegbaren Geist und auch an die wunderbare Unverwüstlichkeit eines musikalischen Erbes, das immer weiter Hoffnung in eine verstörende Welt bringt. In einer Woche, in der ich zusätzlich zu einer persönlichen Tragödie (Ich verlor einen Freund durch einen Autounfall) von den erdrückenden Entwicklungen des MJ Estates erfuhr und dann noch von den tragischen Ereignissen in Brüssel, war dieses ein Anblick und ein Klang, der einmal mehr mein unerschütterliches Vertrauen daran zu glauben, dass auch das vorbeigehen wird, gefestigt hat.

Michael Jackson Dangerous Tour
Seine Siege waren auch unsere Siege.

Dennoch schreibe ich all das mit einem bitter-süßen Gefühl. Michael hinterließ seinen Fußabdruck in dieser Welt. Er hat geleistet, was er geleistet hat. Er hat erreicht, was er erreicht hat. Ich denke, viele befürchten, dass diese neuste Entwicklung auf irgendeine Weise seine Errungenschaften und die Macht, die er einst in der Musikindustrie besaß, auf zu nicht mehr als eine Fußnote schrumpfen lassen könnte. Das wird nicht passieren. Noch ist es wahrscheinlich, dass es sich sofort auf den Reichtum des Estates auswirkt, wie man es in Zack O’Malley Greenburgs neusten Artikel in Forbes lesen kann:

Es ist dieser Geschäftssinn, der Jackson dabei half, in seinem Leben über 1 Billion Dollar zu verdienen, und auch mehr als 1 Billion nach seinem Tod, und das noch vor dem Verkauf des Sony/ATV Katalogs. Seine Ausbeute in diesem Jahr ist jetzt schon das höchste Einkommen eines Entertainers, das von Forbes je gemessen wurde. Wenn sich der Staub gelegt hat, könnten Jacksons gesamte Einnahmen, vor und nach dem Tod, bald die 3 Billionen Dollar-Marke überschreiten.

Während ich all dem, was Greenburg über Michaels Geschäftssinn sagt, zustimme, bin ich dennoch nicht von den Lobpreisungen überzeugt, die diesen Verkauf als Gewinn für beide Seiten bejubeln. Ganz sicher können diese Versicherungen nicht den bitteren Stachel lindern, zu wissen, dass der Anteil dieses Multi-Billionen-Dollar Wertes, der einst Michael gehörte, jetzt zurück an den Konzern geht, den er lange Zeit als „den Feind“ ansah.

Unabwendbar, vielleicht. Gerechtfertigt? Das ist der Punkt, wo alles wesentlich schwärzer aussieht.


Übersetzung: M.v.d.L & Doris


* Der Link http :// www. allforloveblog .com/index.php /2016/03/24/ the-loss-of-sonyatv-what-does-it-mean-for-michaels-legacy-and-for-us/ funktioniert leider nicht mehr.

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Kommentare

3 Antworten zu „Michael Jackson: Der Verlust von Sony/ATV”.

  1. Avatar von Stefan Nowotny
    Stefan Nowotny

    Sony hat am Ende leider gesiegt, weil Michale Jackson starb. Und Branca ist nicht zu trauen.

  2. Avatar von Stefan Nowotny
    Stefan Nowotny

    Greenburg ist doch auch nur von den Parasiten Branca und Co. gekauft!

  3. habe in dem Buch „Make that change“ gelesen, daß seine (MJ) Familie John Branca nie als Nachlaßerben anerkannt hat. Da das „Testament“, welches er nach MJ Tod vorzeigte, viele Fehler und Unstimmigkeiten aufwies (z.B.Namen der Kinder falsch geschrieben/ Datum/Ort nachweislich falsch angegeben) Außerdem haben die unterschriebenen Seiten lange gefehlt und wurden nachgereicht. Und MJ hat all seinen engsten Leuten immer gesagt, daß er nie wieder etwas mit J.Branca zu tun haben wolle. Warum sollte er ihn dann in seinem Testament aufführen??
    Mit diesem Hintergrund wird die Geschichte mit dem Katalog noch gruseliger!

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